Kapitel 44: Der Abgrund
Die Brücke wies eine ordentliche Länge auf und wirkte wacklig und unsicher. Die Konstruktion schien verdächtig. Es war nicht so, dass ich Höhenangst hatte aber gesunden Respekt davor. Allein der Gedanke daran, dass ich darüber gehen musste, ließ meine Knie zittern. Irgendwas stimmte hier doch nicht! Ich blickte mich nach allen Seiten um und hoffte einen anderen Weg zu finden, der mich hinüber brachte. Doch ich suchte vergebens. So leicht würden die Spielmacher es uns nicht machen. Wenn es einen anderen Weg geben würde als den Offensichtlichen, würde es mich sehr überraschen.
Eigenartig war auch die Tatsache, dass etwas so normales und einfaches wie eine Brücke nun so unheimlich wirkte und eine Gefahr darstellte. Ich hatte immer im Hinterkopf, dass ich hier im Spiel war und nicht auf einer privaten Wanderung. Alles hier stellte eine Aufgabe dar, eine Herausforderung und so war alles und jeder mit Vorsicht zu genießen. Vielleicht machte ich mir auch einfach viel zu viele Gedanken darüber was passieren könnte. Es könnte schließlich auch sein, dass absolut nichts passierte und das hier nur eine unheimlich wirkende alte und wacklige Brücke war. Vielleicht! Aber möglicherweise brach sie auch beim ersten Schritt in Einzelteile zusammen und riss mich mit ihr in die Tiefe des Abgrundes unter ihr. So viele Vermutungen, so wenig Antworten. Es gab nur eine Möglichkeit es herraus zu finden. Ich musste es wagen und ich musste es jetzt tun!
Langsam ging ich zur Brücke und sah hinunter. Unten wimmelte es von Felsen, spitzen Felsen die kein Überleben vorsahen und nur darauf wareten, ihr nächstes Opfer zu begrüßen. Der Wind fegte um mich und wehte mein Haar ins Gesicht. Selbst die Brücke fing an zu schwanken. Mir wurde sofort schwindelig. Ich ging einen Schritt zurück und atmete tief durch. Ganz ruhig sagte ich mir selbst immer wieder und versuchte mich so zu beruhigen. Mit wenig Erfolg allerdings. Jetzt war ich mir sicher, dass mit dieser Brücke irgendwas nicht stimmte und einfach hinüber zu gehen war unmöglich. Die Brücke bestand aus dunklem Holz, links und rechts bildeten zwei Seile eine Art Geländer. Ich setzte einen Schritt darauf und blieb stehen. Wieder sah ich nach unten. Die Felsen streckten ihre Spitzen entgegen. Ich ging noch einige Meter weiter, langsam, sehr langsam. Hier und da fehlten einige Bretter in der Brücke. Ich setzte vorsichtig einen Fuß nach dem anderen über die Lücken. Meine Hände verkrampften und hielten das Seil, dass das Geländer bildete, fest. So fest, das meine immer noch schmerzenden Hände noch mehr weh taten und brannten von der Raue des Seils. Wieder ging ich einen Schritt voran ohne meine Hände vom Seil zu lösen. Die Brücke knarrte. Das Geräusch erstreckte mich und ließ mich zusammen zucken. Langsam ging ich weiter und starrte auf meine Füße. Die Brücke schwankte und schwankte. Der Wind wehte stärker. Ich ging weiter. Meine Beine zitterten. Meine Hände schwitzen und so rieben sie noch mehr an dem harten Seil. Ich setzte langsam einen Fuß vor den anderen. Dann erfolgte der nächste harte Windstoß, der die Brücke so stark zum schwanken brachte das ich auf die harten Bretter der Brücke stürzte. Schon lag ich da, mein Herz raste und meine Atmung wurde schwer. Der Wind nahm mir alle Kraft und erschwerte mir das Aufstehen. Die Brücke schwankte nun immer heftiger hin und her und somit auch mich. Ich klammerte mich völlich panisch an den Brettern fest und kroch weiter voran. Ich legte meinen Kopf auf die harten Bretter und schloss die Augen. Der Wind wehte so heftig das er in den Augen schmerzte und ich kaum noch atmen konnte. Mein Adrinalin-Pegel hatte sein Maximum erreicht und ich spielte das erste Mal mit dem Gedanken zu sterben. Vor meinem inneren Auge sah ich, wie ich hinab stürtzte und von den Felsen aufgespiezt wurde. Ich schloss die Augen und versuchte alles auszublenden. Einen Moment lang legte sich mein Herzklopfen wieder. Langsam legte sich der Wind etwas. Ich griff nach dem rechten Seil, hielt mich daran fest und stand schließlich wieder. Ich war nun etwa auf der Hälfte der Brücke angekommen. Ich blickte zurück und schließlich wieder nach vorne. Ich war noch nicht allzu weit gekommen. Das zeigte die Realität. Mein Kopf sagte mir aber dass ich schon viel weiter gekommen war. „Nach vorne schauen Katy!" Sagte ich zu mir.
„Blicke niemals zurück sondern immer nach vorne", fügte ich hinzu. Das hatte meine Mutter mir stets mit auf den Weg gegeben. Die Worte beruhigten mich nur wenig. Ich hatte nie an solche Weisheiten geglaubt und hielt sie für irrelevant. Ich hatte nie verstanden warum sie mir immer wieder gewisse Dinge sagte. Nie hatte ich etwas davon umsetzten können. Aber jetzt schienen es nicht mehr einfach nur Worte zu sein.
Schon waren meine Augen wieder auf den Bodengerichtet. Hier an der Stelle, fehlten nun gleich drei Bretter hinter einander.Vorsichtig versuchte ich eins meiner zitternen Beine hinüber zu strecken aber die Entfernung ließes nicht zu. So zog ich es schnell wieder zurück. Es half alles nichts. Ichmusste wohl oder übel springen. Ich ging einige Schrittezurück, zählte bis drei, nahm Anlauf und sprang ab. Genau in dem Momentversetzte der Wind der Brücke einen weiteren Stoß und schwankte die Brückewährend ich sprang hin und her. Ich landete mit den Zehenspitzen auf der anderen Seite aufdem ersten Brett, wieder einen Windstoß, ich schwankte und kämpfte mit demGleichgewicht, dann passierte, was nicht passieren sollte.
Ich verlor das Gleichgewicht, rutschte ab und fiel nach hinten und stürzte hinab. Ich schrie auf und konnte mich gerade noch so am Brett halten. Meine Fingerspitzen krallten sich in dieses. Meine Fingerspitzen entscheideten in diesem Moment über Leben und Tod. Alles was mich nun vor dem sicheren Ende meines noch viel zu kurzem Lebens sicherte, waren sie. Ich wurde panisch und versuchte mich hinauf zu ziehen, das Gewicht meines Rucksacks hinderte mich aber daran. Ich versuchte es erneut. Vergebens. Es half nichts, das Gewicht drückte mich nach unten. Meine Finger hielten es nicht mehr lange durch. Was tun? Was sollte ich nur tun? Ich musste den Rucksack loswerden. Schweren Herzens ließ ich wacklig die rechte Hand los und streifte mir so schnell es ging den Rucksack von der Schulter. Blitzartig war meine Hand wieder an der Brücke. Meine Fingerspitzen waren so fest im Holz, dass sie fast eins mit diesem waren. Sie verbrachten wahre Wunder. Das Gewicht drückte nun auf meinen linken Arm. Nun war er dran. Ich zögerte kurz, ließ dann aber auch den Arm kurz los und trennte mich voll und ganz von meinem Rucksack. Er fiel in die Tiefe. Ich beobachtete es kurz, sah wie er den felsigen Boden erreichte und auseinander fiel, dann zog ich mich mit letzter Kraft nach oben. Wieder wehte der Wind. Ich hielt mich am Seil fest und kam endlich wieder zum Stehen. Ich setzte meinen Weg fort und erhöhte das Tempo. Ich lief über die Brücke, die immer weiter schwankte. Meine Haare lösten sich komplett und wehten hin und her. Ich hatte es fast geschafft. Dreiviertel der Brücke hatte ich hinter mir gelassen. Nur noch wenige Meter trennten mich vom sicheren Boden. Ich lief weiter, meine Gedanken waren ziemlich durcheinander, mein Herz pochte vor Adrenalin. Der Wind wehte erneut so heftig, dass ich kaum atmen konnte. Ich lief weiter. Die Bretter knarrten auf Neue. Ich hatte es fast geschafft da knarrte es laut und mein Fuß versank im Boden. Ein Brett hatte sich gelöst und ich hing zwischen zwei Brettern mit einem Teil meines Beines und dem Fuß fest. Schmerzen kamen in mir auf. Ich zog mein Bein im Sitzen hoch und legte meine Hand auf die schmerzenden Stellen. Da sah ich etwas. Ich beugte mich vor und sah durch das Loch. Ich entdeckte ein Seil. Es verlief unter der Brücke und hing nur wenig hinunter. Ich beugte mich weiter vor und griff durch das Loch. Sehen konnte ich dabei nichts. Ich tastete das Seil ab und spürte etwas. Nach ein wenig hin und her löste sich das unbekannte Teil und hing nun frei am Seil, sodass ich es erkennen konnte. Es war eine Kapsel. Endlich. Endlich hatte ich eine weitere gefunden. Ich zog diese schnell nach oben, knotete diese ab, nahm sie an mich, stand auf und lief über die Brücke bevor Weiteres passierte.
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Puhhhh meine Lieben Leser, da hat Katy aber gerade nochmal so
Glück gehabt. Das einzige Gute an der Brücke war, dass sie eine weitere Kapsel
gefunden hat. Jetzt fehlt nur noch eine in diesem Level.
Wünsche euch noch einen schönen Tag :-)
Macht es gut :-)
Bis bald und liebe Grüße
Pekoelinchen
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