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Erinnerungen


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Leise tapsen nackte Füße über den Holzfußboden des Ganges, in dessen sich zum Glück gleich unweit des Bogens mit den zwei Raben in der gemauerten Zarge die Eingangstür zu Thorins Privatgemächern befindet. Ich möchte mir selbst in den dunkelsten Albträumen nicht erdenken, was geschehen würde, sollte mich einer der Bediensteten oder sogar die Herrschaften Dís und Víli hier erwischen, gehüllt nur in ein hauchdünnes Unterkleid und mit einem aus der Bibliothek entwendeten Buch an die sich aufgeregt schnell hebend und senkende Brust gedrückt.

Schwarz ist das Holz und silbern der Knauf, geschmückt mit sorgfältig eingeritzten, filigranen Ornamenten die sich zu einem Baum verflechten und nur akzentuierenden roten Steinchen. Prunkvoll und aufwendig gestaltet wie alles in den Teilen des Anwesens, die von der königlichen Familie genutzt werden. Das Herz pocht stechend und drückt laut rauschendes und aufgeregt schäumendes Blut durch jedes noch so enge Äderchen meines Körpers. Am liebsten würde ich fliehen. Mich in der tiefsten und dunkelsten Mine des Berges verkriechen vor Scham und Angst und Unruhe. Aber die Konsequenzen wären entsetzlich und sogar lebensbedrohlich, das verstand ich, denn er hat sie mir nur allzu unbeschönigt-deutlich dargelegt.

Dumpf ist das Geräusch, als ich unsicher die Faust gegen das Holz klopfen lasse, und so leise, dass ich befürchte, er hat es nicht gehört und ich erneut den Mut fassen muss, um auf mich aufmerksam zu machen. Aber dann bittet unverkennbar seine dunkle, brummende Stimme hinein und ich atme noch einmal tief und langsam in dem verzweifelten Versuch Geist und Körper zu beruhigen, bevor ich den Knauf drehe und den Ort jeglichen tugendhaften Verfalls und meines Verderbens betrete, wie ich tief im Inneren befürchte, nein, weiß.

Nachdem sich die Tür hinter mir mit einem leisen Klicken schließt, stocke ich jedoch verwundert und überwältigt in Bewegung und Bedenken. Prunk und Aufwand des Ganges finden sich hier in noch einmal tausendfacher Verstärkung wieder, gleichwohl sie gedeckter sind, dadurch beinahe wieder schlicht wirken. Aber irgendwie scheint es passend in dieser Umgebung, in der man die Herrlichkeit und Glorie eines herrschaftlichen Thronprinzen geradezu spüren kann wie glitzernd-warme Wasserwellen auf der Haut.

Wandkandelaber in der Form zweier mehrköpfiger, goldener Drachen flankieren die Tür, zeichnen flackernde Lichtspiele auf mich umgebendes dunkles Holz und lapislazuliblauen Stein und schimmerndes Metall ringsherum. Sind die einzigen Lichtquellen neben dem heiß und hell lodernden Feuer im aufsehenerregend hohen Kamin, dessen abnorme Größe schwarzes Granitgestein versucht abzuschwächen. Wie der Sternenhimmel scheint es mit seinen gesprenkelten glitzernd-weißen Einschlüssen. Auf dem hölzernen Sims stehen selbst in der Lichtlosigkeit schillernde Gesteine in den unterschiedlichsten Farben und Formen, außerordentlich akkurat und sorgfältig präsentiert. Vor ihm liegt das Fell eines einst mutmaßlich angsteinflößend-gewaltig gewesenen Bären und darauf zwei sich gegenüberstehende gemütlich erscheinende Ohrensessel neben jeweils einem kleinen Beistelltisch.

Das sich in einem separaten aber selbst von der Tür aus gut einsehbarem Zimmer befindliche Doppelbett wird von vier stämmigen Pfosten gerahmt, die schwere dunkelblaue Samtvorhänge halten. Teilweise verbergend zugezogen. Aber dennoch kann ich erkennen, wie die sicherlich weichen Kissen und Decken unordentlich zusammengeknautscht auf dem weißen Laken verteilt liegen, und schmunzle leicht darüber.

Gobelins in gedeckten Farben und ein von Kerzenleuchtern gerahmtes Banner des Hauses Durin schmücken die Wände. Auf dem tiefblauen Stoff wie der Nachthimmel schimmern silbern eine Krone mit sieben Sternen über Hammer und Amboss. Ehrfurcht und ein weiteres eigenartiges, kaum zu formulierendes Gefühl der Verbundenheit überkommen mich bei seinem Anblick.

Ein Sekretär, dessen glänzende Oberfläche vereinzelt unter entrollten Pergamenten und ausgefransten Karten und staubigen Büchern zu erahnen ist, steht an der der Tür gegenüberliegenden Wand und an ihm verweilt Thorin. Den Rücken mir zugewandt, obwohl ich bereits vor gefühlten Minuten eintrat. Nicht mehr als einfache Hose und Tunika in Weiß und Braun trägt er. Keine schweren Stiefel oder edlen Pelze, noch nicht einmal den ihn sonst oft begleitenden breiten, ledernen Gürtel mit der aufwendig gestalteten Schnalle, auf der das Gleichnis seines Beinamens prangt.

Das Glockenspiel einer Standuhr in der Nähe der Tür erklingt plötzlich hell und klar und erschreckt mich vorübergehend. Insgesamt neunmal durchbricht sie die allein holzknisternde Schweigsamkeit. „Du bist pünktlich", brummt Thorin, als der Hall des letzten Schlags erstickt im Raum verklungen ist und dreht sich endlich zu mir um. Erneut schwarz und dennoch abgrundtief wirkt das Eiswasser der mich aufmerksam betrachtenden Augen in der schummrigen Lichtlosigkeit. Schnell senke ich den Blick, den ich unhöflich auskundschaftend durch das Gemach schweifen ließ und knickse tief, um ihn gebührend zu begrüßen. „So wie Ihr es verlangtet, Hoheit", flüstere ich demütig und presse das große Buch noch ein klein wenig schützender an die Brust.

Das Rascheln von vermutlich zur Seite gelegten Papier auf einen hohen Stapel seinesgleichen ist zu hören und dann wie er mit durch die Nacktheit der Füße nicht mehr ganz so hart-polternden Schritten den Raum durchquert. „Setz dich doch", bittet er mit auffallend gutmütiger und versöhnlicher Stimme, als ich mich nicht trauend aufzuschauen lange keinen Millimeter bewegte. Unentschieden zögerlich hebe ich den Blick und bemerke nicht ohne Argwohn die einladende Handgeste, mit der er auf einen der Sessel deutet. Meine Situation verfluchend und mit mir hadernd den nun unmittelbar letzten Schritt über die flammende Schwelle des Verderbens zu tätigen, husche ich geduckt zur Wärme des Feuers. Und auch wenn es das Herz noch heftiger zum Pochen bringt, sein Lächeln wirkt eigenartig beruhigend, als ich mich nach ihm in die Weichheit des Sessels fallen lasse.

„Was hast du ausgesucht?", fragt er interessiert und schenkt sich ein Glas Wein aus einer neben ihm stehenden Karaffe ein. Äußerst ungern entferne ich das beschützende Buch von der Brust und lege es auf die verkrampft geschlossenen Beine. Entspannung suchend zeichne ich mit zitternden Fingern die goldenen Titelbuchstaben des Einbandes nach. „Erneut ‚Julie oder Die neue Heloise', Herr. Ich erachtete es als Unverfrorenheit der auszeichnenden Geschichte gegenüber sie nicht zu beenden." Er lächelt amüsiert über die Worte, die unverhohlen verdeutlichen, wie mitreißend ich bereits die ersten Absätze fand. Ein verzauberndes Mienenspiel in dem sonst so diszipliniert-ernsten Gesicht eines Herrschers, den Sorgen und Bürde plagen, das ihn um einiges jünger und gelöster erscheinen lässt. Deutlich merke ich, wie sich eine leicht brennende Röte in die Wangen stiehlt, die mir mehr als unangenehm ist und mich verzweifelt darum ringen lässt nicht erneut verschämt seinem nun im tanzend-hellen Schein der Flammen wiedergekehrten eiswasserklaren Blick auszuweichen, der interessiert und fesselnd auf mir liegt wie schweres Gestein.

Ein weiteres Glas wird mit flüssigem Rot gefüllt und als er es mir reicht, weiten sich meine Augen erschrocken. „Ich habe noch nie Wein getrunken", stottere ich das Angebot abwehrend, denn ich fürchte die Kontrolle beeinträchtigenden Auswirkungen des Alkohols, die ich bereits nur allzu oft während meiner Zeit als Schankmaid verheerend selbst an gestandenen Männern sehen musste. „Sei unbesorgt, ich werde dir selbst in tiefster Trunkenheit; die ich zudem keinesfalls beabsichtige; nichts von dem antun das du befürchtest ... als so hochanständig, müsstest du mich eigentlich bislang erlebt haben."

Schockiert über die deutlichen Worte sehe ich ihn an und das Glühen der Wangen wird geradezu unerträglich. Einen kurzen Moment überdenke ich, ob ich meine Ängste nicht irgendwie laut aussprach, aber anscheinend sind sie unverkennbar deutlich allein in Gestik und Mimik auszumachen. „Das wollte ich damit nicht ausdrücken ... so etwas würde ich Euch nie zutrauen", wehre ich den Vorwurf vielleicht ein wenig zu energisch ab, aber sehe in dem wissenden Lächeln, dass er mir sowieso keinen Glauben schenkt. „Dennoch zweifelst du an, dass das unschuldige Vorlesen alles ist, was ich von dir verlangen werde. Vielmehr nur ein Vorwand, um dich für schändliche Dinge hier her zu locken." Ruhig und besonnen wurde die Vermutung ausgesprochen und ertappt senke ich nun doch den Blick. „Aus welchem Grund habt Ihr mich sonst in Eure Privatgemächer bestellt", gebe ich schließlich kleinlaut zu, denn ihn weiterhin unverschämt zu belügen, wage ich nicht mehr.

Thorin beugt sich nach vorne und stellt das volle Weinglas auf den kleinen Tisch neben mir. „Weil ich deine Gesellschaft in aller Ruhe und Sicherheit vor üblen Nachreden für dich und mich schätzen lernen möchte", erklärt er unerwartet und ein erstaunt-weiter Blick trifft ihn erneut. „Vom ersten Moment an hast du mich irgendwie - fasziniert - ist wohl der passendste Ausdruck. Denn trotz deiner Jugendlichkeit wirkst du anders, als es eine junge Dame sein sollte. Nachdenklicher, aufmerksamer, klüger. Vor allem deine Augen. Sie erzählen mir so viel ... von Freude und Glück, Trauer und Angst, beschwingten Tänzen und tränenreichen Verlusten. Von Erfahrungen, so schmerzlich, dass mein Herz sie kaum erträgt, aber auch von freudvollen, die glitzernd wie edle Steine und es vor Aufregung schneller schlagen lassen."

Entspannt lehnt er sich in dem großen Sessel mit der hohen Lehne und den breiten Armstützen zurück und führt das Glas an die Lippen, die danach rot und feucht im Feuerschein glänzen. „Insofern erinnerst du mich auf erstaunliche Art und Weise an jemanden: Einen guten Freund, denn ich vor langer Zeit, als ich ebenfalls noch jung und unschuldig war, sehr schätzte und achtete. Seine Augen waren die deinen. Ebenso außergewöhnlich blau; als würdet ihr durch ein Feld voller Kornblumen wandelt, sodass sich ihre leuchtende Farbe in ihnen spiegelt; und voller Wissen. Er entspross einem weit entfernten Zweig zu Durins Wurzeln, ein Cousin vierten Grades, stammend aus den Eisenbergen und nur als Envoyé bei uns um das höfische Leben im Königreich unter dem Berge kennenzulernen. Aber dennoch, weder Frerin, noch Dís, noch ich störten uns an dem geringeren Stand. Auch Vater hegte Sympathie für ihn und bestimmte ihn sogar als unseren Patron, auch, wenn er nur wenige Jahre älter war als ich zu dieser Zeit. Scharfsinnig, begabt und gelehrt zeigte er uns die Welt außerhalb der geschützten Hänge des Erebors und auch danach, als wir gezwungen wurden diese zu verlassen, wir Macht und Ansehen und Heimat verloren, kehrte er nicht in seine zurück, sondern stand weiterhin unablässig an unserer Seite, besonders an der von Dís. Er liebte und behütete meine kleine Schwester, aufopferungsvoll und fürsorglich, als wäre sie ebenfalls die seine."

Ein Schatten so dunkel wie die schwärzeste Nacht verdüstert bei seinen Worten das Augenlicht. Ebenfalls unerträgliche Erinnerungen, und ich traue mich kaum danach zu fragen, was mit ihm geschah. Thorin lächelt gequält, als ich dennoch gedämpft danach bitte und richtet den Blick in die Flammen. Kaum mehr als ein Flüstern ist seine Antwort, erstickt unter aufkommenden, verzweifelt sich ihnen widersetzenden Tränen. „Er fiel vor langer Zeit ... in der Schlacht, die auch deinem Vater das Leben nahm. Bis zu seinem letzten Atemzug der Aufgabe verpflichtet uns zu schützen ... aber dennoch vergebens. Er kämpfte an der Seite Frerins, meines Bruders. Verteidigte seinen sterbenden Leib vor dem Feind bis selbst er nichts mehr ausrichten konnte gegen die Massen und die mit ihnen wogende, zerstörerische Wut."

„Verzeiht, dass ich Euch an ihn erinnere", flüstere ich bedrückt und schelte mich im nächsten Moment bereits so etwas Dummes gesagt zu haben, aber nichts liegt mehr ferner, als ihn traurig zu stimmen. Thorin wendet den Blick wieder mir zu und lacht kurz auf. Nicht verspottend oder gekränkt, nein, sanft, ja geradezu herzlich. „Das braucht es nicht ... wirklich ... im Gegenteil, es ist irgendwie ... tröstend und schön mich wieder an ihn und seine Scherze und Geschichten zu erinnern. So viele Jahre dachte ich nicht mehr daran, vergaß das Gefühl seiner Nähe und wie mein Herz jauchzte vor Freude, wenn wir alle gemeinsam durch die Wälder streiften, im See badeten oder einfach nur Dummheiten machten ... oh und was für Schabernack wir spielten." Sein Lachen wird heller, vertreibt die Dunkelheit der bitteren Erinnerungen und damit auch meine Sorgen und Ängste.

Dennoch verstohlen spiele ich mit den Bändern am Ärmel meines Unterkleides. „Warum dann die Anweisung lediglich ein für eine sittliche und nur dem Zweck Andenken heraufzubeschwören dienliche Zusammenkunft kaum geeignetes Untergewand zu tragen?", frage ich schließlich vorwurfsvoll und wundere mich, wenn auch nur flüchtig, über die so unvermutet schnell erlangte Beherztheit ihm gegenüber.

Thorin lächelt, so bezaubernd und ehrlich, dass sich klein Fältchen um die Augen bilden und für einen kurzen Moment glaube ich eine ebenfalls leichte Schattenröte zwischen den Barthaaren aufleuchten zu sehen. „Nun ja, natürlich spricht auch dein erblühender Liebreiz und seit neustem auch die unvermutete Gelehrtheit an. Ich bin wie wohl jeder Mann anfällig dafür mich in der Betrachtung von Schönheit zu verlieren, egal ob es ein kostbares Juwel oder anschauliche Wohlgestalt ist. Und nichts bezaubert mehr als Klugheit in einem anmutigen Körper", erläutert er und lehnt sich entgegenkommend nach vorne, stützt die Arme auf den leicht geöffneten Beinen ab und verschränkt die Hände locker. Und ich erzittere vor dieser edlen Herrschaftlichkeit eines baldigen Königs.

„Aber habe keine Angst deswegen, höher noch als andere achte und befolge ich die klugen Gesetze meines Vaters, denn ich weiß, dass du noch viele Jahre vom Erreichen der Mündigkeit entfernt bist. Außerdem soll uns in diesen kargen Momenten so wenig wie möglich voneinander unterscheiden. Rangdarlegende Kleidung und untertänige Sprache und dienstbares Verhalten - mir wäre es lieber, wenn du mich innerhalb dieser Wände behandelst, als wäre ich nicht dein Herr ... sondern vielmehr ein Freund. Bitte, glaub mir das. Hier gibt es keine Könige, keine Prinzen, Astâ, keine Fürsten und keine Diener ... nur dich und mich. Und bitte sieh mir nach, dass ich gestern meine Macht über dich so unverhohlen dreist ausspielen musste, aber eine andere Möglichkeit sah ich nicht, um deine richtigen und nachvollziehbaren Argumente zu untergraben. Zu wichtig war mir dein Kommen." Die Komplimente, das Befreiung schenkende Versprechen und mehr als überraschende Angebot sind wahrhaftig, das merke ich, denn noch nie sah er mich mit diesem beinahe flehend-bittenden Ausdruck in den Augen an. Und fürwahr, momentan strahlt nichts an ihm erhaben. Zumindest nichts Materielles, denn nur mühselig lässt sich die Aura eines Helden und Herrschers auslöschen. Wenn dies überhaupt möglich ist.

Schuldbewusst und überaus beschämt darüber jemals auch nur einen Gedanken daran verschwendet zu haben, dass er einen sündhaften Übergriff auf mich planen könnte, streiche ich mir über den unter leichten Stoff verborgenen Oberarm und weiche seinem Blick aus. „Verzeiht mir, dass ich Euch so etwas anlasten wollte", bitte ich flüsternd und hadere kurz damit ihm zu offenbaren, welche anderen schrecklichen Ereignisse ich allerdings bereits erlebte und Grundlagen für die Befürchtung waren. Aber aus irgendeinem mir nicht schlüssigen Grund entscheide ich mich dagegen. Nennt es Scham oder vermutet Erwartung von nicht mehr gewollten Mitleid ... aber keinesfalls Angst.

„Nun, wenn das jetzt geklärt ist, lass uns anstoßen auf deine neue Aufgabe in diesem Haus, von der ich sicher bin, du wirst sie zu meiner vollsten Zufriedenheit ausüben - wie bislang alle anderen auch", beendet Thorin die erleichternde Aussprache und hebt auffordernd sein Glas. Unsicher greife ich gleichfalls nach meinem. In Wellen schlägt das dunkelrote, beinahe schwarze Getränk wie flüssiges Granatgestein an die goldgeränderte Einfassung. Das Aroma von reifen Kirschen und einem Hauch Zimt steigt mir süß-säuerlich entgegen.

Thorin sieht mich ermutigend über den Rand seines Glases an, während er dessen Inhalt beinahe wie Wasser trinkt. Allerdings als der erste Schluck meine trockene Kehle befeuchtet, setzte ich sofort wieder ab und verziehe angewidert das Gesicht. Ein schallendes Lachen ertönt daraufhin und erhellt strahlend und schillernd jeden noch so lichtlosen Winkel des Gemachs, genauso wie die vermutlich niemals wieder verlöschende Erinnerung daran mein Dasein. „Du scheinst wirklich noch nie Wein probiert zu haben und da ließ ich schon den lieblichsten bringen, mit dem wir aufwarten können", lacht er und plötzlich gar nicht mehr so eingeschüchtert und befangen von herrschaftlicher Emanation, schmunzle ich sogar selber über mich. Der Wolf verschonte in seiner Gnade das zitternde Reh. Ließ es zwar nicht ziehen, aber ergötzt sich nun an seinem des Lebens frohen Spiel.

Nach einem weiteren Schluck, um Thorins Gastfreundschaft nicht zu beleidigen, beginnt der Wein mir zugegeben sogar langsam zu schmecken. Fruchtig süß und herb zugleich ist er und liegt schwer auf der Zunge, sodass ich mich mühen muss die Wörter auch nach dem Genuss des ganzen Glases weiterhin fehlerfrei und deutlich vorzulesen.

Thorin lauscht mir dieses Mal interessiert mit offenen Augen. Nimmt ab und an einen Schluck aus dem bereits zum dritten Mal gefüllten Glas und als das Kapitel schließlich traurig endet, nickt er mir dankend zu. Deutlich schwerfälliger als noch vor wenigen Stunden erhebt er sich und schlurft mit dennoch aufrecht-erhabener Haltung auf den Schreibtisch zu.

Mit verwundertem Blick betrachte ich den mir wenige Minuten später in offener Hand entgegengestreckten Messingpfennig. „Für deinen zusätzlichen Dienst so spät am Abend", erklärt er und ich bedenke ihm mit einem noch konsternierteren Blick als sowieso schon. „Aber ... ich erhalte doch schon von Euch Unterkunft, Kleidung, Nahrung und Schutz ... warum sollte ich weitere Entlohnung empfangen?", finde ich schließlich Atem, um den Geldwert abzulehnen, und wende mich bei dem nächsten nur geflüsterten Worten ein wenig ab, in der Hoffnung, er verstünde sie dadurch noch weniger. „Für etwas, dass mir sogar Freude bereitet?"

Ungezierte Finger schließen sich um mein Gesicht und lassen den Blickkontakt wieder durchdringender werden. Warm sind sie als würde flüssiges Feuer durch die Adern fließen und die Berührung zärtlicher, als man sich beim Betrachten der kallösen Haut jemals vorstellen könnte. Die flachen Vertiefungen um seine Augen die einzig entstehen, wenn man ehrlich lächelt, verdeutlichen mir, dass er die Beichte trotz alledem hörte und der Umstand und mein unverhofft schnelles Behagen, das sie ausdrückte, ihn zu entzücken scheint. „Nun gut, wenn du es nicht annehmen möchtest, dann akzeptiere ich dies. Aber sei dir bewusst, dass dies kein Dienst ist, der sich mit bereist erhaltenen Gütern vergelten lässt. Dafür ist er zu außergewöhnlich und beachtenswert", sagt Thorin anerkennend und streicht kaum fühlbar mit dem schwieligen Daumen die Konturen des Kieferknochens entlang.

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