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Claire P.O.V
"Sorry, ich bin spät dran", sagte Chat Noir, als er um die Ecke geschlendert kam. Er schien ziemlich entspannt zu sein, was eigentlich schon fast bewundernswert war, in Angesicht der Tatsache, dass Ladybug und ich gegen eine verdammte Bösewichtin kämpften. Sie schien einmal eine Eiskunstläuferin gewesen zu sein, bevor sie akumatisiert wurde. Das wusste ich nicht, weil ich zufällig Profi, in allem was Wintersportarten anging war, sondern einfach nur, weil ich in meiner Beobachtungsgabe nicht zu übertreffen war; ihre Schlittschuhe verrieten sie. "Findet ihr nicht auch, dass es hier etwas zu warm ist? Wie wär's, wenn ich die Sache etwas abkühle?" Sie grinste grausam und streckte die Hand in unsere Richtung, was bewirkte, dass der Boden unter unseren Füßen zu Eis gefror. Na ja, zumindest unter denen von Ladybug und mir. Chat Noir stand etwas abseits und wurde dadurch nicht vom Blitzeis überrascht. "Hey, ignorierst du mich etwa? Hör auf, mir die kalte Schulter zu zeigen", scherzte er und grinste breit. "Keine Sorge, dich habe ich nicht vergessen", kam es von Ice Queen, wie wir erfahren hatten. Sie zeigte mit dem Finger auf Chat, dessen Füße sofort am Boden festgefroren waren, sodass er sich nicht mehr von der Stelle bewegen konnte. "Na, hast du jetzt kalte Füße bekommen?", lachte sie mit einem unuberhörbar gehässigen Unterton in der Stimme. Mist, ich ließ mich schon wieder ablenken. Der Unterton ihres schiefen Lachens oder die dunkelgrünen Sprenkel in Chats Augen durften mir im Moment herzlich egal sein, immerhin hatte ich meine eigenen Probleme, mit denen ich erstmal fertig werden sollte. Ich kam durch das Glatteis nämlich nicht mehr wirklich von der Stelle. Für einen Außenstehenden sah es vielleicht ganz lustig aus, wie ich bei meinen Aufstehversuchen jämmerlich scheiterte und ständig auf den Hintern fiel, aber für mich war es der reinste Graus. Ladybug hatte es inzwischen geschafft, wieder auf den Füßen zu stehen, als Ice Queen zur Tat schritt und sie in einen riesigen Eisblock einfror. "NEIN!", schrien Chat und ich zugleich. Er versuchte krampfhaft, seine Füße aus dem Eis zu befreien, während ich aufstand und wie erwartet, sofort wieder auf's kalte Eis knallte. Moment, ich war doch ein Eichhörnchen und die laufen doch für gewöhnlich auf vier Pfoten. Also machte ich auch die Hände auf den Boden und lief vorsichtig zu Ice Queen. Chat hatte sich nach kurzer Zeit befreit und schlitterte zu Ladybug. "Jetzt reicht's!", rief ich wütend und warf meinen Bumerang nach Ice Queen. "Du hast keine Chance gegen mich. Ich mach dich kalt." Sie wehrte ihn ab und kam zu mir herüber geschlittert. Und da erkannte ich sie. Sie trug den selben Haarschmuck, wie das Mädchen, das gestern beim Eiskunstlauf sabotiert wurde und deshalb nicht auf dem Treppchen landete. Und es war ja sonnenklar, dass Chloe die Übeltäterin war. Was konnte man auch anderes von ihr erwarten, immerhin war sie für dreiviertel der akumatisierten Bösewichte verantwortlich. Da war es doch verständlich, dass das Mädchen so außer sich war. "Corine Johnson?", vergewisserte ich mich und trat einen Schritt zurück. "Ich bin nicht Corine, sondern Ice Queen", rief sie und schoss mit einem Eistrahl auf mich. Zum Glück konnte ich noch rechtzeitig ausweichen und schlitterte unsicher etwas nach hinten. "Katerklysmus", hörte ich aus dem Hintergrund und schon bald standen Chat Noir und Ladybug neben mir. "Der Akuma! Er ist in ihrem Haarschmuck", sagte ich den beiden, ohne den Blick von Ice Queen abzuwenden. "Alles klar, dann fährt die Katze mal ihre Krallen aus", kam es von Chat Noir. Er sprintete auf Ice Queen zu, wich ihren Eisstrahlen geschickt aus und brachte sie schließlich zu Fall. Ich ging auf allen Vieren zu ihm, um nicht wieder hinzufallen, und nahm den Haarschmuck aus ihrer kunstvoll hochgesteckten Frisur. "Nein!", rief sie und versuchte sich von Chat loszureißen, was ihr jedoch genauso gut gelang, wie mein Versuch, sich auf zwei Beinen über das Eis bewegen zu wollen. Ich warf den Schmuck zu Ladybug, die kräftig darauf trat, den Akuma einfing und ihn als weißen Schmetterling wieder frei ließ. Danach war sämtlicher Schaden wieder beseitigt und Ice Queen wurde zu Corine Johnson. Sie schaute uns nacheinander verwirrt an, stand dann auf und ging, ohne noch ein Wort zu verlieren. "Das war anstrengend", keuchte Chat Noir und wirkte zum ersten Mal, seid ich ihn kannte, erschöpft. "Sag bloß nicht, dass du jetzt schon Muskelkater hast", lachte ich und knuffte ihn am Arm. "Keine Chance, davon träumst du", konterte er und grinste schief. "Na dann, ich habe nur noch eine Minute, bis ich mich zurück verwandle. Man sieht sich", verabschiedete sich Ladybug und war im Nu verschwunden. Auch Chat Noir machte sich aus dem Staub und ich blieb allein zurück. Ich schaute noch einen Moment in die Richtung, in die beide verschwunden waren, und machte mich dann auch auf den Weg nach Hause. Gerade, als ich durch mein Zimmerfenster gesprungen war und wieder mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand, verwandelte ich mich wieder in die gute, alte Claire zurück und fing meinen erschöpften Kwami auf. "Das war knapp", keuchte Risu und setzte sich auf. "Das kann man laut sagen", lachte ich und ging zu meinem Schreibtisch, um ein paar Haselnüsse zu holen. "Claire!", rief Julie und stürmte in mein Zimmer. Schnell versteckte sich Risu unter meinem Schreibtisch und ich stellte mich schützend davor. "Wir hatten doch besprochen, dass du anklopfen sollst", beschwerte ich mich und stand wie angewurzelt vor meinem Schreibtisch. "Ja ja", sagte sie nur und ließ sich auf mein Bett fallen. "Claire, du wirst es nicht glauben. Ich habe gerade das neuste Video vom Ladyblog angesehen und Alya ist tatsächlich immer noch nicht weiter gekommen, was die Identität von Ladybug angeht." Weiterhin wie tiefgefroren stand ich da und räusperte mich verlegen. "Und warum erzählst du mir das?", wollte ich wissen und verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere. "Ganz einfach, nichts gegen Alya, aber Paris braucht jemanden, der die Fakten darlegt und sich das einzig Logische zusammenreimt", stolz straffte meine Schwester ihre Haltung. "Und das sollst du sein?", ungläubig zog ich eine Augenbraue in die Höhe und musste ein Lachen unterdrücken.
"Nichts für ungut, aber dir würde ich das nicht mal im Entferntesten zutrauen. Letztes Jahr hast du noch felsenfest darauf bestanden, dass es Einhörner wirklich gibt und allem, wo auch nur ein Hauch von Logik enthalten ist, kehrst du den Rücken zu. Ich bitte dich, wenn es überhaupt möglich wäre, Ladybugs wahre Identität herauszufinden, hätte Alya es schon längst geschafft. Ich möchte dich doch bloß davor bewahren, Hals über Kopf irgendwelche Vermutungen aufzustellen, die sich dann als falsch herausstellen." Fürsorglich legte ich ihr eine Hand auf die Schulter. Julie schaute auf und ich erschrak etwas bei der Kälte, die ihr Blick vermittelte. Sie schlug meine Hand von ihrer Schulter und stand auf. "Claire, du bist doch meine Schwester! Warum kannst du denn nicht einmal hinter mir stehen? Aber das ist bei dir natürlich nicht drin, du machst dich nur über mich lustig!"
"Nein, Julie das-"
"Erspar' mir deine gespielten Entschuldigungen, ich werde schon herausfinden, wer die Helden Paris' sind und dann macht sich keiner mehr über mich lustig!" Wütend stapfte sie aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Verzweifelt schaute ich zu Risu, die langsam unter meinem Schreibtisch hervor kam. "Oh nein, vielleicht habe ich es ein bisschen übertrieben", murmelte ich und schaute schuldbewusst Richtung Tür.
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