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3-Liah

Als ich am nächsten Morgen im Vorraum von Ria's Zimmer aufwachte, war sie bereits wach und las. Verschlafen blickte ich auf die knallgelbe Uhr, die über Ria's Schreibtisch hing und versuchte, mit verschwommenem Blick die Zeit abzulesen. Viertel vor zehn! Das Frühstück war bald vorbei und danach durfte niemand mehr in die Küche. Unsere Köchin achtete zwar nicht wirklich auf  die Vorschriften der Gräfin, aber sie würde nicht mehr lange in der Küche anzutreffen sein. Was sollte ich jetzt tun? Wäre Ria beleidigt, wenn ich jetzt einfach gehen würde? Sie bemerkte meinen Blick und lächelte belustigt. „Na geh schon. Sonst verhungerst du noch." Dankbar lächelte ich zurück und sprang auf. Ich musste mich beeilen. Ich riss die Tür auf und rannte so schnell wie möglich durch die Flure und die Treppen hinab. Schließlich stoppte ich schwer atmend vor der Küchentür und klopfte leise. Henriette, unsere Köchin, öffnete schwungvoll die Tür. „Soso. Kommst du also auch noch was essen. Deine Großmutter hat sich schon aufgeregt weil du verschlafen hast. Und jetzt schnell, sonst darf ich dir nichts mehr geben." Mit diesen Worten winkte sie mich in die große Küche hinein und ich setzte mich. Das war eigentlich verboten, aber Henriette nahm diese Regel nicht sonderlich ernst.
Krachend stellte sie mir eine Schüssel mit Müsli hin und rückte ihre Brille zurecht. Die kalte Milch schwappte ein bisschen über den Rand und ergoss sich über den Tisch, aber das schien sie nicht zu stören. Als ich den Löffel nahm und anfing zu essen, musste ich ein Gähnen unterdrücken. Ich war einfach kein Frühaufsteher und an Samstagen wollte ich eigentlich ausschlafen. Nur der Hunger trieb mich morgens aus dem Bett.
Das Müsli war echt lecker. Kleine Beeren schwammen zwischen den Haferflocken und versüßten sie. Während ich aß dachte ich über mein Gespräch mit Ria nach. Ich wollte ihr so viel erzählen. Ich hatte vorgehabt, ich von meinen Plänen zu erzählen. Aber sie wollte unbedingt Schulgeschichten hören und so hatte ich mich dagegen entschieden, ihr von meinen Fluchtplänen zu erzählen.
Streng genommen waren es ja noch keine Fluchtpläne. Es waren nur Hirngespinste. Unlogische Kinderträume, mehr nicht. Und trotzdem klammerte ich mich an diesem Plan fest. Denn ich war mir sicher das Ria gerne rauswollte. Selbst, wenn sie es noch nicht wusste.

Mein Müsli hatte ich schnell gegessen. Ich stand von dem alten Holztisch auf und ging durch die endlosen Flure. Einfach nur hin und her, ohne Ziel. Sollte ich wieder zu Ria gehen? Das würde sie bestimmt glücklich machen. Es war schon irgendwie seltsam mit Ria und mir. Soweit ich mich erinnerte, wir hatten kein einziges Mal gestritten. War das überhaupt gesund? Vermutlich nicht, aber wie konnte man mit jemandem streiten, der bald sterben würde?
Ich hatte jetzt irgendwie Lust, etwas zu unternehmen. Liah würde das sicher verstehen. Sie war selbstlos. Sie verstand, dass ich mein Leben leben wollte und dafür war ich ihr echt dankbar. Im Gegenzug konnte ich sie ja vielleicht überraschen. Was hatte sie gestern gefragt? Wie es Paul ging. Tja, vielleicht sollte ich Paul zu ihr bringen. Er war schließlich Rias bester Freund und noch dazu der einzige Mensch, der gegen ihre Krankheit immun war und somit eine ärztliche Erlaubnis hatte, durch die Glastür in ihr Zimmer zu gehen. Er war der einzige Mensch, den Ria jemals berührt hatte- wenn man mal von den Ärzten und Mama (bei unserer Geburt) absah. Vermutlich war er einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Vielleicht sogar der Wichtigste.
Na dann. Also hatte ich heute offiziell etwas zu tun. Schnell schrieb ich Ria eine Nachricht, dass ich weggehen würde. Wohin sagte ich ihr natürlich nicht. Es sollte ja eine Überraschung werden. Ich rannte in mein Zimmer und schnappte mir meine Handtasche vom Haken neben meiner weißgestrichenen Tür. Diese Handtasche war mein Leben. Nicht, dass ich eine dieser Tussis war, aber darin war so ziemlich alles was ich brauchte. Kopfhörer, Taschentücher, Make-up, Schlüssen und so weiter...
Nachdem ich alle wichtigen Sachen nach Anwesenheit gecheckt hatte rannte ich wieder nach unten zu der großen geschwungenen Eichentür, die nach draußen führte.
Meine Ausdauer ließ zu wünschen übrig, sodass ich mach wenigen Metern stehen bleiben und nach Luft schnappen musste. Wo lang ging es nochmal zu Paul? Die gutbefahrenen Straßen sagen alle gleich aus. Jetzt war wohl der Moment gekommen, einfach irgendwo hinzulaufen und zu hoffen, dass es die richtige Richtung war.
Ich entschied mich also, nach links zu laufen, denn die Straße kannte ich gut, sodass ich notfalls immerhin den Weg zurück wusste.
Die Autos fuhren mit einem Höllenlärm vorbei und die Luft stank nach Abgasen und Zigarettenrauch. An diesen beißenden Geruch würde ich mich wohl niemals gewöhnen. Ich hatte das Gefühl , dass meine Nasenhaare weggeätzt wurden.
Eigentlich sollte man meinen, dass die Straße, in der so ein prächtiges Haus wie unseres stand sauber wäre, aber das konnte man von dieser Straße nicht behaupten.
Ich bog um eine Straßenecke und blickte auf eine einigermaßen hübsche Straße in der die Häuser dicht an dicht standen und auf den Balkonen bunte Blumen gepflanzt waren. Das war sie! Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass das die Straße war, in der ich Paul aufgelesen hatte, als er jünger war. Damals war er nur ein kleiner verängstigter Junge, der sich vor einer miesen Clique von Schlägern versteckt hatte. Genau dort hatte er sich zusammengekauert. Direkt neben der großen Weide, die so gar nicht in eine Großstadt zu passen schien.
Ich war zu ihm gegangen und hatte ihm auf die Schulter getippt. Er war zusammengefahren und hatte mir mit seinen großen braunen Augen ängstlich entgegengeschaut. Ich hatte ihn angelächelt und er hatte mir erzählt, warum er sich versteckt hatte. Wir waren gut miteinander ausgekommen und so hatte ich ihm eines Tages Ria vorgestellt. Er war immun und so wurden die zwei beste Freunde. Und jetzt stand ich hier und hatte keine Ahnung mehr, welches der Häuser seines gewesen war. Wenn ich doch nur seinen Nachnamen wüsste. Vielleicht sollte ich mir jedes Namensschild ansehen und hoffen, dass mir sein Nachname einfallen würde, wenn ich ihn sah.
Na dann los! Ich lief zum ersten Haus. Ein Graues, mit einem kleinen Garten und vereinzelten Blumen in den Beeten. Das blaue Klingelschild war in einer blauen Schnörkelschrift beschrieben. ,Summerton' stand darauf. Also das war garantiert nicht sein Nachname. Also weiter. Das zweite Haus war auch kein Treffer und zum Dritten wollte ich gar nicht erst gehen, weil ich das laute Bellen eines Hundes hörte und mir ziemlich sicher war, dass er groß war. Okay, so langsam war ich echt deprimiert. Ich war ja generell eigentlich ein Mensch, der schnell aufgab und es fuchste mich, dass ich sein Haus nicht fand. Vermutlich war es am Ende der Straße und ich war einfach zu faul um alles abzuklappern. Müde setzte ich mich vor den nächstgelegenen Hauseingang und hoffte, dass es wie in den Filmen war und Paul einfach rauskam oder ich zufällig einen Hinweis erhalten würde. Aber natürlich geschah nichts. Der Hauseingang war natürlich nicht der richtige, aber ich beschloss, einfach irgendwo zu klingeln und zu hoffen, dass die Person, die öffnen würde wusste, wo Paul wohnte.
Also erschloss ich mich kurzerhand, einfach bei dem Haus zu klingeln, vor dem ich saß. Irgendwie war mit nicht wohl dabei. Ich war eigentlich nicht schüchtern, aber es war schon irgendwie peinlich, einfach bei Fremden zu klingeln. Meine Gedanken schweiften zu einem sonnigen Mittag vor sechs Jahren, als ich mich einmal verlaufen und deshalb irgendwo geklingelt hatte. Mich grauste es bei diesem Gedanken.
Ein alter Mann mit buschigem braunem Bart und grimmigem Gedichtsausdruck hatte die Türe geöffnet. Er hatte eine Lederjacke getragen und ich hatte es sofort bereut, bei ihm geklingelt zu haben. Mit zittriger Stimme hatte ich ihm meine Adresse genannt und ihn gefragt, wo lang ich gehen musste um nach Hause zu kommen. Er hatte verdutzt und genervt ausgesehen und mir war mein Herz in die Hose gerutscht. Ich hatte das dringende Bedürfnis gehabt, einfach davonzulaufen, aber das wäre unhöflich gewesen und ich würde eben anders erzogen. Also war ich tapfer stehen geblieben, hatte mein Engelslächeln aufgesetzt und gehofft, dass er mir helfen und nicht böse werden würde. „Soso" hatte er gesagt und mich gefragt ob ich die Telefonnummer meiner Mutter auswendig wusste. Ich hatte sie gewusst und dürfte sein Telefon benutzen. Kurz darauf kam dann Mama und holte mich ab. Da hatte ich mich zwar zusammengerissen, aber der Gesichtsausdruck des Mannes, als er die Tür geöffnet hatte verfolgte mich noch Tage danach in meinen kindischen Albträumen.
Mein Blick schweifte zu dem Haus, vor dem ich stand. Blau-weiß, schlichte Beete und ein leerer Balkon ohne Blumen. Ich atmete tief durch. So! Es war Zeit, meine Angst zu überwinden. Ich würde jetzt dort klingeln und es würde nichts Schlimmes passieren.
Langsam trat ich einen Schritt näher an die weiße, polierte Haustür und hob meine Hand um den Klingelknopf zu drücken, da rief jemand meinen Namen. „Liah? Bist du das? Hier drüben." Mein Blick, der ziellos zwischen den Häusern umhergewandert war fixierte sich auf einen Jungen mit dunkelbraunen buschigen Haaren und einem Lächeln... ach dieses Lächeln! Wie es wohl wäre, ihn zu küssen. Diese weichen Lippen...
Aber ich durfte mir solche Gedanken nicht erlauben. Er war schließlich Rias bester Freund und es wäre ihr gegenüber nicht fair, wenn ich mit dem einzigen Menschen, der ihr vertraut war eine Beziehung anfing.
„Hi", sagte ich als ich ihm entgegenlief und versuchte, nicht über meine eigenen Füße zu stolpern. Aus irgendeinem Grund geschah mir das in seiner Gegenwart nämlich ziemlich oft.
„Was machst du hier?", fragte er mich und ich befahl mir in Gedanken, ihm nicht in die Augen zu sehen, denn diesen haselnussbraunen Augen konnte ich einfach nicht widerstehen. Generell war ich in der Gegenwart von Jungen, die ich mochte schüchtern und tollpatschig und ich wollte nicht auch noch in Ohnmacht fallen.
Ich zwang mich zu einem wohl ziemlich unnatürlichen Lächeln und entschied mich wagemutig, auf seine Stirn zu schauen. „Ich wollte dich abholen. Aber ich wusste nicht mehr wo du wohnst. Weißt du, du hast Ria schon seit längerem nicht mehr besucht und da dachte ich, ich hole dich einfach. Sozusagen als Überraschung.", stammelte ich vor mich hin. Durch meine Augenwinkel konnte ich sehen, wie sich seine Mundwinkel leicht nach oben bewegten und dieses süße Grinsen auf seinem Gesicht erschien, dass mich zum Schmelzen brachte.
„Das ist eine gute Idee. Ich wusste sowieso nicht wirklich, was ich mit meinem restlichen Tag anfangen wollte." sein Lächeln wurde breiter und ich atmete hörbar aus. „Alles okay bei dir?", fragte er und seine Stimme klang sichtlich besorgt. „jaja, alles gut. Lass uns losgehen.", murmelte ich und spürte, wie mir die Hitze und Gesicht schoss. Ich könnte mich ohrfeigen! Ich hatte keinerlei Kontrolle in seiner Gegenwart, und Kontrolle war -wie die Gräfin immer zu sagen pflegte- das Wichtigste. Ich musste mich besser zusammenreißen. Für Ria. Das war das  Mindeste, was ich für Sie tun konnte. Allein schon deswegen, weil wir Geschwister waren.

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