58. Kapitel
"Gib mir den Zauberstab", sagte Charles, der seinen auf Alekto gerichtet hatte. Diese stand noch immer im Gang und konnte daher nicht zaubern und Sirius hatte seinen Zauberstab nicht gezogen. Alekto wollte gerade einen Schritt aus dem Gang machen, da rief Charles bereits "Accio Zauberstäbe!" und Alektos Zauberstab flog aus ihrer Hand.
Er fing die beiden Zauberstäbe auf und gab sie der Person hinter sich, die Alekto erst jetzt bemerkte.
"Helen!", entkam ihren Lippen.
Helen machte einen Schritt neben Charles, in der einen Hand ihr Zauberstab, in der anderen die von Alekto und Sirius. Sie schaute Alekto nicht an, sondern blickte nur stumm zum Licht am Ende des Ganges.
"Danke, dass du uns hier hergeführt hast", meinte er an Sirius gewandt. "Es ist nicht gerade unauffällig, wenn ein großer schwarzer Hund durchs Schloss rennt. Seit wann bist du ein Animagus?"
Alekto sah überrascht zu ihm. Der Gryffindor erwiderte nichts, sondern presste nur die Kiefer zusammen.
Schließlich blickte sie wieder zu einer ihrer besten Freundinnen. "Helen, wieso?", fragte sie. "Was willst du mit so einer Magie? Willst du wirklich dem dunklen Lord helfen, in dessen Augen Lea weniger wert ist wegen ihrer Mutter?", fragte sie sanft.
Endlich sah Helen zu ihr. "Der dunkle Lord richtet eine Ungerechtigkeit, Al. Wieso müssen wir uns verstecken und auf die schwachen Muggels Rücksicht nehmen, die zerstören nur alles und schwächen uns."
"Helen, das bist nicht du. Die Helen, die ich kenne, kann keiner Fliege etwas zu leide tun. Wieso willst du etwas mit Leuten zu tun haben, die andere ermorden für etwas, für das sie gar nichts können?", erwiderte Alekto und hoffte irgendwie zu ihr durchzudringen oder zumindest genug Zeit zu erkaufen, bis die anderen kamen.
Helens Miene veränderte sich nicht. "Du kannst gut reden, du und dein Merlin-Blut, siehst du nicht, was in dieser Welt falsch läuft? Wo ist die Alekto, die ich kenne?"
"Lass uns darüber sprechen, Len! Du, ich und Lea. Ihr wollt diese Magie nicht."
Charles lachte auf. "Oh, doch, wir wollen diese Magie, wir haben lange genug danach gesucht."
"Habt ihr das Gefühl, in seinen Reihen dadurch aufzusteigen?", fragte Sirius, der zum ersten Mal das Wort ergriff. "Glaubt ihr wirklich, er würde einen Zauberer am Leben lassen, wenn er denkt, dass dieser stärker ist als er selbst?" Er sah Charles direkt an und reckte herausfordernd das Kinn.
"Du magst ein Blutverräter sein, aber die Arroganz eines Reinblutes hast du nie abgelegt", meinte der Slytherin spöttisch und richtete seinen Zauberstab drohend auf den Gryffindor.
"Es ist keine Arroganz, wenn es gerechtfertigt ist", gab Sirius zurück und ein leises Lächeln umspielte seine Lippen. "Mein Blut ist komplett rein, dagegen haben eure drei-vier mickrigen Generationen reines Blut keine Chance."
"Es reicht", sagte Helen und deutete Charles an, den Zauberstab runter zu nehmen. "Wo er ist, sind Potter und die anderen wohl auch nicht mehr weit. Wir müssen jetzt handeln."
Charles nickte und scheute Sirius mit einem Winken seines Zauberstabes zu Alekto in den Gang. "Ihr geht voraus", teilte er ihnen streng mit, aber Alekto konnte sehen, wie seine Augen unruhig die Umgebung absuchten.
Sirius setzte sich in Bewegung und warf Alekto einen vielsagenden Blick zu. Die beiden schienen nicht mitgekriegt zu haben, dass Zaubern im Tunnel nicht funktionierte.
Mit der Lichtquelle am Ende des Ganges war es noch recht dunkel, und mehrere Male stolperte sie über den unebenen Boden. Einmal musste Sirius sogar nach ihrem Arm greifen, damit sie nicht hinfiel.
Ihr Herz schlug immer wilder, je näher sie kamen, und schließlich machten sie die letzten Schritte.
Alekto wusste nicht, was sie erwartet hatte, wie Merlins Geheimnis aussehen würde. Aber vor ihr war eine riesige Lichtkugel, die leicht zu pulsieren schien, fast wie ein Herz. Das Licht hatte eine giftgrüne Farbe und badete die Steinfelsen in dieser Farbe. Die feinen Härchen auf ihrem Arm stellten sich auf, während ihre Augen nicht fähig waren irgendwo anders hinzuschauen.
"Das ist also Merlins Geheimnis, Merlins Magie", meinte Charles, den Alekto vor lauter Staunen fast vergessen hätte. Er richtete seinen Zauberstab auf Sirius. "Geh etwas näher, aber berühre es nicht." Sirius tat wie geheißen, die Lichterkugel schien nicht auf ihn zu reagieren.
"Bitte", sagte Alekto und drehte sich zu Helen. "Das kann gefährlich sein, wir wissen nicht. . ."
Helen verdrehte die Augen. "Ich dachte, du seist der Nachkomme von Merlin? Irgendwann wirst du mich verstehen."
Alekto schüttelte den Kopf. "Die Zeiten, in denen ich dich verstanden hätte, sind vorbei." Sie sah zu Sirius, der vorsichtshalber wieder ein paar Schritte zurück machte. Sie versuchte ihm mit einem Blick zu verstehen zu geben, was sie als Nächstes vorhatte.
Wieder wandte sie sich zu Helen, ihre Hände ballten sich zu Fäusten. "Lea und ich werden immer für die da sein, wir haben dich noch nicht aufgegeben."
Helen wollte gerade etwas erwidern, als Alektos Faust sie am Kiefer traf und sie zur Seite taumeln ließ.
"Stupor!", rief Charles, doch kein Zauber kam und ohne auf seine Realisation zu warten, warf sich Sirius auf ihn und rang ihn zu Boden.
Helen und Alekto waren immer noch auf den Beinen. Helen war die Überraschung ins Gesicht geschrieben, dabei hatte sie auch die Zauberstäbe von Alekto und Sirius fallen lassen. Doch Alekto bückte sich nicht danach, es würde ihr eh nichts bringen.
"Len, bitte!", flehte Alekto während ihre Hand vor Schmerzen pochte. "Denk über die Zukunft nach. Willst du wirklich einem Mann dienen, der dich beim kleinsten Fehler einfach töten kann?"
"Nicht wenn wir die Magie Merlins haben", erwiderte sie, ihr Zauberstab auf Alekto gerichtet, als könnte er etwas ausrichten.
Alekto wollte es erneut versuchen, als sie hinter sich Geräusche hörte. Sirius gab einen wütenden Schrei von sich, doch Charles hatte es geschafft, sich aus seinem Griff zu befreien. Mit zwei großen Schritten war er bei der Lichterkugel angelangt.
Alekto hatte nicht einmal Zeit, seinen Namen zu rufen, bevor er einen Schritt direkt reinmachte. Die Kugel schrumpfte in ihn hinein und für einen Moment wurde es dunkel. Alekto konnte nur noch die Umrisse des Slytherins ausmachen, der überrascht und abwartend auf seine Hände schaute.
Dann schüttelte die Erde sich und einige Brocken lösten sich von der Decke. Gerade als Charles hochsah, wurde das grüne Licht plötzlich wieder sichtbar in seinem Brustkorb. Es wurde immer heller in seinem Körber, bis man die Silhouetten seiner Rippen und anderen Knochen sehen konnte. Das Licht drang ihm aus dem offenen Mund, aus den Ohren und seine Augen weiteten sich, als auch die heller wurden. Er gab ein ersticktes Keuchen von sich. Dann breitete sich das Licht schlagartig wieder aus.
Alekto wurde von den Beinen gerissen, Lichtkugeln schossen wild überallhin und trafen auf die steinernen Wände. Ein großes Stück der Wand stürzte neben Alekto ein und sie schaffte es gerade noch, sich auf die Seite zu rollen. Unter ihren Händen konnte sie das Holz einer der Zauberstäbe fühlen.
Hastig drehte sie sich zu Helen um. Sie lag nicht weit von ihr entfernt auf dem Boden, ihr Zauberstab war ihr aus der halb offenen Hand gerollt.
Alekto krabbelte schnell zu ihr. "Helen!", rief sie panisch und griff nach ihrer Schulter. Doch als sie Helens Gesicht im Licht einer vorbeifliegenden Kugel sah, setzte ihr Herz einen Schlag aus. Eine Hälfte ihres Gesichts war Blutüberströmt und etwas stimmte mit ihrem Kopf nicht. In den blonden Locken klebten Blut und Knochenstücke von ihrem Schädel. "Helen! Len! Nein!", rief Alekto panisch und griff nach ihrem Hals, um nach einem Puls zu tasten, aber den einzigen, den sie spüren konnte, war ihr eigener, der in ihren Ohren pochte. "Nein, Helen, bitte!", flehte sie mit fast erstickter Stimme.
Eine weitere Kugel schlug in ihrer Nähe ein und ließ den Raum erneut zittern.
"Alekto!" Sirius kam neben ihr auf den Boden während Alekto Helens Gesicht in ihren Händen hielt und sie anflehte zurückzukommen. Er kam wieder auf die Füße, als der Boden unter ihnen erneut zitterte und ein großes Stück Decke im Gang hinunterkrachte. "Komm, wir müssen hier raus!" Er nahm ihr den Zauberstab ab und zerrte sie auf die Füße.
"Nein, ich kann nicht!", schrie Alekto. "Wir müssen sie mitnehmen, wo wir Magie verwenden können!" Doch der Gryffindor zerrte sie unbarmherzig weiter. Gewaltsam drückte er sie an einem riesigen Stein vorbei, der hinuntergestürzt war. Hinter ihnen konnten sie hören, wie der Gang immer weiter zusammenstürzte, nur die Lichtkugeln reichten nicht mehr bis zu ihnen.
Der kleine Raum schien unbeschädigt zu sein, dennoch zog Sirius sie bis zum anderen Ende davon. Alekto kriegte es kaum mit, wie er einen Schutzzauber sprach. Er ließ Alekto los, die auf die Knie fiel, während der Gang weiter zusammenstürzte. Alekto konnte kaum noch ein richtiges Wort zustande bringen, durch einen dicken Tränenschleier konnte sie sehen, wie immer weniger Steinbrocken einstürzten und auch die Geräusche wurden weniger, bis schließlich nichts mehr zu hören war, außer ihr Schluchzen.
Der Gang war komplett zerstört, aber die Zerstörung hielt genau da, wo der Eingang war.
Sie konnte Sirius neben sich ausatmen hören. Keiner sagte ein Wort.
"Komm", meinte er schließlich, aber auch seine Stimme zitterte. "Das hat man bestimmt im Schloss gemerkt."
Ungeschickte kam Alekto auf die Beine, ihr ganzes Gesicht war nass von den Tränen und sie zitterte am ganzen Körper.
Remus und James kamen ihnen auf halbem Weg mit gezückten Zauberstäben entgegengerannt.
"Was ist passiert?", rief Remus, als er Alekto die Treppe hoch half. James war weitergegangen, um den Tarnumhang zu holen, den sie liegen gelassen haben, während Remus sie aus dem Keller geleitete.
Sirius schüttelte nur den Kopf.
Peter und Lea warteten am Treppenabsatz auf sie. Augenblicklich warf sich Lea um Alektos Hals. "Helen kam zurück und hat gefragt, wo du bist und ich habe gesagt, dass ich keine Ahnung habe und dann ist sie wieder gegangen und ich bin ihr und Charles nach, aber irgendwo habe sie verloren und dann habe ich die Rumtreiber getroffen, die meinten, du hättest diesen Schlüssel und. . ." stammelte sie, bevor sie Alekto genauer ansah. "Wo ist Helen?" Ihr Blick wanderte zu Sirius und wieder zurück zu ihrer Freundin.
Alekto konnte nicht antworten. Ihr Körper schüttelte es, als sie erneut aufschluchzte, unfähig, die Worte zu sagen. Neben ihr schloss Remus Sirius in den Arm und dieser vergrub sein Gesicht im Nacken seines Freundes.
Lea konnte die Reaktion deuten, ihre blauen Augen wurden glasig, als sie sich mit Tränen füllten.
"Was ist hier los?" ertönte Professor Slughorns Stimme, der in einem Morgenmantel auf sie zukam. Er sah seinen Schüler an. "Bei Merlin, was ist passiert?" Hinter ihm wurden Geräusche laut von aufgewachten und verwirrten Schülern, unsicher, ob es ein zweiter Angriff war.
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