Bildnisse des Gedenkens
Am nächsten Morgen, meine Gefährten schlafen schnarchend noch ihren womöglich durch den übermäßigen Genuss des schweren Weines, dem ich glücklicherweise entsagte, verursachten Rausch aus, führt mich mein Weg als erstes zu den überirdisch liegenden Stallungen, in denen auch unsere Pferde untergebracht wurden. Nur wenige Menschen begegnen mir währenddessen. Ihre interessierten Blicke wiegen unangenehm, das Flüstern nicht verächtlich, eher mutmaßend, aber keiner getraut sich mich anzusprechen. Viele Gerüchte und Geschichten hörten sie vermutlich seit ihrer Kindheit. Von alten Männern und Frauen erzählt, die wahrscheinlich selbst noch nie einen von uns zu Gesicht bekamen, geschweige denn, länger verkehrten. Womöglich wenig gemein haben wir mit den Märchengestalten, Aules geheimnisvollen Kindern. Trotzdem nicht weniger faszinierend scheinen wir zu sein. Die Sonne steht noch nicht hoch am Himmel und ist dennoch bereits strahlend, als die Wachen die Luke für mich öffnen.
Khajmel begrüßt mich freudig wiehernd, nachdem ich das schwere Tor einen kleinen Spalt, der geradeso reichte um hindurch zu huschen, aufstemmte. Gepflegt sieht er aus. Das Fell sorgfältig gestriegelt und die Futterkrippe gut mit Heu, frischen Gräsern und Stroh gefüllt. Sogar Sattel und Zaumzeug, die neben seiner offenen Box hängen, wurden gründlich gesäubert und eingefettet. „Hallo mein Freund", begrüße ich ihn und streichle den sehnigen Hals unter der üppigen Mähne, „hast du mich vermisst?" Wie zur Bestätigung wippt er mit dem Kopf und stuppst meine Schulter mit den Nüstern an. „Ich dich auch."
Obwohl es nicht nötig ist, hole ich einen Striegel und beginne sein Fell zu bürsten. Die Bindung zwischen Pferd und Reiter stärkt es, schafft Vertrauen, ist wichtig, damit er sich überall von mir berühren lässt. So brachte es mir Bofur in einer der ersten Lehrstunden bei. Ach Bofur ... wie es ihm wohl geht? Und Dís und Jassin und all den anderen? Plötzliches Heimweh überkommt mich bei den Gedanken an sie. Wenige Tage bin ich erst fort, aber dennoch fühlt es sich tief im Herzen an, als wären schon viele, viele Monate vergangen. Ich vermisse sie schrecklich. Jassins loses Mundwerk. Fennas Krapfen und mütterliche Worte. Dís' Lektionen in Konversation und Etikette, so langweilig sie auch wahren. Vílis lachende Augen und Bofurs Geruch nach Pfeifenkraut und Heu.
„Ein wirklich schönes Tier", löst mich plötzlich eine bereits vertraute Stimme, die vom Eingang des Stalls kommt, von dem schmerzlichen Gedenken. Dennoch erschrocken fahre ich herum und erblicke wie vermutet Aerwyn. Die braun-grüne, schlichte Kleidung der Waldläufer trägt sie. Lederne, robuste Reitstiefel die bis zu den Knien reichen und die Haare noch immer ungebändigt und schmucklos. Wenig geben vor allem die Kriegerinnen der Dúnedain auf unnötigen Putz, würde er ihnen doch nichts nützen in der Wildnis, ja allzu prunkvolle Farbe und Glanz ihre Heimlichkeit sogar verraten. Dennoch, ich denke, schmücken würde sie ein edles Kleid aus schimmernder Seide und kostbares Diadem mit dunkelrotem Korund besetzt, platziert in den schwarzen Haaren. Beides herrschaftlich und mit Stolz getragen, denn sie entstammt unverkennbar adligen Geblüts, ist eine Prinzessin, große Tochter von großen Königen.
Langsam und mit eleganten, federleichten und kaum hörbaren Schritten tritt sie an uns heran und streicht vorsichtig über Khajmels Nüstern. Und obwohl er riesenhaft ist für seine Rasse, klein wirkt er gegen ihre Größe. „Er war ein Geschenk", erzähle ich freimütig, ohne zu wissen warum. Das anfängliche Misstrauen ihr und ihren Männer gegenüber verschwand schnell, wich einer ungewöhnlichen Sympathie, die wir sonst Fremden nicht entgegenbringen. „Demjenigen, der ihn Euch schenkte, scheint Ihr viel zu bedeuten." Ich senke verlegen den Blick. So deutlich sprach noch nie jemand aus, wie außergewöhnlich kostbar und bedeutungsvoll Thorins Gabe eigentlich war. „Schon möglich", weiche ich leise murmelnd einer genaueren Erklärung aus.
Aerwyn lacht daraufhin und, „Ihr seid wahrhaftig eine Zwergin", bemerkt sie schließlich. Erschrocken zucke ich zusammen und blicke sie mit großen Augen an. „Woher wisst ihr ...?", frage ich entsetzt darüber, dass jemand mich erkennen konnte. Welch weibliches, sogar nicht kriegerisches Benehmen hat mich bloß verraten?! Sie lächelt beruhigend. „Einst in einer Taverne in Bree, offenbarte ein schwer betrunkener Zwerg meinem Vater einige wunderliche Dinge über euch. Bräuche und Sitten und auch, an welchen Unterschieden man Männern und Frauen ausmanchen kann, gleichen sich diese doch in unseren Augen bis in die Spitzen der Barthaare. Aber auch wenn Ihr vermögt sie gut unter glänzenden Rüstungen zu verbergen, weibliche Rundungen sind erkennbar und Eure Augen sind sanfter, besorgter als die Eurer Gefährten und betrachten die Welt mit dieser einzigartigen Neugier. Auch die kaum verheilte Mondsichel auf Eurem Handrücken, die besondere Gestaltung der Frisur und nicht zuletzt, dass eine schamhafte Röte über Eure Wangen kroch, als ich die Verbindung zu dem Schenkenden ansprach, haben meinen anfänglichen Verdacht bestätigt." Erleichtert darüber, dass man mir nur Letzteres als verräterischen Leichtsinn anlasten kann, schnaube ich aus. „Erzählt es bitte niemanden, sicherer und unproblematischer ist es für mich während der Reise als Mann gesehen zu werden." Aerwyn nickt bestätigend und ich glaube ihr die Zusicherung ohne jeglichen Vorbehalt. Vermutlich wünscht sie sich auch dann und wann einem Mann ähnlicher zu sein, um ohne kritische Blicke akzeptiert zu werden in dieser Welt, die von ihnen bestimmt und beherrscht wird.
„Verzeiht mir bitte die Neugier, aber welch Stellung begleitet Ihr in Thorins Gefolge? Warum nahm er Euch mit auf diesen gefährlichen Marsch ohne genaues Ziel? Selten verlassen eure Frauen doch die Sicherheit ihrer Hallen, so zumindest, erzählt man sich." Beschämt streichle ich Khajmels Mähne. „Ich bin seine Leibdienerin." Eine ihrer Augenbrauen schnellt vielsagend nach oben. „Nein, nicht so, wie Ihr denkt", revidiere ich den implizierten Verdacht sofort und bin seltsam traurig darüber, dass auch sie ihn hegt. „Ich bin noch nicht einmal mündig, strafbar würde er sich machen allein mit dem Begehren, egal wer er ist."
Sie senkt daraufhin reuend die Augenlider. „Entschuldigt den unverschämten Verdacht, beides war mir nicht bewusst. Aber es hätte mich auch gewundert, scheint Euer Gefährte mit dem immer griesgrämigen Gesichtsausdruck doch besorgter um Euch. Manchmal befürchte ich, wenn jemand Euch in seinen Augen nur zu nahe kommt, würde er nicht zögern seine Äxte zu gebrauchen." Ich lächle mehrdeutig und merke, wie abtrünnige Röte erneut glühend-warm in die Wangen kriecht. „Dwalin ... wir sind nur Freunde, denn auch er muss sich an die Gesetze unseres Volkes halten, auch, wenn er mehr für mich tat als jeder andere."
Froh bin ich darüber, dass sie nicht weiter die Art und Weise der Beziehungen hinterfragt. Über Belangloses aber dennoch Interessantes unterhalten wir uns stattdessen. Über die Geschichte Fornosts, ihre Familie, ziehen Vergleiche zwischen den Waffen von Waldläufern und denen der Zwerge. Sie stellt mir ihr Pferd vor, ein wundervoller Rappe, so schwarz wie ein Rabe, und so riesig, dass er seinen Kopf senken muss, damit ich ihn begrüßen kann. Durch einen kleinen Teil der Ruinen führt sie mich, zeigt mir unzerstörte Schönheit und noch immer bestehende Überbleibsel einer schaffens- und kunstreichen Hochkultur, bis eine silberne Glocke uns endlich zum Frühstück ruft.
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Jeden anschließenden Tag treffen neue zurückkehrende Kundschafter oder Jäger ein, werden hinsichtlich des Aufenthaltsortes von König Thráin befragt, können aber keine Auskunft geben. Thorins Stimmung sinkt mit jedem von ihnen zusehends und zu unserem Leidwesen. Zu viel nunmehr wie Eisblumen zerbrechende Hoffnung legte er in diese Möglichkeit.
Nach sechs Wochen, die wir bereits hier verweilten, finde ich ihn nach kurzer sorgenvoller Suche in einer Halle der Katakomben, nachdem einer der letzten ausgesandten Waldläufer ebenfalls keine aussichtsreichen Botschaften brachte. Einen Becher schweren Wein in den Händen haltend, betrachtet er das Bildnis über uns, dass künstlerisch und voller Sorgfalt an die hohe Decke gemalt, die Szene einer großen Schlacht veranschaulicht. Die überwiegend dunklen Farben blätterten bereits an einigen Stellen oder verblassten zu einem unansehnlichen Grau. In den vielen Jahren, in denen sich niemand um den Erhalt kümmerte, brachen sogar einige Putzstücken heraus und hinterließen große Löcher in diesem Zeugnis der Vergangenheit. Dennoch, gleichermaßen wunderschön wie grauenvoll ist sein Anblick.
Zwei Heerscharen stehen sich gegenüber. Blattgoldüberzogene Rüstungen inmitten von glorreichem Licht, einer schwarzen Wand aus hässlichen Feinden entgegentretend. Rot-loderndes Feuer und glühende Lava umgeben sie. Ihre Hitze scheint geradezu willentlich auf die Betrachter hinabzufallen und die Laute der Schlacht - manche dumpf, manche schrill - erfüllen die Halle mit Schreien und Befehlen und Wehklagen. Blutbefleckte Schwerter, Schilde und Speere die in den bedeckten Himmel ragen wie Winterdickicht. Fleisch zerreißende Zähne, genauso gnadenlos wie scharfe Klingen. Schwarzer Rauch und Flammen und flüssiges Feuer, emporquellend aus dem Schlund eines zerklüfteten, einsamen Berges im Hintergrund.
„Die Schlacht des letzten Bündnisses", murmelt Thorin, als er endlich beachtet, dass ich neben ihn trat. „Die Schlacht, in der Sauron fiel. Elben und Menschen, Seite an Seite kämpfend gegen den größten Feind Mittelerdes", ergänze ich und die schiere Demut vor diesem Moment lässt die Stimme tief in der Brust beben, ehe sie erschüttert emporklettert. „Und Zwerge ..." Verwundert sehe ich ihn an, denn ein Detail offenbart er mit dieser Vervollständigung, das mir nicht geläufig war. „Truppen aus Khazad-dûm, Abertausende, dennoch wird ihr Vorhandensein nur selten in den alten Schriften erwähnt. So leicht wird vergessen, dass die Ringe der Macht auch unsere Herrscher korrumpierten und wir zu leiden hatten unter den Monstern und Gräueltaten des Dunklen Herren und seines einstigen Gebieters."
Mein Innerstes erzittert bang bei der Erwähnung dieser Folgeträchtigsten aller Machwerke des absolut Bösen. Viel Leid brachten die neunzehn Ringe, erschaffen von einem der größten Schmiede des alten und wohl schönsten aller Reiche, der Stadt Gondolin, über die Völker Mittelerdes. Celebrimbor, geleitet von Habsucht und Neid, gestaltete unter dem heimtückischen Einfluss Saurons neun, verdorben bereits, als Gold und Silber begannen in der Esse zu erglühen, und gab sie Königen der Menschen. Sie schenkten ihren Trägern unendliches Leben, ebenso die Macht sich unsichtbar zu machen. Zu großen Königen, starken Zauberern und unbesiegbaren Kriegern erhoben sie sich. Aber der Preis war hoch. Denn die Menschen sind seit jeher schwach im Herzen und anfällig für vielerlei Einflüsse, besonders, wenn sie ihnen Bereicherungen versprechen. Sie vergingen unter ihnen. Wurden blind für Leid, Trauer und Schmerz, versklavten, folterten, ermordeten Familie und Volk und letztendlich wurden sie zu umherwandelnden Geistern, ewiglich in den Dienst ihres Meisters gestellt und an seinen Einfluss gebunden.
Jeden der sieben Zwergenherrschern schmiedete Celebrimbor Ringe aus Gold, besetzt mit den kostbarsten und seltensten Edelsteinen, die Aule der Erde schenkte, und verziert mit Runen, die so mächtig sind, dass ich es noch nicht einmal wage zu ersinnen, welche Kraft sie besitzen. Es heißt, die Errichtung einer jeden Zwergenstadt der alten Könige basiere auf einem solchen Ring. Denn anders als der der Menschen, ist der Wille der Zwerge seit jeher stark und unbeugsam. Saurons dunkler Einfluss konnte sich ihrer nicht habhaft werden. Dennoch Schreckliches bewirkten sie. Die Zwergenkönige, welche die Ringe erhielten, nutzen diese, um großen Reichtum zu erlangen, sie wurden mit der Zeit immer leichter zu erzürnen und entwickelten eine unstillbare Gier vor allem nach Gold. Alle von ihnen verbrannten im Drachenfeuer oder gelten als unwiederbringlich verschollen.
Im Verborgenen und daher nicht unter der boshaften Willenslenkung Saurons, erschuf Celebrimbor, das Blendwerk letztendlich erkennend, die drei Ringe der Elben. Aus reinem, kostbarem Mithril bestehen sie und beeinflussen mit ihren Edelsteinen Saphir, Adamant und Rubin die Elemente Luft, Wasser und Feuer. Zu großer Macht verhalfen sie dennoch den Elbenherrschern*, die sie seit jeher tragen, dafür auserwählt, den Kampf gegen Sauron zu unterstützen.
Denn dieser schmiedete den Einen. Den Herrscherring, der all seine Bosheit und einen großen Teil seiner Stärke und Selbst in sich bannt. Er soll die anderen Ringe aufspüren und beherrschen, ihm die Träger untertan machen und somit ganz Mittelerde, wenn nicht Ea selbst. Aber verloren ging er vor langer, langer Zeit, nachdem er Isildur, Elendils Erben, der ihn in der Schlacht des letzten Bündnisses von der Hand Saurons schlug, verriet. So zumindest die Legende, die selbst die Weißesten nur noch aus verstaubten, beinahe zerfallenen Büchern kennen.
„Mein Vater trug den letzten der Zwergenringe, als er verschwand." Groß ist Verwirrung und Fassungslosigkeit über diese Tatsache, die wohl nur er bislang kannte. Und die Frage, warum er sie gerade mir mitteilt, drängt sich unweigerlich auf. Ist es nicht viel zu gefährlich, dass ich dies weiß? „Einst Durin IV überreicht, verhalf er die 'urd'êk zu errichten und mit den Reichtümern zu füllen, die unser Volk letztendlich in das Verderben stürzten. Sehr viel Böses liegt gebannt in dem dunkelblauen Iolith. Gefühllosigkeit pflanzt er in seinen Träger. Habgier, Jähzorn, Misstrauen und Blindheit für die Belange anderer. Eine Krankheit, die Herz und Geist befällt und beides letztendlich elendig zugrunde gehen lässt. Er wollte ihn mir anvertrauen, bevor er aufbrach, so wie einst Großvater ihm, als er gen Moria zog. Ich trug ihn bereits, wenige Tage nur, verborgen in meiner Tasche, aber ich spürte diese dunkle Macht in meinen Adern brennen wie das Feuer eines Drachen, bemerkte die boshafte Veränderung in Taten und Gedanken, und gab ihn zurück. Manchmal denke ich, er vermutete, dass der Ring das Unglück dieser Reise heraufbeschwören würde."
Schwindelig wird mir ob dieser vielen unverhofften Offenbarungen und ich schlage die Hand vor dem Mund, um ihrer und das Zittern der Lippen zu verbergen. Eine große Verantwortung ist es, einen der Ringe zu tragen, gefährlich allemal. Selbst mir, mit dem bescheidenen Verständnis über geheimnisvolle Mächte und wie sie das Leben aller beeinflussen können, ist dies nur allzu bewusst.
Schließlich die Fassung wiedererlangend, manifestiert sich ein verräterischer Gedanke im freilich noch immer schnell schlagenden Herzen. „Verzeiht mir Herr", beginne ich schließlich mit brüchiger Stimme und Thorin sieht mich auffordernd an. Mit diesen strahlend jedoch auch trüben Eisaugen, in denen über all die leidvollen Jahre hinweg so viel Schmerz eingeschlossen wurde und das Sterben der Hoffnung in ihnen, die am Anfang unsere Reise so feurig-loderte, schmerzt unerträglich. Wie quälend ist es, verantwortlich dafür zu sein, dass sie noch mehr verglimmt. „Ich weiß, dass es mir nicht zusteht Euch Ratschläge zu erteilen, aber sollten wir nicht ..."
„Nein." Die Zurückweisung ist deutlich, hart und bestimmt, wenn auch nicht erbost laut ausgesprochen, ehe ich überhaupt endete. „So viele erachten ihn bereits als tot. Die Mitglieder des Rates, Balin, selbst Dís. Aber ich nicht. Ich weiß, dass er noch lebt ... ich spüre es, tief in meinem Herzen", sagt er und legt zur Verdeutlichung die Hand dort hinauf, wo unter hartem Stahl noch immer unerschütterliche Hoffnung schlägt, solche, die niemals sterben kann. So gerne würde ich es ihm gleichtun, diesem Funken Zuversicht beistehen, ihn schützen, um ihn vor allem Übel zu bewahren. Und ehe ich darüber nachdenken kann, mir bewusst werden kann, was und vor allem wo ich dies ausführe, schließe ich die Hände um die seine und lege die Stirn dagegen. „Vergebt mir die unbedachten Worte, ich hätte nicht zweifeln dürfen", bitte ich gereuend und bemüht die Tränen zurückzuhalten.
Thorin umfasst mein Kinn, um den Blick zu heben. Die Hand sanft, warm und verzeihend wie seine Augen. In derselben Weise wie die Lippen, die schließlich meine Stirn berühren. „Ich schwor Euch bedingungslos zu folgen. Selbst wenn die dunkelsten Mächte dieser Welt auf uns lauern, so werde ich diesen für Euch entgegentreten." Ich spüre, wie sich die Lippen noch immer auf mir liegend zu einem anerkennenden Lächeln kräuseln.
Plötzlich aber widerhallt ein tiefes Räuspern von den steinernen Wänden und lässt uns gleichermaßen erschrocken zusammenzucken und zum Eingang der Halle blicken. Sofort entfernen wir uns voneinander, als die Gestalt eines Waldläufers dort zu sehen ist. „Verzeiht die Störung, Herr", sagt er und ich vermag in der unbewegten Miene nicht zu lesen, ob und wie er die eben noch so zweideutbare Situation beurteilt. „Aber soeben kehrte einer der Späher zurück und brachte Kunde über einen möglichen Aufenthaltsort Eures Vaters."
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'urd'êk – Hallen innerhalb des Einsamen Berges
* Natürlich wissen Kenner der Mythologie, dass Gandalf einer der Ringträger ist. Allerdings im Verborgenen hält er Narya, den Ring des Feuers, und nutzte ihn bislang nicht. Daher weiß darum auch niemand, außer die beiden anderen Elbenringträger und derjenige, der ihm den Ring übergab.
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