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Claire P.O.V
"Mal wieder ein voller Erfolg", sagte Risu, als ich mich wieder zurück verwandelt hatte. "Ja, der Meinung bin ich auch. Aber findest du es nicht auch komisch, dass ich Ladybug bei unserer ersten Begegnung bekannt vorkam?", fragte ich meinen Kwami. Sie zuckte nur mit den Schultern. Langsam breitete sich soetwas wie Skepsis in mir aus. Ob Ladybug mich im echten Leben kannte? Woher hätte sie mich sonst kennen sollen? Immerhin hatte ich mich bisher nur im Hintergrund aufgehalten. Vielleicht wusste ja Risu etwas, was sie mir nur nicht verraten wollte... Nein, wäre da etwas, was ich wissen sollte, hätte sie es mir schon längst erzählt.
Ich beeilte mich, um rechtzeitig mit den anderen in den Klassenraum zu gehen, damit keiner bemerkte, dass ich weg war. Der restliche Schultag war wieder gewohnt langweilig.
Nach dem Unterricht atmete ich erleichtert auf. Endlich war der Schrecken vorbei. "Wo warst du eigentlich während des Feueralarms?", wollte meine Schwester wissen, als wir auf dem Heimweg waren. "Was?!" Ich hätte nicht gedacht, dass irgendjemand merken würde, dass ich weg war. "Glaubst du etwa, ich merke nicht, wenn du dich aus dem Staub machst?", fragte sie und lächelte. "Natürlich nicht", antwortete ich und lachte nervös. "Ich war... ähm... mal für kleine Königstiger."
"Während des Feueralarms?", Julie zog ungläubig eine Augenbraue in die Höhe. Ich nickte nur und sie ließ es darauf beruhen. Hoffentlich schöpfte sie keinen Verdacht.
Zu Hause angekommen, verzog ich mich in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen. "Claire, was ist denn los?", wollte Risu wissen, angelte sich eine Haselnuss von meinem Schreibtisch und setzte sich dann neben mich. "Glaubst du, dass Julie Bescheid weiß?" Risu zuckte mit den Schultern und knabberte an ihrer Nuss. "Aber wenn sie es wissen sollte, könnte das echt gefährlich für sie werden."
"Was!?", rief ich panisch und schreckte hoch. "In wie fern?"
"Wenn jemand deine wahre Identität kennen sollte, wird Howk Moth seine Handlanger auch auf diese Person hetzen. Deine Schwester wäre total hilflos und du leicht erpressbar." Was für eine furchtbare Vorstellung. "Was soll ich tun?", fragte ich. Ich konnte Julie auf keinen Fall in Gefahr bringen. Auch wenn sie genauso alt wie ich war, fühlte es sich doch so an, als würde sie meine kleine Schwester sein und ich wäre für sie verantwortlich. "Gar nichts, wenn du sie darauf ansprichst, könnte es sein, dass sie sich in ihrer Annahme bestätigt fühlt. Also verhalte dich ganz natürlich", antwortete Risu und holte sich eine weitere Nuss. Ganz natürlich? War das ihr Ernst? "Hast du überhaupt eine Ahnung, wie schwer es ist, sich ganz natürlich zu verhalten, während ich ein riskantes Doppelleben führe?"
"Niemand hat gesagt, dass es einfach ist, eine Superheldin zu sein. Ladybug und Chat Noir haben mit den gleichen Problemen zu kämpfen, wie du."
"Ladybug? Das glaube ich kaum. Sie scheint ja alles super unter einen Hut zu bekommen und ich... ich habe schon allein mit der Schule Probleme. Und dann noch die Sache mit Miss Squirrel..." Risu ließ ihre Haselnuss fallen und setzte sich auf meine Schulter. "Das ist doch Unsinn, Claire. Du machst das alles super", versicherte sie mir und klopfte mir mit ihrer kleinen Pfote auf die Schulter. "Danke Risu."
Adrien P.O.V
"Was glaubst du, Plagg. Wer ist sie wohl wirklich?", fragte ich, während ich mir das neuste Video vom Ladyblog anschaute. Plagg saß auf der Couch und futterte ununterbrochen Camembert. "Woher soll ich das wissen?", schmatzte er und ich konnte deutlich ein Lächeln aus seiner Stimme heraushören. "Plagg, verschweigst du mir etwas?", wollte ich wissen und drehte mich zu ihm um. "Nein, natürlich nicht." Ich musterte ihn skeptisch, gab mich dann aber geschlagen und widmete mich wieder dem Ladyblog. Für's Erste ließ ich es darauf beruhen, aber mir war klar, dass Plagg mehr wusste, als er preis gab. "Tja Leute, das war's für heute, aber eure unerschrockene Reporterin wird natürlich weiterhin versuchen, herauszufinden, wer Ladybug wirklich ist", verabschiedete sich Alya und das Video war zu Ende. Ich schaltete den Laptop aus und setzte mich neben Plagg auf das Sofa. "Was guckst du so komisch?", schmatzte er und der Geruch von widerlichem Stinkekäse stieg mir in die Nase. "Ich versuche nachzudenken, aber bei diesem Gestank ist das kaum möglich", erwiderte ich und wedelte mit der Hand vor der Nase herum. "Ach komm schon, Adrien. Sei nicht so streng. Wenn du diesen Camembert probieren würdest, wärst du ganz sicher anderer Meinung", sagte mein Kwami und verschlang ein großes Stück auf einmal. "Na ja, das glaube ich kaum. Ich brauche unbedingt frische Luft." Ich stand auf und wandte mich zum gehen. "Warte auf mich!", rief Plagg und schlang noch den restlichen Käse herunter. Danach flog er schnell zu mir herüber und versteckte sich in der Innentasche meiner Jacke. Ich beschloss, mich in den Park zu begeben, da konnte ich immer am besten nachdenken. Gesagt, getan. Dort angekommen ließ ich mich auf eine der zahlreichen Bänke fallen und tat, wozu ich gekommen war. Warum fühlte ich mich bei Ladybug immer so wohl, aber wieso mochte sie Chat Noir nicht so sehr, wie ich sie? Wie ich aber inzwischen schon mitgekriegt hatte, hatte sie sich wohl etwas in Adrien verguckt. Warum ausgerechnet in Adrien? Als Adrien bin ich nicht ich selbst, sondern nur das nette Fotomodel, das von sämtlichen Mädchen angehimmelt wird, dabei will ich das doch gar nicht. Ich habe gar keine andere Wahl, als so zu sein, wie ich eben als Adrien bin, und das nur, weil alle es von mir erwarten. Als Chat Noir kann ich jedoch sagen, was ich will und tun, worauf ich Lust habe. Ich bin frei, also warum ist Ladybug so versessen auf Adrien? Wie gern würde ich ihr sagen, wer Chat Noir wirklich ist, aber leider ist das nicht möglich. Manchmal ist echt schwierig, meine wahre Identität zu verheimlichen, aber bis jetzt habe ich das ganz gut hingekriegt. Zumindest glaube ich das...
Plötzlich fing der Boden an zu wackeln und feine Eisblumen erstreckten sich über die Erde, was dafür sorgte, dass alle Leute, die noch im Park waren, panisch wegrannten. "Du musst hier weg", hörte ich eine bekannte Stimme hinter mir sagen. Ich drehte mich um und schaute direkt in die braunen Augen von Miss Squirrel. "Ich... Geht klar", sagte ich und nickte. Sie sprang davon und ich verzog mich hinter einen großen Baum. "Plagg, es ist wieder so weit." Mein Kwami kam aus der Innentasche meiner Jacke hervor, schaute dann aber erschrocken nach oben und versteckte sich wieder. "Ich hatte doch gesagt, dass du gehen sollst." Miss Squirrel stand vor mir und musterte mich skeptisch. "Lass die Superhelden mal ihre Arbeit machen, wir haben alles im Griff. Wenn du dich jetzt nicht aus dem Staub machst, fühle ich mich gezwungen, dich höchstpersönlich irgendwo einzusperren", drohte sie, lächelte dabei aber und stemmte die Hände in die Hüfte. "Nicht nötig, ich geh ja schon." Schnell sprintete ich um die nächste Ecke, vergewisserte mich, dass die Luft rein war und verwandelte mich dann in Chat Noir. "Showtime."
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