44. Kapitel
"Was hat das Gemälde dir getan?", fragte Sirius leise, während sie durch die nächtlichen Flure Hogwarts schlichen. Den Tarnumhang hatte er nicht dabei, dafür das Pergament, das Alekto schon mehrmals bei den Rumtreibern gesehen hatte.
"Familienangelegenheit", erwiderte Alekto flüsternd. "Wir müssen nur irgendwie sicherstellen, dass sie ihr Bild nicht mehr verlassen kann."
Sirius musterte sie von der Seite. "Ich wüsste einen Raum, wo wir das Bild hinstellen können und es wohl nie wieder gefunden wird, egal wie laut die Person schreit." Vorsichtig spähten sie um eine Ecke. Irgendwo in der Ferne konnten sie Peeves unheilvoll vor sich hin kichern hören.
"Ich will es zerstören!", sagte die Slytherin fest, bevor sie weiterging und den Gryffindor hinter sich ließ.
"Oh, wow", rutschte es Sirius in normaler Lautstärke raus. Mit zwei großen Schritten hatte er zu ihr aufgeholt.
Gerade als sie am Fuß einer Treppe angelangt waren, mussten sie sich hinter einer Feuerschale verstecken, als der Geist der Grauen Dame vorbeischwebte. Ansonsten gelangen sie ohne Probleme an ihren Zielort.
Kaum waren sie bei dem Bild angekommen, sprach Sirius einen Zauber, damit sie niemand hörte.
Glücklicherweise war das einzig andere Bild im Raum ein Bild eines einzelnen Schwans in einem großen, blauen See, also mussten sie keine Angst haben, beobachtet zu werden.
Die Farbe glänzte leicht im Licht ihres Zauberstabes, als Alekto an das Bild herantrat. "Hallo Morwenna", sagte sie mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht und machte einen Schritt nach vorne. Sie überließ es Sirius, die alte Hexe mit einem Zauber in ihrem Bild einzuschließen.
"Hallo, kleine Myrddin und wenn das nicht der Blutsverräter der Familie Black ist. Die Welt geht wahrlich vor die Hunde."
Sirius trat neben Alekto und blickte ebenfalls zu der Hexe hoch. "Und wer genau bist du?" Man konnte in seiner Stimme hören, dass er sie jetzt schon nicht leiden konnte
"Morwenna Myrddin", antwortete Alekto für sie. "Eine Vorfahrin von mir und über irgendwelche Ecken auch mit dir verwandt."
Morwennas Blick huschte zwischen den beiden Hin und Her, offensichtlich nicht sicher, was sie aus der Situation machen sollte. "Meine Mutter war eine Black", sagte sie schließlich. "Und zu ihrer Zeit haben Familienmitglieder wie du es noch bitter bereut, den Familienname so in den Schmutz zu ziehen. Du bist eine Schande für die Familie und den Namen nicht wert!", zischte sie.
Im bläulichen Licht ihres Zauberstabes konnte Alekto sehen, wie sich der Muskel in seinem Unterkiefer anspannte, während er zu der Hexe hochblickte.
"Ich gebe einen Dreck auf meine Familie", erwiderte er in einer leisen, aber schneidenden Stimme. "Und ich gebe einen Dreck auf meinen Namen und in ein paar Jahren werde ich ihn durch Lupin austauschen." Er drehte sich zu Alekto. "Ich verstehe, wieso du sie loswerden möchtest."
Alekto machte nur eine 'sag ich ja' Geste, bevor sie sagte: "Hilf mir, das Bild von der Wand zu nehmen."
Das Bild war so aufgehängt, dass der untere Rand bei ihr auf Kinnhöhe war und der Rahmen war eindeutig zu schwer, um ihn ohne Magie zu transportieren. Mit einem Zauberspruch hatte Sirius das Bild von der Wand und nun schwebte es ein paar Zentimeter über dem Boden vor ihnen.
"Was willst du jetzt machen?", fragte er. "Der Zauber ist nur auf diesen Bereich beschränkt."
Doch Alekto wusste ganz genau, was sie machen wollte. Sie stellte sich vor das Bild und griff mit einer Hand nach dem Rahmen. "Ist das eine Art von Rache?", fragte Morwenna und sah sie argwöhnisch an. "Nach all dem, was ich für die getan habe." Mit der anderen Hand holte Alekto das Taschenmesser ihres Bruders hervor und rammte es in den Rand des Bildes. "Du undankbares Kind!", kreischte die alte Hexe auf, als Alekto anfing, das Bild aus dem Rahmen zu schneiden. "Du hättest anstelle deines Bruders-. . ."
"Silencio", fauchte Alekto nur, bevor sie den Zauberstab wieder einsteckte und weitermachte. Sirius beobachtete sie die ganze Zeit stumm, mit einem unbestimmbaren Gesichtsausdruck.
Als sie es fertig hatte, legte sie das ausgeschnittene Viereck auf den Boden. Morwenna schrie sie immer noch an, aber man konnte nichts mehr hören.
Alekto richtete sich auf und warf einen letzten Blick zu Sirius. Der hob nur eine Augenbraue, gespannt, ob sie es tatsächlich tun würde.
Sie richtete den Zauberstab auf das Bild. Es brachte ihr Genugtuung, Morwennas wutverzerrtes Gesicht zu sehen, wie sie immer wieder ihren Rock raffte und von einer Seite des Bildes die drei Schritte zur anderen Seite machte.
Sie hatte das Gefühl gehabt, sie würde sich schlecht fühlen oder es bereuen, aber das tat sie nicht. Sie war aufgeregt, in freudiger Erwartung.
Das Bild fing augenblicklich Feuer, als sie den Spruch sagte. Die Ränder verkohlten und bogen sich, während das Feuer immer mehr Löcher hineinfraß.
"Ich weiß nicht so recht, was ich von diesem mörderischen Funkeln in deinen Augen halten soll", meinte Sirius, als die Flammen langsam wieder starben und nichts als schwarze Asche am Boden blieb.
Alekto zuckte nur mit den Schultern und sah dann zum Rahmen, den Sirius gegen die Wand gelehnt hatte. "Du hast vorher etwas über einen Ort zum Verstecken gesagt."
"Gleich im zweiten Stock."
Alekto warf noch einen letzten genugtuenden Blick auf die Asche, bevor sie ihm wieder die Treppe hinauf folgte.
Er führte sie zielgerichtet zu einer Ecke und murmelte einen Zauber, während er auf einen Stein tippte. Dahinter offenbarte sich ein kleiner, eckiger Raum, der, bis auf ein paar Spinnweben, leer war.
"Vielen Dank für deine Mithilfe", sagte sie wieder leise, als sie den Rahmen abgestellt hatten. Irgendwie bereute sie es, ihre Zeit in Hogwarts nicht genutzt zu haben, um das Schloss und seine geheimen Winkel und Gänge zu erforschen. Ihre Mutter hatte ihr eingeredet, dass sie sich in Hogwarts von ihrer besten Seite zeigen und keine kindischen Dummheiten machen sollte. Vielleicht war Sirius ja dasselbe gesagt worden. . . sie sah zu ihm hinüber, wie er sich wieder über das Pergament gebeugt hatte. Das blaue Licht ihres Zauberstabes ließ tiefe Schatten auf sein Gesicht fallen und für einen Moment sah er seinem Bruder wieder zum Verwechseln ähnlich, dann hob er den Kopf und grinste sie kurz an, als er ihren Blick bemerkte.
"Der Weg zum Kerker sollte frei sein, Filch ist beim Ravenclaw Turm, aber der blutige Baron hält sich gerade in der Nähe des Zaubertränkezimmers auf."
Alekto runzelte neugierig die Stirn und senkte ihren Zauberstab auf das Pergament. Woher wusste er das? Zuerst sah es aus wie ein Labyrinth und dann wie ein Bauplan. "Ist das eine Karte von Hogwarts?", fragte sie. "Nach fast sechs Jahren solltest du doch das Schloss auswendig kennen."
Er warf ihr einen beleidigten Blick zu. "Das ist mehr als eine Karte, sie zeigt auch alle Geheimgänge."
Daher kannten die Rumtreiber als alle Geheimgänge! "Wo habt ihr sie gefunden? Merlins Geheimnis ist nicht zufällig darauf?"
Er schüttelte den Kopf. "Nein, wir die Karte erschaffen haben. Wenn wir es nicht wissen, ist es nicht auf der Karte."
Alekto stand der Mund offen, sie haben Hogwarts kartografiert?! Fasziniert sah sie sich die Karte genauer an. Tatsächlich konnte sie die Gänge von Hogwarts erkennen, hier war das Verwandlungszimmer und ein Gang eingezeichnet, der hinter einer Wand zu sein schien.
"Merlins Geheimnis mag nicht darauf sein, aber. . .", begann Sirius, wurde aber von Alekto unterbrochen.
"Was ist das?", fragte diese und deutete mit einem Finger auf Fußspuren, die sich bewegten. Gleichzeitig beugten sie sich darüber, um den Namen zu lesen, der gleich darüber stand.
Eoghan Fraser
Die beiden sahen sich an, als sie begriffen, dass die Fußspuren nur noch zwei Ecken und einen Gang von ihnen entfernt waren.
"Triff mich während des Quidditchmacht am Wochenende in der Besenkammer", flüsterte der Gryffindor noch, bevor beide losrannten und dann verschiedene Wege einschlugen. Bevor Alekto eine Treppe hinunterrannte, warf sie noch einen hektischen Blick über die Schulter. Sie sah etwas in die andere Richtung verschwinden, aber das war eindeutig nicht mehr die Gestalt eines Menschen. Es war zu dunkel, um Genaueres zu erkennen, sie sah nur eine Bewegung und. . . sie musste sich am Geländer festhalten, um die letzten Stufen nicht hinunterzustürzen. Schnell richtete sie sich wieder auf und rannte weiter, ohne sich erneut umzudrehen.
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