12. Kapitel
Destraw brüllte vor Schmerzen!
Es war nun schon das dritte Mal, dass die Folterknechte ihn aus dem Kerker geholt haben und ihn nun quälten. Die anderen Male war es jedoch nicht so schlimm gewesen wie heute.
Er sah, wie der Mann mit einer Eisenstange ausholte und erneut auf seine Beine zielte.
„Wo ist er? Wo ist Makuc?", schrie er.
„Ich weiß es nicht!", presste Destraw hervor.
Die Eisenstange krachte auf sein rechtes Bein und man hörte, wie es endgültig brach.
Wieder schrie Destraw.
„Du weißt es, Destraw. Du bist sein Freund und sein Kampfgefährte. Du willst uns doch nicht weismachen, dass er dir nicht einmal eine Andeutung gemacht hat!"
Destraw neigte den Kopf nach hinten. Die Schmerzen wurden übermächtig, aber er blieb wach.
„Er hat es mir nicht gesagt! Ich will es auch nicht wissen! Ich hoffe nur, dass er weit genug weg ist, um diesem falschen König zu entkommen, der sein Volk tyrannisiert und Unschuldige in den Kerker steckt!"
Er wusste, dass dies Hochverrat in Sumeks Augen war, aber er hatte nichts mehr zu verlieren. Es war klar, dass er nicht mehr lebendig aus dem Kerker kommen würde. Sumek versprach sich zwar nichts mehr von ihm, aber wie er gesagt hatte, würde sich Makuc schwere Vorwürfe machen, weil Destraw gefoltert wurde. Aber Destraw machte Makuc keinen Vorwurf. Er verfluchte sich selbst, weil er Koraths Angebot nicht angenommen hatte. Denn viele Neuigkeiten hatte er bisher nicht sammeln können. Wie denn auch?
Er sah, wie die Eisenstange sich wieder hob und schloss die Augen in Erwartung des nächsten Schlages.
„Was machst du hier?"
Destraw hörte eine Stimme donnern. Es war der oberste Kerkermeister, der bisher die Folter übernommen hatte.
„Ich habe ihn mir vorgenommen. Deine Methoden scheinen ja nicht zu fruchten!"
Schnell wandte Destraw den Kopf.
Der Kerkermeister sah den Jüngeren wütend an.
„Deine Methode allerdings auch nicht. Willst du ihn umbringen? Dann stellst du dich vor den König und erklärst ihm, dass der wichtigste Zeuge tot ist! Ich bin sicher, dass er dir dafür einen Orden verleihen wird. Einen riesigen Stein um deinen Hals und dann wird er dich in einem See versenken lassen! Du weißt selbst, dass Sumek ihn am Leben erhalten will!"
Der Jüngere schluckte hart.
„Das habe ich nicht bedacht!"
Der Kerkermeister nickte ernst.
„Das ist mir klar. Im Denken bist du nicht gerade der Beste! Jetzt verschwinde, bevor ich deine Methode an dir selbst ausprobiere!"
Der Jüngere ließ die Eisenstange einfach fallen und verschwand mit hochrotem Kopf.
Der Kerkermeister wartete, bis die Tür wieder verschlossen war. Dann trat er zu Destraw.
„Das sieht übel aus! Dein Bein ist gebrochen!"
Destraw konnte sich ein böses Lachen nicht verkneifen.
„Was du nicht sagst!"
Der Kerkermeister nickte nur.
„Deine Hand sieht auch böse aus. Ich nehme mal an, bevor er dein Bein bearbeitet hatte, ging er zu der Handklemme! Da stellt sich mir eine Frage! Ist er das wert? Makuc meine ich!"
Destraw sah ihn ernst an. Das selbst der Kerkermeister Makucs eigentlichen Titel nicht mehr aussprach, zeigte Destraw, dass auch er Angst hatte.
„Kommst du jetzt auf diese Weise? Nein, verdammt! Er ist es nicht wert! Aber ich weiß wirklich nichts!"
Er wusste, dass er Makuc damit Unrecht tat. Natürlich war er es wert. Wie oft hatte Makuc ihm auf dem Schlachtfeld das Leben gerettet? Unzählige Male! Aber im Moment hätte er wahrscheinlich jeden verraten. Die Schmerzen waren beinahe unerträglich. Außerdem quäle ihn der Hunger und Durst. Das Wenige, dass er und die beiden alten Leute, Salea und Humar, bekamen, teilte er so ein, dass sie das Meiste bekamen. Auch das war Sumek bestimmt klar, dass Destraw so handelte. In der letzten Zeit waren die Rationen auch weniger geworden.
Der Kerkermeister hob ihn hoch.
„Ich weiß das! Aber du musst uns auch verstehen. Der König..." Er spuckte angewidert auf den Boden. „...ist unerbittlich. Du hast keine Ahnung, wie viel wir im Moment zu tun bekommen!"
Er hob ihn über seine Schulter, was Destraw wieder aufschrien ließ.
„Irgendwann wird das Volk merken, dass er der Falsche ist!"
Der Kerkermeister lachte leise.
„Das tut es doch jetzt schon! Du hast keine Ahnung, was Sumek alles von seinem Volk verlangt. Die neuen Steuern, die er erhoben hat, sind nicht mehr tragbar. Und jeder, der sie nicht bezahlen kann, wird eingesperrt. Familien werden auseinander gerissen. Die Kinder sterben wie die Fliegen vor Hunger. Viele sind schon geflohen, aber Sumek lässt sie gnadenlos verfolgen. Die Krieger sind nicht gerade zimperlich mit denen die sie erwischen. Viele Frauen werden vergewaltigt, die Männer einfach umgebracht und die Kinder schutzlos in der Wüste gelassen. Die Frauen kommen in eine Art Lager, wo sie die angeblichen Schulden ihrer Männer abarbeiten sollen. Es sieht schlimm aus."
Er lief den dunklen Flur entlang.
„Unter Otek oder Makuc wäre das nie vorgekommen. Es sind auch nicht die Krieger, die unter den beiden gedient haben. Mörderpack, Halunken...alle die, die noch vor ein paar Monaten hier ihr Dasein verbracht haben, wurden freigelassen und dienen nun Sumek. Er lässt ihnen freie Hand! Und das Land verkommt. Die alten Krieger sind überall verstreut, so dass sie gar nicht auf die Idee kommen, sich zusammen zu rotten und Sumek anzugreifen."
Destraw schnaubte.
„Die anderen Könige werden es sich nicht mehr lange gefallen lassen! Es wird Krieg geben! Und dann braucht er die Krieger wieder!"
Der Kerkermeister lachte.
„Die Könige warten doch nur darauf, dass Sumek vollends versagt. Und dann werden sie ihn stürzen und das Land unter sich aufteilen. Nicht einer lehnt sich gegen ihn auf."
Er kam an der Zelle an, die Destraw mit Salea und Humar teilte.
Nachdem er die Zellentür aufgeschlossen hatte, ließ er Destraw auf die Pritsche fallen. Salea, die bei Humar gewesen war, schrie leise auf und eilte dann zu ihm.
Der Kerkermeister ging wieder zur Tür.
„Kümmere dich um ihn. Bald wird jemand kommen, der sich sein Bein ansieht!"
Salea schnaubte.
„Warum solltest du jemanden schicken?"
Der Kerkermeister zuckte mit den Schultern.
„Denk mal nach, altes Weib. Warum ist noch nicht mehr geschehen? Warum seid ihr noch am Leben? Ihr habt Freunde, die sich um euch kümmern! Und ich weiß nicht warum, aber sie bezahlen mich gut!"
Ohne weiter darauf ein zu gehen, schloss er die Tür von außen.
Salea beugte sich über Destraw.
„Bei allen, was mir heilig ist. Es wird nicht mehr lange dauern und sie bringen dich um!"
Destraw lachte ironisch.
„Das wäre heute beinahe der Fall gewesen. Offenbar hat er Recht. Wir haben Freunde, die wir nicht kennen!"
Salea nahm einen alten Lappen und befeuchtete ihn. Dann wusch sie das Blut ab.
„Ich wünschte, Makuc könnte sich beeilen. Aber das wird nicht gehen. Ich weiß, wohin..."
Destraw hielt ihr den Mund zu.
„Sage so etwas nie laut, Salea. Ich kann mir auch denken, wohin er ist. Aber ich werde ihn nicht verraten! Und auch du solltest deine Gedanken bei dir behalten, sonst landest auch du in der Folterkammer!"
Salea nickte.
„Es kann aber Jahre dauern, bis der richtige König auf dem Thron sitzt."
Destraw nickte leicht.
„Das ist wahr. Und ich kann nicht sagen, ob ich das noch erleben werde."
Humar schnaubte.
„Du bist noch jung, Destraw. Und selbst Sumek weiß, dass er dich noch braucht!"
Destraw war sich trotzdem nicht sicher.
Der heutige Tag hatte ihm gezeigt, dass er nicht mehr so wichtig für Sumek war, wie am Anfang. Er würde noch eine Weile versuchen, Destraw aus zu pressen, aber bald wird er merken, dass nichts von ihm kam.
Und dann war er des Todes!
„Er sagt immer noch nichts? Dann scheint er wirklich nicht zu wissen, wo mein verräterischer Bruder hin ist! Die Suche nach ihm verläuft auch nicht gerade erfolgreich!"
Sumek lehnte sich zurück.
Gerade hatte er von dem Gehilfen des Kerkermeisters erfahren, dass Destraw nun endlich härter ran genommen worden war. Und trotzdem hatte der sture Hund nichts Brauchbares heraus gelassen.
Seit über einem Monat suchte Sumek jetzt schon nach Makuc.
Eigentlich sollte er froh sein, dass er verschwunden war. Aber das Volk fing an, sich nach Makuc zu sehnen. Stimmen wurden immer lauter, die bezweifelten, dass Sumek der wahre König war. Er musste Makuc finden und ihn hinrichten lassen. Dann wäre ein für alle Mal Ruhe. Er würde schon Gründe für die Hinrichtung finden, die sogar den Ministerrat überzeugen würden.
Doch niemand fand Makuc oder wusste, wo er sich versteckte. Er hatte die anliegenden Grenzländer durchsuchen lassen. Doch da war er nicht. Auch bei den Nomadenstämmen war die Suche erfolglos gewesen.
Erst hatte Sumek Korath in Verdacht gehabt, dass er ihn Asyl gewährt hatte, doch seine Spione hatten dies nicht bestätigen können. Makuc war wie vom Erdboden verschluckt.
Seine sogenannten Berater vermuteten ihn im Norden, doch Sumek kannte seinen Bruder. Nein, das würde Makuc nicht wagen. Er würde dort bleiben, wo er sich auskannte.
Einen Moment kam Sumek der Gedanke an diese Sklavin, aber er verwarf ihn sofort wieder. Er wusste, dass sie sich auch nicht im Norden auskannte.
Er seufzte und entließ den Gehilfen mit einer herrischen Handbewegung. Dann klatschte er in die Hände.
Ein Diener kam sofort und warf sich vor ihm auf den Boden.
So mochte es Sumek. So sollte es auch sein.
„Bringt mir Edisin! Sie soll mich erfreuen!"
Sumek hatte den Harem seines Vaters übernommen. In den ersten Nächten hatte er jede einzelne Frau vergewaltigt oder geschlagen.
Auch sie fürchteten sich vor ihm.
Edisin war die Einzige, die ihn nicht ängstlich anblickte und das imponierte ihn.
Er wusste, dass sie ihn abgrundtief hasste. Er sah es in ihren Augen. Aber er würde sie brechen.
Leise lachte er.
Wenn sie ihn weiter so amüsierte, würde er sie vielleicht zu seiner zweiten Frau machen. Nicht zur ersten! Das nicht! Dieser Platz blieb der nordischen Sklavin vorbehalten, die sein Bruder begehrte. Er freute sich schon darauf, wenn er Makucs Gesicht bei der Hinrichtung sah. Er würde sie neben sich sitzen lassen und vor Makucs Tod verkünden, dass sie die erste Frau des Landes werden würde. Und dann würde er Makuc langsam zu Tode quälen lassen.
Oh ja, er freute sich schon darauf.
Sie erinnerte ihn an Melasea.
Und deswegen würde er sie auch quälen.
Leise lachte er, bis sich die Tür öffnete und Edisin herein kam.
Sie hatte immer noch ein Bluterguss im Gesicht vom letzten Mal. Doch es hinderte sie nicht, ihn wieder hasserfüllt an zu starren.
„Ah, Edisin. Ich sehe, dass du die letzte Lektion noch immer nicht verinnerlicht hast. Das werde ich gleich ändern!"
Mit einem teuflischen Lächeln zog er den Rohrstock hinter dem Thron hervor.
Ihr Blick wurde von hasserfüllt zu ängstlich. Aber nur kurz. Und das reichte Sumek.
Er holte aus und schlug ihr den Stock über den Rücken.
Kret Rats war anders, als sie erwartet hatten.
Makuc hatte mit einer kleinen Stadt gerechnet, aber stellte nun verblüfft fest, dass sie beinahe so groß war wie seine Heimatstadt. Statt Steinhäuser waren hier allerdings Häuser aus Holz gebaut worden. Sie standen dicht an dicht und trotz der Kälte herrschte hier geschäftiges Treiben. Dennoch war nirgends Streit zu hören. Alles lief friedlich ab und die Leute lachten und machten ihre Späße.
Wie Niloc voraus gesehen hatte, betrachtete man ihn misstrauisch, aber er zollte jedem Einzelnen Respekt indem er vor jedem den Kopf leicht neigte, wie er es aus dem Buch von Niloc gelernt hatte und sie ließen ihn in Ruhe. Es war nicht viel, was verlangt wurde. Ein freundlicher Blick und ein kurzes Neigen des Kopfes und sie waren zufrieden.
Meridea betrachtete mit offenem Mund die Stadt.
Auch sie hatte offenbar nicht mit so etwas gerechnet. Aber sie hatte ein Lächeln auf den Lippen, während sie durch die festgetretenen Wege gingen.
„Wir sollten nach Iarum fragen! Und nach einem Zimmer für die Nacht. Ich sehe, dass du müde bist, Meri!"
Sie nickte und konnte ein Gähnen kaum unterdrücken.
„Ja, erst der Händler und danach ein Zimmer!"
Makuc lachte leise.
Die letzten Nächte waren sehr unbequem gewesen. Zwar hatten sie Decken gehabt, aber die reichten mittlerweile nicht mehr gegen die Kälte aus. Sie hatten sogar die Pferde um sich herum gehabt, aber es hatte nicht viel geholfen.
Allerdings musste Makuc zugeben, dass Meri mit der Kälte eher zurechtkam, als er. Es war nun genau anders herum, als es in der Wüste der Fall gewesen war. Instinktiv wusste Meri, was sie tun mussten, um sich warm zu halten. Er hatte davon leider keine Ahnung.
Auch jetzt war sie viel selbstbewusster als er. Sie ging auf eine Frau zu und neigte leicht den Kopf.
„Verzeihe mir, aber mein Mann und ich suchen Iarum. Kannst du uns sagen, wo wir ihn finden?"
Die Frau betrachtete Makuc skeptisch, doch dann lachte sie herzlich.
„Du hast dir einen stattlichen Mann genommen, meine Kleine. Er ist gar nicht so schwächlich, wie man es von einem der aus dem Süden stammt, annehmen könnte. Wie kommt ihr hier her?"
Auch das war im Buch gestanden.
Die Nordler kamen nie gleich auf den Punkt. Sie stellten erst persönliche Fragen. Aber das war nicht aus purer Neugier. Man wollte damit einfach zeigen, dass man sie als Gesprächspartner akzeptierte.
Meri lachte leise.
„Ja, ich habe mir den Besten aus dem Süden genommen. Aber schau ihn dir genau an, Frau. Er hat auch Nordblut in sich!"
Die Frau trat näher an Makuc und lachte dann.
„Du hast Recht! Blaue Augen! Und was für ein schönes Paar. Er könnte mit diesem Eisblau beinahe mit der Königsfamilie konkurrieren. Wart ihr Sklaven?"
Meri nickte.
„Ich ja. Mein Mann stammt aus einer Mischehe. Er war Soldat, bevor wir hier in den Norden gekommen sind. Wir wollen unsere Familien suchen. Aber dafür müssen wir Iarum suchen, um Ausrüstung zu kaufen!"
Die Frau nickte.
„Ihr solltet zum Großkönig gehen. Seine Berater kennen jede Familie, die in Tensuk lebt. Und wenn sie sie nicht kennen sollten, dann werden sie euch weiter zu den anderen Königen schicken. Ich bin mir sicher, ihr werdet Erfolg haben."
Sie zeigte auf ein Haus, vor dem jede Menge Leute standen.
„Dort ist der Händler. Ihr müsst aber warten. Er ist sehr beschäftigt."
Meri nickte.
„Wir suchen auch ein Zimmer für die Nacht. Uns würde auch eine Scheune reichen. Wir können bezahlen! Könnt ihr uns ein Gasthaus empfehlen?"
Die Frau winkte ab.
„Oh nein, Mädchen! Ihr braucht nicht suchen. Ich nehme euch für die Nacht auf. Ich freue mich, wenn ich Menschen helfen kann, die von ihren Familien entrissen wurden. Es wird mir eine Ehre sein, wenn ich euch bewirten kann."
Sie zeigte auf ein anderes Haus.
„Hier wohne ich und ich werde euch ein gutes Zimmer herrichten und euch zu Essen geben. Stellt eure Pferde schon unter und kommt, wenn ihr mit Iarum verhandelt habt."
Meri und Makuc verneigten sich tief.
„Zu gütig von dir. Ich bedanke mich auch im Namen meines Mannes!"
Die Frau nickte Makuc zu, dann wandte sie sich wieder an Meridea.
„Mein Name ist Ycrep. Jeder kennt mich und meinen Mann Localm. Deswegen braucht ihr keine Angst um eure Sachen haben."
Nun verneigte sich Makuc.
„Daran hatten wir nie Zweifel!"
Ycrep sah ihn erfreut an.
„Bei allen nordischen Göttern. Diese eisblauen Augen und dann noch diese tiefe Stimme. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich wirklich sagen, du könntest mit den Königen konkurrieren."
Makuc lachte.
„Ich denke nicht, dass ich etwas mit der Königsfamilie zu tun habe! Aber ich danke dir für das Kompliment!"
Ycrep winkte ab.
„Verzeih einer alten Frau aus dem Norden. Aber wir lieben unsere Könige und suchen immer Gemeinsamkeiten. Aber nun sputet euch, sonst macht Iarum den Laden zu und ihr müsst bis morgen warten."
Er und Meri verneigten sich und brachten dann die Pferde in den Stall neben Ycreps Haus.
Als sie zu Iarums Laden gingen, verschränkte Makuc seine Finger mit ihren.
„Ich muss schon sagen, dass alles, was ich über die Nordler gehört habe falsch ist. Ein so herzliches Volk habe ich selten erlebt!"
Meridea lehnte sich an ihn.
„Dann schlägt das nordische Blut wohl auch bei dir zu. Du warst einer der Wenigen, bei denen ich mich im Palast wohl gefühlt habe!"
Er lachte.
„Oh Meri! Das hatte aber andere Gründe! Aber wir sollten uns jetzt beeilen. Sonst behält Ycrep Recht und wir müssen sie noch eine Nacht belästigen!"
Die Tür der Zelle öffnete sich wieder und ein junger Mann trat ein. Destraw hatte ihn noch nie gesehen, aber er kam ihn irgendwie bekannt vor.
Der Mann stand stumm da.
„Wer bist du?", fragte ihn Salea.
Er hob einen Finger an den Mund und machte eine kurze Kopfbewegung Richtung Tür. Erst als sie verschlossen war, holte er einen Stoffbeutel hervor und kam zu Destraw.
„Wir wissen nicht, wem wir trauen können und wem nicht."
Er untersuchte Destraws Bein und holte aus seinem Stoffbeutel einige medizinische Instrumente und Schienen heraus.
„Wir?", fragte Destraw.
Der Mann nickte.
„Ja. Wir sind noch eine kleine Gruppe, die sich nach der Rückkehr des wahren Königs sehnt!"
Salea kam näher.
„Des wahren Königs?"
Der Mann sah sie an.
„Du weißt es doch selbst, wen ich meine!"
Salea schlug die Hände vor dem Mund zusammen.
„Makuc!", flüsterte sie.
Der Mann nickte und schiente dann Destraws Bein.
„Wir wissen aus zuverlässiger Quelle, dass Makuc der eigentliche Thronanwärter ist und Sumek nicht einmal würdig ist, den Titel Prinz zu tragen!"
Destraw lachte ironisch.
„Das ist Blödsinn. Er ist der Erstgeborene! Und was für eine Quelle soll das sein?"
Der Mann zog die Schnalle der Schiene fest, so dass Destraw aufschrie.
„Natürlich denkt jeder so. Aber wir wissen die Wahrheit. Sumek ist nicht der Sohn des König Otek. Das ist nur Makuc. Natürlich hat Sumek alle Beweise vernichtet!"
Destraw schnaubte.
„Und damit wird es Makuc nie auf den Thron schaffen. Er gilt hier als Hochverräter, weil Sumek ihn dazu gemacht hat. Es sei denn, deine Quelle hat noch andere Beweise!"
Der Mann seufzte.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du so ein Zweifler bist. Und die Quelle ist leider schon verstorben. Trotzdem werden wir nicht ruhen, bis der rechtmäßige König auf dem Thron sitzt. Und wir werden immer mehr. Sumeks Herrschaft ist grausam. Bald wird er das Volk gegen sich haben und dann sind die Beweise sowieso nicht mehr nötig!"
Salea neigte den Kopf etwas zur Seite.
„Wer bist du? Und wer war die Quelle?"
Der Mann lächelte sie leicht an.
„Mein Name ist Kazur. Ich bin der Sohn des Kazaks! Und mein Vater war die Quelle! Niemand weiß, dass Kazak eine Familie hatte. Wir verschweigen auch jetzt unsere Herkunft. Nur Otek wusste, dass Kazak eine Frau und zwei Kinder hatte. Der König zahlte in meine Ausbildung. Ich bin ein Heiler. Meine Schwester, die sich auch der Krankenpflege verschrieben hat, führt mit mir eine Gruppe von Leuten an, die nicht genannt werden wollen. Aber ich kann euch versichern, dass sie sehr viel Einfluss in Solimar haben. Was glaubt ihr, warum ich hier bin? Niemand hätte euch einen Heiler geschickt."
Er stand auf und ging zu Humar, doch der winkte ab.
„Verschwende dein Können nicht an mir, mein Junge. Ich bin alt und ich weiß, dass ich nicht mehr geheilt werden kann."
Kazur lächelte.
„Das war mir bewusst. Aber ich habe dir Medizin mitgebracht, welche dir wenigstens Linderung verschaffen kann."
Er reichte ihm einige Tiegel und erklärte Salea, wie sie die Medizin anwenden soll. Dann sah er sich noch einmal zu Tür um und holte aus dem Sack einen Laib Brot und Käse heraus.
"Wir versuchen euch zu helfen, so gut wir können!"
Dann stand er auf und packte seine Sachen wieder zusammen.
„Ich werde wieder kommen. Allerdings weiß ich nicht, wann unsere Freunde mich wieder hier her schicken können. Sollten es zu viele Besuche sein, wird es auffällig. Leider können wir euch auch nicht befreien. Gerade auf Destraw legt Sumek immer noch großen Wert."
Er sah wieder zu Destraw.
„Er ist der Meinung, dass er dich brechen kann und du ihm die Gefolgschaft schwörst!"
Destraw knirschte mit den Zähnen.
„Das wird nie geschehen!"
Kazur lächelte.
„Dann hoffen wir, dass Makuc bald kommt und seinen Platz einnimmt. Du hast offenbar keine Ahnung, wozu Sumek fähig ist!"
Er seufzte leise.
"Versucht durch zu halten. Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um euch zu helfen!"
Er klopfte an die Tür und verschwand, so bald sie geöffnet wurde.
Salea sah zweifelnd zu Destraw.
"Ein Widerstand? Bei allem, was mir heilig ist, dass wir so etwas mal benötigen werden!"
Destraw zuckte mit den Schultern.
"Dann wollen wir wirklich hoffen, dass Makuc sich bald besinnt und sein Volk befreit. Sonst gibt es Krieg!"
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