Zwerg und Elb, wie Feuer und Wasser
Fest krallen sich meine Hände in den Stoff von Thorins Mantel. Furcht ist es nicht, dennoch eine unergründliche Ausprägung von Unbehagen, die Körper und Geist erzittern lässt. Begehrte ich nicht diese Geschöpfe einmal nur zu sehen, ihre Herrlichkeit, die Gestalten die unsterblich bereits seit so vielen Jahrhunderten wandeln durch Vergang und Wiederauferstehung dieser und anderer Länder, mehr erblickten und ergründeten und wissen als alle anderen Rassen. Und nun da sie vor mir stehen, erhaben und wunderschön, erscheinen sie mir allgewaltiger als jede eindrucksvolle Vorstellung, die ich von ihnen hatte.
Der Elb schreitet mit hinter den Rücken verschränkten Händen auf uns zu. Keine Bedenken scheint er zu haben, dass Thorin trotz der Warnung sein Schwert ziehen könnte, oder weiß er nur darum, dass seine Krieger uns töten würden, ehe wir auch nur die Ahnung eines Gedankens an einen Angriff verschwenden. „Ihr habt ungebeten die Wälder Laurelindórinans betreten, ein schweres Vergehen ist dies und muss bestraft werden", sagt er und ich merke, wie schwer es ihm fällt die gemeine Sprache zu gebrauchen. Wohl lange Zeit schon flossen ihre Wörter nicht mehr über die fein-geschwungenen Lippen. Wenig Anlass wird er haben mit jemand anderem als Angehörigen seines Volkes zu verkehren.
„Wir wurden von Wargen gejagt", knurrt Thorin zur Begründung aber keinesfalls Rechtfertigung, als wäre er einer von ihnen und oh wie heiß und verderbend brennt die mühselig zurückgehaltene Wut die seinen Körper erfüllt unter meinen Fingern. Eine tiefe, undurchschaubare und alte Abneigung hegt er gegen das Volk der Elben im Allgemeinen. „Das wissen wir, und ihr dürft euch glücklich schätzen, dass wir euch nicht genauso bereits am Saum erschlugen wie sie."
Thorin schaut auf, als der Elb nun direkt vor uns steht. Allerdings trotz des immensen Größenunterschieds, eine Begegnung auf Augenhöhe ist es, denn genauso von überheblichem Stolz und Argwohn durchsetzt ist sein Blick, der zudem, könnte er töten, eine bessere Waffe sein würde als jedes noch so scharfe Stilett. Wenig scheint dies alles den Elben zu beeindrucken. Lang geübte oder sogar angeborene ausdruckslose Härte zeichnet sein feines Gesicht, dass eine faszinierende, zeitlose Schönheit zur Schau trägt. Dreißig Winter könnte er gesehen haben, dreihundert oder auch dreißigtausend. Wohl oft noch nicht einmal sie selber wissen wie alt sie tatsächlich sind. Vergessen gefangen im Mahlstrom der Geschichte zu zählen oder erinnern sich nicht mehr dem Zeitpunkt ihrer Geburt.
„Wo sind meine Männer?", fragt Thorin schließlich und wie überkommt mich das Bedürfnis diesen Zorn zu besänftigen, der immer deutlicher in der murrenden Stimme für Beklemmung sorgt. Wäre Balin nur hier um ihn mit geübter Hand zu zähmen. „Wir sorgen uns um sie, nahmt Ihr sie auch gefangen?", frage ich stattseiner, jedoch leise, schüchtern gar, denn wie unwürdig fühle ich mich zu sprechen in ihrer Anwesenheit. Der Elb betrachtet mich daraufhin und Überraschung entbrennt plötzlich in dem Dunkel seiner Augen, ganz so, als hätte er mich jetzt erst wahrgenommen. Tief scheinen sie zu blicken in Gedanken und Erinnerungen. Nicht lange kann ich dem eindringlichen, stolzen Blick Standhaftigkeit entgegenbringen und verberge schnell das Gesicht in dem dichten Fellbesatz von Thorins Mantel.
„Enwenno hain!", befiehlt der Elb anstelle zu antworten und sofort greifen zwei seiner Kämpfer recht grob nach uns. Trotz der Proteste die vor allen von Thorin mit Schimpfwörtern (zu meinem Erstaunen sogar einige in Sindarin sind darunter) die selbst Dwalin erblassen lassen würden gegrollt werden, schleifen sie uns mit sich, nachdem sie unsere Waffen an sich nahmen.
Zurück zu der Stelle, an der wir rasteten, führen sie uns durch das Dickicht und nicht mehr als einmal fiel ich beinahe, denn nur mühsam kann ich mit den raumgreifenden Schritten mithalten, die federleicht kaum den Waldboden zu berühren scheinen und wundersamerweise keinerlei Geräusche verursachen. Allerdings, nach dem vierten oder fünften Straucheln, gewährt mir meine Begleitung, eine Elbin mit ungebändigt langen, braunen Haaren und einer Erscheinung wie eine junge, gerade erst erblühte Frau so schön und grazil, einen unauffällig langsameren Schritt. Welch Freude trotz der Situation ergreift mein Herz, als ich endlich die anderen erblicke, die bewacht von weiteren fünf Elbenkriegern in grauen Mänteln auf dem Waldboden hocken, die Arme bockig verschränkt und allesamt einen Gesichtsausdruck zur Schau tragend, der die Milch, so wir welche dabei hätten, ekelhaft, klumpig sauer werden ließe.
Mit einer Kraft, die ich dem zierlichen Körper nicht zugetraut hätte, drückt mich die Elbin nieder, sodass ich neben Dwalin kaure. Eine schwere, warme Hand legt er sofort auf mein Bein. Eine stumme Frage, ob es mir gut geht, spricht die Berührung und ich nicke sofort und leicht lächelnd um ihn zu beruhigen. Die Elbin beobachtet interessiert die stille Konversation und plötzlich wird das bisherige harte, unberührbare Antlitz eines Kriegers weich und nur einen Moment lang, kräuseln sich die vollen Lippen ebenfalls zu einem stillen aber ausdrucksvollen Lächeln.
Thorin allerdings bekommt selbst sein viel, viel stärker erscheinender Bewacher nicht dazu sich hinzusetzen. Gegen Ehre und Ansehen und allen zwergisch-trotzigen Stolz wäre es. „Noro mi maw pale teliâdhys!" Eindeutig eine Verfluchung spricht er aus und Thorin scheint ihn zu verstehen, denn ein erheiterter Funke darüber, dass er einen Elb aus der störrischen Gefasstheit brachte, blitz in den Augen auf, nur zu sehen, wenn man die Schalkhaftigkeit kennt, die zuweilen erstaunlich schelmisch sein kann.
„Awartho", sagt sein Anführer schließlich, „einen Zwerg, der etwas nicht will, bewegen keine zwanzig starken Männer dazu, dass haben sie mit den Eseln gemein." Oh weh, wenn Blicke wirklich töten könnten, gevierteilt, aufgespießt, gesteinigt, verbrannt, geteert und gefedert würde er soeben ohne jegliche Gnade. „Zumindest können wir uns auf unsere Stärke verlassen und müssen nicht darauf vertrauen wie Eichhörnchen von einem Ast zum anderen zu hüpfen, damit uns kein Angreifer auf der feigen Flucht verfolgen kann." Ich verberge das Gesicht in einer Hand, mich nicht entscheiden könnend, ob ich im Angesicht der Entgegnung lachen oder weinen soll. „Thorin", ermahnt Balin mit vernunftbegabter Stimme, die einzige, so scheint es, die inzwischen blieb.
Gleichwohl plötzlich eine Regung zeigt sich in dem Gesicht des Elben. Er zieht die geschwungenen Augenbrauen zusammen, ganz so, als wäre er überrascht, ja beinahe verwundert über etwas. „Thorin also", triumphiert er, „der große Thorin Eichenschild, Sohn von Thráin, Sohn des Thrór, Erbe des letzten Königs unter dem Berge, geriet zwischen unsere Eichhörnchenpfoten." Auch hierin tönt das Hohngelächter nur allzu laut und die Miene des Verspotteten verhärtet sich eherner zu Stein und kaltem Metall, während Wut und Verachtung heißer lodern als die Flammenzungen in Mahals Esse. Zuviel der Gemeinheiten ist es nun und Dwalin, des Prinzen treuer Leibwächter, erhebt sich und tritt an seine Seite. „Seid vorsichtig Elb", brummt er und noch nie sah und hörte ich einen solchen Jähzorn in Antlitz und Stimme. Beeindruckend ist er und furchteinflößend. „Wenn Ihr so viel von uns wisst, dann bestimmt auch, dass es uns ein Leichtes ist euereins nur mit bloßen Händen zu besiegen. Also hütet Eure spitze Zunge, sollte Euch euer hübsches, blasiertes Gesicht von Wert sein."
Kaum sprach er das letzte Wort der Drohung, richten sich von überall her Pfeil- und Schwertspitzen auf ihn und nun, von Angst und Willen getrieben sie beide zu schützen, bin ich es, die sich vor sie stellt. „Ich denke, es sind genug der Schmeicheleien vorgetragen wurden", versuche ich zu beschwichtigen. „Wir kamen nicht mit bösen Absichten, die Not trieb uns, wie Ihr bereits wisst, keinen Grund habt Ihr also uns festzuhalten. Helft uns, unsere Ponys wiederzufinden, und dann verschwinden wir sofort wieder aus eurem Reich. Eliaammen."
Der Elb sieht mich an und ich vermag nicht einzuschätzen welch Regung sein Gemüt berührt. „Ihr habt formgewandte und umsichtige Berater an Eurer Seite, Thorin Eichenschild, manchmal, sind diese mehr von Wert als starkherzige Krieger", sagt er schließlich, aber auch die Stimme ist frei von Emotionen. Nur seine Augen verraten die tiefe Ehrung der Wörter und die Verwunderung, dass jemand der unseren ihre Sprache spricht. Zusammen mit der Hand meines Dienstherrn, die plötzlich sanft und außerhalb der Aufmerksamkeit eines jeden mein Schulterblatt berührt, ist es beinahe zu viel der Anerkennung für das dies nicht in Intensität und Fülle gewohnte Herz.
„Aber auch wenn es aus Not geschah, so ist das Eindringen in unser Land ein Vergehen und nur die Herrin Galadriel kann euch von diesem freisprechen." Jegliche Hoffnung gütlich und schnell dieser von Spott und Hohn auf beiden Seiten geprägten Gefangennahme zu entkommen, zerschlägt er damit. Mehr noch. „Wir müssen euch die Augen verbinden, denn nicht gestattet ist es, dass Angehörige anderer Völker den Weg nach Caras Galadhon, dem Sitz der Herrin und des Herren Celeborn, erkunden." Neuen Ärger und grummelnden Unwillen sehe ich aufkommen, aber selbst Thorin weiß, dass es keine andere Möglichkeit gibt, um unseren Weg irgendwann vorsetzen zu können. Daher zwar mit Murren, aber ohne großen Widerstand, lässt er sich als erster ein leinenes Tuch über die Augen legen. Wir folgen seinem Beispiel.
Angst habe ich nun noch häufiger zu stolpern, aber wundersamerweise, schärfer werden meine anderen Sinne nun da ich dem Sehen beraubt bin. Beinahe ist es mir, als könne ich eine in den dicken Stämmen der Bäume neben mir pulsierende Energie spüren, jede Unebenheit im Boden und jede herausragende Wurzel vorhersehen und plötzlich erscheint das Rauschen der Blätter im Wind wie silberheller Gesang und sonderbare, wohlige Wärme hüllt mich zusammen mit dem frischen Geruch der Bäume und des Grases ein. Dennoch eine starke aber dennoch zarte Hand greift nach mir, um mich durch die Wälder zu geleiten. Entlang an Reihen tonsicherer Bäume, vorbei an aufgeregt plätschernden Bächen und in Gebüschen raschelnden Tieren, die sonderbarerweise nicht in Panik vor dem vorüberziehenden Aufmarsch fliehen.
„Wie heißt Ihr?", fragt mich plötzlich meine Bewacherin und noch bedeutend schwerer als ihrem Hauptmann, fällt es ihr die gemeine Sprache zu verwenden. „I eneth nîn Astâ", antworte ich ebenso unsicher-stockend, allemal stolz darauf, in den hintersten Winkeln meines Gedächtnisses Wörter zu finden, die ich schon lange nicht mehr sprach. „Pedil edhellen?" Ich lache verschämt und erkläre ihr in einem Gemisch aus beiden Sprachen, dass mein Wissen über elbische Redekunst mehr als beschränkt und beinahe aufgebraucht ist, denn nicht üblich ist es für Zwerge, besonders wenn sie keinem Adels- oder Königshaus angehören, allein zum Zwecke des Handelns und Reisens mehr als das überall verständliche Westron als Umgangssprache zu erlernen. Meine Mutter aber kannte woher auch immer einige Phrasen und brachte sie mir mit Freuden bei. Allerdings, wenig hat die Mundart der Elben des Ostens gemein mit der jenseits des Nebelgebirges und viele der Wörter sind mir vollkommen fremd. Sie lacht daraufhin ebenfalls, aber zu meiner Verwunderung weder spöttisch noch überheblich, und wohl das wundervollste Geräusch, das ich je vernehmen durfte, ist es. Als würden Tautropfen auf reines Silber fallen und mit hellem Klang daran abperlen.
„Mein Name ist Feria", sagt sie dann und oh wie gerne würde ich ihr in die Augen sehen, wissen wollen, ob sie nun genauso freundlich erscheinen wie ihre Stimme. „Wohin bringt ihr uns?", getraue ich mich schließlich zu fragen. „Für die Dauer der bereits einbrechenden Nacht zu unserem Lagerplatz nicht weit von hier, denn beschwerlich ist der Weg nach Caras Galadhon, unserer Hauptstadt im Osten Lothloriens, und auch wenn wir ihn in einem Marsch von wenigen Stunden zurücklegen könnten, euch diesen zutrauen, ohne dass ihr vorher zur Ruhe gefunden habt, wollen wir nicht. Euer Proviant war kärglich und die letzte Nacht kurz und kalt und voller Trauer und lang seid ihr ziellos umhergeirrt, mit kräftezehrenden Verletzungen, die einige bei dem Angriff der Warge davontrugen."
Vor Überraschung werde ich unachtsam für den hinweisenden Einfluss der Sinne und stolpere prompt über einen querliegenden Ast. Aber mit einer nicht unbeachtlichen Stärke hält sie den drohenden Fall auf. „Ihr habt uns beobachtet, als wir am Saum des Waldes lagerten!", keuche ich, erschüttert darüber in ihrer Aussage nun endlich die Erklärung gefunden zu haben, warum wir argwöhnten die Bäume selber beäugten uns. „Eigentlich", beginnt sie und eine Ahnung von Reue dämpft doch tatsächlich die Stimme, „haben wir das bereits als ihr den Schattenbachsteig herunterkamt. Viele Späher wachen über die Grenzen und ihre Augen vermögen weit zu blicken." Mulmig wird mir, als ich daran denke, was sie alles seither gesehen haben. Wenig wird es Thorin behagen, wüsste er davon.
Wahrlich nicht lange müssen wir laufen, dann gelangen wir an eine Stelle des goldenen Waldes, die sich deutlich anders anfühlt. Ein frischer, nach Algen und Schilf, aber auch schwer von Lavendel und Baldrian riechender Luftzug weht mir um die Nase. Das einschläfernde, gleichmäßige Plätschern von Wasser über flache Steine ist zu hören und wie unbekannte Vögel ein für die einsetzende Abenddämmerung komponiertes Lied zur Verabschiedung des Tages singen. Auch die beständige Wärme des Waldes schwächte sich zu einer für die Nacht angenehmen Kühle ab.
Mir wird die Augenbinde abgenommen und der sich bietende Anblick ist aus vielerlei Hinsicht wunderschön. Silberborkige Bäume mit gewaltigen Stämmen, deren Höhe sich allerdings nicht erraten lässt, stehen nahe eines tiefen Flusslaufes der sich sanft windet durch Schilf und Binsen und allerlei in einem Meer aus saftig-grünen Gras treibenden Blumeninseln. Weniger ein Fleckchen dieser faszinierenden Erde ist es, als ein Gesamtkunstwerk. Und inmitten dieses stehen unsere Pferde und grasen gemächlich und absolut unberührt davon wirkend, dass sie ihre Herren verließen. „Khajmel", flüstere ich und als würde der Wind es zu seinen Ohren tragen, blickt er plötzlich auf und wiehert vor Wiedersehensfreude.
„Ist das Euer Pferd?", fragt mich Feria und ich nicke. „Er führte die anderen geradezu zielgerichtet in unsere Arme, als sie vor den Wargen flohen." Ein stolzes Lächeln ist meine Antwort, denn überrascht er mich doch immer wieder aufs Neue mit seiner Schläue. Und endlich wird es mir gestattet Feria in die Augen zu blicken und ganz so, wie ich vermutete, der anfänglich so harte, unnahbare und leicht überhebliche Ausdruck eines Kriegers verschwand aus ihnen. Dessen beraubt erscheint sie noch sehr viel schöner. Wie erfreut es insgeheim das Herz zumindest sie davon überzeugt zu haben, dass wir keine Bedrohung für sie und ihr Reich darstellen.
Als wir näher an die Bäume herangeführt werden, entdecke ich aber, dass dieser Ort keinesfalls einem Rastplatz ähnelt. Nirgends sind Feuerstellen, Vorräte oder Lagerstätten zu entdecken und zudem wenig zertrampelt außer von den Hufen der Pferde ist der bemooste Waldboden. Aber schnell wir mir bewusst warum, denn als der Hauptmann hinaufblickt zu der dichten Krone eines besonders großen und starken Baumes und einen hellen, dem Pfiff der Nachtigall ähnlichen Laut ausstößt, wird augenblicklich eine Leiter herabgelassen. Bestehend aus fein gedrehten, silbergrauen Stricken, die schwach in der einsetzenden Dunkelheit schimmern und Sprossen, deren Holz dünn erscheint, aber dennoch stark genug ist, um mehrere Männer zu tragen. Denn schnell kommen aus dem Blätterdach viele herabgestiegen und verbeugen sich dienstbar vor ihrem Anführer. Vermutlich Häuser oder zumindest Plattformen müssen sich hoch oben in den Kronen verbergen.
Nichts von dem das sie besprechen vermag ich zu verstehen. Aber deutlich wird es, dass zumindest einer von ihnen nicht glücklich darüber ist, dass er Zwergen Unterschlupf genehmigen soll, denn kalt und beinahe grausam hart schweift sein stahlgrauer Blick immer wieder zu uns. „Orophin", ermahnt der Hauptmann ihn schließlich und letztendlich dem Befehl kleinbeigebend wendet er sich ab und klettert die Leiter wieder empor.
„Ihr könnt auf einem unserer talans schlafen, allerdings unter weiterer Bewachung", sagt der Elb und lässt uns zu der Leiter führen. Ich sehe den Unwillen in den Mienen meiner Gefährten, als sie hinaufblicken in das undurchdringlich erscheinende Blätterdach. Wir Zwerge sind nicht dafür geschaffen auf Bäume zu klettern und schon gar nicht fühlen wir uns sicher genug um auf ihnen zu übernachten. Dennoch, nichts anderes wird uns übrig bleiben, und so steigt Thorin schließlich voran.
Ein sich um den Baumstamm ausdehnendes Loch ist es, dass wir am Ende durchqueren und froh zumindest den wackeligen Aufstieg geschafft zu haben, eine sich scheinbar endlos in alle Richtung ausdehnende hölzerne Plattform betreten lässt. Geländer aus miteinander verdrehten Ästen besitzt sie, Bereiche, die mit Wandschirmen aus silbergrauem Tuch abgeteilt wurden und eine steingemauerte Feuerstelle unweit des Aufstiegs. Lange muss ich grübeln bis mir die zumindest unter Menschen geläufige Bezeichnung Flett für solch ein Bauwerk einfällt.
Einige mir bereits bekannte aber auch unbekannte Elben sitzen verteilt auf niedrigen hölzernen Bänken oder im Schneidersitz auf dem Boden und erzählen leise in ihrer melodischen Sprache miteinander. Nur wenn sie sich bewegen, erahnt man sie mit ihren grauen Mänteln zwischen den silbernen, weitverzweigten Ästen. Erst als der Hauptmann Anweisung gibt uns hinter einen der Wandschirme zu führen, werden wir beachtet. Eigenartige Blicke die zwischen Verwunderung, Interesse, aber auch abgrundtiefen Hass wechseln, begleiten uns. Lager mit Decken und Kissen befinden sich in dem Separee. Waschschüsseln auf dessen bis zum Rand reichenden Wasser sich das goldene Licht einiger weniger Öllampen bricht, die zusammen mit eigenartigen, fadenartigen Gebilden wie Baumbärte von den ihn überspannenden Ästen herabhängen.
Kaum orientierten wir uns, kommen zwei Elben herein, die Teller, Becher und Krüge auf Tabletts tragen. „Esst und schlaft", sagt der Hauptmann, während sie vor uns abgestellt werden. „Die Wachen werde ich draußen positionieren, sodass ihr ungestört zur Ruhe finden könnt." Thorin neben mit schnauft vielsagend als wir uns niederlassen und ich vermute nicht nur, dass er hier alles tun wird, nur kein Auge zu.
Ich nehme eines der mehr Zwieback als Brot ähnelnden Kekse zur Hand, die zusammen mit roten und schwarzen Beeren auf den Tellern liegen, wende sie hin und her und kann dennoch nicht erkennen, um was es sich handelt, denn noch nie sah ich Ähnliches. „Das ist Lembas, elbisches Wegbrot. Es ist sehr nahrhaft und wird eure Kräfte wieder aufleben lassen." Skeptisch breche ein kleines Stück ab und rieche daran. Milchig-weiß ist sein Innerstes, während die Kruste braun und knusprig gebacken wurde. Honig und Nüsse und Zimt erschnuppere ich und als ich es mir in den Mund schiebe, erwäge ich, noch nie etwas Köstlicheres gegessen zu haben und nie wieder etwas Derartiges in solch einer Intensität schmecken zu können. Weich wie Butter zergeht es auf der Zunge und eine besondere, kaum beschreibbare, irgendwo zwischen herb und wie Schokolade schmelzend liegende Süße betört die Sinne. Ich schaue auf und ein wohlgefälliges Lächeln stiehlt sich auf die Züge des Elben, denn wahrlich verzaubert muss ich aussehen.
„Da Ihr nun zumindest meinen Namen wisst, wäre es nur höflich, uns auch den Euren zu nennen", wirft Thorin plötzlich ein und nimmt sich stattdessen eine der Blaubeeren, die er sonst ungern isst. Der Elb schaut ihn an, weiterhin versöhnlich lächelnd. „Man nennt mich Haldir."
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Naug - Zwerg
Enwenno hain! – Führt sie ab!
Noro mi maw pale teliâdhys! – Geh in den Dreck, wo ihr hergekommen seid!
Awartho. – Gib auf.
Eliaammen. – Helft uns.
I eneth nîn Astâ. – Ich heiße Astâ.
Pedil edhellen? – Ihr sprecht Elbisch?
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