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Freudenbringende Begegnung

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Lächerlich wenig Schlaf bekomme ich in dieser ohnehin schon kurzen Nacht und gefühlt gleich, nachdem ich ihn etwas tiefer fand, befiehlt mir die Sonne, die frühlingshell durch das große Fenster scheint, bereits schon wieder aufzustehen. Arbeitsreich wird der neue Tag. Augenreibend und ungezwungen gähnend setzte ich mich auf und strecke ausgiebig die noch müden Glieder. Der bittere Geschmack von Bier liegt schwer auf der Zunge und unbezähmbares Verlangen nach reinem, klarem Wasser empfinde ich. Ich schwöre, nie mehr werde ich an einem Trinkwettbewerb teilnehmen, bei dem auch Dwalin mitspielt. Egal ob es nun zur Aufrechterhaltung meines männlichen Deckmantels förderlich ist oder nicht. Lautlos und den Rest festsitzenden Schlaf mit einem Kopfschütteln aus ihm vertreiben wollend, stehe ich auf und kleide mich an. Ein letzter Blick zurück auf das wohlig warme, weiche Bett, das ich verlassen musste, werfe ich beim hinausschleichen und erfreue mich dennoch daran, dass Thorin eingekuschelt in Decken und Pelzen darin weiterhin Schlaf findet.

Still ist es in der Großen Halle, durch die ich hinausgelangen möchte. Überallhin haben sich die, die bis zuletzt feierten zur Ruhe gelegt. Schlafen und schnarchen mitunter näselnd in Ecken, auf den Bänken und Tischen und vereinzelt auch unter ihnen. Vorsichtig mähende ich zwischen ihnen hindurch und als ich es schließlich bis zum Tor schaffte, entdecke inmitten einer daneben liegenden kleinen Gruppe aus Soldaten auch Dwalin. Ich schüttle tadelnd, obgleich er es nicht sieht, den Kopf und wickle ihn wieder in die heruntergerutschte Decke ein. Kaum vernehmbar murmelt er etwas dabei im Halbschlaf.

Frisch ist die Morgenluft. Sie riecht aber dennoch bereits nach geschäftigem Treiben. Nach heiß verbrennendem Holz in den Schmieden, frisch gebackenem Brot, von Pferdehufen aufgewirbeltem Staub, Blumen und Frühling. Verhalten nur kann man den Geruch des erblühenden Rapses auf den Feldern außerhalb der Stadtmauern wahrnehmen. Irgendwo in der Nähe hingegen, muss bereits Flieder seine Knospen öffnen. Meilenweit geht der Blick von hier oben über das Land Rohan. Hoch und ihre Gipfel von in der noch niedrig stehenden Sonne glitzerndem Schnee bedeckt, sind die Berge ringsherum. Glitzernd windet sich der Fluss Schneeborn durch das sanft-hügelige Vorland. Vom milden Wind aufgeworfene Wogen treiben durch die Grasmeere. Pferde, als Ansammlung kleiner Punkte zu erkennen, grasen in ihnen.

Noch einmal strecke ich mich ausgiebig, atme dabei bewusst, vertreibe so auch den letzten Rest Müdigkeit und Alkohol aus meinem Körper. „Ihr seid früh auf", höre ich plötzlich eine unbekannte Stimme hinter mir erklingen und als ich mich erschrocken umdrehe, erkenne ich Folcwine, den Kronprinzen Rohans, dort am wächterlosen Tor stehen. Ich senke um ihn standesgemäß zu begrüßend den Blick. „Ihr ebenfalls, Hoheit, dafür, dass Ihr die gestrige Feierlichkeit noch später als ich verließt." Er lächelt und kommt auf mich zu. „Oh bitte, unterlasst diese grauenvolle Förmlichkeit. Wenn mir diese entgegengebracht wird, fühle ich mich immer so schrecklich alt und bereits bedrohlich schwer die Bürden eines Königs, die ich noch nicht tragen möchte." Erneut senke ich den Blick, um zu verdeutlichen, dass ich verstanden habe. Zu jung ist er, um beides auf sich zu nehmen.

Direkt neben mir kommt er zum stehen und nun erst bemerke ich, wie groß er eigentlich ist. Bereits einen Kopf größer als sein Vater wird er sein. Stattlich wie ein Frühlingsbaum. Das ungebändigte Haar goldene Routen einer Weide im sanften Wind. Auch er lässt den Blick schweifen über sein zukünftiges Reich. Verweilt einen Moment an dem höchsten der Gipfel, der sich spitz und schneeglitzernd erhebt. Amon Anwar, der Berg der Ehrfurcht, das letzte besetzte Leuchtfeuer von Gondor, befindet sich dort oben. Zum Glück lange schon nicht mehr brannte es, um die Streitkräfte der Völker zu vereinen. „Bei mir ist es die Gewohnheit, aber Ihr als Gäste könntet länger ruhen. Also was treibt Euch aus den Daunen, es wird nicht nur der Anblick Rohans bei Tagesanbruch sein, obwohl dieser natürlich sehenswert ist?", fragt er schließlich.

Ich lächle und blicke zu den Stallungen am Fuß der Treppe hinunter. Bereits sperrangelweit geöffnet sind die Tore und geschäftiges Treiben zu erkennen. „Unsere Ponys müssen allesamt neu beschlagen werden und man sagte mir, dass der Schmied schon sehr früh mit seiner Arbeit beginnt." Folcwine nickt. „Und ihr wollt überprüfen, ob er alles zu Eurer Zufriedenheit erledigt", vermutet er und vehement ist meine Abwehr dieser leicht misstrauischen Unterstellung. „Durchaus nicht, ich weiß, dass die Rohirrim all ihr Wissen über die Schmiedekunst uns Zwergen zu verdanken haben. Ich bin nur neugierig und sorge mich um den Schmied, wenn er mein Pony beschlägt, denn an einigen Stellen ist er sehr, sehr kitzelig und kann durchaus renitent wie ein Zwerg reagieren, wenn man ihn dort unbedacht berührt." Er lacht belustigt über diese unerwartete Antwort und weit hin schallt dies über die Dächer Edoras. „Na dann, lasst uns gehen. Wenn Ihr mir gestattet, Euch zu begleiten, natürlich." Verwundert bin ich über diese Aufforderung, denn keinesfalls standesgemäß ist es in meiner Welt, dass sich ein Angehöriger des Königshauses zu solch Ereignissen einfindet. „Ganz wie Ihr wünscht", antworte ich daher und deute an, dass er vorangehen soll.

Der Stall ist riesig. Mehrere offene Einzelboxen liegen links und rechts des großen Eingangstores und einige Burschen sind emsig damit beschäftigt diese auszumisten und mit staubenden Stroh neu einzustreuen. Es riecht nach Heu, frischem Gras und unverkennbar nach Pferd. Ein hochgewachsener Mann mit grauem, sehr gepflegtem Bart kommt sofort, nachdem er unser Eintreten entdeckte, auf uns zu und verbeugt sich vornehm. Die lederne, auf der Innenseite der Schenkel grau verblichen abgewetzte Hose stopfte er in die schmutzigen Stiefel. Unzweifelhaft der Stallmeister, denn eben noch gab er einem der Jungen Anweisung, einen weiteren Ballen Stroh zu holen.

„Welch unerwarteter Besuch so früh am Morgen", begrüßt er uns und fragt, was er für uns tun kann, wohl in Erwartung, dass wir ausreiten möchten. „Wir wollen dem Beschlag der Zwergenponys beiwohnen, Herumód. Ist der Schmied schon anwesend?", fragt Folcwine und in seinem Tonfall schwelt vertrauensvolle Herzenswärme. Wohl sein ganzes Leben schon, dient der Angesprochene dem Königshaus. Vermutlich den Umgang mit den Pferden, das Reiten und noch sehr viel mehr lernte Folcwine und vielleicht sogar sein Vater von ihm. Herumód nickt heftig und erklärt uns, dass er auf dem dafür vorgesehenen gepflasterten Hof am anderen Ende des Stalls das Feuer schürt.

Auf den Weg dorthin passieren wir die Boxen der Ponys. Viel zu groß sind sie für nur einen, und so stellten sie immer zwei von ihnen zusammen. Khajmel ausgerechnet mit Dwalins Stute. Ob dies so eine gute Idee war, wird sich demnächst zeigen, denn eindeutige Hinweise der ersten Rosse des Jahres zeigte sie die letzten Tage. Freudig wiehernd begrüßt er mich und streckt den Kopf über die niedrige Tür, sodass ich ihn an seinen Lieblingsstellen entlang der Blesse und zwischen den Augen kraulen kann. „Ist dies das kitzlige?", fragt Folcwine und tritt neben mich, als ich lächelnd nicke. „Khajmel, das Wertvolle, dass ich besitze", gebe ich unverhohlen zu, denn wer könnte diese Aussage mehr verstehen als ein Rohirrim. Genauso viel bedeuten ihnen ihre Pferde. Vorsichtig legt der Prinz seine Hand auf den starken Pferdehals und unvermittelt blitz Begeisterung in seinen Augen auf wie diamantene Splitter.

Hinaus zum Schmiedeplatz führe ich Khajmel und erkläre dem Schmied; der kräftig ist wie es sein Beruf verlangt, aber dennoch sanft agiert im Umgang mit den Tieren; was geschah und welche Stellen er auf keinen Fall berühren sollte. Daraufhin entspannt lässt Khajmel die Prozedur über sich ergehen. Interessiert beobachte ich, wie fachmännisch ein neues Eisen für ihn geschlagen und angepasst wird, sowie die anderen Hufe ausgebessert und ebenfalls neu behuft werden. Und ich muss neidlos zugeben, sehr viel mehr versteht zumindest dieser von seinem Handwerk, als so manch Schmied in den Blauen Bergen. Deutlich runder läuft er danach, scheint beinahe zu schweben über die Steine. Ich bedanke mich artig und führe ihn zurück zum Stall, um einen der anderen zu holen.

„Wollt Ihr vielleicht nach dem Mittagessen mit mir ausreiten, um die neuen Eisen auszuprobieren?", fragt mich Folcwine unerwartet, nachdem alle versorgt wurden und ich Khajmel noch einen Apfel als besonderen Leckerbissen gebe. Überrascht und völlig überfordert - und auch ein wenig, um die aufkommende Befangenheit zu verbergen - senke ich den Blick. „Gerne würde ich das, allerdings müsste ich mir vorher die Genehmigung meines Herren einholen, um Euch zuzusagen." Ich merke, wie er verwundert stutzt. „Ihr seid nicht frei in Euren Entscheidungen?" Kopfschüttelnd sehe ich wieder auf. „Ich gehöre Thorins Dienerschaft an", erwidere ich und komisch fühlt es sich an dies auszusprechen, denn lange schon nicht mehr gibt er mir das Gefühl, nur diese Stellung in seiner Gefolgschaft einzunehmen. Viel, so viel mehr bin ich geworden, seitdem er mich zu seiner Leibdienerin ernannte. Kriegerin, Vertraute, Wegbegleiterin, zuweilen sogar Beraterin. Wärme spenden wir uns während einsamer Nächte. Teilen Momente voller Schmerz und Glück. Kämpfen Seite an Seite.

„Verzeiht mir, dass ich Euch so unverfroren fragte, ich nahm dies nicht an, denn nahezu gleichgestellt zu seinen anderen Gefährten behandelt er Euch." Heiß brennend steigt die Verlegenheitsröte ob dieser Aussage hinauf bis zu den Ohrenspitzen. „So manch autoritäres Gebaren verliert sich, wenn man gemeinsam Monate voller Gefahren und Kampf durchsteht", begründe ich dies und sehe Probleme auf uns zukommen, wenn dies wieder nötig wird. Nicht viel der Vertrautheit zueinander sollte sich wiederfinden, wenn wir erst wieder Zuhause sind und Verpflichtungen, höfische Etikette und wachsame Augen uns allzeit begleiten. Seltsam trübsinnig stimmt mich dies.

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Lautlos öffne ich die Tür zu meinem eigenen Gemach und spähe durch den kleinen Spalt, aber verlassen ist das Bett bereits und Thorin nirgendwo sonst zu sehen. Daher klopfe ich an die seine, nachdem ich einen Krug voll frischem Wasser holte, und erhalte prompt Antwort. Gerade die Halsschnüre seines Leinenhemdes bindet er zusammen, als ich die Tür wieder hinter mir schließe und begrüßend knickse, bemüht wenigstens einige der schicklichen Manieren vorsorglich wieder in den Alltag einfließen zu lassen. Thorin achtet sie nicht. Womöglich wollte er dies in den nächsten Tag ohnehin initiieren.

„Du warst früh auf", bemerkt er stattdessen und deutet mir damit näher zu kommen, „ohne dich fühlte ich die bittere Kälte des Morgens." In eine Schüssel gieße ich das Wasser, damit er sich waschen kann. „Der Schmied besorgte bereits unsere Pferde und ich wollte ihm dabei zur Hand gehen", erkläre ich meine Abwesenheit und hoffe darauf, dass er mir nicht böse ich, dass ich seine umschmeichelnde Bekundung ohne Reaktion übergehe. Thorin brummt. Viel kann dieser eigentlich so unscheinbare Ton bedeuten. Je nach Tiefe, Vibrationsmuster, Länge, gutturaler Ausprägung, verdammt sogar im Zusammenspiel mit verschiedener Mimik und Gestik, drückt er damit Gefühle aus, die zwischen Freude, Ärger und Zorn liegen sowie Zustimmung oder Abneigung kundgeben. Schon so oft verzweifelte ich daran, sie angemessen zu deuten.

Nachdem ich ihn herrichtete - sogar Rüstung und Schwert trägt er als Statussymbol und weil es nicht als Unsitte gilt in den Hallen Rohans - begeben wir uns zum Frühstück, denn auch ich nahm es noch nicht zu mir. Der Thronsaal wurde unterdessen von den übrig gebliebenen Spuren des Festes gesäubert. Selbst die Tische und Bänke und Trunkenbolde sind verschwunden. Nur eine einzige Tafel blieb übrig auf dem ein reichhaltiges, fettiges, salziges aber auch wem es beliebt, wie mir, süßes Mahl bereitsteht. Und Wasser sowie frische Milch. Wie bin ich froh darum, nicht schon wieder etwas gehaltvoll Alkoholisches trinken zu müssen.

Einige Männer und ebenfalls Oin und Balin sitzen dort bereits und essen. Müde sehen sie aus, aber zufrieden. Ich sehe den Heiler an, nachdem sich Thorin gebührend an der Stirnseite und mich ihnen gegenüber niederließen, und er versteht die stumme Frage nach Dwalin und seinem Befinden. Ohne Sorgen aber erzählt er die meinen verbergend uns allen, dass er den Armen heute früh zusammen mit zwei weiteren Männern in sein Bett verfrachten musste und er einen gehörigen Dickschädel hat, den er mit wie ich bereits befürchtete, allerhand Mädesüß intus auskuriert. Ich werde ihn nach dem Essen besuchen gehen. Vielleicht mit einem der Schinkenbrote, die er so gerne ist, vielleicht aber auch ihm ein Ei vorsetzend, dessen Geruch er sogar im nüchternen Zustand nicht ertragen kann. Als Heimzahlung für die Überredung zu dem Trinkwettbewerb.

Die nachfolgenden Tischgespräche unter uns sind weniger belanglos. Balin berichtet, dass er gestern mit dem königlichen Ratgeber einige erfolgreiche Absprachen über zu treffende Verhandlungen führte. Vor allem die zukünftigen Handelsbeziehungen zwischen Rohan und den Ered Luin sollen sie regeln. Thorin nickt wohlwollen und weißt mich an, zusammen mit Balin die nötigen Dokumente bis zum Mittag vorzubereiten.

„Danach bist du für heute entlassen und kannst dich etwas ausruhen", sagt er, als alle anderen bereits gingen. Schüchtern blicke ich auf mein honigbestrichenes Brot hinunter. „Eigentlich, Herr, fragte mich Prinz Folcwine, ob ich ihn heute Nachmittag auf einen kurzen Austritt begleiten wolle", getraue ich mich schließlich, ihn zu unterrichten. Thorin lehnt sich in seinem Stuhl zurück, eine Geste, die ebenfalls viel bedeuten kann. Unsicher blicke ich ihn an. „Prinz Folcwine", sagt er gemächlich, zu gemächlich für seine Art, und nimmt einen Schluck aus seinem Becher. „Er begleitete mich heute früh in die Stallungen, weil er ebenfalls bereits wach war ... ich glaube, er will Khajmel ein wenig genauer betrachten", versuche ich zu erklären, vor allem um die Brisanz aus dem Wunsch um Zulassung des Ausflugs zu nehmen.

Thorin betrachte mich daraufhin auffallend genau. Lässt seinen Blick über meine Erscheinung gleiten, suchend nach einem Zeichen, dass mein Geschlecht hätte verraten können. Eine andere Bedeutsamkeit könnte das Angebot haben, gefährlich werden sogar, wenn der Prinz wüsste, dass ich eine Frau bin, auch wenn ich ihm solcherlei niemals zutrauen würde. Trotz all dem rohen und kämpferischen, als ehrbar wie uns Zwerge schätze ich die Rohirrim ein. Letztendlich scheint er beruhigt, dennoch eine Weisung darf er nicht unterlassen. „Du kannst ihm zusagen, aber zum Abendessen seid ihr wieder hier und zudem verbiete ich dir, allzu weit nach Norden zu reiten." Ich kann das freudige Lächeln nicht unterdrücken und bedanke mich artig für diese zugestandene, unermesslich Vertrauen verheißende Freiheit.

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„Dort drüben seht Ihr Helms Klamm und die Hornburg. Kein Feind hat es jemals geschafft, den Wall zu durchbrechen und die Festung sein Eigen zu nennen, solang Männer und Frauen Rohans auf den Mauern standen, und diese mit ihrem Leben verteidigten." Folcwine zeigt, nachdem wir auf einer kleinen Anhöhe stehen blieben, in Richtung der nordwestlichen Ausläufer des Weißen Gebirges. Grau erhebt sich dort an der Mündung einer schmalen, schattendunklen Schlucht die gerühmte Befestigungsanlage. Wahrlich uneinnehmbar erscheint sie sogar unbemannt. Die Mauern, die zwei Festungsgürtel bilden, einschüchternd hoch, makellos glatt und aus starkem Stein gefertigt. Einzig ein kleiner Bach vermag sich unter ihnen hindurch zu schlängeln und ein schmaler Grat führt hinauf zu einem hölzernen, mit Eisenbeschlägen verstärkten Tor. Die Burg, die auf einen nördlichen Ausläufer der Klippe erbaut wurde, nicht übermäßig groß und prächtig, aber zweckmäßig und genauso unbezwingbar erscheinend. Ein zu ihr gehörender Turm ragt hinauf in den blassblauen Himmel. Der Legende nach, soll sich dort oben ein Kriegshorn befinden, das, wenn es erdröhnt und der Klang in der Schlucht tausendfach wiedererschallt, die Erde vibriert und das Gestein erzittert, jedweder Feind in Angst und Schrecken versetzt wird.

„Ich möchte Euch dort etwas zeigen", sagt Folcwine und sieht mich erwartungsvoll an. Darauf vertrauend, dass er keine Hintergedanken hegt, sehe ich lediglich auf zum Himmel und schätze am Stand der Sonne wie spät es ist. Auf keinen Fall möchte ich Thorins Befehl missachten, zur Abenddämmerung wieder vor Ort zu sein, aber noch längst nicht steht sie so tief, dass wir den Rückweg antreten müssten. Also nicke ich zustimmend und wir galoppieren über die lediglich mit Gras und Heidekräutern bewachsene Ebene auf die Festung zu.

Nur schwer lässt sich eine kleine in das Tor eingelassene Tür öffnen. Verrostet sind ihre Beschläge und Scharniere und kleine Haufen Schutt von aus den Mauern gebrochenen Steinen stapeln sich dahinter. Etliche Jahrzehnte schon nicht mehr mussten die Rohirrim hier Verschanzung suchen, um einem Feind zu widerstehen. Dennoch ist alles, was ich sehe herrlich auf seine alte, verlassene und teilweise zerfallene Art. Dunkelgrüner Efeu rankt die Mauern empor. Tongeschirr, das zurückgelassen wurde, stapelt sich in spinngewebsgrauen Ecken. Ob des Regenwassers vermoderndes Stroh liegt noch in den offenen Boxen der Stallungen. Die Statue eines Reiters blickt grimmig auf uns hinab, die sich anmaßen, seine und die Ruhe der Burg zu stören. Dennoch starrköpfig an einen nahen Balken binden wir unsere Pferde und bewegen uns weiter durch sie. Vorbei an Schutthaufen, Alltagsgegenständen, Schmieden, deren Feuerstellen rußgeschwärzt sind aber lange schon nicht mehr erglühten. Passieren Häuser, in denen auf lange Zeit etliche Familien untergebracht werden könnten, leere Lagerhäuser und ein noch immer den fauligen Geruch des Todes innehabendes Lazarett. Weiter über eine schmale Treppe bis hinunter zum Grund der Schlucht. Felsig ist er, kahl und so uneben belassen wie Wind, Wetter und fließendes Wasser ihn schufen. Hier noch weitläufig ist die Klamm, sich zur Ebene hin öffnend, aber nicht weit in sie hinein führt mich Folcwine, da türmen sich die weißen Hänge direkt neben uns auf. Keiner Armee von Feinden würde es gelingen, in großer und übermächtiger Zahl hier hindurch zu gelangen, sollten sie es dennoch einmal schaffen die Festung einzunehmen. Noch weniger, wenn man auf den Felsvorsprüngen fähige Bogenschützen platziert.

Kalt wird es mir, denn keine Sonne vermag auf dem Boden des Abgrunds zu fallen und dennoch dezent nur funkeln die Steilhänge ob eines unbekannten Minerals, als würden Diamanten darin ruhen. An das Ende der Klamm gelangen wir schließlich und überraschend eine schmale Öffnung befindet sich dort. „Wollt Ihr mit mir dort hinein?", frage ich und kann die zitternd-freudige Aufregung kaum in der Stimme unterdrücken. Zu sehr bin ich Zwerg, als dass ich eine solche im Angesicht einer Grotte oder Höhle verleugnen könnte. Schon zu lange nicht mehr fühlte ich die einzigartige Behaglichkeit, die uns ergreift, wenn sich Fels neben, über und unter uns verdichtet. So gerne ich auch warmen Sonnenschein auf der Haut, frische Luft in den Lungen und die Freiheit einer weiten Landschaft genieße, so bedeutet diese Beengtheit doch Heimat und damit verbundene Zufriedenstellung in allen Belangen. Folcwine lächelt, nickt und geht voran.

Nicht mehr als zwei Männer könnten den Eingang nebeneinander passieren. Schroff ist die sich nach oben hin verjüngende Steinzarge und an dem schmalen Uferstreifen des Klammbachs entlang, dessen Quell tief im Berginneren entspringt, müssen wir zudem gehen, bis sich uns die Höhle plötzlich in all ihrer Herrlichkeit eröffnet. Und oh noch niemals sah ich Vergleichbares in solch einer Schönheit unter der Erde. Wie aus trübem Glas geschaffen, hinter dem ein blau-grünes Licht glimmt, erscheinen Wände und hohe Gewölbedecken, die von gewaltigen, eisähnlichen Sintersäulen gestützt werden. Tausende von glitzernden Punkten, Sternen an einem wolkenlosen Nachthimmel gleich, so klar und hell leuchtend, liegen in sie gebettet. Diamanten, Glimmerschiefer, Marmor, Salzkristalle, Kalkgestein ... sie alle singen freudige Lieder. Jauchzen und lachen. Erfüllen mein sie liebendes Herz mit Glück. Zu keiner Zeit bislang betrat ein Zwerg dieses schillernde Reich, so säuseln sie mir zu, aber Mahal, unser aller Schöpfer, billigt dies. Zum Dank hebe ich die Hand, lege sie voller Ehrfurcht an das Gestein. Rein ist die Energie dieses Ortes, unberührt von allem Schlechten. Sie fließt als angenehme Kühle auf mich über und ich erzittere, als ihre Kraft mich restlos erfüllte. Ängstlich ihrer Herrlichkeit vollends und unrettbar zu verfallen, entferne ich mich wieder und selbst das Glitzern haftet nun an meiner Haut.

Folcwine tritt neben mich, betrachtet mit einem Lächeln wohl meinen entrückten Gesichtsausdruck und die nur allzu deutliche Verzückung in ihm. „Warum brachtet Ihr gerade mich hierher?", frage ich und verräterisch belegt ist die Stimme. „Weil ich mir dachte, dass dieser Ort Euch Freude bringen wird."

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