Kapitel 34: Rauch, Feuer, Blut Teil 2
„Hallo? Bitte hilf mir", rief ich zu der Person.
Keine Antwort.
Dann verschwand der Umriss im Rauch.
„Bitte, ich brauche Hilfe, bleib hier", fügte ich hinzu.
Doch die Person kam nicht wieder.
Ich war verzweifelt, wusste nicht mehr wo lang. Es gab nur einen Ausweg. Springen. Über die Flammen der Sträucher hinweg. Genau dort, wo das Feuer bis dato noch am niedrigsten war. Ich ging ein paar Schritte zurück, nahm Anlauf und sprang. Ich rollte mich bei der Landung ab und kam unsanft auf dem harten Boden an. Diesmal klappte die Landung nicht so gut, aber ich hatte es geschafft. Das war die Hauptsache. Ich war mehr oder weniger unverletzt über das Feuer hinweggekomen. Meine Schuhe weisten aber Beschädigungen von den Flammen auf, ebenso wie die Hose. Ich wollte mich so schnell wie möglich von dem Feuer entfernen und ging weiter meines Weges. Ich dachte darüber nach, warum jemand ein Zelt aufschlug, Feuer anzündete und dann einfach ging. War der Brand vielleicht auch absichtlich? Hatte mich jemand beobachtet? Eine Falle gelegt? In den ersten Leveln durfte niemand einen anderen Teilnehmer töten. Hatte das jemand vergessen oder einfach ignoriert ? Und vor allem, wer war das bitte? Sicher diese Ewel. Sie mochte mich nicht, dass würde auch erklären, warum mir nicht geholfen wurde. Leon wäre sicher nicht einfach weggegangen. Ich ging zu einem großen Felsen, setzte mich auf ihn und holte meine Wasserflasche hinaus, trank einen großen Schluck und ließ dann etwas Wasser auf meine verletzten Hände laufen. Vorsichtig versuchte ich sie zu reinigen, denn die Wunden waren mit Erde und Dreck beschmiert. Es brannte als ich über die Wunden ging, nur mühselig schaffte ich es, den größten Dreck herunter zu bekommen. Die rechte Hand wies weniger Verletzungen auf als die Linke, ein Glück, den ich war Rechtshänderin. Ich holte das Tuch aus meinem Rucksack, schnitt mit dem Messer ein Stück ab und verband die Linke. Nicht schön aber selten, sagte ich mir, besser kriegte ich es eben nicht hin, aber hauptsache, die Hand war etwas geschützt. Pflaster oder Verband hatte ich nicht also musste dies ausreichen. Noch mal versuchte ich die Situation zu verinnerlichen. War dies wirklich die Absicht eines anderen Kandidaten? Oder nur ein blöder Zufall?
Nach dem ich meine Hand provisorisch verbunden hatte und die Schmerzen nachließen ging ich weiter meines Weges. Noch immer erstreckte sich der Wald ins Ungewisse und noch immer wusste ich nicht, wie es weiter ging oder was ich machen sollte, außer ziellos dem dunklen Pfad weiter zu folgen, den ich für den Richtigen hielt. Ich fragte mich, was die Anderen wohl gerade machten, ob sie schon viel weiter waren als ich und wie es ihnen so erging.
Ich dachte wieder an Leon. Vor meinem inneren Auge sah ich sein makelloses Gesicht mit den wunderschönen blauen Augen, in die man sich sofort verlor. Allein der Gedanke an ihn, verschaffte mir ein Kribbeln im Bauch. Ich hoffte, dass es ihm gut ging. Ich wollte ihn wiedersehen, oh ja wie sehr wollte ich ihn wiedersehen und ich hoffte, dass wir uns in friedlicher Stimmung wieder treffen werden. Was wenn er gewann. Konnte ich damit umgehen? Im Schatten seines Erfolges zu stehen? Oder was wenn der umgekehrte Fall eintreten würde? Wenn ich die Siegerin sein sollte? Würde er dann noch Zeit mit mir verbringen wollen? Man Katy, Level eins sagte ich mir immer wieder. Du würdest für eine sehr lange Zeit niemanden mehr zu Gesicht bekommen. Weder Leon noch Florian noch sonst wen. Was ich aber sah, war buchstäblich das Licht am Ende des Tunnels oder in meinenm Fall, des Waldes. In etwa einem Kilometer Entfernung, brach Licht durch die dicht aneinander stehenden Bäume des finsteren Waldes. Ich konnte dem dunklen Wald also endlich entfliehen. Ich wurde schneller. Meine Beine trugen mich immer schneller voran an das erlösende Licht. Ich war so froh darüber und erleichtert, hier raus zu kommen, dass ich einfach drauf los stürmte, ohne mich nach links oder rechts umzusehen, ich wollte dem Wald einfach nur noch den Rücken zukehren und ihn hinter mich bringen.
Doch dann sah ich plötzlich dem Abgrund entgegen, von einer auf die andere Sekunde hing mein Leben an einem dünnen Seil und ich war in Lebensgefahr. Meine Hände wollten nicht mehr mitmachen uns brannten von den Schürfwunden die ich hatte als ich mich an das Seil klammerte, das über Leben und Tod entscheiden würde. Während ich auf das Ende des Waldes zu gerannt war, stürzte ich in die Tiefe. Ein Loch im Boden war von Blättern bedeckt und ließ mich nicht den darunter befindlichen Abgrund erahnen. Während ich fiel, schnappte ich mir ein Seil, das an der Wand des Schachtes hing. Der Boden war nicht einmal absehbar, nur wenig Licht schien hier hinein. Es wirkte wie eine Falle. Ich war tief gefallen. Ich schleuderte von einer an die andere Wand und stieß mir dabei alle Köperteile an. Nur mit Mühe konnte ich mich an dem rauen Seil festhalten. Ich biss die Zähne zusammen, spürte den Schmerz, Schweißperlen liefen mir übers Gesicht und ich verkrampfte die Hände. Ich konnte mich kaum noch halten. Verzweifelt suchte ich etwas an der Wand, an dem ich mich abstützen konnte. Ich suchte mit meinen Füßen hektisch alles ab was mir Halt geben konnte und fand schließlich einen kleinen Vorsprung. Nachdem ich nur schwer zum Stehen kam und mich weiter an dem Seil festklammerte, atmete ich durch. Zumindest versuchte ich es. Ich stand ziemlich steif dort und wagte den ersten Blick nach unten, ich blickte in dunkle Tiefe. Dann warf ich meinen Blick nach oben.
„Das schaffe ich doch nie", sagte ich mir.
Das Ende schien unerreichbar zu sein. Und nichts außer dem Seil und die erdige Wand führten nach oben. Also begann ich nachzudenken. Allein an der Wand würde ich es nie hinauf schaffen denn wie es aussah, gab es kaum Vorsprünge an denen man sich hätte festhalten können, denn selbst an der Stelle wo ich stand, gab es nur die eine die meine Füße gerade so zum Stehen brachte. Das war also keine Option. An dem Seil hinauf klettern, mh, würde ich nie schaffen. Ich würde nur abrutschen und in die Tiefe stürzen. Also auch das war keine Option. Eine Mischung aus beidem, hielt ich für angebrachter. Konzentrier dich! Du musst jetzt handeln Katy!
„ Du schaffst das Katy", sagte ich mir immer wieder.
„Du schaffst das, du kannst das, du bist stark genug dafür, komm schon du Angsthase trau dich", sagte ich. Ich musste schnell handeln, denn ewig hätte ich mich hier nicht mehr halten können.
Doch die große Überwindung war, mich von der kleinen Plattform hier zu lösen und los zuklettern. Ich sollte eigentlich nicht nochmal hinunter schauen aber ich konnte einfach nicht anders. Ich musste hinunter sehen.
Also tat ich, was ich tuen musste und sah nach unten.
Was ich sah, war ein tiefer Abgrund. Schnell richtete ich meinen Blick wieder nach oben. Ich nahm das Seil, band es um meine Hüfte und knotete es fest. Nur zur Sicherheit, falls ich mal abrutschen sollte. Ok Katy, tief durchatmen! Auf drei. Eins, zwei, drei. Dann löste ich mich aus meinem festen Stand und vertraute auf die Haltbarkeit des Seils. Ich baumelte einen Moment lang in der Luft. Ich baumelte hin und her und hielt mich krampfhaft am Seil fest, so dass meine Hände von der rauen Oberfläche schmerzten. Das Seil hatte meinen Verband geschafft. Die raue Faser des Seils, machte kurzen Prozess mit dem Tuch.
Ich sammelte mich und drückte meine Füße gegen die erdige Wand. Schritt für Schritt bahnte ich mir meinen Weg nach oben. Ich kam nur sehr langsam voran. Immer wieder warf ich einen Blick nach unten, was meine Situation mit Sicherheit nicht verbesserte. Nur mühsam arbeitete ich mich vor und versuchte ruhig zu bleiben, nicht in Panik zu geraten und nur noch zu sehen, wie „wenig" Weg noch vor mir lag und nicht wie weit es nach unten ging. Daran zu denken, wie jeder Schritt mich weiter nach oben brachte, an mein Ziel und das ich dann wieder festen Boden unter meinen Füßen spüren würde. Links, rechts, links, rechts. Hört sich leicht an, aber wenn man dem Tod quasi in die Augen sah, war man kurz davor sogar solch einfache Dinge zu vergessen. Jeden Schritt und jedes Lösen eines Fußes von der Wand musste ich erzwingen. Nach einer gefühlten Ewigkeit und einer Menge Panik und Angst kam ich der Oberfläche immer näher und näher. Dann war es geschafft. Ich kletterte unbeholfen hinauf und spürte sicheren Boden unter meinen Füßen. Ich hatte es wirklich geschafft. Ich war stolz auf mich.
Ja ich war stolz auf mich. Zum ersten Mal, sagte ich es zu mir und glaubte auch daran, ein Fortschritt würde ich sagen.
Oben angekommen, legte ich mich erst einmal flach auf den Rücken und atmete tief durch. Ich blickte noch ein letztes Mal in das Loch bevor ich aufstand und es hinter mich ließ. Ich wollte schnell weiter und nicht mehr daran denken. Zu groß war noch die Angst in mir und noch immer spürte ich, wie meine Knie zitterten. Mein Kopf sagte beruhige dich und er verstand es auch aber mein Körper brauchte noch Zeit für die Umsetzung.
Es war geschafft. Ich näherte mich dem Ende des dunklen unheimlichen Waldes und blickte in das helle Licht, das mir nun entgegen schien.
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Willkommen zurück zu diesem Kapitel. Hoffe es
geht euch allen gut.
Die letzten beiden Kapitel habe ich schon zwei tollen
Leserinnen gewidmet und auch dieses geht
an jemanden, dieses Kapitel widme ich der
lieben @Nathalie_Hawthorne.
Sie ist quasi schon von Anfang an dabei
und dafür möchte ich mich nochmal bei
dir bedanken (der lieben Nathalie habe ich
schon mal ein Kapitel gewidmet aber ich
möchte es an dieser Stelle nochmal machen)
Danke dass du mich so lieb unterstützt bis heute,
am Anfang hat mir das echt Mut gemacht weiter zu
machen und auch jetzt bist du immer
noch so fleißig dabei. Danke :-)
Liebe Grüße
Pekoelinchen
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