Lautes Schweigen
Poetry Slam
Wir reden viel
Doch nicht darüber was wichtig ist
Über Gefühle und so'n Zeug spricht man nicht
Weil ich vermisse dich
Doch das sagt man nicht
Und ich frag auch nicht
Wie das bei dir so ist
Aber ich vermisse dich
Und wir reden viel
Doch niemand sagt so was
Reden nur ganz viel
Über dies und das
Weil die Wahrheit ist
Ich vermisse dich
Doch das sag ich nicht
Und ich frag auch nicht
Und du sagst auch nichts
Und du fragst auch nichts
So schweigen wir laut
Gemeinsam jeder für sich
Reden fließend ironisch
Weil das einfacher ist
Wir schlucken bereits gesagte Sätze herunter
Und verkneifen uns bereits ausgesprochene Worte
Wir sind bedrückt doch geben uns munter
Anstatt das laute Schweigen einzusehen
Und uns unser Versagen in Sachen Freundschaft einzugestehen
Was da zwischen uns ist
Ist eigentlich nichts
Nichts mehr wert
Was schon echt traurig ist
Weil die Frage ist
Was fühlst du für mich
Weil ich vermisse dich
Doch das interessiert dich nicht
Meine Gefühle zu dir
Sind wie ein Krieg mit mir
Am Ende bin ich es
Die alleine auf dem Schlachtfeld steht
Und gerne wissen würde
Wie das noch mal geht
Das mit dem Vermissen und dem Vergessen
Und auch wenn da nichts Romantisches mehr ist
So sollst du doch wissen
Dass du mir wichtig bist
Und die Angst dich ganz zu verlieren
Viel zu tief sitzt
So schweigen wir laut
Gemeinsam jeder für sich
Reden fließend ironisch
Weil das einfacher ist
Und wenn du denkst
Dass wir wieder miteinander kommunizieren
So liegst du falsch
Wir schweigen nämlich laut
Doch tun so als würden wir reden
Tun so als würden wir aufeinander zugehen
Während wir uns genaugenommen voneinander weg bewegen
Und die ganze Zeit schweigen wir nur laut
Während sich unaufhaltsam eine Mauer zwischen uns baut
Die sich auch keiner von uns beiden zu überwinden traut
Wir lassen die wirklich wichtigen Dinge ungesagt
Und die wirklich wichtigen Fragen ungefragt
Und ich sehe es doch in deinen Augen
Ich merke es an deiner Art mich anzusehen
Du siehst, ich kenne dich besser als du denkst
Doch den Grund dafür wirst du nie verstehen
Und ich schaue dir in die Augen
Und ich weiß dass du es weißt
Und trotzdem bleibst du still
Schaffst damit ein lautes Schweigen
Das ich ungern unterbrechen will
Und so lasse ich es bleiben
Dieses unangenehme, schreiende, laute Schweigen
So schweigen wir laut
Gemeinsam jeder für sich
Reden fließend ironisch
Weil das einfacher ist
Und dann frag ich dich doch einmal
Wie es dir denn so geht
Weil ich absolut nicht will
Dass da etwas zwischen uns steht
Und dann kommt von dir nur ein "gut"
Und ich weiß dass das gelogen ist
Doch ich sage dazu nichts
Weil da dieses laute Schweigen zwischen uns sitzt
Aus reiner Herzensgüte und Höflichkeit
Erklärst du dich dann im Stillen bereit
Dich ausnahmsweise auch mal nach meinem Befinden zu erkunden
Als hätten wir damit endlich ein richtiges Gesprächsthema gefunden
Auf mein offensichtlich gelogenes "gut" lässt du das Nachhaken besser bleiben
Und nickst viel lieber im Takt zum lauten Schweigen
So schweigen wir laut
Gemeinsam jeder für sich
Reden fließend ironisch
Weil das einfacher ist
Einfacher
Als das auszusprechen
Was zwischen uns steht
Was da einfach so in der Luft hängt
Ich hab dir so viel zu sagen
Und trotzdem bleibe ich lieber still
Sei es Feigheit oder Faulheit
Es hält mich davon ab zu sagen was ich gerne sagen will
Ich will mich fallen lassen
Doch hab vergessen wie das geht
Kann mich nicht einfach so treiben lassen
Weil da irgendetwas fehlt
Was fehlt
Bist du
Was bleibt
Wenn du gehst
Ist nichts
Weil die Frage ist nicht
Was fühlst du für mich
Die Frage ist
Wann werde ich endlich aufhören dich zu vermissen?
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