15- Liah
Schweigend liefen wir den dunklen Weg entlang. Keiner sagte ein Wort und wir sahen uns auch nicht an. So langsam machte ich mir ein bisschen Sorgen um Maja. Ging es ihr gut? Sie starrte den schmutzigen Boden an, als hinge ihr Leben davon ab und ihre Schultern zeigten schlapp zu Boden. Sie hatte ihre ganze Kraft verloren. So hatte ich sie noch nie erlebt.
Ich wandte meinen Kopf nach rechts um einen Blick mit Ria zu wechseln, doch ich sah sie nicht. Sie war nicht da!
„Maja! Wo ist Ria?", fragte ich hysterisch und drehte mich im Kreis, in der Hoffnung, sie vielleicht irgendwo zu entdecken. Augenblicklich erwachte Maja aus ihrer Trance und wandte sich mir zu.
„Was? Sie ist weg?", fragte sie und zusammen rannten wir den Weg zurück.
Mir fiel ein Stein vom Herzen als ich Ria endlich erblickte. Ich seufzte erleichtert und ging dann auf sie zu. Erst jetzt bemerkte ich den Jungen, mit dem sie sich angeregt zu unterhalten schien. Als ich näher trat hörte ich dann auch seine beruhigende tiefe Stimme.
Verdammt was machte sie da? Sie kannte ihn doch gar nicht!
„...vertrau mir. Ich weiß das was gleich kommt ist schwer zu verstehen, aber bitte vertrau mir.", hörte ich den Jungen leise sagen.
Nun musste ich mich einfach einmischen. Ich nahm Rias Hand und augenblicklich durchströmte uns die Energie und wir wechselten die Gestalt zu einer ca 45 jährigem Frau.
„Komm Ria! Wir gehen.", ich zog an Ria, doch diese blieb steif und fest stehen und rührte sich nicht.
Ich wusste, es war riskant das hier jemandem zu zeigen und ich würde mit der Zeit immer nervöser, doch den Jungen schien das Ganze nicht sonderlich zu überraschen. Er schien höchstens ein bisschen erstaunt zu sein, mehr nicht.
Majas Blick allerdings...
Ich fluchte gedanklich vor mich hin, dass mir das nicht früher eingefallen war. Maja hatten wir es ja noch gar nicht erzählt.
Sie wich zurück und ihr Mund stand sperrangelweit offen. Kein Wort verließ ihre Lippen, doch ich konnte mir denken, was die gesagt hätte.
Ria sah mich wütend an und rief: „Verdammt Liah! Das hast du mal wieder toll hingekriegt. Hättest du nicht warten können?!"
Ich hatte sie nie wütend erlebt und offensichtlich schien sie selbst ein wenig überrascht von sich zu sein, aber die fing sich schnell wieder.
Sie ließ meine Hand los und griff nach der des Jungen und dann nach Majas. Schließlich zog sie die beiden einfach wortlos hinter sich her, bis sie zu einer alten Bank kam und die beiden dort hinsetzte. Ich beeilte mich hinterherzukommen und bewunderte Ria insgeheim für ihren Mut. Sie hatte das eindeutig im Griff.
Sie setzte sich nun den Beiden gegenüber auf ihren Rucksack und ich tat es ihr gleich. Dann sagte sie endlich was.
„So Maja. Das war das Geheimnis über das wir nicht sprechen wollten. Wir können unsere Gestalten irgendwie wechseln, aber wir wissen wir nicht. Und du-"
Nun wandte sie sich an den Jungen der ihr belustigt gegenüber saß und geduldig auf ihre nächsten Worte wartete.
„-Wieso verfolgst du uns?"
Er lächelte schief und auch wenn ich Paul liebte musste ich doch zugeben, dass er verdammt heiß war.
„Aus genau diesem Grund.", sagte er immernoch lächelnd und fügte noch hinzu:„Die Akademie will euch. Und glaubt mir, in der Akademie seid ihr zwei am sichersten."
Was meinte er? Er sprach in Rätseln und das konnte ich gar nicht leiden.
„Was ist die Akademie und wieso folgst du uns? Hättest du uns nicht einfach ansprechen können? Und woher weißt du überhaupt von unseren Fähigkeiten?!", fragte ich ihn wütend.
Er zuckte nur mit den Schultern.
„Deswegen:", meinte er nur und hob seine Hand, sodass seine Handfläche nach oben zeigte. Eine kleine leuchtende Kugel schwebte darüber und schließlich umschloss seine Hand die Kugel und er schleuderte sie gegen einen Baum, der in Flammen aufging und umkippte.
Von Maja war nur ein leises Wimmern zu hören, doch es genügte, sodass der Junge sich ihr zuwandte.
„Das mit dir verstehe ich nicht so ganz. Du bist auch eine Teea. Aber von dir wird nirgendwo berichtet. Normalerweise wird die Geburt jedes Teei protokolliert. Was kannst du?"
Maja sah verwirrt aus, doch ich wusste, dass sie versuchte sich zu sammeln um eine einigermaßen vernünftige Antwort geben zu können.
„Ich?", fragte sie, „Ich kann gar nichts. Ich bin ganz normal."
Der Junge lachte leise und sagte dann: „Klar kannst du etwas. Wir Teei spüren das. Frag die anderen zwei. Sie haben sich sofort zu dir hingezogen gefühlt, nicht wahr? Und du dich zu ihnen. Das ist, weil ihr alle Teei seid."
Jetzt wo er es sagte, musste ich zugeben, dass es stimmte. Ich war zwar anfangs etwas skeptisch gewesen, doch dann hatte ich ihr sofort vertraut, als sei sie ein Teil von mir.
„Wie heißt du eigentlich?", fragte ich schließlich um das Schweigen, dass sich aufgetan hatte zu brechen.
„Marco", antwortete er und begann dann sofort weiterzureden.
„Du hast vorhin gefragt was die Akademie ist, richtig? Das hat mich etwas stutzig gemacht. Auch, weil ihr zwei offensichtlich nicht mit eurer Gabe umzugehen wisst."
Das hieß also, dass er uns für untalentiert hielt.
„Soll das jetzt eine Beleidigung sein oder so?", fragte ich aufgebracht.
„Wir wissen seit gerade einmal 2 Tagen, dass wir sowas können! Also sorry wenn wir es nicht so ganz verstehen!"
Meine Stimme war immer lauter geworden und Ria legte mir eine Hand auf die Schulter, um mich zu beruhigen. Marco hingegen wirkte entsetzt.
„Ihr wisst erst seit 2 Tagen von eurer Magie? Habt ihr euch vorher etwa nie berührt oder so?"
Ich bemerkte, wie Ria unwillkürlich zusammenzuckte und sich stumm auf die Lippe biss. Sie wollte nichts sagen. Und vermutlich wollte sie auch ihre Tränen zurückhalten.
„Sie wird sterben.", sagte ich nur und sah dann zu Boden.
„Sie ist schwer krank und stand ihr Leben lang unter Quarantäne. Deswegen sind wir ja auch abgehauen. Sie war nie draußen, sie war nie bei mir."
Maja sah uns fragend an. Wir hatten ihr nichts davon erzählt und vielleicht hatten wir sie sogar in Gefahr gebracht. Niemand hatte je ein Wort über die Krankheit verloren, Grandma und Mama hatten nie den Namen der Krankheit erwähnt oder ob sie ansteckend war. Wir wussten garnichts.
„Das tut mir leid, Ria.", murmelte Marco und ich hatte auch nicht mehr die Kraft mich zu fragen, woher Marco unsere Namen wusste.
„Erzähl uns ein anderes Mal was die Akademie ist. Ich will jetzt einfach nur schlafen.", murmelte Ria und sie sprach mir aus der Seele.
Der Ort hier war perfekt, also legte sie ihre Decke auf den Boden und schlief augenblicklich ein. Ich tat es ihr gleich und murmelte noch Marco zu:„Wenn du dich nützlich machen willst halt Nachtwache."
Dann rollte ich mich zur Seite und schloss die Augen.
Ich hörte, wie auch Maja ihre Sachen auspackte, dann wurde alles still.
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