56. Kapitel
Ihre Stimme klang hohl und hallte leise durch den Gang. Sie fühlte sich so klein, wie sie zu der Frau hochsah, aber sie straffte die Schultern und presste die Zähne zusammen.
Nimue antwortete nicht sofort, das Licht von Alektos Zauberstab ließ Schatten auf ihrem hübschen Gesicht erscheinen. "In Sicherheit", sagte sie schließlich, ohne ihre Miene zu verziehen.
"Ich weiß und er ist verdammt gut versteckt, wenn fast zehn Personen danach suchen und ihn immer noch nicht gefunden haben. Ich will, dass du mir sagst, so wer ist", presste Alekto hervor.
Nimue runzelte die Stirn. "Und ich will ein Scotch mit etwas Eis."
Alekto unterdrückte es, die Augen zu verdrehen, diese Frau war unmöglich! "Es geht nicht darum, dass die anderen den Schlüssel nicht finden, ich will ihn für mich, ich will Merlins Magie!"
Nimue hob eine Augenbraue, offenbar amüsiert über Alektos neuen Ansatz. Belustigt stieß sie etwas Luft durch die Nase, bevor sie wieder ernst wurde. "Von Merlins Blut zu sein, macht dich nicht automatisch würdig", sagte sie. "Außerdem habe nicht einmal ich eine Idee, was dich da unten erwartet."
"Was meinst du damit?", fragte Alekto und warf einen raschen Blick über die Schulter. Man konnte nie wissen, wann ein Lehrer oder Filch und Mrs Norris ihre Runden drehten.
Zum ersten Mal schien Nimue nicht bereit zu sein, das Maul für eine trockene oder zynische Antwort aufzureißen. Sie rang die Hände und blickte irgendwo in die Ferne, bevor sie ihren Blick wieder auf Alekto richtete. "Magie, vor allem antike Magie, ist etwas Lebendiges, teilweise mit einem eigenen Willen. Die Magie ist seit fast 1000 Jahren da eingesperrt, wir wissen nicht, wie sie sich verändert hat."
"Die Magie kann sich verändern?" Die Slytherin wusste nicht recht, was sie davon halten sollte, aber es hörte sich nicht gut an.
Die Herrin vom See nickte. "Merlin hat sich viel mit antiker Magie beschäftigt, aber bis heute ist die antike Magie nicht wirklich erforscht, weil sie so kompliziert und gefährlich ist. Merlins Magie, in die antike Magie eingeflossen ist, ist sehr mächtige Magie und sie ist gefährlich und selbst wenn du die Magie kriegst, wer weiß, ob du sie kontrollieren kannst."
Alekto senkte den Zauberstab etwas, als sie diese Worte hörte. "Könntest du mir nicht dabei helfen?", fragte sie schließlich. Sie glaubte zu spüren, dass Nimue zu der Idee aufwärmte, ihr den Schlüssel zu geben. "Du hast Merlin unterrichtet und bist wohl eine der mächtigsten Hexen. Wenn ich die Magie von Merlin kriege, könntest du mir doch beibringen, sie zu kontrollieren." Konnte man Nimue überhaupt als Hexe kategorisieren? Alekto hatte nie so wirklich nachgedacht, aber Nimue schien durchaus etwas Nichtmenschliches an sich zu haben.
Die Herrin vom See schien selbst für eine Minute darüber nachzudenken. Alekto überlegte, was sie noch sagen könnte, denn Nimue schien - ob sie es zugab oder nicht - ein größeres Ego zu haben. "Könnte ich vermutlich", antwortete Nimue während sie ihre Locken über die Schulter warf. "Aber ich riskiere es nicht, wer weiß wofür du die Macht brauchst."
"Ich werde sie brauchen, um Muggels zu schützen", sagte Alekto mit fester Stimme, als sie einen anderen Weg einschlug. Die normale Lautstärke schnitt durch die Stille des schlafenden Schlosses. Sie war kurz vor dem Ziel, sie konnte es spüren! "Falls es dir als Portrait nicht aufgefallen ist, aber die Welt der Muggels ist in Gefahr. Der, der nicht genannt werden darf, wird von Tag zu Tag mächtiger, nicht einmal Dumbledore kann ihn aufhalten. Muggels, Muggelstämmige und Halbblute werden leiden, sollte er diesen Krieg gewinnen." Nimue lauschte ihr stumm, auf ihrer Stirn formten sich kleine Falten. "Hörst du nicht, was die Leute, die Schüler sagen? Welchen Ideologien sie folgen? Du sagst, meine Familie hat das Vermächtnis von Merlin beschmutzt, lass es mich zum Schluss wieder geradebiegen." Flehend blickte sie zum Portrait hoch. "Merlin wollte, dass man die Muggels vor Magie schützt, hilf mir, das zu tun!" Nimue musterte sie für einen Moment, bevor sie sich umdrehte und in den See watete.
Am liebsten hätte Alekto geschrien, aber sie konnte sich gerade noch beherrschen und stattdessen kam ein wütendes Zischen heraus. "Ist das wirklich deine Lösung für alles?!" Sie wollte noch ein paar unschöne wallisische Ausdrücke anfügen, als Nimue wieder auftauchte und aus dem See schritt. Das bronzefarbene Haar und die Kleidung klebte an ihrem Körper und im schwachen Licht von Alektos Zauberstab hatte ihr Auftreten etwas Unheimliches, mehr wie eine Banshee, eine Todesfee.
Alekto überlegte sich, ob sie sich entschuldigen sollte, als sie den Gegenstand in Nimues Hand bemerkte. "Lass es mich nicht bereuen, Mädchen", sagte Nimue und ihre Stimme wirkte tiefer als normal. "Ich mag ein Portrait sein, das bedeutet nicht, dass ich nicht dein Ende sein kann." Sie streckte die Hand aus und Alekto hob instinktiv die ihre. Ihre Finger berührten die raue Oberfläche des Bildes, bevor sie das kalte, glatte Material unter den Fingern zu spüren begann. Kurz hatte sie auch das Gefühl, die weiche Haut von Nimue zu spüren, aber dann zog sie die Hand wieder weg.
Das Silber glänzte unter dem Licht des Zauberstabes, als Alekto den Schlüssel in ihrer Hand musterte. Er sah genau aus, wie auf der Zeichnung.
"Du hast ihn damals Arianrhod gezeigt", sagte sie leise. "Sie hat ein Bild gemalt davon."
Nimue seufzte. "Ja, das hat sie. Arianrhod war eine sanfte Seele gewesen, tragisch, dass sie so jung gestorben ist."
Alekto umschloss fest den Schlüssel. "Danke", sagte sie leise. Nimue antwortete nicht, aber sie verzog das Gesicht, wohl wundernd, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat.
"Passwort?", fragte die mollige Frau im pinken Kleid, als Alekto an ihr Portrait trat.
"Ich will nicht rein, ich will nur mit jemandem da drin sprechen", antwortete Alekto und warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach zwölf, aber wer war um diese Zeit an einem Freitagabend im Bett?
"Ohne Passwort kann ich dich nicht reinlassen", erwiderte die Frau und musterte Alekto missbilligend. Sie hatte den Tarnumhang über den Arm gelegt und den Schlüssel sicher in ihrem BH deponiert. Und obwohl das mehrere Treppen her war, wirkte das Metall auf ihrer Haut immer noch kühl, als wäre es gerade erst aus dem Wasser gekommen.
"Könntest du einem Portrait da drin sagen, dass sie doch bitte versuchen sollten, James Potter oder einem seiner Freunde zu sagen, dass sie ihren Arsch hier rausbewegen sollten?"
Die fette Dame rümpfte die Nase.
"Bitte?", fragte Alekto mit ihrer süßesten Stimme.
Die Frau überlegte noch für eine Sekunde, bevor sie sich widerstrebend umdrehte und aus dem Bild ging.
Ungeduldig schritt Alekto vor dem Gryffindorgemeinschaftsraum auf und ab. Immer wieder tastete sie nach dem Schlüssel, obwohl sie ihn die ganze Zeit an ihrer Brust spüren konnte. Nimue hatte ihr tatsächlich den Schlüssel ausgehändigt, sie würde Merlins Geheimnis finden und seine Magie kriegen. Ihr Herz klopfte wild, es machte ihr auch Angst, dass sie nicht wusste, was sie da unter erwarten würde, Nimues Warnung hallte in ihrem Kopf.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam die fette Dame zurück. "Die Portraits sagen, dass die Jungen den Gemeinschaftsraum vor fast zwei Stunden verlassen haben", teilte sie Alekto mit, die in ihrer Bewegung innehielt.
"Wollen die mich verarschen?", rief Alekto aus, schlug sich aber gleich die Hand vor den Mund, als ihre Stimme durch das schlafende Schloss hallte. "Danke, sollten sie zurückkommen, sag ihnen, ich war hier", teilte sie der fetten Dame mit, bevor sie den Tarnumhang über die Schulter warf, aber ohne ihn anzuziehen.
Sie hatte etwas zu erledigen, mit oder ohne Rumtreiber.
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