40. Kapitel
Es war das Ende der nächsten Zaubertrankstunde und Alekto blickte auf die Phiole in ihrer Hand, während sie sich einreihte, um Slughorn die Probe ihres Trankes zu bringen.
Sie verglich sie mit den der anderen. Ihr Trank war etwas dunkler und etwas flüssiger, aber sie musste nicht gut sein, sondern nur genügend. Die Verstärkung der Magie hatte ihr leider keine Auswirkung auf solche Fächer.
Sie sah, wie sich Potter hinter ihr einreihte. Unauffällig beugte er sich vor. "Peter hat etwas herausgefunden", raunte er leise. "Neun Uhr im Pokalzimmer."
Alekto versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Um neun Uhr startete die Nachtsperre, na toll, jetzt brachten die Rumtreiber sie schon dazu, die Regeln zu brechen.
Nach dem Abendessen ging Alekto in die Bibliothek und machte vorbildlich ihre Hausaufgaben. Nicht weil sie plötzlich von Motivation überfallen worden war, sondern weil sie nicht wusste, was sie Lea und Helen über ihr spätes Verschwinden hätte sagen sollen.
Pünktlich um neun Uhr war sie im Pokalzimmer und die Rumtreiber ließen glücklicherweise nicht lange auf sich warten.
"Evans geht nicht mit Augustus Markle aus", konnte sie Potters Stimme hören.
"Ich habe die beiden in der Bibliothek gesehen und sie schienen sich nahezustehen", erwiderte Pettigrew.
"Als würde sie auf so einen aufgeblasenen Typen stehen!"
Sie konnte Lupin lachen hören. "Tut Lily nicht, deshalb hattest du auch noch nie ein Date mit ihr."
"Es ist nur Arroganz, wenn es nicht fundiert ist. . . was siehst du mich so kritisch an, Merlin Junior?"
Alekto zog die Augenbrauen hoch, als die vier Jungen in den Raum trat. "Ich habe nichts mit Evans zu tun, aber ich glaube, ich würde sie mögen."
Sie bemerkte, wie Black den Tarnumhang im Arm hielt und Lupin hatte ein Stück Pergament, das er gerade in die Hosentasche steckte.
"Was habt ihr herausgefunden?", fragte die Slytherin schließlich.
Die Jungen sahen zu Pettigrew, der etwas unsicher zwischen ihnen hin und her sah. Dann räusperte er sich. "Die Zeichnungen, die du uns gezeigt hast mit der Frau und dem See, dem Ritter und dem Bowtruckle wurden von Gemälden in Hogwarts abgezeichnet. Die Frau ist im vierten Stock, der Ritter im zweiten und der Bowtruckle gut versteckt im Siebten."
Alekto sah den Jungen überrascht an. Arianrhod hatte Hogwarts als Inspiration genommen für gewisse Bilder, das war also absolut möglich.
"Hat sie den Schlüssel auch von einem Bild abgezeichnet?", fragte Alekto aufgeregt.
Lupin schüttelte den Kopf. "Nicht dass wir wissen, aber wir dachten, wir statten der Frau mit dem See mal einen Besuch ab."
"Und wir haben extra auf dich gewartet, um das zu tun", fügte Black hinzu, als würden sie einen Orden wollen dafür.
Gemeinsam gingen sie in den vierten Stock mit Pettigrew in Führung. Alekto sah sich immer wieder nervös um, sie wollte nicht außerhalb des Bettes erwischt werden, vor allem nicht in der Gesellschaft der Rumtreiber.
Tatsächlich war da ein Gemälde, das zur Zeichnung passte. Im Hintergrund war ein See und ein Waldrand zu erkennen und im Vordergrund stand eine schöne Frau. Sie trug ein lockeres Kleid, das sich an ihre Beine schmiegte, als wäre sie gerade aus dem Wasser gestiegen. Lange bronzefarbene Locken hingen ihr offen über den Rücken, bis zur Hüfte hinunter. Sie hatte absolut etwas, das man als mythisch einordnen würde.
Sie stand am Rand des Sees, doch als sie bemerkte, dass die fünf Schüler sich um ihr Bild scharten, kam sie neugierig auf sie zu.
"Verzeihen Sie die Störung", sagte Lupin höflich.
"Du bist Nimue!", platzte es aus Alekto heraus, falls sie sich zuvor noch nicht sicher gewesen war, so war sie es definitiv jetzt. "Die Herrin vom See, Mentorin und Geliebte des Merlins."
Die Frau verdrehte die Augen. "Da schläft man einmal mit einem Typen und schon ist man die 'Geliebte'." Neben Alekto lachte Black leise. "Aber ja, ich bin die Herrin vom See." Dabei gestikulierte sie zum Wasser hinter sich. "Aber wenn ihr hofft, ich würde euch etwas über mein oder Merlins Leben erzählen, damit ihr euch für euren Geschichtsaufsatz nicht durch die Bücher wälzen müsst, habt ihr euch geschnitten."
"Wir sind hier nicht wegen Hausaufgaben, sondern etwas Wichtigerem, O Herrin vom See", sagte Potter, was Nimue nur eine Augenbraue heben ließ.
"Wir suchen einen Schlüssel", kam es von Lupin. Nimue warf einen Blick in die Runde.
"Ihr sucht nach Merlins Geheimnis?"
Potter nickte eilig. "Was weißt du darüber?"
"Dass ihr die Finger davon lassen sollt."
Mit dieser Antwort hatte wohl niemand von ihnen gerechnet.
Die Rumtreiber wechselten ein paar Blicke, bevor Lupin wieder das Wort ergriff. "Wieso sollen wir es nicht finden?"
Sie schnaubte verächtlich. "Hast du wirklich das Gefühl, du könntest uralte Magie kontrollieren? Die Magie hat Merlin fast zerstört und er hat sie weggeschlossen, um seine alten Tage in Ruhe verbringen zu können. Ihr wollt diese Magie nicht!"
"Aber jemand anderes will sie", erwiderte Black unbeeindruckt. "Und sie wollen schlechte Dinge. Wir versuchen bloß, ihnen zuvorzukommen."
Es war schwer zu sagen, ob Nimue ihnen glaubte oder nicht, aber sie machte keine Anstalt, ihre Haltung zu ändern. "Die anderen können suchen, solange sie wollen. Sie werden den Schlüssel nicht finden." Mit diesen Worten wandte sie sich um und ging wieder zum See zurück.
Potter lehnte sich zu Lupin und sie wechselten ein paar Worte, doch Alekto glaubte noch ein Ass im Ärmel zu haben.
"Ich wurde nach dir benannt", sagte sie und zog so Nimues Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Mein Name ist Alekto Nimue Myrddin und ich bin die direkte Nachfahrin von Merlin." Nimue stand bis über den Knien im Wasser, als sie sich umdrehte. "Wir wollen Merlins Geheimnis nicht für uns, wir wollen es zerstören, damit es niemand anderes in die Hände bekommt und Merlins Erbe in den Dreck zieht."
Nimue lachte kalt auf. "Damit Merlins Erbe nicht befleckt wird? Du hast gut Reden, Mädchen, deine Familie hat seinen Namen durch den Dreck gezogen. Er würde sich schämen, könnte er sehen, was seine Nachfahren tun." Alekto war wie erstarrt, mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet.
"Ich tue alles, um Merlins Erbe und diese Familie zu schützen und zu helfen", erwiderte sie wütend. Jetzt hatte sie schon zum zweiten Mal innerhalb einer Woche Streit mit einem Bild und es war nicht einmal über etwas anderes.
Ein hämisches Lächeln erschien auf Nimues Gesicht. "Ich weiß, kleine Myrddin." Alekto zuckte leicht zusammen, bei der Erwähnung von Morwennas Spitzname für sie.
Nimue liess sich in das Wasser sinken und verschwand unter der Oberfläche.
"Na großartig", murmelte Potter. "Die sollte wirklich nicht die Basis für ein Regierungssystem sein."
Alekto wusste nicht, ob sie wütend oder verzweifelt sein sollte, als sie in ihren Gemeinschaftsraum kam. Sie hatten noch dem Ritter und dem Bowtruckle einen Besuch abgestattet, aber keiner der beiden wusste etwas über Schlüssel oder Merlins Geheimnis. Für einen Schritt nach vorne machten sie zwei zurück. Der einzige Hoffnungsschimmer war, dass Nimue nicht glaubte, dass die anderen den Schlüssel finden würden. . . aber was, wenn sie sich täuschte?
Und wenn Alekto schon bei der anderen Gruppe war. . . sie sah wieder die Gestalt auf dem Sofa sitzen, wie schon vor fast zwei Wochen.
"Wo hast du dich um diese Uhrzeit herumgetrieben?", fragte er, wie als Einladung, dass sie sich setzen konnte.
"Ich habe mich mit jemandem getroffen", erzählte sie eine Halblüge. Sie hatte beschlossen, Lea und Helen zu erzählen, dass sie für einen Hufflepuff schwärmte, aber dass sie beide es geheim halten wollten und sie ihren Freundinnen erst dann den Namen erzählt, wenn es eine feste Beziehung war. Sie hatte jetzt schon festgelegt, dass sie ihn beim Herumknutschen mit einem anderen Mädchen erwischen wird und deshalb dann seinen Namen nie wieder hören will.
"Ich hoffe nicht mit meinem Bruder", meinte Regulus mehr belustigt als etwas anderes.
"Was meinst du?", fragte Alekto schnell. Hatte er etwas gesehen oder war es einfach reiner Zufall?
Glücklicherweise schien er sich nicht groß zu kümmern. "Helen hat über Gerüchte von euch in einer Beziehung erzählt."
"Und du glaubst diesen Gerüchten?", fragte sie. Hoffentlich hatten sich die Gerüchte nicht weiter ausgebreitet. Aber es gab genug Gerüchte von Sirius und irgendeinem Mädchen, dass es ihres nicht wirklich speziell machte.
Regulus grinste. "Nein, ich weiß, dass er für das andere Team spielt."
Alekto nickte. "Ich denke, es gibt viele Beziehungen zwischen verschiedenen Häusern, aber zwischen einem Gryffindor und einem Slytherin wäre wohl problematisch.
"Nein, das meinte-. . .", er brach ab, stattdessen sah er ins Feuer. Er schien heute eine ausgesprochen gute Laune zu haben, die auch Alekto ansteckte. Aber es gab ein Detail, dass sie nicht loslassen wollte.
"Helen spricht über mich?", fragte sie.
Langsam drehte er den Kopf. Die tänzelnden Flammen warfen Licht auf sein Gesicht und Alekto war wieder aufs neue überrascht, wie ähnlich und doch verschieden er und sein Bruder sich sahen.
"Manchmal", meinte er. "Sie hat erzählt, dass du mit schwarzer Magie experimentiert hast und Avery meinte, dass sie dich mal mitnehmen sollte."
Alekto blieb stumm, während sie die Information verarbeitete.
"Schwarze Magie ist beschissen", meinte sie schließlich.
Armer Regulus, das war nicht, was er Alekto mitteilen wollte über seinen Bruder :)
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