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Auf ein Wort über Passgenauigkeit

"Warum hast du vorhin Vadim angeschaut, als du meintest, ihr wollt mich unter die Lupe nehmen?", versuche ich ein Gespräch mit Momo in Gang zu bringen, dessen Gunst zu gewinnen mir noch am leichtesten erscheint.
"Hä?", sieht er mich entgeistert an.
"Sherlock Holmes trifft auf Goldfischgedächtnis", murmelt Hannes zu Tua, der leise lacht. Sie haben Insider, das heißt, sie verstehen einander tatsächlich, können sogar derart minimal kommunizieren.
"Ich bin mit sechzehn von zu Hause abgehauen", beginnt Vadim umständlich, "habe gesamtes Erspartes für ein Zugticket nach Berlin ausgegeben, wo ich den Winter über bei einem ehemaligen Freund gewohnt habe, der mich im März vor die Tür gesetzt hat, obwohl ich meine Miete immer pünktlich am Monatsanfang von meinem Job auf dem Bau gezahlt habe."
So froh ich auch darüber bin, den schweigsamen Vadim zum Reden gebracht zu haben... Seine Lebensgeschichte beantwortet mir nicht die Frage, die ich an Momo gerichtet habe. Es verwirrt mich, dass er plötzlich so munter aus dem Nähkästchen plaudert.
"Zum Glück ist Tua etwa zu der Zeit hergezogen, sodass ich nur ein paar Tage auf der Straße war. Wir haben zusammen als Bauarbeiter unsere Brötchen verdient. Er hat hier gewohnt, unterstützt von seinen Eltern, und ich, nach ein paar Nächten, die ich hier gepennt habe, in einer Sozialwohnung in Marzahn."
"Ich bin in Marzahn aufgewachsen", lächle ich.
"Ist 'ne hässliche Ecke, nichts für ungut", lächelt er zurück und ich winke ab, weil es stimmt, was er sagt. "Wieso kamst du ursprünglich nach Berlin?"
"Probleme daheim und ich wollte Germanistik an der HU studieren, das war mein Traum." So schließt sich der Kreis. Vadim ist ein Experte auf dem Gebiet der deutschen Sprache, deswegen berät er Momo.
"Aber das Geld hat nie gereicht. Tut's bis heute nicht." Er senkt die Lider.
Aus Tuas Augen kann ich ablesen, dass sein ältester Freund jegliche Unterstützung ausgeschlagen hat, die ihm angeboten wurde.
"Ach, das meinst du!", begreift Momo endlich. "Vadim ist ein Genie, wie Nihan, meine Frau. Wie sagt man? Peni- ...?"
"Penis?", schlägt Tua vor. Gott sei Dank prusten die anderen gleichzeitig mit mir los, sodass ich mir keine Sorgen darüber machen muss, ob sie meinen Humor für kindisch halten.
"Penibel", fängt Vadim sich langsam.
"Penis, du Idiot, Alter, du bist auch so 'n Penis", lacht Momo wieder auf, der sich eigentlich schon beruhigt hatte. "Nihan ist penibel drauf, wenn's darum geht, dass unsere Kinder korrektes Deutsch lernen", erklärt er dann. "Damit sie sich nicht mit Vorurteilen in der Schule rumschlagen müssen, sagt sie. Ich versuche ein gutes Vorbild zu sein."
"Das ist cool von dir", nicke ich.
"Als ob deine Kinder nicht trotzdem gegen Vorurteile kämpfen müssten", schnaubt Hannes. "Bei Lenny liefen letztens Nachrichten. Seit die AfD auf den Plan getreten ist, lauern Nazis an jeder Ecke."
"Zu Lenny gehst du, um dich zu besaufen, nicht um Nachrichten zu gucken, Alter", sagt Tua skeptisch. Lenny ist entweder ein Kumpel, eine Bar oder eventuell beides - ein befreundeter Barbetreiber.
"Purer Zufall, dass die Glotze an war", gießt sich Hannes einen zweiten Whiskey ein. "Die AfD ist die NSDAP von heute."
"Quatsch, die sind doch ein Haufen Versager", rutscht es mir raus und alle sehen mich gespannt an. "Die AfD kriegt wie die restlichen Parteien nix geschissen, aber ihre Hetze müssen sie unbedingt verbreiten und damit allen auf die Nerven gehen. Das macht sie um einiges lästiger, aber noch lange nicht gefährlich", fahre ich fort. Ein bisschen von meinem Selbstbewusstsein habe ich inzwischen wieder vom Boden aufgekratzt.
"Genau, ich erinnere mich an die Farbbomben", höhnt Tua. "Sowas machst du nicht, wenn du glaubst, dass von diesen Idioten keine Gefahr ausgeht."
"Farbbomben?", hakt Hannes nach.
"Iara hat mit Tarik von FIA Wahlplakate demoliert", erläutert Tua.
"Ich will mir doch keine rechte Propaganda geben, wenn ich gemütlich durch die Stadt spaziere. Wir mussten was tun", verteidige ich unseren Vandalismus.
"Weißt du, wer die eigentlichen Versager sind?", fragt Hannes rhetorisch. "Die NPD. Seit die AfD hier Einzug hält und genau das Gleiche macht, sind die am Arsch. Die AfD erreicht Leute: Arbeiter, die sich vom Staat betrogen fühlen, Konservative, für die die Union nicht genug tut, Nicht-Wähler, die denken, die AfD würde mit echten Reformen winken."
"Stimmt", bestätige ich. "Die NPD ist am Boden, aber haben wir jetzt nicht ein viel größeres Problem? Mit der AfD gelangen neben den rechten Neandertalern auch die Diplomaten-Nazis an die Macht. Die, die Demonstrationen in Anzügen besuchen, die gleichen Parolen nicht grölen, sondern absurd verpackt in Tweets verstecken; vor denen habe ich mehr Angst als vor der Springerstiefel-Hitlerjugend 2.0, die nachts durch Oberschöneweide tourt und Kebab-Verkäufer und Punks verprügelt. Also fürchte ich mich schon vor speziellen AfDlern, aber bei weitem nicht vor dem ganzen blöden, braunen Haufen."
Erst schweigt er, doch dann fragt Hannes zweideutig: "Du reißt deinen Mund öfter ganz schön weit auf, oder?"
"Das muss sie wohl oder übel", grinst Vadim dreckig zu Tua rüber. Zum Glück ist meine Antwort damit hinfällig.
Nur einer verzieht keine Miene. "Kennst du ihn?", ignoriert Hannes geflissentlich, wie sich neben ihm alle außer mir - denn ich bin zu eingeschüchtert - vor Lachen beömmeln.
"Tua?" Mein Mund ist seltsam trocken. Bei Pari kommt das durch den Alkohol manchmal, aber bei mir habe ich das eigentlich noch nie beobachten können. Mit Witzen auf meine Kosten habe ich gerechnet, die sind mir egal. Doch bei Hannes' bohrendem Blick jagt es mir einen eiskalten Schauer den Rücken runter.
"Du bist nicht die einzige Frau, die auf ihn abfährt", sagt er, als das Lachen der anderen abflaut.
"Alter, halt mal deine Fresse", schüttelt Tua warnend den Kopf.
"Nein, lass mich ausreden. Iara, mit wie vielen Typen hast du in deinem Leben schon geschlafen?"
"Ich wüsste nicht, warum ich dir das mitteilen sollte", antworte ich kühl. Irgendwo muss ich schließlich eine Grenze ziehen.
"Hannes." Jetzt wirkt Tua langsam bedrohlich. Sein Tonfall verrät mir, wie aufgeladen er gerade ist. "Bruder, mein Vertrauen in dich sinkt gerade rapide. Du hast mir versprochen, dich heute zusammenzureißen, Alter."
"Dein Vertrauen in mich sollte gerade wachsen, ich tue dir einen Gefallen." Hannes fixiert mich wie ein hungriger Habicht. "Du bist jung, und du nimmst von ihm, kostest ihn aus, weil er dir gibt. Aber was du nicht weißt ist, dass er derjenige ist, der sich normalerweise nimmt; sich Liebe gönnt, weil er nie genug für sich selbst aufbringen kann -"
"Stopp." Vadim bringt Hannes zum Verstummen. Er hat leise gesprochen und trotzdem ist der Effekt bemerkenswert. Kurz frage ich mich, ob er der getarnte Alphawolf der Gruppe ist.
"Lass uns unter vier Augen reden", taxiert Hannes mich weiter unerbittlich als wäre ich seine Beute.
"Vergiss es", wehrt Tua ab.
"Du bist nicht mein Vormund", schneide ich meinen Freund scharf. Es ist an mir, mich vor seinem Kumpanen zu behaupten, da muss ich jetzt durch.
Hannes erhebt sich.

Eine halbe Minute später stehen er und ich in der leeren Küche.
"Darf ich ehrlich sein?", fragt er.
"Ehrlich? Ja. - Erbarmungslos und ungnädig? Nein." Es ist eine Antwort aus purem Schutz. Setze ich mich diesem Kerl aus, ohne vorher die Spielregeln festzulegen, bereue ich es definitiv.
"Du passt nicht zu ihm", urteilt er.
"Wow, alles klar", hebe ich fassungslos die Hände. Hat er gerade ernsthaft ignoriert, was ich gesagt habe? "Welche meiner dir bereits bekannten Eigenschaften offenbart dir das?", bemühe ich mich, ruhig zu bleiben.
"Deine Jugend", erwidert er lapidar.
"Wenn Jugend eine Eigenschaft wäre, hätte ich sie früh eingebüßt."
"Du verstehst mich nicht. Was fühlst du für Tua?"
"Soll ich dir einen kitschigen Vortrag halten?"
"Hast du zugehört? Wenn du das tust, bestätigt das nur meine Theorie."
Er ist absolut dreist. Ich hätte Tuas Bedenken nicht anzweifeln dürfen, als wir in der Badewanne über Hannes gesprochen haben. "Ich glaube, du hast Recht, ich verstehe dich nicht", pflichte ich ihm bei, einfach aus Protest. "Ich verstehe nicht, wie du nicht nachvollziehen kannst, was es bedeutet, wenn ich dir möglichst nett durch die Blume sage, dass du rein gar nichts über mich weißt. Du betrittst diese Wohnung, in der du hundertmal warst, in der sich die Leute versammelt haben, mit denen du hundertfach deine Zeit verbracht hast. Aber eine Sache ist anders. Etwas an der Wohnung hat sich verändert; etwas am Inventar." Ich gestikuliere an mir hinab. "Wir konnten alle bequem sitzen. Ich nehme dir nicht deinen Platz auf der Couch weg, das einzige, das ich dir wegnehme, ist ein Platz in Tuas Bett und in seinem Herzen. Wenn du auf diesen Platz aus warst, dann tut's mir leid."
"Mieser Denkfehler, Iara. Du hast mir nicht den Platz in seinem Herzen oder etwa seinem Bett weggenommen, ich bin keine Schwuchtel. Du hast mir den Platz in seinem Leben weggenommen und du denkst echt, du hättest mich längst aus dem Paradies vertrieben; herablassend, wie du dich gibst."
"Mit Verlaub: Das klingt noch schwuler, wie du Tua als dein Paradies bezeichnest." Mit einem unterdrückten Lachen in der Stimme, will ich es genau von ihm wissen. "Wieso schiebst du diese Eifersuchtsnummer? Was soll das?"
"Kleines, jetzt ma' Realtalk, ich weiß genau, warum er mit dir zusammen ist. Du bist sowas von sein Typ. Äußerlich zumindest. Er kommt halt nicht mehr aus seiner Fickbeziehung raus."
In diesem Augenblick reißt mir der Geduldsfaden. "Digga, schraub mal 'nen Gang runter!", fahre ich ihn an. "Ja, ich habe eine Fickbeziehung mit ihm unterhalten, aber das ist inzwischen ein halbes Jahr her. Ich habe ihn vor den Kopf gestoßen, mehr als einmal; ich habe ihn nicht gut behandelt. Er war auch nicht immer gut zu mir und es liegt in unserer Natur, dass wir uns fast jeden Tag streiten. Trotzdem habe ich mich schon vor Monaten vom bedeutungslosen Sex mit Tua verabschiedet. Mir ist es ernst mit ihm. Du kannst mir das glauben oder du lässt es bleiben. Ich weiß, dass es stimmt, und er weiß es - Und das reicht."
"Er wird dir so wehtun", schüttelt Hannes mitleidig den Kopf.
"Das hat er schon! Er hat mir schon wehgetan und ich habe ihn verletzt! Wo warst du in diesem halben Jahr, Hannes?! Warum hältst du Tuas Beziehung mit mir für neu und revolutionär?!"

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