Mexiko
„Darf ich?", fragte Mike und zeigte auf den Radio des alten Trucks. Nya nickte und er drehte am Steuerrad für den Sender herum, bis er sich zufrieden zurücklehnte und grinste.
„I'm falling, I'm falling, I keep falling
I'm running from you
I'm falling, I'm falling, I keep falling
Down in Mexico"
Dröhnte es aus den Lautsprechern und sie hob eine Augenbraue.
„Was ist das denn?", wollte sie wissen und verzog leicht das Gesicht.
„Thundermother, Mexico. Kennst du das nicht?"
Sie schüttelte den Kopf und er lächelte nur. „Jetzt schon."
Die Straße machte eine leichte Kurve und verlief dann wieder geradeaus. Der Asphalt flimmerte und die Hitze kam so langsam auch ins Auto.
„Und du magst dieses...Thunderzeugs?", fragte sie nach einer Weile und Mike nickte.
„Thundermother, ja. Du nicht?"
„Ist nicht so meins."
Nya versuchte sich auf die Straße zu konzentrieren, aber er neben ihr macht es ihr wirklich schwer. Er begann, im Takt der Musik zu wippen und sobald der Refrain kam, sang er lautstark mit.
Sie musste grinsen und er stieß sie mit dem Ellenbogen an. „Komm schon."
Nach kurzen Zögern begann auch sie, zu wippen und mitzusummen. Mike grinste und sein Lächeln war ansteckend.
Als das Lied endete und stattdessen ein anderer Song spielte, lachte Nya immer noch und auch er schmunzelte.
„Na siehst du, es gefällt dir doch."
Ihr lag schon ein „Nur mit dir" auf der Zunge, aber stattdessen zuckte sie nur mit den Schultern und sah wieder aus dem Fenster. Mike stupste sie an und legte den Kopf schief.
„Alles okay?"
„Äh, ja. Ja klar. Warum nicht?", antwortete sie ausweichend.
Er seufzte. „Okay."
Eine Weile herrschte Stille, dann fragte Mike: „Was machst du in Mexiko?"
„Meine Großmutter besuchen. Und du?"
„Ach, nichts bestimmtes. Einfach bisschen durch die Gegend ziehen."
„Also bist du ein Landstreicher?", meinte sie. Eigentlich hätte sie es sich auch denken können, schließlich stand er am Straßenrand und wartete auf jemanden, der ihn mitnehmen könnte.
„Wenn du es so nennen willst, ja. Ich schau einfach, wohin mich die Straße bringt."
Nya erwiderte nichts und auch Mike sah schweigend aus dem Fenster. Langsam wurde die Straße fester und die Grenze musste nicht mehr weit sein.
„Glaubst du an die Hölle?", fragte er plötzlich und sie warf ihm einen überraschten Blick zu.
„Naja, denk schon. Ich denke nur, wie wird entschieden, wer in die Hölle kommt und wer nicht? Was muss man tun, um in den Himmel zu kommen?"
„Gute Frage. Ich glaube nicht, dass da irgendwas nach dem Tod ist. Man ist einfach weg."
„Warum glaubst du das?", wollte sie wissen und er zuckte die Achseln.
„Weiß nicht. Ich kann es mir glaub ich einfach nicht vorstellen, dass da was nach dem Tod ist. Der Tod ist doch das Ende, was soll denn dann nach dem Ende noch kommen?", meinte Mike und sie überlegte.
Was kam nach dem Ende?
„Ein zweites Leben.", antwortete Nya dann und er legte den Kopf schief.
„Denkst du? Aber selbst wenn es das gäbe, wir wissen das ja dann nicht, oder? Wir können uns doch dann nicht an unser erstes Leben erinnern."
„Können wir nicht, nein. Aber ich denke, das ist das Gute. Mit dem zweiten Leben will Gott uns eine neue Chance geben, so zu leben, wie es richtig ist."
„Und wie ist es richtig?", wollte er wissen und sah sie herausfordernd an.
„Wie Gott es uns in der Bibel vorschreibt. Fromm und mit Liebe zum Nächsten.", sagte sie, merkte aber selbst, dass sie nicht sehr überzeugend klang.
„Aber ist das wirklich richtig? Ich meine, viele der Kriege in der Vergangenheit sind nur wegen der Religion endbrandet. Glaubst du nicht, Gott hätte sowas verhindert?"
„Nein.", antwortete Nya langsam. „Ich glaube, er macht das absichtlich so. Damit wir Menschen aus unseren Fehlern lernen und es in der Zukunft besser machen können."
Mike zuckte mit den Schultern. „Kann sein."
Damit war ihre Diskussion beendet und beide schwiegen wieder. Aus dem Radio kam AC DC und vor ihnen näherte sich die Grenze.
Kaum ein Auto wartete am Übergang nach Mexiko und dementsprechend schnell kamen sie auf die anderen Seite.
„Wo musst du hin?", fragte Nya und brach damit das Schweigen.
„Lass mich einfach bisschen weiter die Straße runter raus.", antwortete er und sah sie an.
„Vielleicht sehen wir uns ja mal.", meinte er und sie nickte.
„Vielleicht."
Nya hielt am Straßenrand an und Mike stieg aus. Er winkte ihr und sie ließ das Fenster des Trucks herunter.
„Wir sehen uns im nächsten Leben.", sagte er zum Abschied und sie lächelte.
„Ja. Wir sehen uns im nächsten Leben."
Er wandte sich um und sie schloss das Fenster wieder. Einen Moment saß sie einfach da und starrte vor sich hin.
Dann legte sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen und sie fuhr weiter.
______________
„I'm falling, I'm falling, I keep falling
I'm running from you
I'm falling, I'm falling, I keep falling
Down in Mexico
I'm falling, I'm falling, I keep falling
Don't know what I should do
I'm falling, I'm falling, I keep falling
Down in Mexico"
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro