4-Ria
Klick, Klack, Klick, Klack, Klick, Klack...
Dieses Geräusch machte mich noch verrückt! Es pulsierte in meinen Ohren und ließ mich nicht mehr klar denken. Das passierte öfter mal. Immer, wenn ich mich sehr darauf konzentrierte es nicht wahrzunehmen, schlich es sich in meinen Kopf und ich konnte nichts dagegen tun. Es war nur eine blöde Uhr! Wie konnte sie mich nur so vom Lesen abhalten?
Klick, Klack, Klick, Klack...
Maaaann!!!! Ich würde gleich durchdrehen. Wenn es nicht bald aufhörte würde ich es zum Schweigen bringen müssen!
Klick, Klack, Klick, Klack, Klick, Klack...
Wütend griff ich mit einer Hand nach einem rosafarbenen Plüschkissen und schleuderte es nach der blöden Uhr.
Mit einem lauten Krachen fiel sie von der Wand und das Glas zersplitterte auf dem bunten Teppich. Zufrieden atmete ich durch und wollte mich wieder meiner Geschichte widmen, da ergriffen mich die Schuldgefühle. Was hatte ich da getan? Mum hatte mir die Uhr zu meinem 9. Geburtstag geschenkt und ich hatte sie seitdem in Ehren gehalten. Und jetzt? Ich hatte sie in einem kleinen Wutausbruch zerstört. Ich hätte sie einfach ausschalten können! Wir bescheuert war ich eigentlich? Ich hatte ja nicht mal einen Staubsauger. Also musste mir Henriette einen durch den Speiseaufzug hochschicken.
„Huuuuuuh. Durchatmen Ria! Es ist nur eine Uhr.", versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Ich würde jetzt einfach mein Buch weiterlesen und mich später um die Scherben kümmern. Ganz einfach! Überhaupt kein Problem.
Ich suchte die Stelle im Buch, bei der ich aufgehört hatte, musste jedoch mit Entsetzen feststellen, dass mein Buch sich umgeblättert hatte und ich keine Ahnung mehr hatte, auf welcher Seite ich gewesen war. Ich fluchte leise und blätterte in dem Buch herum, in der Hoffnung, die richtige Seite durch Zufall zu finden. Es klopfte an der Tür. Drei Schläge, dann wieder Stille. Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben eigentlich nur daraus bestand, zu warten, dass es klopfte und endlich etwas Spannendes passierte. Seufzend schlug ich mein Buch zu. Es hatte sowieso keinen Sinn mehr, ein Lesezeichen hineinzumachen. „Ja bitte?" Meine Stimme klang fröhlich. Fröhlicher, als ich eigentlich war. Vermutlich dank der Gräfin, die Liah und mir immer eingetrichtert hatte, fröhlich zu sein und nett zu lächeln.
Die Tür öffnete sich langsam. Ich fühlte mich schon wie die in einem Horrorfilm, wenn die Tür langsam aufgeht und den Blick auf das Monster freigibt. Aber der, der hineintrat war kein Monster... es war Paul! „Paul! Wie geht es dir? Ich hab dich so vermisst!" meine Stimme sprühte vor Glück und Freude. Wie lange hatte ich ihn nicht mehr gesehen? ...zu lange!
Auf sein Gesicht stahl sich ein Grinsen. Jenes schiefe Grinsen, für das Liah so eine Schwäche hatte. „Hi du Faulenzer.", sagte er, „liest du schon wieder ein Buch? Das gibts doch gar nicht. Wie kann man nur so viel lesen?"
Ich errötete. Ja, ich las wirklich 24/7.
„Wenn du mich so halt selten besuchst, was soll ich da anderes machen? Und dieses Buch hier ist wirklich spannend.", lächelte ich. Wenn er bei mir war bekam ich immer sofort gute Laune. Nicht, dass ich auf ihn stand. Wir waren einfach sehr gute Freunde.
Paul spielte mit dem Schlüssel zu meinem Glasgefängnis. „Ich komm jetzt rein!", sagte er mit verstellter Stimme und einem gruseligen Gesichtsausdruck. Ich lachte. Nun begann auch er zu schmunzeln. Er schloss die normale Tür und öffnete meine gläserne. Als er eintrat konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und umarmte ihn stürmisch. Er erwiderte die Umarmung genauso stürmisch, jedoch löste er sich schnell wieder von mir um die Glastür zu schließen. Dann rief er nach Liah. Liah, die nun auch mein Zimmer betrat trug einen Mundschutz. Wie immer, wenn sie die Tür wieder abschließen musste. Sie drehte den goldenen Schlüssel um und zog ihn aus dem Schlüsselloch. Dann nahm sie den Mundschutz ab und wandte sich an Paul und mich. „So, ihr seid jetzt in einem Raum eingeschlossen" sie lächelte bedeutungsvoll „Ruft einfach, wenn Paul gehen muss oder will." Sie zwinkerte. Paul und ich hatten und früher ab und zu gestritten und er wollte dann gehen. Aber für dieses kindische Verhalten waren wir längst zu alt. „Ja klar. Machen wir wir."
Ich lächelte. Liah war immer da wenn ich sie brauchte. Es gab keinen Tag, an dem sie mich im Stich gelassen hatte. Oder ich sie. Irgendwie war sie meine beste Freundin und auch wenn Liah noch andere Freunde hatte vernachlässigte sie nicht nie. Im Gegenteil: Oft brachte sie ihre Freunde mit zu mir, sodass ich ein bisschen Abwechslung bekam.
„Danke", flüsterte ich leise, doch da hatte Liah schon die Tür geschlossen.
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