Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

9 - Die Wahrheit

Die Geräusche verstummten.

Merle klopfte, kurz darauf öffnete eine genervte Amelie. Ihre Miene hellte sich auf, als sie sah, wer störte. Sie sah kurz ins Innere des Zimmers zurück, fuhr sich durchs Haar und bat sie herein. Bemüht, sich nichts anmerken zu lassen.

Merle sah sich um, als könnte nicht doch jemand hier gewesen sein, dann fiel ihr Blick auf Amelies Handy. Es lag mit dem Bildschirm nach unten auf dem Tisch.

„Was gibt's?", fragte Amelie und schien nicht recht zu wissen, ob sie stehen oder sich hinsetzen sollte. Als wäre nicht längst klar, dass sie sich ertappt fühlte.

„Was für eine Story?", fragte Merle ohne Umschweife.

„Du weißt doch, ich bin Journalistin. Das war mein Chef, er-"

„Bin ICH deine Story?"

Amelie hob abwehrend die Hände, als würde sie mit einer Waffe bedroht.

„Es... Es ist nicht so wie du denkst."

Merles Hände zitterten, nur ihre Stimme hatte sie noch so weit unter Kontrolle, um weder wütend auf sie einzureden noch zu schluchzen.

„Ja oder nein?"

Manchmal war Schweigen auch eine Antwort. Das Bedauern in Amelies Augen reichte ihr, um sich umzudrehen und in ihr Zimmer zurückzukehren. Es war, als prallten die Rufe an ihrem Rücken ab. Merle hätte am liebsten das ganze Zimmer auseinandergenommen, doch es blieb bei verkrampften Fäusten und ungesagten Flüchen. Der Schwall an Wut und Enttäuschung schwebte über sie hinweg wie eine Welle und als Amelie hinterherkam, sah diese nur das Häufchen Elend, als das sich Merle zu Beginn ihrer Reise gesehen hatte.

„Lass es mich erklären", rief sie. Doch Merle achtete nicht darauf, wühlte fahrig in ihrer Tasche und würgte eine Tablette ihren ausgetrockneten Hals hinunter.

„Geht es dir gut?"

„Du brauchst keine Sorge zu heucheln", zischte sie und trank einen Schluck Wasser aus ihrer Flasche.

„Nichts davon war gelogen, Merle."

Sie drehte sich um und sah Amelie durch einen sanften Tränenschleier.

„Was war nicht gelogen? Dass du mich für deine Karriere benutzt hast? Dass das hier alles nur ein Sprungbrett ist? Dann bist du nicht nur ein schlechter Mensch, sondern auch mies in deinem Job – niemand will einen Bericht über ein Stück bemitleidenswerte Scheiße wie mich lesen!"

„Merle, darum geht es doch nicht. Ich-"

„Worum dann?!"

„Jetzt lass mich doch ausreden!", rief Amelie. Im Augenblick der Stille hörte Merle nur ihr bis zum Hals schlagendes Herz.

Das alles war ein Fehler.

„Jedes Wort war ernst gemeint. Ich habe dich sehr gern und deswegen wollte ich dir helfen – und daran hat sich nichts geändert. Auch wenn ich anfangs... einen anderen Fokus hatte. Ja, ich war auf der Suche nach einer Story. Weil ich es hasse, für dieses Arschloch zu arbeiten, der mich gerade zurückbeordern wollte. Du musst mir glauben: Ich bin hier, weil ich gespürt habe, dass wir uns verstehen würden. Weil mich deine Geschichte berührt hat."

„Hattest du überhaupt vor, mir das zu erzählen?"

„Das wollte ich aber der richtige Moment war nie da."

„Das ist er nie, wenn alles auf einer Lüge basiert", knurrte Merle und verdrängte das Stechen in ihrer Brust, weil ihr die eigene Gnadenlosigkeit bewusst wurde.

„Ich hätte es wissen müssen. Aber glaube mir bitte: Ich hätte nichts davon je ohne deine Erlaubnis verwendet. Mein Fehler war, dich nicht gleich danach gefragt zu haben. Dass ich diese Absicht geheim gehalten habe."

Amelie wollte ihre Hände umfassen und verfehlte, weil Merle diese sofort hinter ihrem Rücken versteckte. Sie baute ihre Mauern des Schweigens auf, konnte einfach nicht anders, als stumm dazustehen und den Schmerz auszuhalten. Weil sie es nicht anders kannte.

Dann hörte sie ihr Gegenüber seufzen.

„Ja, ich... sollte wohl gehen. Das... muss man erstmal verdauen. Tut mir leid. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Ich bin drüben, falls du mich suchst und... nochmal darüber reden willst."

Amelie wollte sich gerade umdrehen, als ihr die Packung Tabletten ins Auge fiel, die Merle eben auf den Tisch gelegt hatte. Sie griff danach und las.

„Paracetamol."

Merle riss sie ihr aus der Hand, doch dafür war es zu spät, genau wie in dem Moment, als sie angefangen hatte zu lauschen.

„Das... sind ganz normale Schmerztabletten", stellte Amelie fest. „Hast du keine Tabletten gegen den Tumor bekommen? Oder nimmst du die genauso wenig an wie eine Operation?"

„Ich hab doch... Kopfschmerzen."

Der Schrecken stand Merle ins Gesicht geschrieben, als hätte sie erst jetzt bemerkt, was sie die ganze Zeit getan hatte. Sie fühlte bereits, wie die Fassade bröckelte und konnte es weder verhindern noch verstecken. Denn sie selbst erkannte, wie die skeptischen Räder bereits in Amelies Verstand begannen zu rattern.

„Kopfschmerzen", hauchte sie und fand allmählich ihre Stimme wieder. „Mehr hast du nicht? Und dafür reicht schon ein freiverkäufliches Medikament. Du ziehst es nach der Diagnose nicht einmal in Betracht, zum Arzt zu gehen. Ich bin keine Ärztin aber... Das erscheint mir alles etwas..."

Amelie führte den Satz nicht zu Ende – das war nicht nötig. Sie fasste sich an die Stirn, als fiele sie gleich in Ohnmacht, gewann aber wieder ihre Fassung.

„Du bist gar nicht krank."

Merle sah auf. Die eben noch flammende Wut war vergessen, als sie den Schmerz in Amelies Gesicht sah. Der letzte Unglaube legte ihre Stirn in Falten, doch er schwand und offenbarte eine starre Maske.

„Also... Du bist krank. Nur anders."

Merle zuckte zusammen, als hätte man ihr einen Schlag versetzt. Es tat weh, diese Worte zu hören.

„Mit dir stimmt doch was nicht." Amelies Stimme brach beinahe, gleichzeitig nahm sie eine distanzierte Kälte an. „Ich sollte wirklich gehen."

Und das tat sie. Mit wenigen Schritten rauschte sie aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Und Merle konnte sich nicht rühren, nicht einmal den Versuch wagen, sie aufzuhalten. Sie hatte nicht das Recht dazu. Amelie war ihre Wut genauso wenig zu verdenken wie ihre eigene.

Wie gelähmt ließ sie sich aufs Bett sinken und starrte die Wand an. Alles blieb still, obwohl die Welt zusammenzubrechen schien. Ihre Idee, die eine Lösung ihres bedauernswerten Lebens darstellen sollte, hatte sich in einen Albtraum verwandelt. Wer hätte das ahnen können, sagte sie sich. Hätte sie ahnen sollen, Freundschaft zu finden, anstatt irgendeine bedeutungslose Bekanntschaft? Ja, Schwung hatte sie sich für ihr Leben gewünscht – etwas Neues, Aufregendes. Nicht das. Nicht diesen Schmerz, die Schuld ihrer Lüge.

Vorsichtig horchte Merle erneut Richtung Amelie, in der Hoffnung, irgendetwas zu hören – auch wenn es Schritte waren, die sie aus dem Hotel, zum Auto und auf die Straße nach Hause führten. Ohne sie.

Nichts. Mucksmäuschenstill, alles wie ausgestorben. Merle sah zu ihrem Kissen herüber und wollte darauf einschlagen, ließ es aber bleiben. Stattdessen ließ sie sich kraftlos darauf nieder und verfluchte sich selbst, ihre Kopfschmerzen, Amelie und jeden Tropfen Wasser im Meer da draußen, dass sie niemals würde vergessen können.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro