des Pudels Kern
Jungkook pov
Es klingelt an der Tür. Ich hüpfe fröhlich die Treppe hinunter zur Tür, werde jedoch von Tae aufgehalten. Er packt mich grob am Handgelenk und zieht mich zurück. «Was macht Jimin vor der Tür?!», zischt er wütend. Seit dem Vorfall auf der Jungs Toilette ist er komisch, irgendwie so kühl, wir haben seither auch nicht mehr miteinander gesprochen.
«Äh... ich hab ihn eingeladen, wir wollten Pizza bestellen, quatschen und Filme gucken und so. Ich weiss du hast Mühe mit ihm, aber wir haben uns seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen.» Ich entreisse mich seinem Griff und öffne die Tür.
«Kookie!» Jimin schmeisst sich lachend in meine Arme. «Weisst du, ich bin echt froh, dass du wieder da bist, Chim.», murmle ich in sein Haar. Ich löse mich wieder von ihm und schliesse die Tür hinter ihm. Taehyung steht mürrisch vor sich hinstarrend hinter mir im Gang. Jimin macht Anstalten auch ihn zu umarmen, doch der blonde Dämon weicht zurück, immerhin schafft er es entschuldigend zu lächeln, bevor er in der Küche verschwindet.
Ich seufze leise. Das wird wohl doch nicht so einfach, wie ich dachte. «Nimm es nicht persönlich. Der hat nen schlechten Tag.» Ich klopfe Jimin auf die Schulter, das Lächeln in seinem Gesicht ist nicht mehr ganz so warm.
Jetzt sitzen wir also zu dritt in der Küche und bestellen Pizza. «Ich will die mit Ananas!» Taehyungs Augen leuchten glücklich, die Schlechte Laune ist bereits wieder vergessen. Leider entgeht dem Dämon nicht, wie Jimin angewidert die Nase rümpft. «Was dagegen, Knirps?» Er hebt abschätzig eine Augenbraue und blickt von oben herab auf den Kleineren. Jimin schnaubt und starrt wütend zurück, sagt aber nichts.
«Tae, komm mal wieder runter. Jimin, was willst du für eine Pizza?» Ich lege eine Hand auf Taes und drücke sie. Verständlich, dass er gereizt ist, nach der Sache in der Schule, aber das ist kein Grund jetzt fies zu werden und was Jimins Körpergrösse betrifft sollte man sich hüten Witze zu machen. «Die gleiche wie immer», nuschelt Jimin beleidigt, eine verhältnismässig milde Reaktion.
Wir pflanzen uns alle auf das Sofa im Wohnzimmer, während wir auf die Pizzen warten, ich eingeklemmt zwischen den zwei Streithähnen. Eine lange Diskussion folgt, Jimin will unbedingt eine Komödie gucken und Tae besteht auf einen Horrorfilm. Irgendwann reicht es mir und ich mache irgendeinen Barbie Film an, woraufhin beide beleidigt sind.
«Bei Satan, muss das echt sein?!», ruft der blonde Dämon verärgert aus, was ich nur mit einem Grinsen quittiere. Jimin dagegen, keucht erschrocken auf und bekreuzigt sich. «Spinnst du?! Sag sowas nie mehr!» Tae niest kräftig und zwinkert Jimin provokativ zu. «Was, denn? Fürchtet sich der kleine ChimChim etwa vor dem Teufel?»
Jimin schüttelt ungläubig den Kopf. «Jungkook, wie erträgst du es ihn bei dir wohnen zu lassen?» Ich zucke unverfänglich mit den Schultern, da klingelt es an der Tür. Erleichtert springe ich auf, laufe zur Tür und nehme die Pizzen entgegen. Die drei Kartons duften verheissungsvoll. Der streit ist vergessen und jeder widmet sich seiner Pizza und Jimin anfängt zu beten.
Ich denke mir nichts dabei, das macht er immer vor dem Essen, bis ich spüre, wie der Körper des blonden Dämons neben mir zu zittern beginnt. Innerlich verfluche ich mich dafür, keine Rücksicht auf ihn genommen zu haben. Unauffällig lege ich einen Arm um seine Schultern und drücke Taehyung an mich. Tae krallt seine Hand in mein Shirt, bevor er mich plötzlich von sich schiebt und sein Körper von kräftigen Niesern geschüttelt wird.
Glücklicherweise beendet Jimin in dem Moment sein Gebet. «Nicht mal wenn ich bete, kannst du leise sein.», murrt er und beisst in ein Stück Pizza. Tae scheint der Appetit vergangen zu sein. Er kuschelt sich an mich, und vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge, ohne auf Jimins Kommentar einzugehen.
Irgendwann verlangsamt sich Taes Atmung und er beginnt leise zu schnarchen. Das ist das Stichwort für Jimin endlich eine Komödie anzumachen. «Ich versteh echt nicht, warum du den Typen bei dir wohnen lässt.», flüstert er leise, um Tae, welcher immer noch leise an mein Schlüsselbein atmet, nicht zu wecken.
«Oh mein Gott! Jungkook, dein Kreuz hängt ja verkehrt herum!» Jimins Augen werden gross, er springt auf und läuft zu der Wand, an welcher das hölzerne Kreuz hängt. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass es falsch herum hängt, schliesslich hängt es da sowieso nur, weil mein Vater das so wollte. Jimin nimmt das Kreuz pflichtbewusst runter und hängt es wieder richtig herum hin. Tae zuckt zusammen, sein Körper verkrampft sich. Jimin setzt sich zurück auf die Couch neben den blonden Dämon und mir bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass er nicht hört, wie Tae beginnt leise vor sich hin zu wimmern.
Fieberhaft überlege ich, wie ich Tae helfen kann, ohne verdächtig zu wirken. Ich kann nicht einfach das Kreuz zurückdrehen, nein das geht nicht.
Etwas nasses tropft auf mein Schlüsselbein. Ich drehe vorsichtig Taes Kopf, damit er mich nicht im Schlaf vollsabbert, da sehe ich das Blut in seinem Gesicht. Es läuft aus seinen Augenwinkeln, verklebt die dunklen Wimpern, rinnt ihm aus der Nase über das Kinn. Mein Shirtkragen dürfte wohl auch rot eingefärbt sein.
Ich zupple nervös an meinem Ärmel herum, unsicher, was ich tun soll und drapiere Taehyungs Kopf etwas näher an meinen Hals, damit Jimin nicht freie Sicht auf dessen blutverschmiertes Gesicht hat. «Jimin, in der Küche ist noch Popcorn. Bist du so lieb und holst es? Ich kann grad nicht aufstehen, Tae wacht sonst auf.», bitte ich ihn, woraufhin er, hilfsbereit wie eh und je, aufsteht und in die Küche geht.
Ich lege Tae vorsichtig auf die Couch, er scheint noch immer zu schlafen, und schmeisse eine Decke über ihn, so dass sie auch sein Gesicht bedeckt. Um die Blutflecken werde ich mich später immer noch kümmern können.
«Ich hab kein Popcorn finden können, Kooks.» Jimin kommt aus der Küche. «Ach, tatsächlich? Ich dachte da währe noch welches. Na, ja, es ist sowieso spät und ich muss morgen früh raus, also muss ich dich jetzt leider rausschmeissen. Tut mir echt leid, Chim.» Ich schiebe den Kleineren in Richtung Tür und hoffe, dass ihm die Blutflecken auf meinem Shirt nicht auffallen. Jimin nickt verständnisvoll.
Kaum ist er draussen, sprinte ich zum Holzkreuz und drehe es wieder um. «Tae?» Ich ziehe die Decke von ihm runter, schmeisse sie achtlos auf den Boden. Keine Reaktion.
«Taehyung?» Langsam beginne ich mir ernsthaft Sorgen zu machen. Ich schüttle ihn panisch, da runzelt er die Stirn, gähnt herzhaft und schiebt meine Hände weg. «Was soll denn das? Kann man in diesem Haus nicht mal in Rue schlafen?», murrt er und reibt sich die blutverklebten Augen.
Verwirrt betrachtet er die rote Flüssigkeit, die nun seine Hände benetzt. «Hat Jimin mir seine Pizza um die Ohren gehauen, oder warum hab ich Tomatensosse im Ges- oh.» Da geht ihm ein Licht auf.
«Jimin hat möglicherweise für kurze Zeit das Kreuz umgedreht. Ich habe ihn aber noch rechtzeitig aus dem Haus bekommen.» Und wieder zupple ich nervös an meinem Pulli herum. Tae ist bestimmt sauer.
«Aha», presst der Ältere zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. «Darf ich dich darauf hinweisen, dass ich das von Anfang an für eine beschissene Idee gehalten habe, dass er hier herkommt?» Bevor ich etwas erwidern kann, dampft er beleidigt ab, die Treppe hinauf und knallt die Tür des Badezimmers.
Da klingelt es erneut.
Seufzend gehe ich zur Tür und öffne sie, doch da steht nicht wie erwartet Jimin, sondern ein fremder Mann. Nein, nicht ganz fremd. Es ist Professor Dante, wie ich beim zweiten Mal hingucken erkenne, was das Ganze aber nicht weniger seltsam macht. «Äh, Professor Dante? Wie komme ich zu dieser Ehre?», frage ich mit und versuche gar nicht erst den Sarkastischen Unterton zu verbergen. Dante lächelt kalt.
«Wohnt hier ein gewisser Taehyung?»
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