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Ein Kampf ist es, der mich heimsucht

Unsere Abreise am nächsten Morgen ist nicht wie sonst, wenn wir aufbrachen zu einem ungewissen Ziel, begleitet von Unzufriedenheit. Wenig hält uns innerhalb dieser Stadtmauern, in denen viel Misstrauen, Groll und Schlechtes vorherrscht und uns entgegengebracht wurde. Zudem lang und schwierig wird unser Weg und auch wenn Balin berichtete, dass der Pass den wir gedenken zu nehmen vor einigen Jahren noch frei von Hindernissen war, so kann dieser im letzten Winter durchaus von einem Steinschlag oder Erdrutsch verschüttet worden sein. Zudem allerlei Untiere bewohnen das Gebirge, immer auf der Suche nach wagemutigen Wanderern, die sich zu nah an ihre wechselnden Behausungen heranwagen.

Dennoch auch eine gewisse Traurigkeit liegt auf mir, als ich zurückblicke auf die Stadt. Die Strahlen der langsam über die Berge aufsteigenden Morgensonne glitzern auf dem schnell fließenden Wasser des Flusses. Nebelschwaden ziehen darüber hinweg und verfangen sich in den nahe liegenden, kleinen schmutzigen Gassen. Ich weiß, dass ich für Mysa nicht mehr tun konnte, als ich getan habe. Aber dennoch fühlt es sich schlecht an sie in diesem Elend zurücklassen zu müssen. Nur eine einzige Nacht war es, nur eine, in der sie ohne den widerlichen Atem der Angst in ihrem Nacken spüren zu müssen schlafen konnte. Aber dennoch dankte sie mir am nächsten Tag als ich sie alleine traf dafür mit Tränen in den Augen und heute, als ich die Pferde belud, kam sie und schenkte mir eine einzelne weiße Calla als weitere Anerkennung. Zuhauf wachsen sie in dieser sumpfigen Landschaft, aber so unschuldig weiß, ist sie dennoch selten und zudem verbunden mit so vielen Bedeutungen. Dankbarkeit drückt ihre Reinheit aus, Bewunderung und Hochachtung, aber auch Mut und Stärke schenkt sie und ein langes Leben sollen ihre geschwungenen Blüten verheißen. Mit der Mähne von Khajmel habe ich den langen Stängel noch unter ihrem Blick verwoben, sodass sie weiß, wie viel mir ihr Geschenk bedeutet. Fest und dennoch wehmütig war ihre Umarmung daraufhin. Dwalin reitet neben mich, legt eine schwere Hand auf meinen Arm. Nur er kennt den Inhalt der Gedanken, die mich zurückblicken lassen. Nur er versteht sie.

Das Marschland, dass den Khagszunshshâlak, dem Wasserlauf der Schwäne, umgibt, ist geprägt von kleinen Teichen, die von Wasserfällen und ruhig dahinplätschernden Strömen gespeist und wieder über sie verlassen werden. Überall grünt und blüht es im warmen Sonnenschein. Rehe und Hasen und Rebhühner sehen wir. Eichhörnchen springen geschickt von einem dunkelblattbegrünten Ast zum anderen. Die Schwäne, denen das Gebiet seinen Namen verdankt, sind wunderschön. Reinweiß wie Schnee blendet ihr Gefieder und mit einer stolzen Erhabenheit krümmen sich ihre langen Hälse, wenn sie ohne erkennbare Anstrengung und Wellenschlag über die Gewässer gleiten. Graziös wie ein jung verheiratetes Mädchen, das beim Tanz ihr Kleid aufbauschen lässt, mutet es an, wenn sie die weiten Schwingen ausbreiten und von der glitzernden Wasseroberfläche in den blauen Himmel aufsteigen.

Dichte Teppiche aus Moos kriechen über den wohl vor langer Zeit dass letzte Mal benutzen Pfad und die Baumstämme empor. Weiße Sumpfblumen mit gelbem Grund, Vergissmeinnicht und Schwertlilien übersähen die sich zwischen Zypressen, Erlen und Eichen ausbreitenden Wiesen. Farne wagen sich mit ihren breiten Wedeln weit hinein in das ruhiger stehende Wasser von ausgewaschenen Buchten. Idyllisch ist es hier. Beschaulich und friedlich wie in einem Garten. Lórien, das Reich des Valars Irmo in Valinor, kann nicht schöner sein.

Inmitten dieser Pracht machen wir schließlich am Ende des Tages Rast. Dunkel wird es bereits und die Schatten der Bäume fallen lang auf das rot-violett glühende Wasser, das hier lebhaft über die Steine einer Biegung sprudelt. Vier Hasen konnten wir erlegen und die Pferde finden zur Genüge frisches, saftiges Gras. Da wir nur feuchtes oder Holz finden konnten, dass wir erst schlagen mussten, raucht das mühsam in Gang gebrachte Feuer stark, aber spendet eine angenehme Wärme und hell-flackerndes Licht.

Frohgemut sind wir, sehen optimistisch auf den Weg, der noch lang und schwierig vor uns liegt und auf sein Ziel, dass, so Mahal uns gnädig ist, erreicht werden kann. Ich stopfe gerade ein Loch an Thorins Mantel, dass er sich heute an einem Ast riss, als Dwalin, der neben mir sitzt, seinen Bruder auffordert, doch eine Geschichte zu erzählen. Ich lächle frohlockend, denn Legenden erzählt von Balin sind eine wahre Freude für das Herz. Sie wärmen in kalten Nächten. Beruhigen nach anstrengenden Tagen. Helfen, wenn die Gedanken versinken in Hoffnungslosigkeit. Und sie unterhalten einfach nur, wenn man geborgen sitzt zwischen Familie und Freunden, so wie jetzt.

Balin räuspert sich, senkt die Stimme zu einem geheimnisvollen Flüstern herab. Aufregung ergreift mich und ich lasse ab von meiner Arbeit, um ja nichts von der nun folgenden, wunderschönen Mär zu verpassen.

Einst, als die Welten jung waren und allerorts noch unberührt von Schmerz, Missgunst, Trauer und Tod, traf das silberne Licht des erstmals vollen Mondes auf eine bislang unscheinbare Blume. Zart und weiß waren die sich unter dem Einfluss der Helligkeit öffnenden Blütenblätter, so rein und verletzlich wie das Herz eines Kindes. In ihrem Schutz ruhte seit Anbeginn der Zeiten eine Faie, die erste ihrer Art. Ithildin war ihr Name. Silbern vom Mondlicht durchflutet ihr Haar, blau und lebhaft sprudelndem Quellwasser gleich ihre Augen. Lieblich erklang ihre glockenhelle Stimme und anmutig bewegte sie die begehrenswerte Gestalt.

In der gedeckten Pracht der Nacht erhob sie sich und begann begierig nach Wissen umher zu wandeln. Erkundete Wälder, Seen, Ebenen und Gebirge, stieg hinauf zum höchsten Gipfel und hinab zum Grund der tiefsten Höhle. Und dort fand sie ein Geschöpf. Obwohl es schmutzig war von der schürfenden Arbeit nach Gold und edlen Steinen und wenig faienhaft, verfiel sie in Liebe zu ihm, denn sie sah in sein Herz und es war edel, tapfer und voller märchenhafter Träume. Auch das Wesen verliebte sich in ihre Holdseligkeit, in das kostbare Wissen von Tausenden Jahren, dass in ihren Augen schimmerte und in den von allem Übel reinen Geist, der ihn verzauberte, war er doch so unähnlich dem seinem.

Aber der König der Faien; wunderschön im Frieden, schrecklich im Zorn; störte sich an der Verbindung, existierte sie doch wieder der Rechte seines Volkes, das die Reinheit ihrer Rasse vorschrieb und zudem, begehrte er die Schönheit der Faie für sich allein. Er schickte seine Schergen aus sie zu finden, von der Seite ihres Liebsten zu reißen und zurückzubringen, als dass er sie ehelichen könne. Aber die Faie verwehrte sich dem Befehl. Mit starker Magie, genährt durch Liebe, schlug sie die Häscher zurück, bis der Herr der Faien selbst auf das Schlachtfeld trat. In ihm bündelte sich die Kraft aller magischen Wesen dieser Welten und nach langem Kampf gelang es ihm letztendlich das Geschöpf des Berges in den Stein zurückzuverwandeln, aus dem es einst erschaffen wurde. Im Zorn zerschlug er ihn in Abertausende Fragmente, die vom Wind in alle Himmelsrichtungen davongetragen wurden. Eines von ihnen aber traf unvermittelt das Herz des Fürsten, erfüllte es mit vollkommener Liebe und da ihm nun gewahr wurde, was er in Bosheit vollbrachte, zersprang es ebenfalls vor tiefem Kummer.

Seitdem sucht die Faie nach den Teilen ihres Liebsten. Viele Welten durchquerte sie bislang, viele muss sie noch erkunden. Sie sah Orte, in denen verlorene Kinder niemals erwachsen werden, mächtige Drachen voller Loyalität an der Seite der Anwärterin auf einen eisernen Schwertthron um diesen kämpfen, deren Haare so weiß sind wie Schnee und deren Herz am bitteren Ende genauso kalt. Inseln, die von Winzlingen bewohnt werden. Durchwanderte Länder, in denen ein versprochenes, unerwartetes Kind die einzige Rettung vor einer Wilden Jagd ist und Hexer und Zauberinnen gegen Monster kämpfen oder die Himmelsrichtungen beherrschen. Besuchte prachtvolle Städte, die unter Wasser oder in den Wolken liegen und deren Bewohner auf den Winden reiten. Welten, in denen ein Gott in der Gestalt eines riesigen Löwen herrscht und ein schwarzes Nichts droht diese zu zerstören, solange man einer kindlichen Kaiserin keinen Namen gibt, der niemals in Vergessenheit geraten darf.

Irgendwann einmal wird sie das letzte Teil aufspüren und sich erneut vereinigen mit ihrem Liebsten. Auf alle Zeit, bis auch die letzte Welt in den hasserfüllten Feuern des Untergangs verbrannte.*

Bezauberung und Traurigkeit zugleich ergreift mich, während er erzählte. Fremde Welten zu erkunden, Orte außerhalb der unseren zu sehen, wie faszinierend und aufregend ist allein die Vorstellung. Aber oh weh, seine Geschichte verdeutlicht aber auch, dass in keiner von ihnen nur Liebe und Freude herrscht. Allerorts regiert Missgunst, Krieg, Armut und Zerstörung. Feinde und schreckliche Herrscher denen Macht, Rache und Reichtum wichtiger sind als das Wohl ihres Volkes, vernichten alles Schöne, verraten Bündnisse und misstrauen Freunden.

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Friedfertiges Rauschen rieselt von den Wipfeln der Bäume, unter denen wir rasten. Das Wasser des Flusses plätschert und nur dann und wann durchbricht das Rufen eines sich auf Jagd befindlichen Käuzchens die Dunkelheit. Ich liege wach, obwohl ich müde bin. Starre in den samtschwarzen Himmel, der sich endlos über mir erstreckt und versuche die unzählbar vielen Sterne die hell in ihm funkeln zu zählen. Einer von ihnen leuchtet plötzlich auf, löst sich und fällt schnell von einem glitzernden Schweif gefolgt hinab. Ich lächle. So oft ich schon zu ihnen aufblickte, noch nie sah ich eine Sternschnuppe. Hörte nur davon, dass sie die Wünsche und Träume desjenigen, der sie beim Vergehen erblickt mit sich tragen in das weit entfernte Land der Unvergänglichkeit, dort, wo ihre Herrin herrscht. Varda, die auch voller Verehrung genannt wird Elbereth, die Königin der Gestirne. Thatrûna in unserer Sprache. Nicht weniger bewundert wird sie von den Zwergen als von den Elben, wenn auch ihr Einfluss hinter dem von Mahal unserem Schöpfer zurücksteht.

Beständigkeit wünschte ich mir einst in einer Nacht, in der Sonne und Mond gemeinsam am Himmel standen und ein neues Jahr begrüßten. Dass mein Leben so wie es damals war, denn perfekte hätte es in meinen naiven Augen nicht sein können, so bliebe. Wenige Monate erst sind seither vergangen und so viel veränderte sich doch. Wunder sah ich. Monster bekämpfte ich. Abenteuer erlebte ich, von denen ich niemals zu träumen wagte. Was wünsche ich mir nun? Dass wir König Thráin finden. Dass Thorin wieder glücklich wird, wieder unbeschwert lachen und leben kann. Dass wir alle zurückkehren. Oh Thatrûna, Mutter allen Lichts, erfülle mir diese Bitten.

Ich schließe die Augen, versuche die dringend benötigte Ruhe zu finden, denn in einer Woche bereits wollen wir den Ansatz des Passes über das Nebelgebirge erreichen und noch weit ist der Weg bis dorthin. Aber kaum, dass ich es schaffte den Kopf frei von allen Gedanken zu bekommen und sich der Schlaf über mich legt wie eine schwere Decke, höre ich Rascheln und Knacken im Dickicht des Waldes. Zu laut ist es, um durch ein neugieriges Reh oder Wildschwein verursacht zu werden, zu unachtsam werden Äste die den Weg versperren abgebrochen. Eher einem gedankenlosen Trampeln gleicht es.

Alarmiert setze ich mich auf, blicke zum Feuer, an dem Thorin Wache hält. Unzweifelhaft auch er hörte es, denn aufrecht steht er außerhalb des flackernden Scheins und starrt bewegungslos hinein in das Unterholz. Anspannung verraten seine Muskeln, weshalb der Griff fest um das Heft des bereits gezogenen Schwertes liegt. Ich folge seinem Blick, greife dabei nach meiner Waffe, die vorsorglich wie immer neben mit ruht. Und dann plötzlich, bewegt sich dort in der Dunkelheit zwischen den Schatten der Bäume etwas. Schnell ist es und bei Weitem nicht allein.

Thorin stößt mit dem Fuß einen Scheit Holz zu den anderen ins Feuer, die daraufhin laut knackend auseinanderbröseln und kleine Funken aus Asche und Flammen aufstieben lassen. Ein Signal, das abgesprochene Zeichen, dass ein Angriff von Feinden unmittelbar bevorsteht. Jedem von uns ist es bekannt und die selbst im Schlaf immer zum Kampf bereiten Muskeln der Krieger um mich herum sind sofort aktiv, reißen ihre Besitzer aus der Nachtruhe und auf die Beine.

Wir scharren uns um das Feuer. Schulter an Schulter. Schwerter werden klirrend gezogen, Äxte gezückt und Haltungen angenommen, die jeden Angreifer vor Furcht erzittern lassen sollen. Aber nicht die gewünschte Wirkung erzielen sie, denn plötzlich quellen sie zwischen den Stämmen hervor wie Wasser durch einen Riss im Holz eines Fasses. Mit Gejaule und Geschrei und hässlichen Schimpfwörtern, in einer ebenso hässlichen Sprache, die aus deformierten Mündern kommt. Orks.

Bislang nur gehört habe ich von ihrer Schrecklichkeit. Keinen Vergleich gestalten die Berichte zur Wirklichkeit, denn wie verfaulende Kadaver gleich erscheinen sie mir. Aber dennoch erzittere ich nicht bei ihrem Anblick. Anderes habe ich bislang gesehen und bekämpft und vorbereitet bin ich auf sie, denn viele Lektionen lang lehrte mich Dwalin, wie ich gerade sie besiegen kann. Einfach ist es verwirrt man sie, trifft im richtigen Moment die richtigen Stellen, denn schlampig gefertigt sind ihre Rüstungen und damit leicht zu Durschlagen.

Dennoch überrascht es mich, als die erste Welle uns erreichte, dass diese kaum etwas unseren gezielt geführten Waffen entgegenbringen kann. Allzu mühelos durchbohrt mein Schwert rostiges Metall und trifft auf ledrige, dunkle Haut, schwarzes Fleisch und dringt tief hinein in die übel riechenden Körper. Blut spritzt mir entgegen. Pechig und stinkend nach Verwesung und Jauche klebt es an Waffen, Gewändern und der Haut. Allerdings kurz schaudert es mich doch beim Augenschein einer der gräulichen Kreaturen, die bevor ich es erschlagen kann, so nahekommt, dass der faulige Atem mir mit voller übelerregender Wucht in das Gesicht schlägt.

Abscheulich deformiert und von Narben und Ekzemen übersäht, sind ihre Gesichter. Groß die schwarzen Augen, dafür geschaffen in der Dunkelheit zu sehen und so voller verächtlichem Hass, dass wohl nie etwas anderes die Chance erhalten kann dort aufzublitzen. Ihre Arme sind lang und stark, holen weit aus und halten unerbittlich fest, während die missförmigen Leiber dagegen gedrungen und auf zwei gebeugte Beine gesetzt erstaunlich gewandt und schnell ausweichen und angreifen können. Dennoch, allein ihre schiere Masse verschafft ihnen die benötigte Stärke. Und diese Kompanie die durch den Wald streifte, um arglose Reisende zu überfallen, ist zahlreich, wenn auch noch überschaubar.

Schnell gelingt es uns ihre Reihen auszudünnen, weniger beharrlich werden die Angriffe schließlich geführt, jedoch mit umso mehr Wut, die uns in Geifer und Schimpfwörtern entgegengespien wird. Allerdings wenig kann sie ausrichten gegen eine tapfere Kampfeslinie aus Zwergen. Dwalin neben mir drischt ohne Unterlass auf die Angreifer ein. Bewundernswert ist seine Stärke. Thorin der mich rechts flankiert, wirbelt Binamrâd. Die Handhabung des Schwertes so vollendet, als wäre er mit ihm verschmolzen. Das Eichenschild eine Veredlung der perfekten Erscheinung eines Kriegers. Von ihnen erlernte ich den Umgang mit dem meinem. Ihre Perfektion strebe ich an. Viel muss ich mir noch annehmen, um sie zu erreichen, das wird mir gegenwärtig klar, denn wenn ich auch vermag die Angreifer abzuwehren, allzu oft gelingt es ihnen meine Verteidigung zu durchbrechen und gefährlich nahe heranzukommen.

Plötzlich jedoch höre ich ein hohes Wiehern und als ich mich umblicke, fährt mir der eiskalte Schreck in die vom Kampf aufgewärmten Glieder. Eine kleine Gruppe Orks löste sich von ihrem Haufen und schlich an die Pferde heran. Khajmel und Dwalins Stute, sowie eines der neuen Ponys, wehren sie bereits verzweifelt ab. Schlagen aus, beißen und steigen, aber wenig Bewegungsspielraum gewähren ihnen die Stricke, mit denen sie an einem Baumstamm festgebunden sind. Einer der Orks nähert sich Khajmel von hinten, zückt ein krummes Messer, dessen Schneide fleckig im Mondlicht glänzt, und will ihm dieses bereits arglistig in die ungeschützte Flanke rammen, als ich mich zwischen sie stelle.

An der ledernen Unterarmschiene prallt die schartige Klinge ohne Schaden anzurichten ab. Zu verdutzt ist der Ork von meinem plötzlichen Auftauchen, sodass er einen allzu langen Moment zögert und nicht sofort in einen neuen Angriff übergeht. Ein Fehler, denn schnell reagiere ich dagegen, tätige einen zielgerichteten Ausfallschritt und schlage ihm mit einem einzigen Hieb den hässlichen Kopf von den hochgezogenen Schultern. Mit einem bluterstickten Gurgeln der letzten aus den Lungen entweichenden Luft sinkt der Kadaver schwer zu Boden. Aber dennoch, fünf weiteren Orks stehe ich nun vollkommen alleine gegenüber, die sich, sofort nachdem sich ihre ebenfalls überraschte Starre löste, um mich scharren.

Eine geschmeidig-fließende Bewegung ist es, mit dem ich das dickflüssige Blut ihres Mitkämpfers von der Schneide des Schwertes schleudere. Wenn diese Wesen überhaupt so etwas wie Kameradschaftssinn besitzen, dann soll diese Geste sie demoralisieren und beirren. Viel lernte ich auch darüber, wie man einem Feind gegenübertreten soll. Gebaren, Blick, Haltung der Waffe, Demonstration des Geschicks, verwirrende Handlungen wie das Wirbeln des Schwertes um die eigene Achse oder sein schnelles Wechseln von einer in die andere Hand, gerne auch hinter dem Rücken entlang.

Die Orks fletschen ihre schwarz-verfaulten Zähne. Geifern und fauchen, verspotten mich mit Beleidigungen in ihrer und der gemeinen Sprache, die ihnen hörbar schwer über die trocken-aufgesprungenen Lippen kommt. Aber sie wagen (noch) keinen Angriff. Unbeirrt und hochmütig ist der Blick, den ich den Provokationen entgegenhalte. Keine Schwäche zeigen. Den Gegner verborgen analysieren. Seinerseits Schwächen suchen. Wunden, ungeschützte Stellen, Furcht. Und oh wie deutlich zittert diese in ihnen, als ich mein Schwert hebe und Khajmel neben mich tritt, den Kopf gesenkt, Hals gebeugt, die Ohren angelegt. Auch ein Pony kann drohend und einschüchternd wirken, wenn es Herrin und Herde beschützen möchte. Hämisch lächle ich, als sie daraufhin zurückweichen. Einen schwankenden Schritt ... zwei, drei ... und dann greife ich unvermittelt an. Allzu leicht sind sie zu treffen, zu töten. Nur einer von ihnen wehrt sich hartnäckig. Hebt sein krummes, verrostetes Schwert, an dem meine im Mondlicht glänzende Klinge immer wieder abprallt oder entlangklirrt. Dennoch sehe ich bei jeder erneuten Attacke die Angst als einen trüben Punkt in seinen Augen größer werden.

Und dann ist er nur einen Moment unachtsam. Macht einen Fehler. Tritt zurück obwohl er vorstoßen könnte, und mein Schwert ist grausam. Widerstandslos dringt der Ort tief hinein in seine Brust. Trifft dort sein Herz oder zumindest die Lunge, denn schwarzes Blut schießt sofort in einem Schwall aus seinem Mund und die Augen reißt er weit auf, kaum fassen könnend, dass ich ihn besiegte. Ein Gurgeln ist es nur, dass seinen letzten Atemzug begleitet, dann fällt er zu Boden und die Klinge gleitet von einem knackend-schmatzenden Geräusch begleitet wieder aus ihm heraus.

Ich stehe dort, unter einer alten Eiche, deren Blätter im sanften Wind rauschen. Schnaufend neben mir Khajmel, nun wieder entspannt. Das Wasser des nahen Flusses rauscht in den Ohren. Oder ist es das Blut, das noch immer angereichert mit Kampfesmut wild und ungestüm vom schnell schlagenden Herzen durch den Körper gepumpt wird. Ich starre hinab auf den Leichnam des Feindes. Blut quillt beständig aus der Wunde an der Brust und bildet bereits einen schwarzen See unter ihm. Das Mondlicht und einige wenige Sterne spiegeln sich darin, denn genauso schwarz wie der nächtliche Himmel ist er. Die Augen sind noch immer weit, erstarrt beim letzten Atemzug und nach ihm trüb geworden.

Mein allererster Kampf war es gegen einen Feind, den ich tatsächlich besiegen konnte. Ich habe getötet. Leben genommen. So verachtenswert sie auch waren, kostbar ist ein jedes auf dieser Welt. Und diese Erkenntnis liegt, jetzt, nachdem die Angreifer überwältigt wurden, wieder Stille einkehrt, Frieden, schwer auf meiner Seele. Hatte er Familie, eine Frau, Kinder? Welch Befehl befolgte er? War es sein eigener Wille, uns anzugreifen, oder fürchtete er nur die Peitsche seines Heerführers? War er wirklich das kaltblütige Monster? Nicht von Grund auf böse sind diese Wesen. Erst der Hass, der ihnen durch dunkle Mächte eingeflößt wurde, machte sie zu den verachteten Geschöpfen die Elben, Menschen und Zwerge gleichermaßen seit allen Zeitaltern bereits bekämpfen.

Schließlich höre ich eine von Rauschen gedämpfte Stimme zu mir hindurchdringen. Hände packen mich an den Schultern, reißen mich weg von dem Anblick des Todes. Es sind Dwalins braune Augen, die vermögen tief zu blicken in meine Seele. Schwarzes Blut haftet überall an ihm. Seine Lippen formen Worte, die ich nicht verstehe. Viel Willenskraft kostet es, die Gedanken endlich auf sie zu konzentrieren. „Bist du verletzt?" Ich schließe die brennenden Augen, überlege ernsthaft und angestrengt, ob mich eine Waffe traf, ob ich Schmerzen spüre. „Nein", sage ich schließlich und es ist mir, als ob die Aussprache dieses einzelnen Wortes endlich die Starre in meinem Körper löst und das Empfinden von dumpfer Schuld mit einem schmerzhaften Ruck in ihn einkehrt.

„Sie steht unter Schock", höre ich Oins fürsorgliche Stimme und zucke zurück, als er eine Hand an meinen Arm legt. Unerträglich ist mir zumindest seine Berührung. Die von Dwalin hingegen geradezu beruhigend. Sie festigt das Bewusstsein, hält es im hier und jetzt und davon ab, wieder zu entschwinden.

„Ich werde sie an einen anderen Ort bringen", sagt er ruhig, aber dennoch höre ich die beängstigte Unruhe, die die Stimme zum Flattern bringt. Fest und keinen Widerspruch von irgendjemanden zulassend ist hingegen sein Griff an meiner Schulter, mit dem er mich sogleich fort von dem blutüberströmten Lagerplatz führt.

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Khagszunshshâlak – Schwanenfleet

* Die vollständige Geschichte und wer sie ursprünglich erzählte, findet ihr im neunten Kapitel meiner OneShot Sammlung zum Nachlesen.

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