
7 (RENESMEE)
Am nächsten Tag hatte ich mich aus dem Bett gequält und war nach unten gelaufen. Ich hätte eigentlich nicht schlafen brauchen. Doch als Halbvampir kam manchmal die menschliche Seite zum Vorschein. Und nach diesen strapazierten Stunden, die ich zuvor hatte, wollte mein Körper einfach diese Ruhe. Natürlich war ich kein Unmensch und tat, was er von mir verlangte. Auch wenn es mir in den Fingern kribbelte, mehr über diesen Vampir zu erfahren. Doch wie sollte ich dies anstellen, ohne dass meine Eltern sich um mich sorgten?
"Wie geht es dir?", wollte meine Mutter wissen und legte mir eine Hand auf die Schulter. Dad stand im Hintergrund und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Wie ein stures Kind. Vermutlich hatte ich diese Art von ihm geerbt. Oder von beiden. Nicht nur Dad konnte stur sein, auch meine Mum. "Alles in Ordnung?", wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Schweigend nickte ich und setzte mich an den Tisch. Vermutlich hatten sie schon im Wald nach Tieren gejagt. Mir drehte sich der Magen um. Auf Blut hatte ich irgendwie keine Lust. Das musste wohl daran liegen, dass mein Körper grade total ausgelaugt war und ich nichts zu mir nehmen konnte.
Ein lautes Scheppern erhaschte meine Aufmerksamkeit. Beinahe hätte ich die Augen verdreht und angewidert in Richtung des Blutes geschaut, doch ich konnte mich gerade so zurückhalten.
"Du solltest was trinken", sprach er mit kühlem Ton. Ich brummte, bekam einen barschen Blick meines Vaters und schloss die Augen. Wenn ich jetzt ausrasten würde, dann würde es noch heftigeren Ärger geben, als ohne hin schon. Seufzend nahm ich den Becher mit der rötlichen Flüssigkeit vom Tisch und trank den Inhalt in einem Zug. Da war ja frisches Blut besser, als dieses widerwertige Gebräu. Doch ich schwieg, stellte ihn auf den Tisch. Hoffentlich würden sie mir nicht noch so eine Ladung verpassen. Das würde ich nie im Leben aushalten. "Das ist gut", sprach mein Dad und nahm dem leeren Becher vom Tisch. Nur um ihn im nächsten Moment in die Spüle zu legen und im Anschluss abwaschen zu können. Ich hätte ihm gerne gesagt, dass wir dazu eine Spülmaschine hatten, doch an seinem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass ich lieber die Klappe halten sollte. Die Aktionen hatten wohl den Fass unter dem Boden weggerissen. Also schwieg ich und spielte mit einer Strähne herum, die aus meinem Zopf gefallen war.
Vielleicht hätte ich mich auch einfach entschuldigen können. Vielleicht hätte ich auch einfach die erste sein können, die ein Wort sagte. Doch ich war für all dies irgendwie zu Stolz. Schließlich war ich kein kleines Kind mehr, auf das man aufpassen musste. Ich war reifer geworden und hing noch immer mit Jacob ab, der sich auf mich geprägt hatte. Ich wusste es, konnte es spüren. Dumm war ich keineswegs. Doch ich empfand nichts für ihn. Er war ein guter Freund. Mehr nicht. Aber wie zum Teufel sollte ich es ihm sagen? Wenn er es erfuhr, würde er überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben wollen? Vielleicht würde Jacob mich abstoßen, uns hassen. Und dann würde erneut eine Feindschaft zwischen Vampiren und Wölfen auftauchen. Diesmal noch schlimmer. Das musste ich verhindern. Doch wie lange würde es gut gehen? Wie lange würde es dauern, bis er bemerken würde, dass ich nicht dieselben Gefühle für ihn hatte? Schließlich war Jacob nicht dumm. Und wenn er es herausfinden würde, wäre er noch wütender auf mich.
Ich hatte gar nicht gemerkt, wie sich meine Mum neben mich gesetzt hatte und mir besorgt einen Arm um die Schultern legte. Erat als ich ihre Stimme hörte, schrak ich zusammen.
"Wenn du reden willst, dann können wir uns gerne über deine Probleme unterhalten", bemerkte sie mit Blick auf mein Gesicht.
Ich schüttelte den Kopf, versuchte mir ein Lächeln abzuringen. "Schon in Ordnung. Ist nicht so schlimm."
Kurz schaute ich mich um. Dad war verschwunden. Ich musste wohl so sehr in Gedanken versunken sein, dass ich dies gar nicht bemerkt hatte.
"Bist du dir da sicher, Renesmee?"
Ich nickte. "Alles in bester Ordnung", versicherte ich und erhob ich. "Wenn es okay ist, würde ich jetzt gerne in mein Zimmer gehen. Mich ausruhen, einfach ein wenig für mich sein."
Ich konnte die Besorgnis meiner Mutter förmlich spüren. "Wenn dich was bedrücken sollte, dann bin ich immer für dich da."
Ich lächelte, nahm sie dankbar in die Arme. "Danke."
Kurz lächelte ich in ihre Richtung und flitzte in rascher Geschwindigkeit in mein Zimmer. Irgendwie musste ich die Gedanken in meinem Kopf ordnen.
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