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Totenschatten

Die Luft die ich in einem panisch-hastigen Zug einatme, als ich nach hoffentlich nur kurzer Besinnungslosigkeit wiedererwache und mich ruckartig aufrichte, ist stickig, dick und schwer vom Staub vieler Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte. Aufgewirbelt zu einer großen Wolke habe ich ihn wohl, als ich fiel. Aber wohin? Ich öffne unter Anstrengung die Augen, aber kurz argwöhne ich, ob ich es überhaupt schaffte, denn ich sehe nichts. Absolute Schwärze herrscht um mich herum. Und Stille. Eine Stille so beklemmend schweigsam wie in einem Grab. Panisch atme ich, muss husten, als der Staub dadurch in großen Mengen im Hals kratzt.

„Astâ?!" Es ist Balins Stimme in der Dunkelheit und trotz des schrecklichen Ortes bin ich froh, dass er ebenfalls fiel und nun bei mir ist. Ich unternehme den Versuch mich aufzurichten, aber erneut schießt ein Schmerz wie Feuer durch mein Bein, dort, wo mich das Monster mit seinen Krallen aufritzte, und ich muss ihn mit einem gequälten Schmerzenslaut abbrechen. Unerwartet flammt plötzlich etwas unweit von mir auf. Balin ertastete wohl eine alte aber dennoch ausreichend öl- oder pechgetränkte Fackel und konnte diese entzünden. Das goldene allerdings unsanfte Licht brennt nach der Dunkelheit in den Augen, aber ich bin erleichtert ihn endlich und augenscheinlich vollkommen unverletzt auf mich zukommen zu sehen.

Er kniet sich mit sorgenvollem Gesicht zu mir herunter und betrachtet die unter zerfetzten Stoff liegenden Kratzer am rechten Bein. Sie sehen weniger schlimm aus als ich nach den Schmerzen vermutete, sind aber stellenweise dennoch tief und vor allem verunreinigt. Wer weiß, was dieses grauenvolle Wesen für Dreck und Leichengift an seinen Krallen trug. Balin nimmt daher seinen zum Glück noch gut gefüllten Wasserschlauch und versucht sie behutsam-geflissentlich zu säubern. Es brennt fürchterlich, als kralle sich das Gift mit aller Macht an mir fest, und so bemühe ich mich um Ablenkung, indem ich den Blick durch die Kammer schweifen lasse.

Weitläufig und hoch ist sie. Wände und Decke sind verglichen mit zwergischen Maßstäben stümperhaft uneben aus dem grauen Stein gehauen worden. Verschlossene Truhen mit goldverzierten Deckeln säumen sie ringsherum. Manche wurden scheinbar mit roher Gewalt aufgebrochen, andere sind noch fest verschlossen. Allerhand Unrat liegt auf dem Boden verstreut. Fransige Seile, zerbrochene Werkzeuge, staubiger Schutt, aber auch das Glänzen von Schwertern und Dolchen mit diamantenen Heften kann ich mit danach gierenden Augen darunter erblicken. Inmitten des Raumes, groß und verziert mit Gold und Silberornamenten, eine Totenbahre und auf ihr, lediglich in ein teilweise zerfallenes und dadurch den Blick darauf freigebendes schwarzes Tuch gehüllt, die knöchernen Überreste eines einstigen Helden oder Königs. Ängstigend und beklemmend ist sein Anblick und vor allem die schwarzen leeren Höhlen wo einst Augen strahlten, tief in einem weißen, blanken Schädel liegend, die unser seine Ruhe störendes Eindringen erzürnt zu betrachten scheinen.

Schnell wende ich den Blick ab, fühle mich aber noch immer von boshaften Blicken beobachtet. Balin legt gerade ein sauberes Stück Stoff um die Wunden und zieht es fest. „Meinst du, du kannst aufstehen?", fragt er und obwohl ich mir nicht sicher bin, nicke ich voller Überzeugung. Ohne auch nur irgendeinen Zweifel an ihr aufkommen zu lassen, kämpfe ich mich mit verbissenem Gesichtsausdruck und dennoch seine Hilfe annehmend auf. Schmerzhaft ist der erste Schritt, aber bereits die folgenden werden erheblich besser. Mein Schwert liegt unweit von mir und als ich es aufhebe, glänzt das rote Blut des Monsters, das noch immer an der Schneide haftet, feucht im Feuerschein. Ich traue mich nicht, es wieder in die Scheide gleiten zu lassen. Wer weiß, was uns alles Schreckliches noch hier unter der Erde begegnen wird.

Eine schmale rechteckige Öffnung im Gestein führt aus der Grabkammer und in einen ebenso engen Gang. Der Schein der Fackel mit der Balin vorausgeht schliert gespenstige Schemen aus Licht und Schatten an die Wände. Ihm folgend lasse ich die Fingerspitzen interessiert über den auch hier unebenen Felsen gleiten, so wie es meine Angewohnheit ist. Aber unerwartet und beängstigend nichts flüstert er mir zu. „Der Stein ... er ist so still", unterrichte ich Balin wispernd und die Stimme zittert hörbar, denn ungewöhnlich ist dies. Immer haben die Seelen der Gesteine etwas zu erzählen von den vielen Zeitaltern, sie sie bereits überdauerten und sahen. Er dreht sich zu mir um, legt ebenso eine Hand auf ihn und schließt konzentriert die Augen. Je älter wir werden, umso redseliger werden Mahals Gaben zu uns. Vielleicht hört er die Stimmen die nur mich nicht teilhaben lassen wollen an den Schrecken dieses Ortes. „Er hat Angst vor dem, was hier unten haust und schweigt deshalb", sagt er schließlich, „vielleicht sollten wir es ihm gleichtun." Ich nicke die nur allzu deutlich mahnende Aufforderung annehmend und wir gehen nun umso vorsichtiger und geräuschloser, wie es die schweren Stiefel nur erlauben, weiter.

Lang und dunkel ist der Weg hinaus, bis wir letztendlich in eine weitere, noch viel größere Kammer gelangen. Entsetzlich ist ihr Innerstes. Die Wände sind mit unzähligen bleichen, teilweise von Ruß und Staub und Zeit geschwärzten und zerstörten Totenschädeln ausgemauert. Überall wurden Verzierungen nicht mit Gold und edlen Steinen gestaltet, sondern durch Gebeine und herausgebrochene Zähne, zerfetzte Leichentücher und schaurige, blutüberströmte Schnitzereien in großen Knochenplatten, die von Kriegen und Hinrichtungen und Totentänzen erzählen. Zwischen ihnen, nur dadurch zu erkennen, dass sie sich zu kompletten Körpern zusammensetzten lassen, die Überreste der hier ehrenvoll Ruhenden aufgebahrt in dunklen, gespinstverkleideten Grabnischen. Manch einen von ihnen stehen noch immer prächtige Rüstungen, Schilde und Schwerter bei, anderen hängt das mitgegebene Geschmeide weiterhin um knöcherne Hälse, Finger und Handgelenke, einige wenige sind lediglich so klein wie Kinder.

Eiskalter Schauder sucht uns heim, als wir weitergehen. Bei jedem Schritt knirscht es unten den Stiefelsohlen oder sie treten auf oder stoßen an etwas Hartes, denn unlängst lösten sich einige der Knochen und übersähen nun den Boden. Schwerter, Äxte, Dolche und Pfeile mit vermoderten Befiederungen finden sich zwischen ihnen und dem auch hier allgegenwärtigen Schutt, Staub und Unrat. Menschlicher, elbischer und auch zwergischer Machart. Kunstvoll und formvollendet gefertigt vor unendlich lang zurückliegenden Zeiten, in denen alte und längst untergegangene Kulturen auf den höchsten Ständen ihrer Kräfte und Fertigkeiten gemeinsam gegen dunkle Mächte kämpften, deren Schrecklichkeit nunmehr Erinnerungen, aber hier an diesem fürchterlichen Ort dennoch deutlich zu spüren sind, als würden sie bald erneut erstarken und die Welt in Tod und Verderben stürzen. Farbenprächtig schillern die Edelsteine die Hefte und Scheiden verschönern im flackernden Schein der Fackel. Auserlesen glänzen Gold und Silber und welch faszinierenden Anblick bieten die schnörkeligen Verzierungen auf auch nach all den Jahrzehnten noch immer blank polierten Schneiden. So als würde ein Zauber jeder Verwitterung Einhalt gebieten.

Ich bücke mich, um ein besonders betörendes Schwert näher zu betrachten. Ein Fluch ist die Torheit, der wir Zwerge bisweilen beim Anblick von prunkvollen Kostbarkeiten anheimfallen. Eine fast magische Anziehungskraft üben Schätze und besonders Gold und Silber und edles Gestein auf uns aus. Kaum widerstehen können wir ihnen. Sie lassen uns Vorsicht und Furcht genauso wie manch Ehrenvolles und so feierlich Geschworenes vergessen. Ich vertrete hierbei, wie ich zu meiner Schande zugeben muss, keine herausragende Ausnahme. Langsam strecke ich die Hand aus und berühre die Scheide aus sorgfältig gegerbtem und kaum rauem Leder, in das mit viel Aufwand filigrane Schnörkel und Linien eingeprägt wurden. Rubine bilden hier und da die flimmernden Blätter von Blüten und silbern glänzen die verstärkenden Verzierungen an der Öffnung, aus der aufwendig gebogene Parierstange, Heft und Knauf in der Form eines Wolfkopfes mit funkelnden, zornig blickenden Zirkonaugen herausragen.

Plötzlich jedoch, meine Finger bewunderten kaum die Kostbarkeit, zieht ein schleierhafter Luftzug durch die Gruft. Reißt an der Ruhe uralten Staubs, lässt zerfledderte Stoffe aufbauschen, zerstört zarte Spinnweben und trifft die Flamme unserer Fackel. Sie flackert ... rußt ... erlischt mit einem Zischen. Erneut schwere selbst für Zwergenaugen undurchdringliche Dunkelheit umschließt uns sofort. Balin schimpft und ich höre, wie er hastig, beinahe panisch, beginnt in seinen Taschen nach der Zündbüchse zu kramen.

Aber noch etwas anderes lässt sich auf einmal dort in der Finsternis auszumachen. Kein Rascheln oder Kratzen oder Schleifen. Vielmehr und zum größten Entsetzen das langsame und lange gespenstische Ausatmen von etwas Verhängnisvollem. Mandos' herzlosem Todeshauch gleich, mit dem er die Flammenseelen der Sterbenden auslöscht um sie zu sich zu holen in die großen Hallen des Erwartens. Zusätzlich zu spüren ist er, denn alleserstarrende Eiseskälte erfüllt auf einmal die Kammer und ein unheimlicher Dunst umweht uns. Übelkeitserregend nach feuchtem Moder, Verwesung und Fäulnis stinkend.

Ich stehe auf, versuche, etwas zu erkennen. Eine Bewegung, einen dunkleren Schatten, der sich von der Schwärze abhebt ... aber viel zu finster ist es ringsherum. Das Atmen wird lauter. Kommt näher. Zischelt und faucht durch die Kammer. Scheint plötzlich ohne hörbare Schritte seinen Standort zu wechseln und mal neben, mal hinter, mal vor uns zu sein. Ich begebe mich in Kampfposition, drehe mich in alle Richtungen. Horche, versuche, die Gefahr zu lokalisieren. Und dann gelingt es Balin endlich die Fackel erneut zu entzünden. Helles Licht flutet die Kammer, lässt die Edelsteine aufflammen und ein unaussprechlicher Schrecken durchzuckt mich augenblicklich.

Dort vor einem der Wandgräber schwebt eine Gestalt mehr, als sie steht. Groß und grimmig und gespenstig ragt sie auf. Der totenblasse Schatten eines dereinst wohl tapferen Kriegers, noch unter voller Rüstung stehend, das Schwert fest wie einst zu Lebzeiten mit der nurmehr knochigen Hand umschlossen. Das Gesicht von dem stählernen Helm, unter dem weiße Haare strähnig hervorquellen, nicht gänzlich verborgen, sodass die in Fetzen schwarz verfaulende Haut und darunter die Stellen blanken Knochens deutlich zu sehen sind. Ein rotes Glühen glimmt tief in den Höhlen der Augen, als wäre es zorniges Feuer, dessen Ursprung in den verehrenden Bränden Morgoths des Dunklen Feindes dieser Welt liegt. Er verweilt still. Belauert uns. Nur sein fauchendes Keuchen ist fortwährend zu hören.

Wir wagen es nicht, uns zu bewegen. Jeder Schritt, jeder in der Kälte dampfende Atemzug, jeder Herzschlag könnte unser letzter sein. Aber dennoch unerwartet greift er schließlich an. Lebende nicht in seinem auserwählten Grab, das er unerlaubt besetzte, duldend. Rast mit solch einer Geschwindigkeit und einen markerschütternd hohen Schrei ausstoßend auf uns zu, dass ich kurz erschrocken zögere. Fatal ist dieses Erlahmen vor dem unerbittlichen Feind. Mein Letzter unverzeihlicher Fehler hätte es sein können, wenn nicht Balin besonnen und geistesgegenwärtig, wie es dem furchtlosen Krieger auch in solch einer schauderhaften Situation gebietet, handeln und mich im wirklich allerletzten Moment zu sich ziehen würde. Er löst damit die Starre und als das Schattenwesen an mir vorbei huscht, treffe ich es mehr oder minder sogar unbeabsichtigt mit dem Schwert. Die von Thorin so sorgfältig eingebrachten Runen an der Schneide leuchten auf, als würde Vollmondlicht aus ihnen entspringen, kaum, dass sie den Schatten berührte. Schwere Wunden scheint die machtvolle zwergische Magie dem Grabwesen beifügen zu können, denn unvermittelt heult und faucht und keift es wie ein grausam sterbendes Tier, so hoch und markerschütternd, dass ich mir die Ohren zuhalten muss, um nicht geradewegs verrückt zu werden.

Ich lasse das Schwert fallen, sinke zu Boden, krümme mich unter unerträglichen Schmerzen, denn unerbittlich tief dringt der Schrei dennoch bis in meine Gedanken und beschwört schreckliche Bilder herauf.

Szenen von Mord, Tod und erbarmungslosen Schlachten.

Aufgeschlitzte Körper ... Abgerissene Glieder ...

Gläsern starrende Augen in qualverzogenen Gesichtern.

Gehängte ... Gefolterte ...

Halbflüssiges, dunkelrotes Blut auf ehemals glänzenden Schwertern, Speeren, Äxten und Schilden.

In staubiger Erde versickernde Lachen aus Körperflüssigkeiten und aufgehäufte Berge von qualmenden Leichen, deren Blick weißlich-blind wurde von der Hitze des Feuers, das sie verbrannte.

Hinrichtungen ... Kämpfe ... Attentate ... Schändungen ... Kindsmorde ...

Ich schreie auf, denn kaum zu ertragen ist die brutale Erbarmungslosigkeit dieser Welt, von der ich hörte und die ich bereits selbst erleben musste. Aber plötzlich erstirbt der Klageschrei, geht in einem erstickten Gurgeln unter, denn eine Hand schließt sich mit ebensolcher Brutalität um meinen Hals. Ein Griff kälter und stärker als Stahl drückt zu und hebt mich empor. Ich versuche, ihn zu lösen. Würge und ringe um Luft. Merke bereits, wie die Sinne unter der Gefühlsleere und dem Luftmangel beginnen zu schwinden. Winde mich und strample, will in Verzweiflung nach der gepanzerten Hand schlagen, aber obwohl sie mich unerbittlich hält, greife ich einfach durch sie hindurch ins Leere. Der Grabunhold verzieht sein schauriges Gesicht zu einem perfiden Lächeln, lässt die im Kiefer liegenden Zähne deren schwarze Hälse man sehen kann aufblitzen und das Feuer in seinen Augen wandelt sich zu einem irrlichternden Flimmern, das aus weiter, unirdischer Ferne zu kommen scheint. Es zieht mich in sich. Bannt mich. Betäubt mit seiner schrecklichen Herrlichkeit.

Dwalin ... Thorin ... die womöglich letzten Gedanken meines Lebens schenke ich ihnen. Erinnere mich ihrer lächelnden Gesichter. Der Liebe und Geborgenheit. Beschwöre die Wärme ihrer Umarmungen herauf. Lasse sie meinen sterbenden Körper durchströmen, in dem Versuch die Kälte des Todes die durch ihn kriecht so lange wie möglich zu bekämpfen.

Aber dann ganz plötzlich und unverhofft lockert sich der Griff und ich falle unvermittelt zu Boden. Hart und schmerzhaft ist der Aufprall und während ich huste und würge und versuche zusammengekauert das letzte bisschen Bewusstsein was mir noch blieb aufrecht zu erhalten, schreit der Geist erneut auf. Aber nicht schmerzentstellt, sondern schauderhaft wütend klingend. Ich sehe auf, versuche durch den blitzend-schlierenden Flimmer der heraufziehenden Ohnmacht etwas zu erkennen.

Sonnenstrahlen schimmern. Fahl zwar, aber warm und bedeutend heller und lebendiger als Fackelschein. Sie fallen in die Kammer. Erfüllen sie bis in den düstersten Winkel und als sie den Unhold erreichen, durchbohren sie seine Schattengestalt wie spitze Speere und er löst sich in Nichts auf. Nur die zu Tausenden aufgewirbelten Staubkörner tanzen hernach im goldenen Licht. Und einen von ihnen folge ich letztendlich in die totengleiche Schwerelosigkeit ...

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