Entscheidungen
MIA
„Jetzt, wo das Ritual vollzogen ist, werden wir die Omega in die Eifel mitnehmen. Und dann kann ich gleich anfangen, ihr Welpen in den Bauch zu pflanzen... Was war es nochmal, was du jetzt noch brauchst, Lydia?" Alpha Mannings Stimme hallte bis hinunter in ihr Gefängnis. Mia schüttelte sich angeekelt. Nein, nein und nochmals nein! Das würde mit Sicherheit nicht passieren! Sie hatte partout nichts gegen Welpen, aber dafür um so mehr gegen den Alpha, der da oben versuchte, ihre Zukunft zu entscheiden. Nein, das war nicht ihr bestimmter Gefährte! Mit einem Niesen stimmte ihre Wölfin ihr zu. Sie konnte den Kerl auf den Tod nicht ausstehen! Das Seelentier sehnte sich nach dem ganz bestimmten Schnurren zweier Alpha Männchen und auch Mia ließ ihre Gedanken wehmütig in diese Richtung schweifen. Unruhig erhob sich die junge Frau und sah sich in dem kleinen Kellerraum um.
Nirgendwo war irgendetwas scharfkantiges, nichts, mit dem sie sich hätte befreien können. Ihre Wölfin knurrt frustriert und drängte zu einer Wandlung, doch Mia ahnte, dass sie für eine Flucht ihre Hände und vorallem die Daumen brauchen würde.
Ein viertes Mal suchte sie den winzigen Kellerraum ab, tastete über jeden Millimeter der Holzverkleidung an den Fenstern und... da! Ein Nagel, leicht verbogen zwar, aber damit konnte man doch arbeiten! Mia wandelte einen ihrer Finger zu einer Wolfskralle und begann den Nagel aus dem Holz zu graben. Sie konnte hören, wie der Alpha und die Delta Schlampe die Hütte oben verließen, um irgendwas draußen im Wald für die Kräuterhexe zu suchen.
Na, wundervoll! Zufrieden stocherte Mia hochkonzentriert mit dem Nagel im Schloss der Kellertür herum, die sich dann auch mit einem leisen Klacken öffnete. Lautlos huschte sie durch den Flur, als ein Geräusch aus dem Wohnzimmer ihre Aufmerksamkeit erregte. Dort in der Tür stand Lydia und sah sie aufmerksam an. Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte die Lippen der Kräuterhexe und sie deutete mit einer lästigen Handbewegung zu Haustür. „Wenn du abhauen willst, wäre das jetzt der einzige Zeitpunkt." Mia hob fragend eine Augenbraue. „Wieso lässt du mich gehen?"
Lydia zuckte mit den Achseln und antwortete:
„Ich mag Wandler nicht... Ich hasse ihre aufgeblasene Dominanz, ihr ganzes Auftreten, die Arroganz. Omegas sind die einzigen, die ich zumindest ansatzweise ertragen kann. Ihr seid sanftmütigen Pazifisten, ein wenig nervtötend zwar, aber lang nicht so lästig wie die Alphas, Betas oder Deltas.. von den Gammas will ich gar nicht erst anfangen. Ich hab dem Hamburger Oberidioten einen Gefallen geschuldet, deswegen hab ich dein Leben an seines gebunden. Das bedeutet aber nicht, dass ich befürworte, was dieser Eifler Bastard jetzt mit dir vorhat. Ich bin mir keineswegs für Mord zu schade, aber trotzallem bin ich eine Frau und bei Vergewaltigung hört es dann auch bei mir auf. Also geh lieber, bevor der Kerl mit dem Eisenwurz zurückkommt, den ich ihm aufgetragen hab zu suchen. Sie suchen im Süden, also empfehle ich dir in Richtung Norden zu laufen."
Mia zögert nicht länger, nickte der Frau nur kurz zu, wandelte sich in ihre winzige schwarze Wölfin und jagte in die Nacht hinaus.
....
Mia rannte die ganze Nacht hindurch. Als der Morgen graute, japste die kleine Wölfen und ihre Beine zittern vor Anstrengung. Sie taumelte mit einem leisen röchelnden Fiepen zu den Bachlauf und soff gierig. Völlig erledigt wankte Mia anschließend in Richtung eines dornigen Gestrüpps und kroch darunter. Sie brauchte ein wenig Ruhe... Und sei's auch nur für ein, zwei Stunden, dann würde sie weiterlaufen. So lange, bis sie dort war, wo ihre Wölfin sie verzweifelt hinhaben wollte.
Oh Göttin, was machte sie sich nur vor? Wo SIE verzweifelt hin wollte. Zu dem Schnurren und den warmen, starken Armen, die ihr schon einmal Sicherheit gegeben hatten..
Weit entfernt hinter ihr im Wald hörte sie ein wütendes Heulen und genau dieser Laut brachte sie wieder auf ihre Pfoten. Der verdammte Eifler Alpha suchte sie immer noch... natürlich tat er das! Verbohrter, dickschädeliger Hurensohn! Also setzte Mia sich wieder in Bewegung und lief, so schnell sie konnte, nach Norden. Dieses merkwürdige Ziehen in ihrer Brust wies es ihr den Weg. Und so tauchte schließlich gegen Mittag die Vororte von Hamburg vor ihr auf. Die Straßen der großen Hansestadt lagen in unheimlicher Stille. Erschöpft hechelnd hetzte die kleine schwarze Wölfin an Leichen, bewusstlosen Wandlern und an solchen vorbei, die sich mit einem Heilprozess befanden. Ihr Gewissen lastete schwer auf ihrer Seele. All diese Toten, die Verletzten ... das war alles ihre Schuld... Ihr inneres Tier jaulte vor Verzweiflung und unendlichen Kummer. Ihr Schritt stockte, als sie zwei Welpen sah, die neben einer bewusstlosen Wölfin lagen. Mia blieb stehen und wandte sich zu den beiden kleinen. Zaghaft streckte sie die Nase vor und schnupperte, dann trieb ihre Omega Dynamik sie zu den jaulenden Babys. Welpen mussten doch beschützt werden! Und hier auf der Straße waren sie nicht sicher. Also griff die Omega mit ihren scharfen Zähnen zu, hob die Kleinen im Welpengriff auf und trug sie durch die offene Haustür in ein Wohnzimmer. Dort ließ sie die Winzlinge auf den Teppich wieder und schnappte sich die verschiedenen Decken, die auf dem Sofa lagen. Leise schnuffelnd und mit der Rute wedelnd, begann sie um die Welpen herum ein Nest zu bauen. Mit einem Knurren warnte sie die Babys, das Nest ja nicht zu verlassen und trabte wieder nach draußen. Rasch griff sie nach der verletzten Frau, die in Wolfsform auf der Straße lag und sie zerrte sie hinter sich in das Haus zu den beiden Kleinen.
Mit einem letzten Blick auf die Welpen, die sich jetzt glücklich an ihre verletzte, aber heilende Mutter kuschelten lief Mia wieder nach draußen. Ihr Seelentier war sehr zufrieden und putzte sich mit Stolz geschwellter Brust das Fell. Die Omega schnupperte und folgte dem wundervollen Duft der beiden sauerländischen Alphas in Richtung Alster. Dort waren sie alle versammelt. Die vereinten Rudel ... direkt vor der Sloman Burg.
Verwirrt über den süßen Omega Duft, den sie ausströmte wichen die riesigen Wandlerwölfe zur Seite.
Was im Namen der Göttin machte eine Omega auf dem Schlachtfeld?
Peter Niedermann, in Form seines riesigen Wolfes, trat ihr in den Weg, senkte den mächtigen Kopf und schnupperte an ihrem Nacken. Sanft stupste er sie an und Mia ließ sich sofort nieder, drehte sich auf dem Bauch und unterwarf sich den gewaltigen Gamma. Niedermann öffnete sein Maul, schloss es kurz und behutsam um die Kehle der schwarzen Wölfin, dann stupste er sie ein zweites Mal an, und Mia erhob sich wieder. Winselnd machte die kleine Wölfin ein Buckel und strich an seinen Vorderbein entlang, dann wuselte sie im Slalom um die riesigen Gamma Kriegswölfe herum, um nach vorne zu ihren Alphas zu gelangen.
Sie fand die beiden, als sie sich gerade zusammen mit Sascha über die dunkelhäutige Beta beugten. Mia hörte, wie Sam ihren Namen ausstieß und machte sich mit einem leisen Kläffen bemerkbar. Rafael und Gabriel wirbelten herum, erstarrten für eine Sekunde, und dann flüsterte Gabriel: „Mia..." Die Stimme atemlos und heiser. Dann, nachdem die Schocksekunde überwunden war, waren die beiden Alphas mit einem Schritt bei ihr, fielen auf die Knie und schmiegten sich an ihr flauschiges, schwarzes Fell. Rafael kraulte sich zärtlich über ihren Nacken und streichelte die seidenweiche Kehle. „Oh, Kleines, was machst du denn hier?" flüsterte er. Mia genoss das Gefühl, zwischen den beiden riesigen Alpha Männern - ihren gewählten Gefährten - eingekesselt zu sein, das zärtliches Streicheln auf ihrem Fell und das liebevolle Schnurren, dass aus ihren Kehlen kam. Ihre Rute wedelte wie wild hin und her und ein leises, glückliches Summen vibrierte in ihrer Brust.
„Nein, wie herzallerliebst..." Die schnarrende Stimme von Adam Canton durchbrach die Stille und die Wiedersehensfreude der kleinen Omega wich eisiger Kälte. Erinnerungen fluteten durch ihren Geist... Erinnerungen an Schläge, Schmerzen, Vergewaltigungen, Demütigungen... langsam drehte die kleine Omega ihren Kopf und sah die zwei Alphas an. Auf dem Gesicht der beiden Hamburger lag ein bösartiges Feixen. Sie wussten sehr genau, dass die Kleine ihr Freifahrtschein war. Mias Wölfin sträubte ihr Fell, fixierte ihre Peiniger mit glühenden Augen und knurrte, als würde Donner grollen. Mia wandelte sich in ihre menschliche Form, augenblicklich streifte einer der beiden Alphas hinter ihr ein T-Shirt über den Körper. Wo er das jetzt her hatte, wusste Mia nun wirklich nicht und es war ja auch egal. Alles, was wichtig war, lag vor ihr. Langsam trat sie zu den beiden gefesselten Männern, die von den Alpha-Garden des königlichen Rudels festgehalten wurden und blieb vor ihnen stehen.
Ihr Blick war ruhig, fast schon gelassen. Sie verzog keine Miene , als sie auf einmal blitzschnell ausholte und Henning mit aller Kraft eine verpasste. Der Kopf des jungen Alphas wurde zur Seite geschleudert und mit einem Stöhnen spuckte er einen Zahn auf dem Boden. Mias Blick folgte dem Zahn zum Boden... und ... als hätte die Göttin es für sie hingelegt, war dort ein Messer. Es war ein Kampfmesser mit rasiermesserscharfer Schneide und einem gezahnten Rücken. Die Omega bückte sich und hob das Messer langsam auf. In Zeitlupe drehte sie den Griff in ihren Händen, während Angst durch ihren Körper zog.
Dann sah sie zu Henning und Adam Canton auf.
„Ihr beide... Ihr seid es nicht wert, ein Rudel zu führen. Ihr seid grausam, bösartig und ihr habt euren Weg verloren. Euer Rudel wurde von der Göttin gesegnet als sieben Omegas für euch geboren wurden, aber ihr habt uns wie den wertlosen Dreck unter euren Schuhen behandelt. Das, was ihr den anderen Omegas - was ihr mir angetan habt... dafür verdient ihr keine Vergebung, sondern nur den Tod. Nicht nur, dass ihr mich verprügelt, vergewaltigt, gedemütigt und in Wolfsform gezwungen habt. Ihr habt auch noch eine Kräuterhexe benutzt, um mein Leben an eures zu binden, damit ihr eurer gerechten Strafe entgehen könnt."
Mia wandte den Blick zu den beiden sauerländischen Alphas. Rafael und Gabriel wurden blass bei ihren Worten und Sascha knurrte im Hintergrund: „DAS also ist euer Back-up Plan! Ihr elendigen Feiglinge!"
In den Augen der kleinen Omega leuchteten Tränen, als sie ganz leise sagte:
„Ich wünschte, es wäre anders gekommen... Oh, Göttin, ich wünsche mir so sehr, wir hätten eine Zukunft zusammen.... Ich danke euch, dass ihr mir Hoffnung geschenkt habt und den Glauben daran, dass nicht alle Alphas bösartige Monster sind." Mia sah zu den Blackford Drillingen und Jackson. „Passt gut auf eure Omega Frauen auf! Sie lieben euch so sehr.."
Leise fragte Grayson Blackford: „Kleines, was hast du vor?" Sämtliche Alphas waren jetzt in Alarmbereitschaft und bewegten sich langsam und vorsichtig auf die kleine Omega zu. Mia liefen die Tränen über die Wangen, als sie mit tonloser Stimme sagte: „All diese Toten... Sie gehen auf mein Konto, weil ihr für mich und die anderen Omegas gekämpft habt... Und nun könnt ihr die Verantwortlichen noch nicht mal zur Rechenschaft ziehen. Aber das lass ich nicht zu!"
Wieder sah sie zu Rafael und Gabriel, die nur noch einen Schritt von ihr entfernt waren. „Vielleicht finden wir uns ja in einem anderen Leben wieder," flüsterte Mia sehnsüchtig. Die die Augen der beiden Alphas weiteten sich als sie begriffen. „NEIN!!!"! schrie Rafael und gleichzeitig mit seinem Bruder und den anderen Alphas sprang er nach vorne, doch so schnell, wie sie alle handelten... sie waren zu langsam.
Mit einer fließendem Bewegung holte Mia aus und rammte sich das Messer ins Herz.
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