Straßenkampf
3 Tage später
RAFAEL
Der Morgennebel lag noch kühl und schwer über den Außenbezirken der Stadt... es waren diese wenigen Minuten der Ruhe und des Friedens, die Rafael in den letzten drei Tagen zu schätzen gelernt hatte. Seit dem ersten Feindkontakt im Wald des Rheinlandes waren sie nach und nach immer weiter in den Norden gezogen. Zwischendurch gab es selbstverständlich einzelne Scharmützel, allerdings keinen nennenswerten Widerstand. Rafael war klar, dass sie in eine Falle gelockt wurden.. Alpha Canton WOLLTE sie alle in Hamburg haben. Und hier waren sie nun. Drei Tage später, ohne bisherige Verluste, allerdings auch ohne Nachricht des königlichen Rudels. Rafael knurrte leise gereizt und dachte: ‚Anscheinend sind wir doch auf uns allein gestellt...' Allerdings waren sie auch auf alles vorbereitet. Sicher, sie würden als Wölfe kämpfen, doch für den Fall der Fälle, war jeder einzelne Krieger, jeder Beta, jede Alpha mit Schusswaffen ausgestattet worden. Schusswaffen, die sowohl die tödliche Silbermunition, wie auch normale Patronen verschießen konnten. Die normale Munition war wichtig, da diese einen Wandler nicht tötete. Selbst ein Schuss in den Kopf konnte überlebt werden. Und abgesehen von der Führungsriege und selbstverständlich den Krieger in der Alphagarde, die sich nicht ergeben wollten, sollte vorerst kein anderer Wandler zu Schaden kommen. Da sie nun aber in Hamburg waren und Hamburg WAR im Prinzip ein komplettes Rudel, was nichts anderes bedeutete, als dass es in der Stadt einige 10.000 Wandler gab von denen mit Sicherheit viele in den Kampf eingreifen würden, ging die Sicherheit mit der normalen Munition einfach vor.
Rafael hörte die leisen Schritte seines Bruders und drehte sich in seine Richtung. Gabriel trat an seine Seite und sah auf die Stadt hinunter. „Ist schon irgendwie ausgleichende Gerechtigkeit, dass es hier endet, wo alles angefangen hat, hm?" Rafael nickte nachdenklich und lockerte mit kreisenden Bewegung seine Schultermuskulatur. Mit einem Handgriff überprüfte er den Sitz der Ersatzmagazine. Silber auf der rechten, normal auf der linken Seite. Gabriel macht es seinem Bruder nach, beide luden ihre Waffen durch und schraubten die Schalldämpfer darauf. Die drei Rudel waren in verschiedene Bataillone aufgeteilt worden, die aus allen Richtungen angreifen würden. Jeweils 100 Kämpfer pro Einheit warteten in vollkommenen Schweigen auf den Marschbefehl. Gabriel legte seinem Zwilling kurz eine Hand auf die Schulter und sagte: „Wage es ja nicht zu fallen! Wir müssen noch unsere Omega beanspruchen.." Rafael lachte leise und antwortet einfach nur: „Dito!" Die Umarmung war kurz und rau, dann verschwand Gabriel lautlos im Schatten.
Der Anführer der sauerländischen Alphagarde, Peter Niedermann erschien jetzt an Rafas Seite.
„So gerne ich die friedliche Stimmung auch genießen würde," sagte er leise. „Wir sollten jetzt uns allmählich auf den Weg machen. Die Störsender sind eingeschaltet, so dass sie nicht untereinander kommunizieren können." Niedermann hob ein Walkie-Talkie und reichte es seinem Alpha. „Diese Dinger sind davon nicht betroffen. Jedes Bataillon hat mehrere Walkies... schon witzig, was das Rheinland Rudel so alles gesammelt hat. Wer hätte gedacht, dass Beta Aarons Affinität zur veralteter Technik uns vielleicht den Arsch retten könnte!?!" Rafael grinste, hob das Funkgerät an die Lippen und fragte: „Alle in Position?" Alle 50 Einsatzgruppen signalisierten Zustimmung und der Sauerland Alpha gab den Einsatzbefehl. Die Strategie war klar abgesprochen. Jeder Wandler, der sich ihn in den Weg stellte, bekam eine Kugel in den Kopf, selbstverständlich die normale Munition. Die Heilung würde mehrere Stunden in Anspruch nehmen und selbst nach der Heilung wären sie noch für mindestens zwei Tage zu schwach, um zu kämpfen.
Jeweils 50 Gammas in den Einsatzgruppen gingen direkt in Wolfsform, während der Rest in Guerilla Taktik vorwärts rückte. Lautlos nutzten sie jede nur erdenkliche Deckung, die sich ihnen bieten konnte, während zehn Bataillone, die alle samt und sonders aus hervorragenden Scharfschützen bestanden und sich zudem noch auf Parkour spezialisiert hatten, in die Höhe gingen. Die Ausrüstung fest auf den Rücken geschnallt rannten und sprangen nun etwa 2000 Wandler über die Dächer Hamburgs in Richtung der Alpha Villa. Dort würden sie Station beziehen und als Heckenschützen jeden ausschalten, der ihrem Verband gefährlich werden konnte.
Raffaels Bataillon folgte der Alster ins Herz der Stadt... hin zur Slomanburg, dem Stammsitz der Alphafamilie. Mit einem wütenden Knurren sprang auf einmal ein grauer Wolf aus dem Nebelschwaden, die über das Wasser wabberten. Ohne Zögern hob Rafael seine Waffe und schoss. Die Schalldämpfer waren ausgesprochen leistungsstark. Der Schuss nur so laut wie ein Fingerschnippen, doch seine Wirkung war verheerend. Der Wandler brach vor dem Alpha zusammen, die Kugel präzise zwischen seinen Augen platziert. Niedermann nickte kurz anerkennend, dann schwärmte das Bataillon fächerartig aus, um mehr Raum abzudecken. Rafael dankte im Stillen der Mondgöttin, dass der Hamburger Alpha zu dämlich gewesen war, um sich eine seiner Omegas als Gefährtin zu nehmen. Dann wäre das Rudel zu den Mind-Link im Stande und könnte sich untereinander warnen.. ein Vorteil, über den die Rudel des Ruhrgebiets und des Rheinlandes verfügten. Kaum hatte er das gedacht, durchbrach ein schrilles Heulen die Stille der noch schlafenden Stadt. Der junge Mann seufzte und schimpfte in Gedanken mit sich selbst, dass er das anscheinend heraufbeschworen hatte. Damit war nun die Ruhe vorbei und der Kampf begann. Zwar noch verschlafen, dennoch im höchsten Maße alarmiert und kampfbereit stürmten die ersten Wandler auf sie zu. Ohne Zögern machte Rafael von seiner Waffe Gebrauch. Das Bataillon folgte seinem Beispiel und voller Präzision ballerten sie sich eine blutige Schneise durch die Straßen Hamburgs.
Einige Stunden später war die nicht tödliche Munition aufgebraucht. Keuchend zogen sich Rafael und seine Männer in eine Häusernische zurück und schoben die Waffen in die Holster. Dann zogen sich die Männer aus und legten sich die Stretchgurte mit der Silbermunition und der Waffe so um, dass sie sie als Wölfe nicht behindern würden. Rafael sah seine Leute an und sagte mit gedämpfter Stimme: „Passt auf einander auf! Deckt euch gegenseitig euren Rücken. Keine Heldentaten! Verstanden? Nicht auf offensichtliche Hinterhalte hereinfallen. Versucht die Gegner nicht zu töten, es sei denn, sie gehören der Alphariege oder der Garde an. Und selbst bei denen nur in absolute Ausnahme. Canton und sein Mistköter von Sohn müssen vor ein göttliches Gericht gestellt werden. Solltet ihr euch aber zwischen euren und deren Leben entscheiden müssen, dann ist euer Leben wichtiger! Und erinnert euch immer daran, wofür wir kämpfen... Wir kämpfen für die Omegas. Wir kämpfen um im Namen der Mondgöttin wieder Recht und Ordnung zu schaffen!"
Das Knacken ihrer Knochen hallte durch die Gasse und dann schossen die riesigen Kriegerwölfe bereit zum Angriff auf die Straße hinaus.
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