Whiskey, Nüsse und eine Geschichte
Na komm rein. Setz dich. Ist ja 'nen Höllensturm da draußen, was? Nun guck doch nicht so. Komm endlich rein und mach's dir bequem.
Was darf's sein? Bier, Rum, Whiskey? Darfst du überhaupt schon trinken? Siehst so jung aus. Ha! Kleiner Witz. Hier, lass es dir schmecken.
Bin ehrlich überrascht dich hier zusehen. Kommen nicht mehr viele durch. Durch unsere kleine Stadt. Ja, die Straßen sind gefährlicher geworden und überall lauern Banditen und anderes Gekröse. So wie du aussiehst, kommst du sicherlich aus der großen Stadt, was? Ja, dachte ich mir. Sieht man dir einfach an. Das Leben dort is längst nicht so rau, wie bei uns in den Außengebieten.
Woran ich das erkannt habe? Dein Gesicht. So glatt wie der Arsch eines Neugeborenen! Ha, ha, ha! Na komm, trink noch einen. Geht aufs Haus.
Auch wenn der Kaiser hier für Ruhe sorgt, so ist es einfach nicht mehr gleiche, was? Früher noch, in der alten Zeit, als die Stillen auf uns aufgepasst hatten, war das alles anders.
Wer die Stillen sind? Herrje, musst ja wirklich noch 'nen junger Hüpfer sein. Aber gut. Is ja auch jetzt fast dreißig Jahre her.
Wobei die Frage jetzt eher lauten muss: Wer waren die Stillen? Ha! Glaub mir, mit denen würde es hier anders aussehen. Da würden es sich Banditen und Monster viermal überlegen, ob sie unter ihren Steinen heraus gekrochen kommen.
Die Stillen waren ein Orden, musst du wissen. Ein Orden, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte das Gleichgewicht der Welt zu bewahren. Ob Licht oder Schatten, Ungerechtigkeit und Gerechtigkeit, ja sogar Leben und Tod. Sie hielten die Waage stets ausgeglichen. Und wenn sie dafür jemanden töten mussten, dann war das eben so. Dafür konnte wir aber alle wesentlich ruhiger schlafen. Vor allem hier in den Außengebieten. Ihr Schickimicki-Städter habt eure kaiserliche Garde und die Kirche und wir hatten die Stillen.
Tapfere Männer und Frauen, allesamt. Das kannst du mir glauben.
Hm? Wo sie jetzt sind? Tja, es gibt einige, die glauben noch immer, sie würden unter uns weilen. Versteckt, um dem Kaiser aus dem Weg zu gehen. Andere behaupten, keiner von ihnen hat das Dekret überlebt. Pah! Sie irren sich alle. Gestorben sind sie, ja. Aber nicht durch den Kaiser und seine Scheiterhaufen. Geopfert hatten sie sich, so siehst nämlich aus. Als vor dreißig Jahren Miseria... was für ein scheiß Name... auf die Idee gekommen ist, die Welt zu unterjochen. Das was man bis dato immer nur aus Büchern und Pamphleten her kannte, wurde zu jener Zeit wahr.
Kam auch noch aus ihren eigenen Reihen, diese miese Kanaille. Hat einfach die Macht, die sie durch den Orden bekommen hatte, missbraucht, um sich eine eigene Armee zu erschaffen. Aber da hatten die Drei auch noch ein Wörtchen mitzusprechen.
Wie, welche Drei? Na die Drei. Was bringen sie euch heutzutage nur bei? Ach ja, Stadtlügen. Die Drei waren diejenigen gewesen, die sich ihr entgegen gestellt hatten. Alles Mitglieder des Ordens und so unterschiedlich wie Bier, Rum und Whiskey.
Da war Gereon Aventurin. Oder besser bekannt als der Leichensammler. Ein Mann, so grimmig wie der Tod an Allerheiligen. Zu sagen, er hatte sich immer an die Statuten des Ordens gehalten, wäre eine gewaltige Untertreibung gewesen. Er war die Verkörperung dieser Regeln. Hat nichts gemacht ohne vorher alles abzuwägen. Auch wenn es die meiste Zeit nicht so ausgesehen hat. Wenn man schon weitem das Quietschen seines Karrens hörte, wusste man, dass wieder irgendwo die Kacke mächtig am dampfen war. Der Leichensammler wurde nur dann gerufen, wenn die anderen Stillen mit einem Problem nicht klar kamen. Oh ja. Mit fahlem Ross und quietschendem Karren.
Dann gab's da noch Aurelia Olariu. Eher bekannt unter dem Spitznamen Colt. Wer auf knarzendes enges Leder und rauchende Colts stand, der war bei an der richtigen Adresse. Dieses Mädel war nicht nur eine ausgezeichnete Schützin, sondern hatte auch noch ein Mundwerk wie ein verdammter Höllenhund. Gab selten Gelegenheiten, wo sie mal wirklich ernst war. Aber wenn...uhh, dann musste man sich die Büsche schlagen.
Der Dritte war ein Mann von eurer Kirche. Balthasar Ivan Naral. Ein verdammter Teufelskerl, mit dem Gemüt eines Heiligen. Kein Wunder, war er ja damals mal Kardinal. Zwar nur für eine Weile, aber das reichte ihm auch schon. Böse Zungen behaupteten, es ginge ihm lediglich um das Räucherfass und den Ring, aber die Wahrheit ist wesentlich... interessanter. Davon hast du wohl auch keine Ahnung, was? Dann lass mich dich mal aufklären.
Balthasar war nicht nur ein frommer Kirchenmann, er hatte sein Herz auch am rechten Fleck. Und das so sehr, dass er niemanden ablehnte, der zu ihm kam. So auch mit einer jungen Prostituierten. Cathleen Cosgrove oder wie sie später bekannt wurde: Teufelsass. Cathleen kam zu Balthasar, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Frei von Sünde und dem ganzen Quatsch. Und der Kirchenmann hat sie aufgenommen. Gab ihr Unterkunft, zu essen und mehr noch, eine Anstellung als seine persönliche Assistentin. Als er dann schlussendlich zum Kardinal ernannt wurde, stellte man ihm ein Ultimatum. Entweder er würde die Nutte loswerden oder exkommuniziert werden.
Warum, fragst du? Du hast ja echt keinen Dunst von dem was vor sich, oder? Eine Hure in Diensten eines Kardinals. Was für ein Skandal! Der Kirche war ihr Ruf schon immer genauso wichtig, wie das schröpfen ihrer Anhänger. Ist einfach 'ne Tatsache.
Wie dem auch sei. Balthasar entschied sich für Cathleen und verließ die Reihen der Kirche, um sich den Stillen anzuschließen. Er war einer der wenigen Mitglieder aus der Kirche, die zu ihnen gewechselt waren. Und nicht viele hatten seine Macht und seinen Anstand.
Ahh~ Ich kann an deinem Gesicht erkennen, dass du die Geschichte gerne hören würdest, was? Na, ist keine Schande. Darüber hinaus, ist das Wetter perfekt für eine derartige Geschichte. Und da du ohnehin der einzige Gast bist...
Komm. Setzen wir uns an den Kamin. Eine Falsche Whisky, um den Körper warm zu halten und hier... sogar noch ein paar Nüsse. Falls du Hunger bekommen solltest.
Tja... wo fangen wir an?
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