03.
Auch wenn erst zwanzig Minuten vergangen sind, hat Zack das Gefühl, dass ihm die Zeit davonläuft. Jedes Mal, wenn er Izumi einen Blick rüberwirft, scheint es ihr schlechter zu gehen. Es kommt ihm so vor, als könnte er ihr beim Sterben zusehen.
In seinem Kopf geht alles durch, was er über die Fotosynthese weiß. Zudem denkt er darüber nach, wie man eine künstliche Sonne in die Einrichtung bringen soll. Dass er es schafft Izumi in den nächsten sieben Stunden nach draußen zu bringen, kommt ihn sofort unmöglich vor. Dazu braucht er Test und Belege, die bekommt er in den sieben Stunden nicht hin, um eine Genehmigung zu bekommen. Alleine den Antrag dafür zu stellen, dauert mehrere Stunden, Stunden, die er nicht mehr hat.
Angestrengt rattert es im Kopf des jungen Wissenschaftlers. Es dauert etwas, bis ihm die künstliche Sonne einfällt. Er weiß ganz genau, dass er eine interessanten Artikel von einem chinesischen Forscher darüber gelesen hat, doch er weiß auch, dass immer noch Test damit gemacht wird. Zudem ist ihm nicht klar, ob sie auch die gleiche Strahlung wie die Sonne von sich gibt.
Er fährt sich mit beiden Händen gleichzeitig durchs Gesicht und ihm ist klar, dass ihm auf der Stelle etwas besser einfallen muss.
Wieder vergehen einige Momente, in denen ihn Izumi nicht aus den Augen lässt. Auch wenn sie nicht genau erkennen kann, was er genau macht, ist sie fasziniert davon.
Als ihn die Erkenntnis trifft, verzieht sich automatisch sein Gesicht. Am liebsten würde er sich ohrfeigen, weil er so dumm ist und nicht an seine Mutter gedacht hat.
„Natriumhochdruckdampflampen", sein Ausspruch ist so laut, dass Izumi verwundert zu ihm blickt. Er dreht sich zu ihr und kann ihren Blick gerade noch auffangen, bevor sie sich wieder von ihm abwendet.
„Meine Mutter, hatte exotische Blumen in einem kleinen Gewächshaus im Garten. Weil es in unserer Gegend nicht so viel Sonne gegeben hat, wie in den Orten, wo diese Pflanzen natürlich wachsen, hatten wir die Natriumhochdruckdampflampen. Sie erzeugen so etwas wie künstliche UV-Strahlen, indem in ihnen Gase explodieren. Na ja, das könnte funktionieren."
Die letzten Worte sind nicht mehr an Izumi gerichtet, als er schon fast panisch zum Telefon läuft und umliegend klarmacht, was er braucht. Wofür es braucht, will er lieber niemanden erzählen. Auch wenn er weiß, dass es bei Pflanzen funktioniert, ist seine Angst viel zu groß, dass er ausgelacht wird, für seine Idee.
Die nächste halbe Stunde, verbringt der junge Wissenschaftler, fast schon so lauernd wie ein Löwe vor der kleinen Tür. Immer wieder gleitet sein Blick zu Izumi, die mittlerweile fast flach auf dem Meeresgrund liegt. Auch wenn er es nicht zugeben würde, kann er nicht zulassen, dass sie stirbt.
Das hat nichts mit seinem wissenschaftlichen Interesse an Izumi zu tun. Bisher dachte er immer, dass er einfach kein Interesse an Frauen oder sogar Männer hat. Nie hat er sich jemals zu jemanden hingezogen gefühlt, weswegen er sich selber schon als Asexuell abgestempelt hat. Doch hier vor ihm, liegt eine nicht menschliches, doch ihm ähnliches Lebewesen und hält seine Gefühle im Griff. Er könnte es nicht ertragen, sie sterben zu lassen.
Das sehnsüchtige erwartete Pochen zieht ihn aus seinen eigenen düsteren Gedanken, die alle mit einer Toten Izumi enden. Fast schon aggressiv reißt er die Tür auf, um der davorstehenden Wache das Gerät zu entreißen. Er hasst den jungen Mann sofort, obwohl er weiß, dass es nicht seine Schuld ist, dass alles so lange gedauert hat.
Genauso wütend schmeißt er die Türe wieder ins Schloss, ohne ein Wort des Dankes.
Auch das ist etwas völlig Neues an dem Wissenschaftler. Bisher hat ihm noch nie so eine Situation so aus der Fassung gebracht, dass er die Formen des Anstandes freiwillig ignorieren wird.
Fast schon panisch läuft er mit dem Gerät, was viel zu klein ist, um das ganze Becken zu erleuchten zu ihr rüber. Auch wenn es schwer in seinen Armen liegt, sprintet er die Treppe nach oben, damit sie sich hier von ihr ernähren lassen kann.
Izumi beobachtet ihn ganz gelassen. Auch wenn sie es nicht zugeben will, ist sie nicht bereit zu sterben. Doch selbst wenn sie es jetzt tun würde, wäre sie glücklich. Sie hat etwas im Blick, was sie mit Frieden und Wärme erfüllt. Eigentlich müsste sie ihn hassen, dafür, dass sie seine Gefangene ist, doch ihr Herz lässt das nicht zu. Sie sieht nur einen gütigen Menschen, der nichts tun wird, was sie verletzt.
Erst als oben die Lampe schon läuft, schwimmt Izumi langsam, fast in Zeitlupe nach oben. Die wenigen Reste Energie, die sie noch besitzt, möchte sie möglichst eingeteilt wissen, bevor sie stirbt. Dafür kommet ihr die Zeit zu kostbar vor.
Sobald sie die Wasseroberfläche durchbricht, ist sie gefangen von den Strahlen. Dabei scheint ihr es fast unmöglich, dass sie dadurch kräftiger wird, doch es fühlt sich fast so an wie die Sonne, wenn sie scheint.
Zack greift sofort nach ihr und zieht sich aus dem Wasser, dass er dabei die Arme seines Kittels mit dem Wasser durchtränkt, merkt er gar nicht. Seine Gedanken sind nur von dem Wunsch beherrscht, Izumi zu halten, sollte es nichts bewirken. Fast erwartet er sogar, dass dieses wundervolle Geschöpf in seinen Armen stirbt, woraufhin seine Augen verräterisch brennen. Eigentlich dürfte er noch gar nichts für den Wesen vor sich spüren, doch er weiß, dass es Schicksal ist.
Izumi wird dank des jungen Wissenschaftlers jetzt ganz von den Strahlen erfasst und es dauert eine Sekunde, bis er bemerkt, wie schnell sie besser aussieht. Bei Menschen dauert es teilweise Monate, bis diese sich von einem drohenden Hungertod erholen, doch Izumi ist kein Mensch. Sie wird nie ein Mensch sein.
Dafür ist sie viel zu besonders.
Fasziniert beobachtet Zack, wie sich das Wesen in seinen Armen erholt. Auch wenn er sie jetzt wieder loslassen könnte, will er es nicht. Er will sie einfach nur weiter festhalten und auch Izumi bleibt still liegen. Sie ist überwältigt von dem Gefühl von ihm. Wie warm und trocken seine Haut auf ihren Schuppen ist. So etwas konnte sie noch nie auf ihrer Haut spüren.
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