
☽ρяσℓσgυє☾
Ich stieg aus dem Auto aus und betrat zum ersten Mal mit all meinem Gepäck das große Gebäude, das nun vor mir lag. Ich war weder aufgeregt, noch war ich nervös – es war nicht das erste Mal, dass ich von einer Pflegefamilie zurück in ein Jugendheim musste. Man könnte praktisch sagen, ich war es gewohnt.
Die Tür wurde mir schließlich von einem großen, vollbärtigen Mann geöffnet, der sich mir schließlich als der Heimleiter vorstellte. „Niall, richtig?"
Ich nickte, als er mir seine rechte Hand entgegenstreckte, die ich allerdings nicht ergriff. Ich hatte genug von dieser gespielten, aufgesetzten Höflichkeit. Das war so unnötig! All diese Heuchler hoben meine Stimmung nicht wirklich an.
Wir standen in einem großen Raum mit einer Treppe aus Marmor, die nach oben – wahrscheinlich zu den Zimmern – führte. Viele Bilder hingen an den Wänden, so auch ein Foto von etwa zwanzig verschiedenen Jungen. „Das sind die Bewohner des Hauses", erklärte er, als er bemerkte dass ich das Bild musterte. Zumindest sahen diese ganz in Ordnung aus.
Ich fuhr urplötzlich zusammen, als ich aus irgendeinem Raum das Geräusch von zebrechendem Glas hörte. „Jungs!", ertönte sogleich eine vor Wut bebende Stimme aus der selben Richtung. Schließlich stolperten zwei kichernde Jungen aus einer Tür am Ende des Ganges und klatschten begeistert ein. Der Eine hatte lange, braune, lockige Haare und war in etwa so groß wie der Andere, der ebenfalls braune, dafür aber glatte Haare trug.
Der Heimleiter, dessen Namen ich noch immer nicht kannte, blickte mich schließlich entschuldigend an, ehe er sich an die Jungen wandte, die diesen noch immer nicht bemerkt hatten. „Harry, Louis!"
Obwohl den beiden anzusehen war, dass sie Respekt vor ihm hatten, hörten sie nicht auf zu lachen. Wo zur Hölle war ich hier nur gelandet?
„Was war es dieses Mal?"
„Nur ein Glas", winkte der Junge mit den Locken ab und grinste seinen Freund amüsiert an.
„Ihr habt ein wirklich außergewöhnliches Talent dafür, Dinge kaputt zu machen, Harry", er schüttelte seinen Kopf. „Ich dachte, ihr könntet euch wenigstens heute benehmen, um nicht gleich einen so chaotischen Eindruck bei Niall zu hinterlassen."
„Wer ist Niall?", fragte der Andere, der dann wohl den Namen Louis tragen musste, irritiert. Der Heimleiter deutete mit seinem Daumen kaum merklich nach rechts, wo ich immer noch vor dem Bild der Heimbewohner stand.
„Oh", stieß dieser nur hervor und machte einige Schritte auf mich zu. „Ich bin Louis."
Auch er streckte mir seine Hand entgegen, welche ich jedoch ergriff – bei ihm kam mir dieses ganze Getue nicht so gespielt vor.
Es dauerte nicht lange und ich fand auch den Jungen mit den braunen Locken vor mir. „Ich bin Harry", auch wenn ich das dem Gespräch bereits entnehmen konnte, schüttelte ich lächelnd seine Hand.
„Wir unterhalten uns später", ermahnte er die beiden und nickte mit seinem Kopf in die Küche. „Und jetzt helft Emma die Scherben aufzuräumen."
Wer war Emma? Eine Betreuerin?
Schließlich widmete er seine gesamte Aufmerksamkeit wieder mir und deutete auf die Treppe in der Mitte des Raumes. „Ich werde dir jetzt dein Zimmer zeigen, damit du in Ruhe auspacken und dich sortieren kannst. In etwa zwei Stunden, nach dem Essen, werde ich dir die Einrichtung zeigen und dir die Regeln erklären", wie ich diese geschwollene Sprache hasste.
Ich nickte nur, erwiderte kein einziges Wort und folgte ihm, einige Gänge entlang, die auf der linken Seite komplett verglast waren, sodass ich die Straße sehen konnte. In vielen Räumlichkeiten dominierte die Farbe braun, was eine sehr beruhigende Wirkung auf mich hatte.
Wir kamen an den verschiedensten Zimmern vorbei. An dem Musiksaal, einem Spielezimmer, in dem ein Billiardtisch, ein Kickerkasten und eine kleine Bowlingbahn vorhanden waren. An einem Fernsehzimmer, in dem sich ein Sofa und ein Tisch befand, auf dem fein säuberlich drei verschiedene Fernbedienungen der größe nach geordnet lagen.
Schließlich kamen wir an einem Zimmer vorbei, neben dessen Tür ein Schild hing. Harry und Louis.
Die beiden bewohnen also zusammen ein Zimmer.
Beckett und Liam stand auf dem nächsten.
Als wir rechts in einen weiteren Gang einbogen, war die linke Seite nicht mehr verglast, sondern ebenfalls mit Zimmern und Türen zu sehen. Tausende alte Vasen und Bilder zierten die Wände zwischen den verschiedenen Zimmern.
Zayn und Logan
Eric und Jessie
Ryan und Dylan
Namen über Namen, die mir noch nichts sagten. Bald allerdings werde ich sie mit Gesichtern verbinden können.
„Hier wären wir", er öffnete die Tür zu einem Zimmer, das noch keine Beschriftung hatte. „Du wirst es vorerst allein bewohnen."
Gut so., dachte ich insgeheim und betrat den Raum direkt nach ihm. Ein Bett stand in der rechten Ecke des Zimmers, auf dessen Nachttisch sich eine Lampe befand. Ein Schrank in der linken hinteren und eine Kommode in der rechten vorderen Ecke schmückten den Raum zumindest ein bisschen aus. Zwei Fenster, ein großes und ein Kleines, befanden sich jeweils links und rechts von mir.
Die Wände waren in cappucinobraunen Farben gestrichen worden und alles in allem machte es auf mich – verglichen mit anderen Heimen – einen ganz netten Eindruck. Trotz allem wäre ich lieber woanders.
„Ich lasse dir jetzt Zeit, deine Sachen auszupacken und dich zu sammeln, wir treffen uns in zwei Stunden unten", ich hörte ihm gar nicht zu. „Du findest dich hier relativ einfach zurecht, da es nur eine sehr kleine Einrichtung ist."
Ich nickte nur, woraufhin er fortfuhr: „Ich bin übrigens Bob", versuchte er sein Glück erneut. „Wir duzen uns hier alle, das macht die Atmosphäre etwas gemütlicher, freundlicher und vertrauter."
Wieder nickte ich. Würde er mich bitte endlich in Ruhe lassen?
„Na gut", redete er weiter, als er scheinbar bemerkt hatte, dass mir nicht nach Reden war. „Wir sehen uns in zwei Stunden."
Ich suchte das Zimmer mit meinen Augen nach einer Uhr ab und fand sie schließlich auf dem Nachttisch. In Ordnung. Wenn es nun elf Uhr war, würde ich gegen ein Uhr wieder nach unten gehen müssen. Genug Zeit also, um mich mit dem Zimmer anzufreunden. Ich hatte keine Ahnung, ob und wie lange ich bleiben würde, aber ich wusste, dass ich nach meiner letzten Aktion wohl nicht mehr sonderlich schnell eine Pflegefamilie finden würde, die sich das freiwillig antat.
Noch hinzu kam, dass ich bereits siebzehn Jahre alt war – wer wollte einen fremden Jugendlichen mit siebzehn Jahren bei sich aufnehmen? Niemand.
Ich warf einen Blick auf das Fenster, das ich vorsichtig zum ersten Mal öffete und meinen Kopf nach draußen hielt. Ja, es wurde langsam kühler.
Wenn ich nach unten sah, konnte ich verschiedene Beete und Blumen erkennen, was darauf schließen ließ, dass das der Garten des Heims war. In weiterer Ferne war ein Wald zu sehen, der sowohl Nadel- als auch Laubbäume besaß.
Seufzend schloss ich das Fenster wieder. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht wissen, was mich hier tatsächlich erwarten würde – aber es gab nicht viel Zeit um nachzudenken, wenn das Chaos erstmal ausgebrochen war.
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Halli Hallo! :) Ich hab' mich jetzt entschlossen, zwischen Echos du passé und der Fortsetzung davon eine Niam-FF zu schreiben, einfach weil ich spontan Lust darauf hatte^.^
Das Cover hat übrigens meine wundervolle beste Freundin gemacht! c:
Ich wünsche euch ganz, ganz viel Spaß beim Lesen und hoffe ihr mögt die Story xx
Love always,
Demi. xx
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