Kapitel 34
Gegenwart
Keuchend setzte ich mich auf mein Bett und schloss für einen Moment die Augen. Mein Herz pochte laut in meinen Ohren. Ich musste mich zusammenreißen mir nicht vor die Füße kotzen. Ich hätte die Treppen langsam hochgehen und wissen sollen, dass meine Verfassung momentan zu wünschen übrig ließ.
Mit zittrigen Händen wischte ich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Es war definitiv nicht normal, dass ich schwitzte als wäre ich einen Marathon gelaufen.
Als mein Handy klingelte überlegte ich einfach nicht ranzugehen und liegen zu bleiben. Aber als es wieder und wieder klingelte griff ich genervt nach dem Telefon, ohne zu sehen wer dran war. Blöde Entscheidung.
„Was?"
Ich hörte es rascheln, dann ertönte ein Räuspern. „Hey."
Mein Körper versteifte sich. „Wieso rufst du mich an, Noah? Ich glaube ich war deutlich genug."
„Ich hab dir einen Monat Freiraum gegeben und nun ist es an der Zeit, dass wir endlich Klartext reden." Er klang entschlossen und so wie ich ihn kannte hatte er sich seine Worte gut zurecht gelegt. Noah war kein Mensch der großen Worte, aber wenn er ein ernstes Gespräch führen wollte tat er das auch. Und an seiner Stimmlage konnte ich ausmachen, dass er sich von dieser Idee nicht abbringen lassen würde. Bei unserem letzten großen Streit während unserer Beziehung hatte ich mir vorgenommen ihn zu ignorieren, nie wieder mit ihm zu sprechen. Noah hat es mir nicht leicht gemacht. Er hatte mich überall abgefangen und mit mir ein Gespräch angefangen, ob ich wollte oder nicht spielte keine Rolle. Das ging solange bis ich endlich von selbst anfing wieder mit ihm zureden. Mein Bruder hatte das von mir immer für kindisch gehalten, das Ignorieren. Aber schon seit meiner frühsten Kindheit war mir klar, dass Schweigen Gold war. Meine Mutter selbst hatte über ihrem Ehebett ein Bild mit demselben Spruch hängen.
„Wann?" fragte ich mit leisere Stimme, bemüht sie stark klingen lassen. Mir war bewusst, dass ich schwach werden würde. Das war immer so und wird vermutlich auch immer so bleiben.
„Ich steh vor deinem Wohnheim. Komm raus."
Ich legte auf, fragte gar nicht woher er wusste in welchem Wohnheim ich war. Edward hatte es ihm bestimmt verraten. Vielleicht hatte ich es auch mal erwähnt.
Auf wackligen Beinen machte ich mich also auf den Weg zur Eingangstür des Wohnhauses. Diesmal ging ich langsamer die fünf Treppen runter und war dennoch außer Puste. Mein Herz drohte aus meiner Brust zuspringen. Poch, Poch.
Erschöpft stützte ich mich an einer der Wände als ich ganz unten angekommen war. Ein Mädchen aus einem meiner Kurse wirkte besorgt, fragte ob es mir gut ginge. Ich wank ab und setzte ein Lächeln auf. Als mir auffiel, dass ich nicht mal ihren Namen wusste, obwohl sie öfters neben mir saß erschreckte mich. Ich war in der Highschool nie so oberflächlich gewesen. In Aberdeen kannte ich die halbe Schule... und die halbe Schule kannte mich, aber auf der Uni wusste ich nicht mal den Namen meiner Sitznachbarin in meinem Hauptkurs. Das ließ mir zu denken übrig.
Noah wartete vor dem Wohnheim und zwar in einem echt schicken Auto. Müsste ein Bentley sein. Ein früher Angestellter meiner Eltern hatte auch mal so einen gehabt, aber ich könnte mich auch täuschen. Mich interessierte nur der Fahrer des Autos. Seine Haare waren durcheinander, dennoch so perfekt und seine Augen strahlten durch die Scheibe hindurch. Als er mich sah stahl sich ein kleines Lächeln auf sein Lippen. Mit verschlossenem Blick setzte ich mich auf den Beifahrersitz. Er sollte nicht wissen dass mein Herz einen Sprung machte sobald ich ihn sah. Sogar meine Hand schwitzte. Unauffällig wischte ich mir die Hände an meiner Jeans ab.
„Wirst du mit mir reden?"
Langsam hob ich meinen Kopf und zuckte mit den Schultern. Seine Augen verfolgten jede meiner Regungen, weshalb ich mich räusperte und wieder auf meine Hose sah.
„Dann rede ich eben." Er schaltete den Motor aus und drehte sich zu mir. Noah trug einen Anzug, vermutlich kam er gerade von der Arbeit, und sah in diesem so unglaublich sexy aus. Ich biss mir auf die Lippe und nickte einverstanden. Tief in meinem Inneren wollte ich wissen was er mir zu sagen hatte. „Ich will klar stellen, dass du für mich keine alte Bekannte bist. Ehrlich gesagt, weis ich nicht mal wieso ich das gesagt habe."
„Ist diese Kelly deine Freundin?" hauchte ich leise und zupfte an einem Faden meiner Hose.
Er schüttelte seinen Kopf. „Nein."
„Wer ist sie dann?"
Noah schwieg einen Moment. Ich konnte sehen wie er mit sich rang und fragte mich was wohl auf mich zu kam. „Sie war mit mir in der Highschool. Kelly Edwards. Du kennst sie."
Und wie ich sie kannte. Ich hasste sie. Kelly mochte wunderschön sein und beliebt war sie auch gewesen, aber sie war eine Zicke wie es im Buche steht. In der Middle School war sie eine Weile mit Edward liiert gewesen, aber das hielt nicht lange. Mich wunderte es, dass Noah immernoch Kontakt mit dieser Frau hatte. Ich weis noch genau, als sie vor gut 3 Jahren in den Semesterferien Aberdeen besuchte und unsere Beziehung auf die Probe stellte. Es war kurz bevor ich aus Aberdeen verschwand. Noah und ich hatten eine Beziehungspause zu der Zeit, weil er der Meinung war ich würde ihm etwas verheimlichen - mein Drogenproblem. Als ich die beiden dann in der Stadt zusammen gesehen hatte und am Tag darauf, wie sie aus seiner Wohnung kam war ich misstrauisch gewesen. Noah hatte mir versichert, dass nicht passiert wäre - sie hätten nur geredet. Ich hatte ihm geglaubt. Natürlich hatte ich das. Es gab keine Zweifel daran, was auch der Grund war, weshalb ich es einfach beiseite schob.
„Wieso trefft ihr euch?"
„Ich steh mit vielen aus meiner Highschoolzeit in Kontakt."
Ich nickte einfach, auch wenn ich wusste, dass mehr dahinter steckte. Das Telefonat hatte vertrauter geklungen, nicht als würden sie sich ein Mal im Jahr treffen oder telefonieren. Außerdem hatte er gesagt wie immer, so als wäre es regelmäßig. Aber ich fragte nicht nach. Vielleicht steigerte ich mich auch einfach nur in irgendeine Sache rein, um sauer auf ihn zu bleiben.
„Ich will nur das du weist, dass ich dich lie-" Mein Kopf Schuss ruckartig nach oben, weshalb er sich selbst unterbrach. Er wusste, wenn er das sagen würde, wäre ich sofort weg.
„Wieso hast du mir nicht einfach gesagt wer sie ist?"
„Ich weis es nicht." Er biss sich auf die Unterlippe. „Aber was ich weis ist, dass ich dich in meinem Leben brauche. Gibst du mir noch eine Chance?"
over and out.
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