Poetry Slam

Es waren einmal ein Junge und ein Mädchen

Die konnten sich nicht leiden

Warfen einander verächtliche Blicke zu

Dauernd waren sie am Streiten

Er fand sie total doof

Sie war so neunmalklug und lächerlich

Und in seinen Augen auch nicht attraktiv

Stets rümpfte er die Nase wenn sie vorbei lief

Sie fand ihn richtig dämlich

Seine Sprüche zerrten sehr an ihren Nerven

Seine arrogante Art trieb sie fast zur Weißglut

Ständig verspürte sie das Bedürfnis Stühle nach ihm zu werfen

Der Junge und das Mädchen

Sie mochten sich nicht

So viel stand fest

Das war allen klar

Doch was niemand wusste war

Dass sie sich neben den bösen Blicken voller Verachtung und Antipathie

Auch anders anschauten

Heimlich

Wenn sie sich gerade einmal nicht anfauchten

Aber erfahren durfte das der andere nie

Die Augen huschten immer wieder hinüber

Die Arroganz, die dummen Sprüche, die ganzen kleinen Gemeinheiten

All das war vorüber

In diesen Momenten wollten sie dem anderen keinen Kummer bereiten

Sie wollten nicht länger streiten

Was sie dann wollten wussten sie nicht

Waren überlistet worden von ihren eigenen Gefühlen

Das Ganze war ihnen ungeheuerlich

Auf einmal fand er sie doch recht hübsch anzusehen

Er wollte gerne neben ihr gehen

Und sie wirklich kennenlernen

Wollte ihr kompliziertes Wesen verstehen

Und plötzlich waren seine Witze sogar lustig

Sodass sich die Andeutung eines Lächelns auf ihre Lippen schlich

Und die Wut im Bauch den Schmetterlingen wich

Alles andere war nun in ihren Augen nur noch halb so wichtig

Still und heimlich beobachteten sie einander

Schaute sie, wandte er peinlich berührt den Blick rasch ab

Wodurch sie wiederum schmunzeln musste

Sie sorgte dafür dass seine Traurigkeit - getarnt als Gemeinheit - erstarb

Und seine arrogante Fassande brach

Und wenn sie sich einmal nicht bekriegen

Könnten sie sich sogar lieben

Der Junge und das Mädchen

Wäre da nicht der Stolz

Und diese unfassbare Angst

Die Angst zurückgewiesen zu werden

Das wäre für beide das Schlimmste auf Erden

Darum schweigen sie ihre Gefühle lieber tot

Und nutzen jede Chance die sich ihnen bot

Um einander bloßzustellen

Doch ein jeder weiß wie laut getroffene Hunde bellen