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Der goldene Wald

„Warge!", schreit Thorin und zieht sein Schwert. Oh welch Teufelei des Bösen trachtet uns nun schon wieder nach dem Leben. Entartetet Wölfe sind es, mit riesiger Erscheinung und gieriger Bestialität. Eine wilde Horde von gerade einmal zehn Tieren kommt über einen der fernen Hügel herangestürmt, aber dennoch, ihre gefletschten, ungeheuren Zähne, das struppige, schwarze Fell, dass sich im Nacken und in einer gezackten Linie über den Rücken verlaufend sträubt wie bei einer aggressiven Katze und der muskelbepackte Leib, lassen mich erschaudern.

Und schnell sind sie. Kaum dass wir uns zum Kampf bereiteten, erreichen sie bereits den Saum des Waldes. Dwalin zieht mich schützend hinter sich und der Erste der Warge läuft überrascht von ihrem plötzlichen Auftauchen ungebremst in eine seiner niedersausenden Äxte. Khajmel neben und die anderen Pferde hinter mir wiehern angsterfüllt, steigen und reißen sich los, denn bereits locker angebunden hatten wir sie. Überlegt wie es einem Fluchttier im Instinkt liegt, galoppieren sie in Richtung des dichten Baumbestandes davon, der sie schützend verbergen kann. Aber aus unserer Sicht die denkbar schlechteste Wahl ist es.

Kaum darüber verzweifeln kann ich, denn ein weiterer Warg komm auf uns zu. Hässlich ist er. Knurrend fletscht er die gewaltigen Zähne und schleicht vom Schicksal seines Gefährten gewarnt um Dwalin und mich herum und da eines der gelbglühenden Augen blind ist, lässt er uns nicht aus dem anderen. Seine Schnauze ist übersäht mit narbigen Aufwürfen und die Ohren nurmehr Hautfetzen, die zerfleddert hinabhängen.

Ich höre die Geräusche der Kämpfe die Thorin, Balin und Oin unweit ausfechten. Die beistehenden Befehle, die unser Anführer ruft. Das Zischen von Schwertschneiden durch die eisige Luft. Das hohe, endlich in Blut und letztem Atemzug erstickende Gejaule, wenn eine der Kreaturen tödlich getroffen wird. Ein weiterer Warg gesellt sich zu dem der uns umkreist. Nicht weniger hässlich entstellt ist er, aber deutlich kleiner. Sein Unterkiefer zittert ob der Aussicht, endlich den Blutdurst stillen zu können. Vorsichtig, beinahe bedacht, setzt er eine klobige Pfote neben die andere, während er einen Halbkreis um einen Felsen beschreibend auf uns zukommt. Und dann plötzlich, setzen beide zum Sprung an.

Während des Ausweichens treffe ich den Kleineren mit meinem Schwert. Ein gut platzierter Hieb war es, so dachte ich zumindest, denn obwohl sich nun eine neue klaffende Wunde über seine Schnauze hinauf zum Ansatz des Ohrs erstreckt, so hält er nicht inne mich anzugreifen. Er stoppt, dreht sich mit einer erstaunlichen Gewandtheit, stemmt die krallenbewerten Hinterpfoten in den bereits beginnenden blätter- und moosbedeckten Waldboden und sprintet ihn hinter sich empor schleudernd erneut auf mich zu. Rücken an Rücken stellen sich Dwalin und ich den Angreifern entgegen. Unheilvoll wendig zu allen Seiten. Sich gegenseitig sichernd, aber auch Kraft und Mut teilend. Es ist eine Taktik, die so alt ist wie die Tradition des Gefechts selber. Gereift über viele Jahrhunderte, in denen Schlachten und Überfälle sich immer weiter entwickelnde Perfektion forderten, um kostbares Leben zu erhalten. Nur eine Kriegerschaar bringt die Vereinigung von Waffen, Kampf und Kunst zur nötigen Vollendung.

Wir drehen uns im Kreis ... teilen Hiebe aus ... treffen, manchmal nicht ... bis endlich zumindest der Kleinere der Angreifer fällt. Als er an mir vorbei sprang, riss mein Schwert seine Flanke auf und Dwalin zerschlug beim strauchelnden Aufkommen seinen Schädel. Wütend jault der andere auf, aber auch eine herzzerreißende Trauer, zu der unerwartet selbst ein solches Biest durchaus fähig sein kann, wehklagt darin, und als ich auf den Kadaver blicke der zu meinen Füßen liegt und blutet, weiß ich auch warum. Dort wo ich ihn ... sie ... aufschlitzte, ergießen sich kleine Wesen, zart und das kaum vorhandene Fell feucht schimmernd, auf den kalten Stein. Ein letzter Rest an Lebenshauch zuckt noch in ihnen. Nicht lange. Schockiert schlucke ich bei ihrem Anblick.

„Lauft in den Wald!" Thorins Befehl ist harsch und dringlich. Wenige der Warge konnten wir bislang besiegen und unsere Kraft schwindet. Aussichtslos erscheint die Situation, so aussichtslos, dass er sogar die geheimnisvolle Undurchdringlichkeit in Kauf nimmt. Dwalin fasst nach dem Stoff meines Mantels, zieht mich mit sich in Richtung der Baumgrenze, denn noch immer betroffen bin ich von dem eben getanen. Als ich zurückblicke, sehe ich, wie uns das verbliebene Rudel; immerhin noch fünf Tiere; nachsetzt, allerdings ohne den Einäugigen. Er läuft zu seiner Gefährtin, beugt sich zu ihr hinunter, schnüffelt an dem, was wohl er zeugte, und sein klagendes Geheul, schrecklicher als jedes Kriegshorn, folgt uns in den Wald.

Dicht drängen sich die Bäume aneinander. Keinem noch so dünnen Sonnenstrahl gelingt es bis auf den von Moos und Blättern und Farnen weichen Grund vorzudringen und dennoch ist es hell, scheinen doch die grauen Rinden und silbernen Blattunterseiten selbst ein Glühen auszustrahlen, dass alles in mystisch-zwielichtigen Schimmer taucht. Kaum wenige gerannte Schritte drangen wir hinein in die Verworrenheit, da holt uns das Gejaule und Gegeifer der Warge ein. Aber abrupt, ganz so, als hätte sich plötzlich der Erdboden unter ihren trampelnden Pfoten aufgetan und sie verschluckt, verstummt es. Wir halten an, blicken zurück, noch immer wachsam, noch immer bereit einen plötzlichen Angriff zu entgegnen, aber nur das melodische Singen und Zwitschern von unbekannten Vögeln und das Rauschen des Windes durch die dichten Kronen ist zu hören.

Nur langsam entkrampfen sich unserer Muskeln, nachdem es sich bestätigte, dass niemand uns mehr folgt. Ich blicke mich erleichtert ausatmend um, zum Glück von größeren Verletzungen verschont geblieben scheinen alle, nur unter Balins zerrissenen Ärmelstoff kann ich eine Kratzwunde erkennen, die aber bereits aufhörte zu bluten. Aber, oh weh, wo sind wir nur? Gleich sehen jeder Baum, jeder Strauch und jeder Farnwedel aus, in welche Richtung man sich auch wendet. Erstaunlicherweise keinerlei Spuren hinterließen wir beim Durchbrechen des Dickichts. Plötzlich jegliche Orientierung wurde uns genommen. Von woher kamen wir? Wohin liefen wir?

„Wir müssen die Pferde finden und dann aus diesem Wald verschwinden!", sagt Thorin, aber auch in seinem unentschlossen umherschweifenden Blick kann ich die Verwirrung erkennen. Und wenn auch er bisweilen verwunderlich schlecht darin ist, so müsste zumindest Balin genau wissen, in welche Himmelsrichtung wir uns wenden sollen. Aber auch er betrachtet die Umgebung mit einer Art Hilflosigkeit, die verzweifeln lässt. Gänzlich unbewachsen von Moos sind die Baumstämme und überdies frei von anderen Wetterzeichen, die Blätter alle von der gleichen Dicke und Leuchtkraft und weder die Sonne noch sonst ein Stück Himmel können wir durch die sich verdichtenden Kronen entdecken. Zudem, jegliches Zeitgefühl haben wir innerhalb nur weniger Lidschläge verloren. Ist es noch immer früher Morgen ... oder schon Mittag ... oder bereits später Abend? Wir wissen es nicht, denn immer gleich hell scheint es von den ein sonderbar abstruses Licht ausstrahlenden Bäumen und befremdlich warm für die herannahende kalte Jahreszeit ist es.

Laut rufe ich nach Khajmel, in der Hoffnung er und damit auch die anderen finden zu uns, aber sofort gebietet mir Balin Einhalt. „Nicht", zischt er, „sei leise. In diesem Wald soll eine mächtige Elbenhexe ihr Unwesen treiben. Die Bäume und Tiere sind ihre Spione und werden uns verraten, wenn sie es nicht bereits taten." Erschrocken sehe ich ihn an. Freilich hörte ich bereits von Elben, diesen weisen, edlen Geschöpfen die sich Eru Ilúvatar am Beginn alles Seins in seiner Schöpfungskraft erdachte und die nurmehr Legenden sind für die, die noch nie in den Sinnesfreuden ihrer Erscheinungen schwelgen konnten. Ich begehre sie einmal nur zu sehen, und sei es nur von der Ferne, aber weiß ich auch um den Hass, der zwischen unseren beiden Völkern tobt wie alles zerstörendes Feuer, besonders in Thorins Herzen. Allerdings nicht warum.

Lange irren wir herum, gefühlte Stunden, aber keinen Weg hinaus finden wir, eher kommt es mir so vor, als würde uns der Wald immer tiefer hinein in sein dichtes Unterholz lotsen. Schließlich lasse ich mich erschöpft, hungrig, durstig und mutlos auf einen Teppich aus Moos nieder und verberge den schweren, von dem immer gleich gedämpften Licht schmerzenden Kopf in den Händen. Ich möchte nicht weinen, aber danach zumute ist mir allemal.

Balin setzt sich neben mich. Auch er erweckt den besorgniserregenden Anschein absoluter Ratlosigkeit, so zusammengesunken wie er trotz alledem noch immer nach einem Orientierungspunkt sucht. Ich sehe zu ihm hinüber und erneut die Wunde an seinem Arm. Verschmutz ist sie, so eine ernste Gefahr für seine Gesundheit, auch oder gerade, weil sie nicht mehr blutet und dadurch gesäubert wird. Also nehme ich meine Wasserflasche zur Hand, schütte das Wenige, dass noch darin ist, auf einen freilich schwer zu findenden sauberen Zipfel meines Mantels und beginne die Einschnitte vorsichtig abzutupfen. Erschrocken, weil er nicht damit rechnete, sieht er mich an. „Es sind nur unbedeutende Kratzer", spielt er die Verletzung leise herunter, aber nicht davon beirren lasse ich mich. Oin erzählte mir einst, welch tiefe mitunter letztendlich sogar tödliche Verletzungen von den Söhnen und Töchtern Durins lediglich als ‚Kratzer' tituliert werden.

Der Heiler kommt schließlich dazu als er mein Handeln bemerkt und besieht sich die Krallenspuren, nachdem ich sie endlich von Schmutz und geronnenen Blut befreien konnte. Vom deutlichen Missbehagen des Patienten begleitet. „Hast du noch etwas Wasser?", fragt er und ich muss leider verneinen. Aber dann fällt mir ein, dass wir vor wenigen Schritten erst das Plätschern und Glitzern eines kleinen Baches wahrnahmen, der sich durch das Dickicht schlängelte.

„Ich hole neues", unterrichte ich den Heiler und eile mich zu der Stelle zu kommen. Aber viel zu flach ist das Fließgewässer, als dass ich daraus ohne Schlamm und Schmutz aufzuwirbeln etwas abschöpfen könnte. Daher folge ich seinem schnellen Lauf bis er schließlich endet in einem kleinen Teich. Goldene Blätter schwimmen auf der stilldaliegenden, glitzernden Wasseroberfläche wie winzige für Faien gemachte Boote, die noch immer weiß blühende Seerosen umschippern. Schilf und gelbe Sumpfschwertlilien wachsen zuhauf an seinem Ufer und wiegen sich im sanften Wind der hier erfrischend, aber nicht kalt, zusammen mit dem Anblick etwas von der Bekümmernis hinfort trägt, die ob der ausweglos erscheinenden Situation schwer lastete auf dem Herzen. Aber auch hier, da die Bäume noch immer sich zu einer geschlossenen Decke verdichtende Kronen tragen, kann ich den Himmel nicht erblicken.

Ich lasse mich zwischen Binsen und Pfeilkraut nieder und beuge mich über die klare Oberfläche. Bis auf den flach abfallenden, sandigen Grund kann ich durch sie hindurchsehen und kleine silbrige Fische stieben erschrocken auseinander, als mein Schatten auf sie fällt. Etwas von dem Wasser schöpfe ich mit den Händen. Es ist kalt, aber ruft kein unangenehmes Prickeln hervor. Eher wie reine Energie, gute Energie, fühlt es sich an. Ganz so wie das Wasser, dass die Berghänge hinunterkam und uns erfrischte. Das Verlangen es zu kosten überkommt mich, aber noch bevor ich diesem nachgeben kann, höre ich ein Knacken und Rascheln unweit von mir im Dickicht des bis an das Ufer heranreichenden Waldes.

Erschrocken sehe ich auf und direkt in braune Augen als wären sie reinster Turmalin, die mich still betrachten. Ein Hirsch steht dort. Golden glänzt sein Fell. Gewaltig das dagegen silberne, weit gegabelte Geweih mit eindrucksvollen vierzehn Enden. Die Brunftmähne an seinem Hals ist lang und struppig und weit bläht sich sein Windfang, als er mit ihm meinen Geruch aufnimmt. Ein außergewöhnlicher Fleck in der Form einer Blume prangt weiß auf seiner stolzen Brust.

Er steht einfach nur da. Edel und wunderschön. Still beobachtend und ich wage nicht mich zu bewegen. Kann es auch nicht, denn plötzlich ist mir, als würde sein Anblick mich gefangen nehmen, den Körper bannen und dagegen die Seele führen in eine Welt weit jenseits liegend von dieser.

Wasser höre ich in fernen Fällen hinabrauschen. Flutende Wellen wie sie schlagen an sandige Ufer. Das Plätschern von über Steine sprudelnde Flüsse. Gluckern in tiefen Brunnen. Dicke Regentropfen, die auf große Blätter herniederprasseln. Bächlein die säuseln. Tränen die fließen.

Und plötzliche finde ich mich wieder in einer großen, steinernen Halle stehend. Warmes Licht von unzähligen silbernen Feuerschalen und versteckten Quellen erhellt sie bis in den kleinsten, kunstvoll verzierten Winkel. Goldadern schlängeln sich glänzend durch das Gestein, bilden perfekt geometrische Muster und kunstvolle Bilder von großen Schlachten und epochalen Ereignissen der Zwergenheit. Säulen, die breit sind und reich dekoriert, stützen eine hohe gewölbte Decke, in die strahlende Steine wie Sterne gebettet wurden. Statuen von edlen Königen und schwer gepanzerten Kriegern blicken zwischen ihnen stehend auf mich hinab. Wie herrlich sind die Blauen Hallen, wie erhaben aber diese. Fühlbar allein zum Zweck der Demonstration von Reichtum und Macht wurde sie erbaut und ich erzittere unter ihrem Einfluss.

Jedoch im nächsten Moment wird mir warm. Ein eigenartiges Gefühl der Vertrautheit ergreift mein Herz, durchströmt wohlig den gesamten Körper. Fremd ist es mir nicht, fühle ich es doch jedes Mal, wenn Thorin mir nahe ist. Plötzlich allerdings erschrecke ich zutiefst, als ohne Behinderung oder Schmerz zwei Zwerglinge von hinten kommend durch mich hindurch rennen. Laut lachen sie und obwohl der Größere von ihnen noch lange nicht das Alter der Kriegstauglichkeit erreichte, mutet er bereits an wie einer der erhabenen Skulpturen. Er trägt Rüstung und noch viel zu großes Schwert und oh wie wohlbekannt ist mir doch dessen hölzernes Heft mit den geschwungenen Emblemen und der Knauf, der einem formvollendeten Kristall ähnelt.

„Thorin ... Frerin ... nicht so schnell!", ermahnt eine dennoch unbeschwert lachende Stimme hinter mir und keinen Augenblick später, wandelt auch ihre Besitzerin durch mich hindurch. Eine junge Zwergin die jedoch einen fest in silbernes Tuch eingewickelten goldblond-gelockten Säugling trägt. Kaum die Vierzig wird sie bereits erreicht haben, denn ihr Bart ist noch immer schütter, ungeschmückt und wirkt flaumig weich. Allerdings ihr Gesicht kann ich nicht erkennen. Wie gerne würde ich es.

Sie erreicht die beiden Jungen, die gehorsam stehen geblieben sind. „Mudtûkund, erzähl uns doch noch einmal von Urgroßvater Dáin und dem Kaltdrachen, der ihn erschlug", sagt wohl Frerin, denn deutlich ähnelt er sogar in jungen Jahren den Bildnissen, die ich kenne. Wie schmerzt es mein Herz ihn zu sehen. Zusammen mit seinem Bruder und der kleinen Schwester, dessen Kopf er streichelt. Unbekümmert und lachend. Bislang verschont von allem Übel, Trauer, Krieg und Schmerz blieben ihre unschuldigen Seelen.

Die Zwergin streicht ihm liebevoll über das krause Haar. „Eure Mutter hat verboten, dass ich Euch solch schauderhafte Geschichten erzähle, mein Prinz." Frerin verzieht schmollend seine Lippen und auch Thorin scheint wenig einsichtig. „Dann von den Wundern Khazad-dûms", bittet er und oh wie kenne ich das flehende Glitzern in seinen Augen, dass selbst heute noch den willensstärksten Krieger erweichen könnte. „Nun gut", sagt die Zwergin sich dem Wunsch beugend und setzt sich immer noch mir abgewandt zusammen mit ihnen auf eine nahe Bank. Sie beginnt zu erzählen, von immer warmen und immer hellen Hallen. Von unterirdischen Seen mit Wasser so samtig-schwarz, als wäre der Nachthimmel in ihnen versunken. Von Minen voller Edelsteine, die in allen erdenklichen Farben changieren und über die glitzernd-engen Grotten, in denen das beständige Tropf, Tropf der Stalaktiten vermag selbst die unruhigsten Geister zu besänftigen.

Oh wie gerne würde ich ihr Gesicht sehen. Erfahren wer Thorin einst voller Leidenschaft und Bildhaftigkeit diese Legenden beschrieb, die er heute noch immer mit träumerischer Begeisterung so wundervoll nacherzählen kann. Denn eigenartig auf das Tiefste vertraut erscheint mir ihre Gestalt, Stimme, Erzählweise. Ich gehe auf sie zu, aber kaum hebe ich die Hand, um ihre Schulter zu berühren, da höre ich plötzlich meinen Namen, wie er laut gerufen wird. Das daran nachhallende Echo erschüttert die Mauern der Halle, lässt sie erbeben, die Goldverzierungen bröckeln, die mächtigen Säulen in sich zusammenbrechen. Der junge Thorin sieht mich unerwartet inmitten des entstehenden Chaos direkt an, obwohl er mich doch vordem nicht wahrzunehmen schien. Er legt den Kopf schief, blinzelt und dann flüstert er mit kindlicher dennoch unendlich trauriger Stimme: „... Astâ ..."

Ich schrecke auf und es ist der Anblick des Hirschs, der mich zurück in der Wirklichkeit empfängt. Noch immer steht er dort. Still und erhaben und wunderschön, umgeben von dem Licht der sich langsam von Silber zu Gold wandelnden Blätter des Waldes und die Reflexionen auf dem Wasser zaubern Schimmer und Glanz auf das Fell.

„Astâ!" Erneut hallt mein Name durch das umgebende Dickicht und als das Rascheln des Durchbrechens von schweren Stiefeln und kräftigen Armen auf die Teichlichtung dringt, erst dann löst sich unser beider Erstarrung. Schnell und gewandt mit einem einzigen kräftigen Sprung entschwindet der Hirsch im Unterholz.

Ich blicke mich um und sehe Thorin, wie er auf mich zugestürmt kommt. Fest ist seine Umarmung, in der ich mich unvermittelt zieht, sobald er mich erreichte. „Mahal hab dank, ich dachte dich verloren ... du warst eine Ewigkeit verschwunden", murmelt er in das dichte Fell des Mantels. Viel zu mitgenommen von dem Erscheinen des Hirschs und der Illusion, die er mir schenkte, bin ich noch, als dass ich ihm viel mehr als ein zitterndes Ausatmen erwidern kann.

Er schiebt mich von sich, legt die Hand an eine Wange, prüft, ob ich eine Verletzung trage. „Was hast du nur hier zu suchen?", fragt er und umarmt mich erneut, als er sich ausreichend versicherte, dass es mir gut geht. „Ich ... ich wollte Wasser holen ... für Meister Balins Wunde", stammle ich und fürchterlich dünn hört sich die Stimme an, noch immer fern des hier und jetzt. „Aber ... da war ein Hirsch ... ganz aus Gold und Silber und er hat ..." Ich zögere, möchte ihm erzählen, welch Bilder ich sah, fragen, ob diese der Wirklichkeit entsprechen ... wer diese Frau war, die ihm so viel beibrachte. Habe unerklärliche Angst davor und schweige. Thorin löst sich von mir, sieht auf die glitzernde Wasseroberfläche und schüttelt den Kopf. „Die Elbenhexe dieses Waldes beherrscht alles Wasser in ihm, weder trinken, noch für etwas anderes gebrauchen dürfen wir es." Ich ersinne mir mit Furcht, was wohl geschehen wäre, hätte ich dennoch davon getrunken.

„Komm, wir müssen zu den anderen zurück. Wir alle haben uns große Sorgen um dich gemacht." Ich nicke und greife nach der Hand die er mir reicht um mich emporzuziehen. Aber keinen Schritt weit kommen wir, da brechen plötzlich unzählige graue und große Gestalten durch die Kronen der Bäume und scharren sich um uns. „Daro!", wird uns harsch aus vielen Mündern entgegengeschleudert während blitzschnell die glänzenden Spitzen von langen Pfeilen auf uns gerichtet werden. Eindeutig ein Befehl, obwohl mir die melodiöse Sprache der Elben nur bruchstückhaft geläufig ist.

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Mudtûkund – Herzenswolf (Khuzdûl)

Daro! – Halt! (Sindarin)

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