Kapitel 21
Memorie
Hastig wischte ich mir die Tränen von der Wange und drückte mir die Hand auf den Mund, um meine Schluchzer abzudämpfen. Mit zitternden Händen schloss ich die Haustür auf und hoffte das niemand zuhause war. Doch als ich das Innere betrat verflog der letzte Funke Hoffnung. Auch wenn die Tür des Wohnzimmers geschlossen war konnte ich die Stimmen von Edward und Noah hören. Was für ein Zufall das sie ausgerechnet heute vom College herkamen.
Als mein Blick auf mein Handgelenk fiel fingen die Tränen wieder an zu laufen. Wie konnte er nur?
Ich krallte mich an die Kommode, als ich bemerkte das meine Sicht verschwamm und ich drohte den Boden unter den Füßen zu verlieren. Es war bedauernswert wie nah mir sein Verhalten ging. Ich hatte mir vorgenommen das mit Stolz zu nehmen, aber ich war dafür einfach nicht stark genug.
„Was ist passiert?" Edwards Stimme drang zu mir durch, weshalb ich meinen Kopf hob. Er kniete sich zu mir und suchte mit seinem Blick meinen Körper nach Verletzungen ab, bis er bei den blauen Flecken an meinem Handgelenk hängen blieb. Sein Blick verharrte dort. „Das warst du nicht selbst. Wer hat dir wehgetan?"
Ich öffnete meinen Mund, schloss ihn wieder und schluchzte. Ich wollte es ihm nicht sagen. Es war so peinlich. Noah und mein Bruder würden mich wegen meiner Naivität auslachen.
„Ich dachte er mag mich." weinte ich und stürzte mich in seine Arme. Ich atmete unregelmäßig und bekam durch meinen Heulkrampf kaum Luft. Überfordert rief er nach Noah, während er über meinen Rücken strich. Keine Sekunde später umhüllte mich Noah's Präsens. Gänsehaut bildete sich an meinem ganzen Körper und ich erschauderte augenblicklich. Er löste mich aus dem Klammergriff um Edward und drückte mich an sich.
„Weist du noch was wir letzte Woche bei deiner Panikattacke gemacht haben?"
Ich nickte, zu mehr war ich nicht im Stande.
„Schau mich an, okay?"
Meine Augen trafen auf seine. Ein Sturm aus schwarzen Federn zog mich in seinen Bann. Mein Herz machte einen Satz und ungewollt verlangsamt sich meine Atmung ein wenig und das nur durch sein Nähe.
„Gut. Und jetzt... atme ein... und wieder aus. Ein... und wieder aus."
Ich konnte wieder normal atmen, aber meine Augen hörten nicht auf zu weinen und mein Herz nicht zu schmerzen. Ryan war so skrupellos und gefühlskalt gewesen, dass ich mich fragte wie mir das nicht auffallen konnte. Er war immer so nett und zuvorkommend gewesen. Dass er eine zweite, schlechte Seite hatte kam so überraschend. Ryan hatte viel für mich gemacht, mir bei Geographie geholfen und mich vor unserem Direktor in Schutz genommen. Dass er zu so-etwas im Stande war hätte ich mir nie vorstellen können.
Ein erneuter Tränenschwall überkam mich.
Noah führte mich zum Sofa im Wohnzimmer und hielt mir eine Flasche Wasser vor die Nase. Wie in Trance nahm ich ihm die Flasche ab und stellte sie auf den Boden. „Ich dachte er mag mich."
Noah setzte sich neben mich und Edward nahm auf dem Couchtisch platz. „Wer?"
„Ryan." Sein Name ließ mich erschaudern und aus einem Bedürfnis heraus zog ich meine Beine an meinen Oberkörper.
„Der Typ aus deiner Klasse?"
Ich nickte schluchzend. „Wir sind vorhin zusammen auf die Party von Cheryl und haben uns v-voll laufen lassen." Ich hielt kurz inne um mich zu sammeln, damit ich es möglichst rational erzählen konnte. Erfolglos. „Dann sind wir uns... naja... körperlich n-näher gekommen. Aber ich wollte nicht weiter gehen, weil ich es nicht in einem fremden Haus machen wollte. Ryan hingegen hielt meinen Einwand für lächerlich und dann wurde er grob."
„Was? Er... was?"
Ich ignorierte Edwards Fassungslosigkeit und spielte mit den Strähnen meines Haares. Es war für mich schon schwer genug ihn nicht von mir zu stoßen, als wir mit einander rumgemacht hatten. Alles in mir hatte sich dagegen gesträubt, aber ich wollte mir selbst beweisen, dass ich kein Freak war. Doch als Ryan dann aufdringlicher wurde brannten alle Sicherungen bei mir durch. Ich hatte ihn von mir weg geschubst und den Drang unterdrückt angeekelt über meine Haut zu streichen, die er berührt hatte. Obwohl ich ihn bis zu diesem Zeitpunkt mochte und wirklich dachte, dass aus und was werden konnte.
Es wäre eine Chance gewesen mich der Anziehungskraft von Noah abzulenken und sogar so etwas wie glücklich zu werden.
„Als ich ihn zurückgewiesen hab ist er wütend geworden und hat gesagt... er hat g-gesagt dass-" Diesmal musste ich so schmerzhaft Schluchzen das ich dachte mein Hals würde explodieren. "-dass ich ein elendiges Weib wäre, dass es ihren Eltern nichts recht machen kann... Und ich dachte er mag mich. Ich hab wirklich geglaubt, dass mich ein Junge wirklich mal mögen würde."
Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Die Geräusche die ich machte waren grässlich und elendig, aber das war mir in diesem Moment völlig egal. Ich musste einfach all meinen aufgestauten Frust, den ich auf dem Heimweg gesammelt hatte, rauslassen. Und ich wusste, dass ich bei meinem Bruder und Noah sicher war.
„Er ist ein Arsch, Mary." sagte Noah und obwohl ich sehen konnte das er wütend war, hielt er für mich seine Stimme sanft. „Du bist so viel mehr wert als du denkst. Und ich bin mir sicher dass dort viele Jungs sind die dich toll finden ohne das du es weist. Er ist Dir vielleicht näher als du denkst. Du bist unglaublich! Und alle Jungs die das nicht wertschätzen, die das nicht sehen können, die haben keine Augen im Kopf."
over and out.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro