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☽25« яєℓαρѕє☾

An diesem Morgen nahm ich keinen Brief aus der Kiste meiner Eltern. Liam und ich saßen auch gegen Mittag noch immer im Zug, den Verstand voller Angst. Keiner sprach auch nur ein einziges Wort. Wir saßen im Zug, sahen aus dem Fenster und zeigten dem Kontrolleur unsere Fahrkarten, wenn er sie sehen wollte.
Mehr geschah nicht, bis es fast Abend war. Wir hatten den Zug mittlerweile zum vierten Mal gewechselt, und wussten noch immer nicht, wo genau wir überhaupt hin wollten. Wir verließen den Zug an einem Bahnhof, den ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte.
„Wir sind in Southport", Liam deutete auf ein Schild, auf dem der Name der Stadt stand, in der wir gelandet waren. „Ich habe keine Ahnung, wo das ist."
„Ich auch nicht", murmelte ich, und blickte mich kurz um. Immer und immer wieder blickte ich mich um, weil ich Angst hatte, man könnte uns doch finden.
Auf einer kleinen Bank an der Wand der Bahnhofshalle zählten wir das Geld zusammen, das uns zur Verügung stand. Lächerliche fünfzig Pfund hatten wir in unseren Taschen.
„Das reicht noch nicht einmal für ein Hotel", seufzte ich, bevor ich die Scheine wieder in meine Hosentasche steckte.
Liam und ich waren völlig hilflos. Wir waren in einer fremden Stadt gestrandet, in der wir nichts und niemanden kannten. Wir hatten nur ein zufälliges Zugticket gekauft, um möglichst weit von Bob und dem Heim wegzukommen. Dabei war das Ziel fast völlig egal.
„Ich weiß noch nicht genau, was wir machen sollten", Liam rauffte sich beide Hände in sein braunes, lockiges Haar. „Lass uns einen Schritt nach dem Anderen gehen. Ich müsste kurz zur Toilette, kommst du mit?"
Ich nickte nur, obwohl ich eigentlich gar nicht musste. Ich fragte mich, wie er die Ruhe so sehr bewahren konnte. Vermutlich lag es tatsächlich nur daran, dass er, genau wie ich, noch immer unter Schock stand und nicht glauben konnte, dass wir tatsächlich aus dem Heim abgehauen waren. Nur schien er mit seinem Schock gänzlich anders umzugehen als ich.
„Wartest du hier?", Liam sah mich fragend an. Als ich nickte, schob er mir seinen Koffer zu und verschwand in der Bahnhofstoilette.
In solchen Toiletten hatte ich mir früher oft einen Druck gesetzt.
Ich schüttelte meinen Kopf, verdrängte den Gedanken an meine Drogenkarriere und ließ meinen Blick durch die Bahnhofshalle schweifen. Äußerlich unterschied sie sich nicht wirklich von anderen Bahnhofshallen. Es gab Cafés, Zeitungsstände und alles Mögliche. Wenn man die Leute beobachtete, stellte man fest, dass eigentlich alle nur hektisch umher liefen und aussahen, als wären sie unendlich gestresst.
Ich konnte nicht glauben, dass Liam und ich tatsächlich so weit gekommen waren. Mein Herz schlug wieder schneller, Nervosität stieg in mir nach oben. Es war ein ziemlich unangenehmes Gefühl, weil mein ganzer Körper vor Übelkeit zitterte.
„Dir geht's wohl nicht sonderlich gut, was?", hörte ich plötzlich eine mir gänzlich unbekannte Stimme neben mir. Ich fuhr erschrocken herum und blickte in das Gesicht eines schwarzhaarigen Jungen, der eine Mütze auf dem Kopf trug und mich herausfordernd anblickte.
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht", fauchte ich ihn an und richtete meinen Blick wieder auf die vorbeiziehenden Menschenmengen.
Ich kannte solche Menschen. Ich wusste ganz genau, was er war.
„Nein, du hast recht", gab er noch immer freundlich bleibend zurück, „Es geht mich nichts an. Aber ich weiß, wie ich dir helfen könnte."
„Hör zu", ich drehte mich wieder in seine Richtung, in mir schoss unglaubliche Wut nach oben. „Ich bin clean. Ich will mit Leuten wie dir nichts mehr zu tun haben."
„Dann weißt du also, wer ich bin?", er grinste mich mit seinen schmutzigen Zähnen an.
„Ich weiß genau, wer du bist", gab ich zur Antwort, „Dazu muss ich deinen Namen gar nicht kennen."
„Wenn du schon Erfahrungen mit sowas hast, spare ich mir die ganzen Floskeln und komme direkt zur Sache", fuhr er schießlich fort, doch ich schüttelte den Kopf.
„Nein, du kommst ganz bestimmt nicht zur Sache", ich dämpfte meine Stimme, damit niemand hörte, wie ich mich mit einem Drogendealer stritt. „Du wirst mich jetzt in Ruhe lassen."
„Komm schon", wieder grinste er dieses dreckige Grinsen. „Von einem kleinen Trip ist noch niemand rückfällig geworden."
„Ach nein?", fauchte ich ihn an, „Ich schon."
Das hätte ich ihm vielleicht nicht erzählen sollen, denn jetzt kannte er meinen Schwachpunkt.
„Also hast du schon mehrere Entzüge hinter dir?", fragte er schließlich, und ich warf ihm nur einen misstrauischen Blick zu. „Nenn' mir einen einzigen Grund, weshalb um alles in der Welt ich dir das erzählen sollte."
„Weil ich weiß, wovon ich rede", er deutete demonstrativ auf die Taschen seines Mantels. „Ich weiß, was du brauchst."
Mit einem Mal wurde mir ganz flau im Magen. Die lange Fahrt und die ganze Angst hatten mich müde gemacht. Ich hatte den ganzen Tag lang noch nichts gegessen.
„Hattest du mit H zu tun?", er ließ nicht locker, als ich nichts mehr sagte. Ich nickte nur kleinlaut, sah ihn dabei unsicher an. H, in der englischen Aussprache, war die Bezeichnung für Heroin.
„Na also", er deutete wieder auf seine Taschen und zog einige Pillen daraus hervor. „Da wird dich ein kleiner Trip wohl kaum umhauen. Entspann dich."
Am liebsten hätte ich ihm noch einmal widersprochen, aber aus irgendeinem Grund fand ich die Kraft nicht mehr dazu. Und ich war mir auch gar nicht mehr so sicher, ob ich sie wirklich haben wollte.
Ich spürte wieder dieses Verlangen in mir, draufzukommen, high zu sein. Dieses Verlangen, dieser ganzen Angst zu entfliehen und sie einfach nicht mehr spüren zu müssen. Entspannt und zufrieden zu sein, ohne irgendwelche Probleme leben zu müssen – wenn auch nur für ein paar Stunden.
„Okay", ich blickte mich um, um sicher zu gehen, dass Liam nicht aus der Toilette kam. „Aber nur einen einzigen Trip, okay?"
„Geht klar", er drückte mir die kleine Plastiktüte in die Hand. Sie war etwa so groß wie ein halbes, zusammengefaltetes Taschentuch. In ihr befanden sich zwei Pillen.
Ich drückte ihm dreißig Pfund in die Hand und hoffte darauf, dass er sich verziehen würde, bevor Liam aus der Toilette zurückkam. Die Pillen ließ ich in meiner Hosentasche verschwinden und dachte plötzlich nur noch daran, sie heimlich einzunehmen und einen richtig abgefahrenen Trip zu haben.
Ich vermisste dieses Gefühl. Mir war gar nicht aufgefallen, wie sehr ich es vermisste.
Instinktiv blickte ich mich nach Polizisten um. In Bahnhöfen wie diesem konnte es immer passieren, dass es plötzlich eine Razzia gegen Drogendealer oder Rauschgiftsüchte gab. Verdächtig aussehende Personen wurden kontrolliert – aufällig genug hatte ich mich eben ja verhalten.

Als Liam wieder aus der Toilette zurückkam, sah er mich verwirrt an. „Alles okay? Du bist total blass."
„Ich bin nur müde", log ich, während ich spürte, wie das kleine Plastiktütchen in meiner Hose brannte.
„Sicher?", er sah mich misstrauisch an, während er nach seinem Koffer griff, und ich nickte. „Sicher."
„Wir sollten uns den Ort mal ansehen, an dem wir hier gelandet sind", meinte Liam und deutete auf den Ausgang der Bahnhofshalle. „Unsere Tickets enden nämlich hier."
Ich stieß einen kurzen Seufzer aus, bevor ich mich in Bewegung setzte. Ich wusste nicht, was ich noch hätte sagen sollen. Ich hatte gerade mehr als die Hälfte unseres ohnehin ärmlichen Ersparnisses für Drogen ausgegeben.
Ich war verzweifelt, wenn nicht sogar mehr als das. Aber ich durfte mir nichts anmerken lassen. Liam sollte auf gar keinen Fall merken, was passiert war. Irgendwann würde ihm das fehlende Geld allerdings auffallen, oder nicht?
Ganz abgesehen davon saßen wir bis jetzt noch immer auf der Straße. Wir hatten noch nicht einmal ein Bett.

Draußen auf der Straße fiel uns auf, dass wir in einer kleinen, englischen Kleinstadt gelandet waren. Sie unterschied sich nicht wirklich von anderen Kleinstädten in England, aber dafür hatte ich in diesem Moment kein Auge.

Während Liam fieberhaft nach irgendeiner Übernachtungsmöglichkeit suchte, spürte ich wie meine Verzweiflung von Minute zu Minute größer wurde. Ich hatte einen Trip in meiner Hosentasche und konnte ihn noch nicht einmal nehmen.
Das war das Einzige, woran ich die ganze Zeit über dachte. Liam war bestimmt aufgefallen, dass ich gedanklich ganz und gar nicht bei der Sache war, aber er sprach mich nicht darauf an. Vermutlich führte er das auf unseren langen, ermüdenden Tag zurück.
„Scheiße!", hörte ich ihn plötzlich fluchen, „Verdammte Scheiße!"
Erst als ich geradeaus blickte konnte ich sehen, dass sein Koffer – weshalb auch immer – ein Loch gehabt hatte und schließlich völlig kaputt gegangen war.
Ich seufzte kurz auf und half ihm, die wenigen Sachen, die hinausgefallen waren, wieder einzusammeln.
„Können wir helfen?", fragte ein junger Mann, den ich plötzlich neben mir fand, obwohl ich ihn noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Er hatte einen ordentlichen, britischen Akzent. Fast schon, als hätte er diesen Satz stundenlang einstudiert.
Seine Freundin, die neben ihm stand, ließ seine Hand für einen Moment los und bückte sich zu uns, um die fehlenden Dinge wieder in Liam's Koffer zu packen.
„Danke", murmelte Liam, als er wieder aufstehen konnte, sein Koffer allerdings hoffnungslos kaputt war.
„Können wir euch irgendwo hin bringen? In ein Hotel oder zu einer bestimmten Adresse?", die junge Frau sah uns beide abwechselnd an, und wir beide schüttelten beinahe synchron den Kopf.
„Nein, wir sind nicht von hier", antwortete ich, „Und wir haben kein Geld für ein Hotel."
„Trotzdem Danke", fügte Liam hinzu und lächelte zuerst die junge Frau, und dann ihren Freund an.
Die beiden sahen sich schließlich lächelnd an, als würden sie das gleiche denken. Ich verstand nicht ganz, was sie uns damit sagen wollten, bevor der junge Mann fortfuhr.
„Das macht nichts", sagte er, „Ihr könnt sicher ein paar Nächte lang bei uns bleiben."
Seine Freundin nickte zustimmend. Liam und ich sahen uns für einen Moment ungläubgig an. Das konnte doch nicht sein, oder etwa doch?
Dass man seinem Glück auf offener Straße im Unglück begegnete? Dass es einem so unvorbereitet über den Weg lief?
Wir hätten gar nicht gewusst, wo wir hätten schlafen sollen.
Wir willigten ein, ohne zu zögern. Und ich musste ehrlich sagen, dass ich die Drogen in meiner Tasche für einen Moment lang vergaß, so erleichtert war ich.

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