alighieri
Taehyung pov
«Du willst die ganze Wahrheit? Ich bin ein Jahrtausende alter Dämon und du hast mich bei dir aufgenommen aufgrund eines Missverständnisses. Irgendwann ist so ein verrückter Exorzist aufgetaucht und wollte mich umbringen und dann bin ich ausgetickt und hab dich verletzt. Der Typ hat mir das Haus gegeben, weil ich vor vielen Jahren einen Pakt mit seinen Vorfahren gemacht habe und seine Familie für immer in meiner Schuld steht. Na, gefällt dir diese Geschichte? Ist es das, was du hören wolltest? Ich bin nicht wie du, Kookie. Ich nehme mir einfach, was ich will.»
Jungkooks Augen weiten sich für einen Moment ungläubig, er scheint das Gesagte tatsächlich in Betracht zu ziehen. Für einen Augenblick bereue ich zutiefst, was ich ihm gerade an den Kopf geworfen habe, es wirft alles über den Haufen. Kookie schliesst resigniert die Augen und seufzt. Auf einmal wirkt er so am Ende, ich will ihn einfach nur noch in den Arm nehmen, doch er schiebt mich von sich. Ein bitteres Lachen kommt über seine Lippen, in seinem Blick spiegelt sich nichts als Enttäuschung.
«Mein Fehler. Wie konnte ich davon ausgehen, dass man mit dir eine ernste Konversation führen kann. Alles was ich wollte, war die Wahrheit, aber weisst du was; vergiss es einfach.» Mit diesen Worten dreht er sich auf dem Absatz um, schnappt sich seine Jacke und verschwindet hinaus in die Dunkelheit. Die Tür fällt krachend hinter ihm ins Schloss.
Eine ekelhafte, zähe Leere macht sich in meinem Innern breit. Er ist einfach gegangen.
Jungkook pov
Wütend stapfe ich die spärlich beleuchteten Strassen entlang, die Hände in den Jackentaschen zu Fäusten geballt. Ein leichter Wind weht mir immer wieder dunkle Haarsträhnen ins Gesicht. Taehyungs fehlendes Vertrauen hat mich mehr verletzt, als ich zugeben möchte. Habe ich ihm jemals einen Grund gegeben an mir zu zweifeln?
Er war in den letzten Wochen alles für mich. Taehyung hat mir Halt gegeben, mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu vertrauen und nun schafft er es nicht mal mir die Wahrheit zu sagen. Mit gerunzelter Stirn trete ich einen Kieselstein vor mir her, weiter die Strasse entlang. Dann macht er sich auch noch über mich lustig. Ein Dämon. Ha, dass ich nicht lache.
Der Abendverkehr hat inzwischen nachgelassen. Die meisten Leute sitzen wohl schon zu Hause bei ihren Familien. Ab und zu rauscht ein Auto über den Asphalt. Immer wieder krümmt sich die Strasse vor mir in Kurven und Ecken, denen ich gedankenverloren folge, ohne ein Ziel. Die Strassen werden immer schmaler, winden sich zu kleinen Gassen, die schliesslich in einem Waldweg enden. Erst, als ich den moosigen Untergrund unter meinen Schuhen spüre, zücke ich mein Handy und schaue auf die Uhr. Es sind schon mehrere Stunden vergangen und es ist spät, sehr spät.
Seufzend drehe ich um und trete meinen Rückweg an. Zurück durch schmale Gassen, immer breiter werdende Strassen, bis ich schlussendlich wieder vor der Haustüre stehe. Drinnen brennt kein Licht mehr, wahrscheinlich ist Tae schon schlafen gegangen, was ich ihm nicht verübeln kann. Auch ich unterdrücke ein Gähnen.
Möglichst leise öffne ich die Türe und schliesse hinter mir ab, streife mir achtlos die Schuhe von den Füssen und schmeisse die Jacke über einen Stuhl. Auf leisen Sohlen und mit inzwischen vernehmlich knurrendem Magen, schleiche ich den unbeleuchteten Flur entlang, in Richtung Küche.
Man hört das Rascheln von Stoff und ein schmerzerfülltes Keuchen. Erschrocken mache ich das Licht an und bewaffne mich mit einem Buch, welches unglücklicherweise gerade der einzige halbwegs brauchbare Gegenstand in Reichweite ist.
In der Mitte der Küche sitzt Taehyung an einen Stuhl gekettet, neben ihm steht ein Mann. Ein fremder Mann.
«Und so sieht man sich wieder.»
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