21: HEARTS BREAKING EVEN
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HEARTS BREAKING EVEN
Es war dennoch angespannt zwischen Richie und mir. Ich konnte es selbst dann noch spüren, als er auf der Bühne seine Gitarre stimmte und ich mit aller Mühe die Theke mit einem Schwamm von den Resten verschütteter Drinks befreite. Die Anspannung zwischen uns hatte auch der innige Kuss mitten auf dem Parkplatz nicht von uns nehmen können... Ich wusste noch immer, dass Richie mir nicht so vertraute wie ich es mir wünschte. Und Richie würde mir auch weiterhin nichts von den Dingen erzählen, die ihn ziemlich zu belasten schienen. Es war dieser einzige Abend gewesen, in dem ich das Gefühl hatte, er hätte sich mir geöffnet... der Abend, in dem er sich von mir hatte auf eine Weise ablenken lassen, die mir noch heute zu schaffen machte.
Seufzend warf ich den Schwamm zurück in das Spülbecken, rieb die Holztheke mit einem Mikrofasertuch trocken und bereitete dem Musiker, an den ich mein Herz verloren hatte, einen Drink zu. Bourbon auf Eis, mit einer einzelnen Cocktailkirsche. Meine roten Locken waren noch immer ein wenig feucht vom Regen, hingen sich in den Längen nahezu ein wenig aus... Zögernd trat ich auf die Bühne zu. In weniger als zwei Stunden würde die Bar öffnen, sicher würde Chris früher oder später hier aufkreuzen und ich hatte mir vor ihm noch nicht anmerken lassen, dass ich tatsächlich für Richie Sambora schwach geworden war. ,,Richie...?", hauchte ich leise, nachdem ich ihn einen Moment lang nur angesehen hatte. Seine dunklen Augen blickten nun zu mir und ich biss mir unsicher auf die Unterlippe, als ich seinem Blick begegnete und augenblicklich mit weichen Knien kämpfte.
,,Hier...", murmelte ich, trat an der Seite die drei Stufen auf die Bühne hinauf und reichte ihm das Glas. ,,Ich... Ich wollte dir vorhin nicht zu nahe treten." Ich hatte aus irgendeinem Grund das nahezu erdrückende Gefühl mich bei ihm entschuldigen zu müssen... ,,Du musst mir rein gar nichts erzählen, ich... Ich hätte deshalb nicht so beleidigt sein dürfen..." Ich seufzte leise und schüttelte niedergeschlagen den Kopf. Still hatte Richie mich angesehen, nun stellte er seine Gitarre zur Seite und erhob sich von dem hölzernen Barhocker, um zu mir zu treten, mir das Glas sanft abzunehmen und es auf den Hocker zu stellen. ,,Cherry...", murmelte er heiser - und wieder einmal jagte mir allein das Gänsehaut über den Körper. ,,Du musst dich für nichts entschuldigen, Honey..." Er strich sanft über meine Wange und ich lächelte ihn schwach an, meine Finger strichen nun über die kleine Falte in seinem Kinn, die mir so gefiel.
,,Ich bin mir da nicht so sicher...", flüsterte ich. ,,Ich sollte mich nicht einmischen, Richie, es tut mir leid..." Er lehnte sanft seine Stirn an meine, sein warmer Atem streifte meine Lippen und die feinen Härchen in meinem Nacken stellten sich augenblicklich auf. ,,Ich habe dich gebeten mehr für mich zu sein, Helen... Und auch wenn wir noch nicht über dieses mehr gesprochen haben, sollte es dir das Recht geben dich um mich zu sorgen", entgegnete er leise. ,,Aber das brauchst du nicht, hörst du? Es ist alles okay... nur Zoff unter Bandkollegen, die einfach zu lange auf engstem Raum eingesperrt waren... nichts tragisches, hörst du? Nichts, womit ich dich belasten will..." Ich konnte nicht anders als einen leisen Anflug von Erleichterung zu verspüren... Er schien nicht wütend zu sein. Nicht mehr zumindest. Und er schien mir auch nicht wirklich ausweichen zu wollen, auch wenn er es trotzdem tat. Es schien mehr eine unterbewusste Form von Selbstschutz zu sein...
,,Okay...", flüsterte ich heiser. ,,Aber... es würde mich nicht belasten, wenn du-", konnte ich es nicht lassen trotzdem zu widersprechen, was ihn schwach grinsen und mich unterbrechen ließ. ,,Du weißt wirklich nicht, wann es besser ist mal nicht das letzte Wort zu haben, was?", bemerkte er amüsiert und meine Wangen wurden rosig, während er nur amüsiert den Kopf schüttelte, was seine markante Nase an der Meinen reiben ließ, ehe er sich einen Kuss von meinen Lippen stahl, der mich sofort seufzend meine Arme um seinen Hals schlingen und meine Finger in seinen seidigen Haaren vergraben ließ. Niemals würde ich genug von seinen Küssen bekommen können... Und damit war auch mein letzter Zweifel fort, während ich mich eng an den Musiker schmiegte und seine Hände über meine Seiten strichen, meine Taille und meine Hüfte entlang glitten... ,,Wenn wir nur nicht hier wären...", murmelte Richie rau gegen meine Lippen. ,,Ich würde dir nur zu gerne aus diesem Top helfen..."
Leise kichernd biss ich ihm sanft in die Unterlippe. ,,Tut mir leid, Sambora, doch das muss warten", hauchte ich amüsiert und seine Zungenspitze schnellte über meine Lippen, was es heiß in mir kribbeln ließ und mein Blut augenblicklich in Wallung brachte. Er stellte Dinge mit mir an... die hatte noch keiner vor ihm meinem stolpernden Herzen bisher angetan. Wie nur hatte ich damals glauben können, Jack wäre der Mann meines Lebens, mit dem ich Kinder haben und den Rest meiner Lebenszeit verbringen wollte...? Meine Gefühle für ihn waren nie auch nur vergleichbar mit jenen gewesen, die ich für Richie empfand... es war wie heiße, alles verzehrende Flammen, die Richie auslöste und die Jack keinerlei Platz mehr in meinem Herzen hinterließen. Ich hatte es restlos und komplett an ihn verloren. Den Fremden aus New Jersey...
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Die Bar füllte sich an diesem Abend ordentlich. Chris und ich hatten alle Hände voll damit zutun, Bier, Whiskey oder Wodka auszuschenken... oder unterschiedliche Weine an all die Frauen, die sich den ganzen Abend bewusst nah vor der Bühne aufhielten und mich entsprechend finster drein blicken ließen, während ich Drinks verteilte. Jede einzelne von ihnen war so knapp bekleidet, dass sie eigentlich genauso gut in ihrer Unterwäsche dort vorne stehen und Richie kichernd anschmachten konnten... Mit all den Frauen würde ich wohl immer große Probleme haben. Wütend knallte ich ein poliertes Glas auf die Theke und schüttelte den Kopf. ,,Alles klar, Helen?" Chris sah mich stirnrunzelnd an und ich presste einen Moment die Lippen aufeinander, sah zu ihm und atmete dann tief durch. ,,Passt schon... Kann ich eine kurze Pause haben? Ich glaube, wir haben es gerade in den Griff bekommen...", murmelte ich und er nickte mir mit einem kleinen Schmunzeln zu. Ich war froh, wieder mit ihm arbeiten zu können.
Ich legte die Schürze ab, verließ die Theke und schob mich an der Seite nach vorne zur Bühne. Richie hatte den Hocker zur Seite geschoben, mit seiner Gitarre um die Schulter stand er auf der Bühne und als sein Blick mich fand, zog sich ein freches Grinsen über seine Lippen. ,,Mein nächster Song ist River of love. Und ich widme ihn heute Abend dir, Cherry." Er wusste es. Dass ich eifersüchtig geworden war... sicher hatte er ab und an einen Blick in meine Richtung werfen können und ich dankte es ihm mit einem geschmeichelten Lächeln, während ich von seinen Verehrerinnen empörte Blicke zugeworfen bekam. Ich machte mir kaum etwas daraus, als Richie die ersten Töne seines Songs zu spielen begann, die in meinem Körper ein neues Feuer zu entfachen schienen... Mit zitternden Knien erwiderte ich seinen Blick - er schien nicht einmal zu blinzeln und während des ganzen Songs lag ein unfassbar freches Grinsen auf seinen Lippen...
Ich wollte ihn. Das wusste ich schon seit dem Kuss auf dem Parkplatz- doch nun bestärkte Richie meinen Wunsch nur noch mehr. Das Verlangen durchströmte meinen Körper... wie ich mich nachher freuen würde, ihm sein tief ausgeschnittenes Tanktop vom Körper zu reißen und mich ihm hinzugeben - und wenn es noch hier passierte, auf der Bühne... oder dem Billardtisch ganz in der Nähe... Allein die Vorstellung machte es mir schwer bloß neben der Bühne zu stehen und mich von ihm in seinen Bann ziehen zu lassen, anstatt ihn einfach zu mir zu zerren und mich mit ihm in den Fluss der Liebe zu begeben. Ich hatte ihn gefragt, ob er diesen Song spielen würde und er hatte mir keine eindeutige Antwort gegeben... doch das hatte er auch nicht gemusst- ich wäre so oder so nicht darauf vorbereitet gewesen. Wie auch hätte ich mich hierauf einstellen sollen?
,,Helen!", hörte ich Chris rufen - er war es, der mich dann aus dieser Starre befreite und ich warf Richie einen nahezu wehleidigen Blick zu, ehe ich mich seufzend zurück zur Theke machte und meinen Kollegen fragend anblickte. ,,Tut mir leid, ich wollte deine Pause nicht stören... hier ist jemand für dich", meinte er zerknirscht und augenblicklich war jede Hitze in meinem Körper verraucht und einer eisigen Kälte gewichen. Es gab nur eine Person, die sich hierher getraut haben könnte - Jack. Mit einem Kiefer in allen Farben... Richie hatte definitiv fest zugeschlagen und doch war es nicht fest genug gewesen. Meine braunen Augen erblickten meinen Verlobten... oder meiner Meinung nach Exverlobten, wenn ich bedachte, dass sich mein Verlobungsring in irgendeinem Krankenhausmülleimer befand.
Mir war die Farbe aus dem Gesicht gewichen, während Jack sich von der Theke abstieß und auf mich zu schob. Fast panisch und hilfesuchend flog mein Blick hinauf zur Bühne, doch Richie spielte gerade Father Time... Er war völlig vertieft in seine wunderschöne Ballade, die mich jedes Mal mit den Tränen kämpfen ließ. Schwer schluckend sah ich wieder Jack an. Meine Vergangenheit, in die ich mich niemals wieder zurückgeben wollte... Meine Zukunft saß dort oben, auf der Bühne... ,,Du hast hier nichts verloren", entwich es mir rau. ,,Ich will, dass du sofort wieder gehst oder ich rufe die Security." Die beiden Türsteher würden Jack sicher schnell wieder raus schaffen können... ,,Ich will nur reden", gab er zurück - er hörte sich beinahe schon nüchtern an, wenn ich den Alkohol an ihm nicht riechen könnte... Er klang so ruhig wie lange nicht mehr - doch gerade das ließ ihn gefährlich wirken.
,,Wir beide haben uns nichts zu sagen...", flüsterte ich, als er nahe vor mir stehen geblieben war. ,,Ich komme nicht zu dir zurück. Es ist vorbei." Einen Moment zeichnete sich Wut auf dem Gesicht des Dunkelblonden ab, doch er schien gefasst zu bleiben. Oder er machte mir etwas vor... Sicher war ich mir da nicht. Ich wünschte, Richie würde ihn sehen... ,,Du schuldest mir ein Gespräch. Du bist mir fremdgegangen, dann hast du unsere Verlobung aufgelöst. Das ist das mindeste." Er hörte sich beinahe schon vernünftig an... weshalb ich den Fehler machte, nachzugeben. ,,Okay...", flüsterte ich. Er nickte zur Hintertür und ich sah Chris kurz an, ehe ich voraus ging und Jack mir folgte. Das Herz schlug mir bis zum Hals, ich würde gerne friedlich mit ihm auseinander gehen und bemerkte dabei gar nicht, wie naiv dieser Gedanke war... Kühl schlug uns die Nachtluft entgegen, automatisch blickte ich zu der Mauer, an welcher ich Richie kennengelernt hatte.
Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen, ehe Jack nach meinem Arm griff und mich zu sich umdrehte. ,,Du kommst mit nachhause." Schon hatte seine Tonlage sich verfinstert und mir wurde übel. ,,Nein", gab ich heiser zurück. ,,Ich komme nicht mit dir." Er schnaubte. ,,Ach verdammt, Helen, der Typ ist ein scheiß Rockstar, er wird dich fallen lassen! Was glaubst du werden die Medien über dich schreiben? Glaub mir, ich zögere nicht die nächste Zeitung anzurufen! Was sagt die Presse wohl dazu, dass dieser Mistkerl sich an längst vergebene Frauen macht? Die würden ihn in der Luft zerreißen und noch sonst was dazu dichten... das willst du doch nicht, oder?" Seine Stimme wurde gefährlich sanft. ,,Helen, jemand wie er will so etwas Armseliges wie dich doch nicht einmal... Er benutzt dich bloß, hm? Bei mir hast du ein Zuhause..." Tränen hatten sich in meinen Augen gesammelt. ,,Du wirst Richies Ruf nicht einmal berühren, hast du mich verstanden?", entwich es mir heiser und Jack sah mich kühl an. ,,Wenn du mit mir kommst. Jetzt."
Jetzt... Langsam rollte die erste Träne über meine Wange. Richie war ein begehrter Mann... er würde jemand anderen finden, ich war leicht zu ersetzen, nichts besonderes... und ich wollte nicht, dass sein Ruf wegen mir auch nur irgendeinen Kratzer bekam, wenn er kurz davor stand sein erstes Soloalbum zu veröffentlichen. Ich musste für ihn entscheiden - nicht für mich. Und damit gegen meine Gefühle... ,,Okay...", flüsterte ich heiser. ,,Ich komme mit..." Und damit erlosch auch das letzte Licht in meinem Inneren, das nur wegen und für Richie jemals gebrannt hatte.
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