Depressionen - Zahlen, Daten, Fakten
Depressionen sind wohl eine der bekanntesten psychischen Erkrankungen. Interessanter Weise liegen sie mit 8,2% aber nur auf Platz 2 der in Deutschland am häufigsten vorkommenden psychischen Krankheiten. Davor liegen Angststörungen mit 15,4%.
In Deutschland liegt die Lebenszeitprevalenz für Depressionen bei 11,6%. Die Lebenszeitprevalenz beschreibt die Wahrscheinlichkeit im Laufe seines Lebens mindestens einmal von einer bestimmten Erkrankung betroffen zu sein. Bei Frauen liegt sie jedoch mit 15,4% beinahe doppelt so hoch wie bei Männern mit 7,8%. Auch bestimmte Altersgruppen sind höher gefährdet als andere. So ist das Risiko bei Menschen von 60-69 mit 17,3% am höchsten, während es bei jungen Erwachsenen im Alter von 18-29 Jahren mit 6,3% am geringsten ist.
Doch was ist eine Depression? Kurz gesagt ist es eine psychische Störung, die durch Antriebslosigkeit, Interessensverlust und gedrückte Stimmung gekennzeichnet ist. Man unterscheidet dabei zwischen der depressiven Episode (einzelnes Vorkommen) und der rezidivierenden depressiven Störung (wiederholt vorkommende Episoden). Darüber hinaus gibt es eine Einteilung in drei Grade: leicht, mittelgradig und schwer.
Anders als mancher vielleicht denken mag, muss sie nicht zwingend etwas mit Traurigkeit zu tun haben. Auch die häufige umgangssprachliche Nutzung des Wortes „depri" zum Beschreiben einer vorübergehend gedrückten Stimmung ist alles andere zutreffend, wenn nicht sogar gefährlich. Denn es verharmlost ein ernstes Krankheitsbild, das die Hauptursache von Suiziden ist.
Jeder erlebt mal einen schlechten Tag. Vielleicht dauert ein Durchhänger auch mal mehrere Tage an, doch meist verschwindet die schlechte Stimmung nach einer Zeit wieder. Dass es ab und zu zu Schwankungen kommt, ist völlig normal. Doch insgesamt pendelt die Stimmung um eine neutrale Mitte und kehrt immer wieder zu ihr zurück
Bei einer Depression kommt es auch zu Schwankungen. Doch bewegen sich diese fast immer im negativen Bereich. Selbst an besseren Tagen ist die Stimmung also durchgehend schlechter als bei nicht betroffenen Menschen. Auch die Schwankungen fallen häufig weniger stark aus, da man deutlich schwerer in Aufregung gerät.
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/assets/images/1/[email protected]
Doch das ist nur eines von vielen möglichen Symptomen einer Depression. Weitere Anzeichen können sein:
- Antriebslosigkeit
- Interessensverlust
- gedrückte Stimmung
- Gefühl der inneren Leere, Hoffnungslosigkeit oder Trauer
- Schuldgefühle
- Energielosigkeit, Müdigkeit
- Schlafstörungen (Schwierigkeiten ein- oder durchzuschlafen, vermehrter Schlaf)
- Konzentrationsprobleme
- Angst, Reizbarkeit
- Gedankenkreisen, übermäßiges Nachdenken
- Appetitlosigkeit, vermehrtes Essen
- Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung
- Sexuelle Unlust
Auch körperlich kann sie sich äußern in:
- Erektionsstörungen
- Kopfschmerzen
- Bauchschmerzen
- Verspannungen
- Kreislaufbeschwerden, Schwindel
Wie genau Depressionen entstehen, ist individuell. Meist spielen mehrere Dinge zusammen. Es gibt jedoch einige Faktoren, die einen anfälliger machen. Dazu zählen beispielsweise traumatische Erlebnisse, eine schlechte soziale Einbindung, Einsamkeit, weibliches Geschlecht, Arbeitslosigkeit und die genetische Disposition. Andere Punkte wiederum können als Auslöser fungieren. Auf der psychosozialen Ebene können das zum Beispiel chronische Überbelastung/Stress oder ein plötzlicher Verlust (Angehöriger, Job, Gesundheit, ...) sein. Auf körperlicher Ebene können Unfälle oder Schlaganfälle, die bestimmte Teile des Gehirns verletzen für eine Depression sorgen.
Was auf neurophysiologischer Ebene häufig bei Depressiven beobachtet wurde, ist ein Transmitterungleichgewicht im Gehirn. Transmitter sind Botenstoffe, die für bestimmte körperliche Reaktionen sorgen. Ein Beispiel hierfür sind Serotonin, Acetylcholin, Dopamin und Noradrenalin, die bei der Entstehung der Depression eine wichtige Rolle spielen. Fehlt es an ihnen, so hat das verschiedene Auswirkungen. Ein Mangel an Noradrenalin hat beispielsweise Motivationslosigkeit, Appetitlosigkeit und Konzentrationsprobleme zur Folge.
Bei den Neurotransmittern setzen auch die Medikamente an, die bei Depressionen gegeben werden. Ist jemand erkrankt, gibt es also durchaus Behandlungsmöglichkeiten.
Die meisten depressiven Episoden bilden sich - bei entsprechender Behandlung - innerhalb weniger Monate zurück, bei 15-20% der Fälle können sie jedoch mindesten 12 Monate dauern.
In zwei Drittel der Fälle depressiver Erkrankungen treten zwischen den Episoden Phasen von Gesundheit auf. Bei einem Drittel der Betroffenen tritt lediglich eine teilweise Besserung ein, maximal 15% bleiben schon nach der ersten Episode chronisch depressiv.
Die Heilungschancen nach einer einzelnen depressiven Episode sind gut. Jeder zweite wird jedoch, ohne Vorsorge, einen Rückfall erleben. Bei schweren Episoden sind es sogar 75%. Rückfall bedeutet, dass Symptome wieder schlimmer werden, bevor eine vollständige Besserung eingetreten ist. Treten Symptome nach einer Genesung auf, spricht man von einer Wiedererkrankung. Am entscheidendsten hierfür ist die Anzahl früherer Episoden. Ungünstig für die Prognose sind auch z.B. Substanzmissbrauch (Alkohol, andere Drogen), Ess-Störungen, begleitende Angst- und Zwangsstörungen sowie chronische Verläufe.
Bei der Therapie ist deshalb entscheidend, dass frühzeitig begonnen wird, dass auch nach Besserung der Symptome weitergearbeitet wird und dass nach der Genesung prophylaktische Maßnahmen getroffen werden.
Die beiden wichtigsten Pfeiler der Behandlung bilden hierbei Medikamente (Antidepressiva) und Psychotherapie. Die Medikamente sollen dabei helfen, das Ungleichgewicht der Neurotransmitter auszugleichen. Sie wirken, je nach Gruppe, auf unterschiedliche Weise. Eine mögliche Wirkungsweise ist das Blockieren bestimmter Rezeptoren, sodass der Körper mehr von einem bestimmten Transmitter ausschüttet, da er nicht merkt, dass bereits etwas vorhanden ist.
Bei der Psychotherapie kommen in der Regel fünf verschiedene Verfahren zum Einsatz.
- Verhaltenstherapie
- Kognitive Therapie
- Interpersonelle Therapie (IPT)
- Tiefenpsychologisch orientierte/psychodynamische Psychotherapie
- Gesprächstherapie
Bei der Verhaltenstherapie geht es darum, unerwünschte Verhaltensmuster zu erkennen und neue, hilfreichere zu erlernen.
Die kognitive Therapie soll dem Patienten dabei helfen, problematische Denkmuster zu erkennen und entsprechend dagegenzusteuern mit Gedanken oder Tätigkeiten.
Bei der interpersonellen Therapie geht es darum, mögliche auslösende Faktoren wie Verlust, Ende eines Lebensabschnittes oder Einsamkeit ausfindig zu machen und damit besser zurechtzukommen.
Psychodynamische Therapie zielt vor allem auf das unterbewusste, um dort vergrabene Konflikte, die bereits in der Kindheit entstanden sind, ausfindig zu machen und zu lösen.
Gesprächstherapie konzentriert sich darauf, dass der Patient lernt, seine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen und seine eigenen Bedürfnisse besser wahrzunehmen.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Therapieverfahren, die zum Einsatz kommen können.
Bei behandlungsresistenten Depressionen wird die sogenannte EKT (Elektrokrampftherapie) angewendet. Dort wird ein Patient unter Narkose durch leichte elektrische Impulse zum Krampfen gebracht. Die Muskulatur ist jedoch so sediert, dass es zu keinen Muskelkrämpfen kommt. Bei diesem Anfall werden vermehrt Neurotransmitter ausgeschüttet, die das Ungleichgewicht ausgleichen sollen.
Phototherapie (Lichttherapie) wird vor allem bei Winterdepressionen eingesetzt. Der Lichtmangel, der zur Verschlechterung der Stimmung führt, wird dadurch ausgeglichen, dass Patienten eine Stunde pro Tag einer Lampe ausgesetzt werden, die das Sonnenlicht simuliert.
Doch auch Physio-, Sport-, Ernährungs- und Ergotherapie können bei der Genesung helfen. Sie sollen auf der einen Seite Symptome wie Verspannungen lindern und dem Patienten zum anderen Erfolgserlebnisse schaffen, ihn aktivieren, ihm Entspannungstechniken beibringen und zur Ausschüttung von Endorphinen führen.
Depressionen sind also gut behandelbar und es gibt viele Wege, Betroffenen zu helfen. Wichtig ist allerdings, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen. Entdeckt ihr also bei euch selbst oder einem Angehörigen einige der oben genannten Symptome und bestehen diese Symptome schon seit einigen Wochen, so ist es ratsam, sich an den Hausarzt oder einen Psychiater zu wenden, um das abklären zu lassen. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass es einem vielleicht selbst kaum auffällt, wie sehr sich die Stimmung verändert, da dieser Prozess nicht von jetzt auf gleich passiert, sondern sehr schleichend ist.
Passt also auf euch auf und wenn ihr einen Verdacht habt, wartet nicht zu lange. Depressionen können unbehandelt sehr gefährlich werden. Aber es gibt Hilfe! Und jeder verdient es, dass es ihm gut geht.
Quellen:
https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/be8589427bb02b67f5592b73cbb4d32cde26d0be/Factsheet_Kennzahlen%202022.pdf
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/260447/umfrage/lebenszeit-und-12-monats-praevalenz-von-depressionen-nach-geschlecht-und-alter/
https://www.icd-code.de/suche/icd/code/F32.-.html?sp=SDepression
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/was-ist-eine-depression/diagnose-der-depression
https://www.praxisvita.de/schwere-depression-welche-koerperlichen-symptome-treten-auf-19490.html#korperliche-symptome-einer-schweren-depression
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/ursachen-und-ausloeser
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/depressionen/ursachen/
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/depressionen/therapiekonzept-/-behandlungsphasen
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/depressionen/psychotherapeutische-verfahren
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/depressionen/spezielle-therapieformen
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro