Kapitel 57: Die lange Nacht Teil 3
„Katy, halt durch, alles wird gut", sagte die Stimme. Eine männliche gut klingende Stimme die ich nur unterschwellig registrierte.
„Katy ich muss weiter, ich kann nicht bleiben aber alles wird gut."
Meine Augen fielen wieder zu. Gefühlte Stunden später erwachte ich endlich und fühlte mich schlapp und orientierungslos. Dann fiel es mir wieder ein. Ich war in diesem Haus, es brannte, Rauch war überall und ich musste immerzu Husten und schließlich war ich zusammen gerbrochen. Aber jetzt war ich auf einem Stück Wiese. Vor mir lag ein Weg. Auf der rechten Seite des Weges war ebenfalls Wiese und hinter dem Stück sowie hinter mir war eine Mauer. Ich blickte in einen blauen, klaren und hellem Himmel. Die Sonne schien. Alles was mich in den letzten Stunden verängstigt hatte war plötzlich verschwunden. Alles war weg, als wäre es niemals da gewesen. Zuerst dachte ich es sei alles nur ein Traum gewesen, doch meine Hände und zum Teil auch meine Klamotten waren immer noch mit Rusch bedeckt. Mein Gesicht wollte ich jetzt gar nicht erst sehen. Es war kein Traum, alles war real gewesen. Das Feuer, meine Not und all die Angst die ich verspürt hatte. Ich war zusammen gebrochen. War völlig hilflos, doch ich habe überlebt. Ich war nicht mehr in dem Haus, nicht mehr in diesem kleinen Dorf. Es lag nun hinter mir. Im warsten Sinne. Denn als ich nach hinten blickte sah ich, dass es hinter der Mauer lag. Dieses Dorf war unheimlich und seltsam. Die Zeit darin schien still zu stehen. Endlich erblickte ich wieder das Tageslicht. Ich fragte mich, wie lange ich wohl in dem Dorf war, in dem nie die Sonne schien. Die Zeit darin hatte mich durcheinander gebracht. Es war so düster und leer, einsam und einschüchternd. Die Stille machte einen verrückt und das Feuer hatte mich eingeschlossen. Wie war ich nur hier her gekommen? Ich erinnere mich, wie ich das Bewusstsein in dem brennenden Haus verloren hatte und niedersank doch danach wusste ich nichts mehr. Ich war hier aufgewacht und wusste nicht, wie ich hier her gekommen war. War ich gelaufen? Habe ich mich hier her geschleppt, außer Atem und hustend? Ich erinnere mich nicht. Nur an den Schmerz und die Angst zu verbrennen blieb in meinem Kopf hängen. Aber ich war nicht verbrannt. Ich war am Leben. Quasi unversehrt. Ich hatte es geschafft. Doch wie nur? Was war passiert? Wie war ich nur hier her gekommen? Ich wusste keine Antwort. Doch dann erinnerte ich mich an den Traum den ich hatte. Daran wie ich Leon und Florian angesehen hatte und wie sie vor mir standen. Wie ich mich schließlich für Florian entschieden hatte und Leon stehen ließ. Hatte das was zu bedeuten? War er vielleicht hier? Oder war doch Leon hier gewesen und hatte mich gerettet? Einer der anderen hätte es sicher nicht getan also kam nur er in Frage. Der Gedanke ließ mich nicht mehr los und ich begann bei dem Gedanken an Leon an zu Lächeln. Ich sah ihn genau vor mir. Mit seinem schönen Gesicht und den tollen Augen stand er da und lächelte mich an. Ich wünschte ich könnte ihn jetzt wirklich sehen und mit ihm sprechen. Schon so lange hatte ich mit niemanden mehr gesprochen. Das fehlte mir sehr. Mal sehen, wann ich anfing Selbstgespräche zu führen. Ich versteifte mich auf den Gedanken, dass er mir das Leben gerettet hatte. Der Gedanke gefiel mir sogar sehr. Ob er sich wohl auch gewünscht hatte mich zu sehen? Ich hoffte es.
Nach und nach raffte ich mich auf und ging zur hinüber liegenden Mauer und sah rüber. Ich sah die Hindernisse, die ich bereits bezwungen hatte und den langen Weg den ich gegangen war, bevor ich hier ankam. Die Wiesen und Felder wirkten grün und wunderschön. Von hier oben sah alles friedlich aus und überhaupt nicht mehr riskant oder schwierig. Die Sonne stand hoch am Himmel und ich streckte mein Gesicht ihr entgegen und ließ die Wärme über mein Gesicht ziehen. Ich schloss die Augen und genoss den Moment der Ruhe.
Ich ging schließlich weiter und folgte dem Weg zwischen den beiden Mauern. Ich ging durch ein steinernes Tor und schließlich einen Hügel runter. Plötzlich hörte ich ein Rauschen. Es klang wie Wasser. Ich lief um die Ecke und endlich ... endlich hatte ich Wasser gefunden. Hier befand sich ein kleiner Bach der vor sich hin plätscherte. Ich kniete mich schnell hin, schöpfte mit einer Hand etwas Wasser und genoss schließlich jeden Schluck. Es war kühl und erfrischend. Das wurde auch mal Zeit denn ich hatte das Gefühl, innerlich bereits auszutrocknen. Ich trank noch einiges und dann zog ich meine Jacke und die Schuhe aus um mich etwas zu waschen. Ich krempelte die Hose etwas nach oben und stieg mit meinen nun nackten Füßen in den Bach. Das fühlte sich wahnsinnig gut an. Ich wusch meine Hände und erfrischte auch Arme und Gesicht. Schließlich versuchte ich so gut es ging meine Jacke etwas von dem Schmutz zu befreien und legte sie zum Trocknen auf den Rasen. Ich lief im Bach noch etwas auf und ab. Dann erblickte ich etwas. Unter einem der im Bach liegenden Felsen sah ich etwas. Ich bückte mich und versuchte es herauszuziehen, was mir relativ leicht gelang. Es war eine Flasche. Sie war vollkommen Silber und blitze und funkelte im Sonnenlicht auf. Ein Segen. Wie sehr man sich doch über so etwas Simples wie eine Flasche freuen kann. Aber ich hatte alles verloren und hatte nichts. So konnte ich alles gut gebrauchen. Als wenn die Spielmacher es gewusst haben fand ich noch etwas an diesem wunderbaren Ort. Ich trat aus dem Bach aus und zog etwas Schwarzes unter einem Busch hervor. Es war eine kleine Tasche in der gerade so die Flasche rein passte. Ich füllte sie mit Wasser und steckte sie hinein. Dann hängte ich mir die Tasche um.
Wenigstens hatte ich etwas gefunden. Der Weg war lang und mein Überleben kurzzeitig gesichert. Doch was würde nun noch auf mich warten? Wann war Level eins endlich vorbei? Ich hatte schon so viel erlebt und so viel überstanden aber es schien einfach kein Ende zu nehmen. Die Ungewissheit über das noch Kommende beunruhigte mich. Doch obwohl ich nun endlich was zu Trinken hatte, war ich ansonsten ziemlich kahl was Ausrüstung anging. Ich musste schleunigst ein paar Sachen dazu finden. Sonst würde ich die Spiele nicht überstehen, so viel war sicher. Doch was ich fand konnte ich kaum selbst beeinflussen. Die Spielmacher entschieden darüber. Niemand wusste wo und wie viele Gegenstände und Hilfsmittel sie in den einzelnen Level versteckt hatten. Ein Messer wäre gut oder ein Seil. Früher oder später würde ich sicher eins von beiden brauchen. Außerdem war es sicherlich nicht verkehrt, ein Messer dabei zu haben. Allein wegen der Sicherheit. Ich würde mich wesentlich wohler fühlen mit einem Messer, so viel stand fest. Ich hatte absolut nichts um mich irgendwie zu verteidigen und kämpfen konnte ich auch nicht. Haha ich und kämpfen. Im Leben nicht. Ich würde verlieren. Sofort. Im Zweikampf hatte ich keine Chance. Hoffen wir mal, dass es nie dazu kommen würde. Allein der Gedanke daran, mich mit einem anderen Spieler zu konkurrieren, zu duelliren und gegen ihn zu kämpfen. Aber was wenn doch? Ich hatte jetzt schon Angst vor diesem Moment. Naja das würde aber anderseits auch bedeuten, endlich jemanden zu treffen und das wiederum hieß, dass ich jemanden zum Sprechen hatte. Ob das gut war, war allerdings fraglich, wenn es dann auf einen Kampf auslief. Momentan sah es aber weder nach einem baldigen Kampf aus, noch das ich in nächster Zeit auf jemanden treffen würde. Insgeheim hoffte ich das aber sehr. Vielleicht auf Leon. Zu gern würde ich ihn sehen. Aber wie würde es dann weiter gehen? Gemeinschaftlich? Wohl kaum. Immerhin war das hier keine Teamarbeit sondern ein Einzelduell. Jeder kämpfte für sich selbst, denn am Ende von Menactory konnte es nur einen Gewinner geben. Einen. Nicht zwei und genau aus diesem Grund würde hier eine Teambildung oder eine Gruppe keinen Sinn ergeben. Also musste ich da wohl oder übel alleine durch.
__________________________________________________
Hallöchen,
mal wieder ein längeres Kapitel für euch. Hoffe es geht euch allen gut.
Bis zum nächsten Kapitel.
Euer Pekoelinchen
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro