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11-Liah

Als wir vor die Tür traten war Ria überwältigt. Ich hatte schon gedacht, sie würde bald umkippen, doch glücklicherweise tat sie es nicht. Sie sog die Luft ein um all das wahrzunehmen, was andere Menschen vermutlich schon gar nicht mehr rochen. Ihr Gesichtsausdruck war verzückt und sie lächelte selig. Was roch sie denn da? Ich schnupperte, musste allerdings husten. Es roch einfach nur nach Abgasen! Doch Ria schien noch etwas anderes wahrzunehmen. Vielleicht roch sie die Abgase ja gar nicht. Vielleicht blendete sie die ganzen Chemikalien aus um die Natur zu riechen. Denn mehr als eine Zimmerpflanze hatte sie wohl an Natur noch nicht gerochen. Der einzige Geruch den sie kannte war vermutlich der von Büchern. Und hier stand sie nun. Ein Mädchen, das zum ersten Mal in ihrem Leben frei war, zum ersten Mal draußen war und zum ersten Mal das roch, was andere ihr Leben lang rochen. Für normale Menschen hatte all das keine Bedeutung, für Ria jedoch war es ein Traum, der nun endlich in Erfüllung gegangen war.
Ich lächelte, als sie begann sich im Kreis zu drehen und zu lachen. Ihr Lachen war so unglaublich glücklich und ansteckend, dass ich mitlachen musste. Doch dann zog ich an ihrem Arm. Es tat mir leid, dass ich ihre Freude beenden musste, aber wenn wir nicht schleunigst verschwanden würde man uns entdecken.
„Wir müssen los. Wenn uns jemand sieht, den ich kenne wird es seltsam. Die meisten wissen zwar nicht von dir, aber stell dir das doch mal vor. Du siehst fast so aus wie ich... und du hast überall Blut im Gesicht!"
Ihr Lachen verstummte, doch ihr fröhlicher Gesichtsausdruck blieb.
Die tastete nach dem Blut in ihrem Gesicht. Es war inzwischen getrocknet, aber es wäre wohl schlauer gewesen, es sauberzumachen. Ich zog ein Taschentuch aus meiner Hosentasche und reichte es ihr. Sie sah mich an und sagte:„Was soll ich damit? Das Blut ist angetrocknet. Ich brauche Wasser."
Damit hatte sie natürlich recht und ich wollte ihr gerade sagen, dass sie dazu das Wasser in ihrer Trinkflasche verwenden solle, als ein Fahrradfahrer an uns vorbeifuhr. Er sah Ria und trat quietschend auf die Bremse.
„Oh mein Gott! Geht es dir gut? Bist du verletzt?", rief er erschrocken und ich warf Ria einen Blick zu, der bedeutete: Ich hab's Dir doch gesagt. Wenn dich jemand sieht passiert sowas.
Ria wich ein paar Schritte zurück. Wie ein scheues Tier. Sie hatte nicht oft mit anderen Menschen als mir, Grandma, Mama, Paul und Lissi geredet. Und mit Lissi war ich schon seit einem halben Jahr nicht mehr wirklich befreundet. Der Fahrradfahrer machte ihr Angst.
„Alles okay. Fahren sie weiter. Hier gibts nichts zu gucken! Das ist Halloween-Schminke.", ranzte ich den Fahrradfahrer an. Ich wusste, dass das ziemlich gemein gewesen war, aber Ria hatte Angst. Und ich würde sie beschützen.
Der Fahrradfahrer schüttelte ungläubig den Kopf und stieg wieder auf sein Fahrrad.
„Die Jugend von heute!", murmelte er, als er davonfuhr.
Wir sahen ihm noch kurz nach. Ich wütend und Ria erschrocken, dann reichte ich ihr meine Flasche und sagte:„Mach es schnell ab, bevor so etwas nochmal passiert."
Sie nickte nur und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Aber jetzt, da sie blutfrei war wurde es eigentlich noch schwieriger, denn bis auf die Haarfarbe sahen wir identisch aus.
Schnell zog ich sie in eine kleine Seitenstraße und erklärte ihr noch einmal, dass uns niemand erkennen durfte und wir immer nach unten gucken sollten. Sie blieb zwar stumm, doch ich wusste, dass sie es kapiert hatte.
„Also los!", rief sie überschwänglich und erst jetzt begriff ich wirklich, was für ein Traum grade für sie wahr geworden war. Obwohl sie anderen Menschen gegenüber noch ängstlich war merkte man, wie unglaublich glücklich sie war. „Ja.", antwortete ich und lächelte. Es wurde Zeit. Ich hatte das Bedürfnis, sie an der Hand zu nehmen, einfach nur weil es jetzt ging, doch ich hatte Angst vor dem, was dann passieren würde. Wir verwandelten uns irgendwie. Es war seltsam und mir irgendwie unheimlich. Dennoch griff ich nach ihrer Hand. Die Energie durchströmte uns erneut und als ich Ria ansah, sah sie aus wie ein kleiner bärtiger Mann mit kastanienbraunen Locken um die 40. Erschrocken zuckte ich zusammen und auch Ria/dem Mann war die Verblüffung und Angst anzusehen. „Hör zu. Was auch immer das ist, wir müssen es nutzen. Keiner wird uns erkennen.", erklärte ich ihr und versuchte sie zu beruhigen. Ihrem Blick war die Unentschlossenheit anzusehen, doch sie sah mich fest an und sagte: „Okay. Dann wirklich los."

Wir liefen mitten durch die Stadt. Hand in Hand und stets auf der Hut, denn wer konnte schon wissen, ob wir beobachtet wurden. Wir versuchten uns in den Nebenstraßen aufzuhalten, doch ab und zu kamen wir zu einer Straße, in der viele Menschen unterwegs waren. Immer wieder hörte man ein Rufen oder Raunen, vermutlich weil sich zwei 40 jährige Zwillinge an der Hand hielten. Das erregte nun mal allgemein Aufmerksamkeit. Wir hatten kein bestimmtes Ziel. Einfach irgendein Bahnhof. Vorerst mussten wir die Reiseziele vergessen, denn wir mussten uns erst auf der Straße zurechtfinden. Ich selbst kannte mich auch nicht wirklich gut aus in Köln. Zwar ging ich zur Schule und traf mich mit Freunden, doch eigentlich streunte ich nicht in der Stadt rum. Zum Einkaufen fuhr Grandma mit mir weiter weg und den Rest bestellte ich im Internet. Kurz gesagt: Ich hatte keine Ahnung wo wir waren.
Trotzdem ging ich voraus und zog Ria an der Hand hinter mir her, einfach irgendwo entlang. Schließlich blieb ich stehen und wandte mich zu ihr um.
„Okay das reicht. Ich hab keine Ahnung wo wir sind. Und wenn sich zwei 40 Jahre alte Männer an den Händen halten erregt das mehr Aufmerksamkeit, als wenn wir normal gehen." Mit diesen Worten ließ ich ihre Hand los und wir sahen wieder normal aus. Dann atmete ich tief durch und verkündete: „Ich frage jetzt einen Passanten nach dem nächsten Bahnhof. Und du ziehst einfach deine Kapuze auf den Kopf, okay?"
Ria wirkte ganz und gar nicht einverstanden, doch sie nickte stumm. Etwas anderes blieb uns nicht übrig.
Sie schlug Ihre Kapuze über ihren Kopf und ich fixierte die Menge. Ich brauchte irgendeinen Kölner. Jemanden der wusste, wo es langging. So jemanden fand ich in... Marlene. Sie war ein Mädchen aus meiner Klasse, das nichts von Ria wusste, sich aber gut in Köln auskannte. Nur, wenn sie Ria entdecken würde...
Ich bedeutete Ria, dass sie sich nicht vom Fleck rühren solle, dann ging ich zu Marlene, die in einigen Metern Entfernung mit ein paar Typen quatschte. Sie sahen nicht gerade vertrauenswürdig aus, aber zu ihnen wollte ich ja auch nicht. Schnurstracks lief ich genau auf sie zu und tippte sie an der Schulter. Sie drehte sich mit einem Lächeln im Gesicht zu mir um, doch als sie mich erkannte wurde es etwas schwächer. Nicht, dass sie mich nicht mochte, aber ich war einfach nicht mit ihr befreundet.
„Liah! Wie geht's dir?", fragte sie mich einigermaßen freundlich und ich versuchte zurückzulächeln. „Gut, danke. Und Dir?", antwortete ich. Ihr Lächeln wurde breiter und sie blickte bedeutungsvoll zu den drei Typen. „Na ja. Du weißt schon." Sie zwinkerte mir zu. Ich musste mich zusammenreißen um nicht ungeduldig zu werden, denn Ria stand alleine in einer riesigen Menschenmenge und Marlene begann hier zu smalltalken.
„Ähm... jedenfalls wollte ich dich nur etwas fragen. Weißt du zufällig, wo der nächste Bahnhof ist?", fragte ich bemüht höflich. Da meldete sich einer der Typen zu Wort. „Ich weiß, wo. Wenn du willst kann ich dir den Weg zeigen." Er lächelte bedeutungsvoll und ich musste beinahe würgen. So ein Schleimer.
„Nein Danke, ich verzichte. Ich brauche nur eine kurze Wegbeschreibung.", murmelte ich und ballte meine Fäuste so stark, dass sich meine Fingernägel tief in meine Handbällen gruben. Der Typ lächelte belustigt und beschrieb mir den Weg. Mann! War das wirklich so schwer gewesen?! Ich bedankte mich und lief unauffällig zurück zu Ria, die schon ganz unruhig geworden war.
„Warum hat das so lange gedauert?", fragte Ria vorwurfsvoll, „Kennst du die etwa?" Ich nickte. „Ja, aber nur das Mädchen. Ich wollte nur nach dem Weg fragen und sie dann so mit ihrem Wie geht's dir? Bla bla bla"
Ria sah mich forschend an und schüttelte dann lächelnd den Kopf. „Beruhig dich Liah. Seit wann bist du denn so leicht zu stressen?", fragte sie.
Ich spürte, wie mir leichte Röte ins Gesicht schoss. Ich wusste nicht warum und konnte nur mit den Schultern zucken. „Ich weiß es nicht. Lass uns zum Bahnhof gehen, wir müssen hier schnellstmöglich weg.", murmelte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Was versetzte mich denn so in Rage?
Ich setzte mich in Bewegung und schlängelte mich elegant durch die Menschenmasse. Ria folgte mir, wenn auch nicht so elegant. Ab und zu stießen sie Leute an. Dann zuckte sie zurück und lief schnell weiter. Als wir beim Bahnhof ankamen war sie völlig fertig.
„So viele Menschen", murmelte sie, „Und keiner sagt Entschuldigung oder so." Ich schüttelte lächelnd meinen Kopf. „Das ist immer so. Aber jetzt ist es erstmal wichtig, dass wir in einen Zug steigen, der uns möglichst weit weg bringt."
Sie nickte und wir liefen durch die große Schwingtür, die in den riesigen Bahnhof hineinführte. Dabei stieß uns ein ungefähr 20 Jahre alter Mann an. Er hatte dunkelbraune Haare und ein typisches Badboy-Lächeln.
„Na hallo meine Süße.", sagte er an Ria gewandt. Sie sah in verständnislos an, jedoch konnte ich in ihren Augen auch Faszination und... Bewunderung(?!) erkennen. Sie lächelte ihn an. Oh Mann, wenn sie jetzt anfing zu flirten!
„Wie heißt du, meine Kleine?", fragte er, „Hast du vielleicht Lust, dich mal mit mir zu verabreden? Bei mir zuhause?" Mann, was für ein Perversling! Der machte echt keine halben Sachen. Ich sollte mich wohl schleunigst einmischen, bevor Ria noch etwas falsches sagte. Verstand sie überhaupt, was dieser Kerl gemeint hatte?
„Ihr Name geht dich nichts an! Und sie will sich auch nicht mit dir treffen. Sie kennt dich ja gar nicht! Du machst jetzt besser schleunigst die Fliege, sonst verklage ich dich wegen sexueller Belästigung!", mischte ich mich ein. Meine Wut von vorhin hatte sich noch nicht ganz gelegt und es war mir ein Leichtes sie wieder zu entfesseln.
Nun drehte sich dieser ekelhafte Typ zu mir um und sagte mit einem schmierigen Lächeln:„Na sieh mal einer an. Zwillinge! Da ist wohl heute mein Glückstag. Wenn du willst kannst du auch gerne zu mir kommen." Das war zu viel. Ich griff nach Rias Hand, wohl wissend, was gleich passieren würde. In mir kochte meine Wut und vermischte sich mit der durch uns hindurchströmenden Energie. Der Typ zuckte zurück und ich war ziemlich stolz, denn wir sahen aus wie zwei Biker. Furchteinflößend und riesig. Ich lächelte den Typen an und sagte:„Du lässt uns in Ruhe, habe ich mich da klar ausgedrückt?"
Bevor dieser Idiot antworten konnte zog ich Ria schon in Richtung des Zuges und ließ ihre Hand los.
Da zog Ria an meinem Arm und zischte mich an:„Liah verdammt noch mal! Was sollte die Scheiße?! Warum hast du das gemacht? Weißt du wie gefährlich das war, er weiß jetzt wie wir aussehen, was wir können und wohin wir gehen. Wir hätten das friedlich beenden können und wir wären ihm nicht weiter aufgefallen. Aber jetzt hat er und garantiert in Erinnerung! Vielleicht geht er zur Polizei! Und wer weiß, ob die Polizei nicht mit der Gräfin zusammenarbeitet?"
Sie war komplett wütend.
„Es tut mir leid, ich bin ausgerastet... aber bei der Polizei wird ihm sowieso niemand glauben und wir haben daraus eine wichtige Erkenntnis gezogen.", versuchte ich sie zu beruhigen.
„Ach ja? Welche denn?! Dass wir damit auffällig sind? Danke, das wusste ich schon!" Sie schrie nun fast.
„Nein", brüllte ich zurück. Meine Beherrschung hatte ich nun komplett verloren. „Dass wir es kontrollieren können. Ich wollte jemand sein, der groß und furchteinflößend ist und genau das ist passiert. Verstehst du es nicht? Wir können es steuern. Wer weiß, was wir noch alles können." Meine Stimme war immer leiser geworden, bis sie schließlich normallaut war. Ria hingegen sah mich nur seltsam an. „Ist mir egal. Wir steigen jetzt in diesen Zug und fahren so weit weg wie möglich weg. Vielleicht reden wir dann nochmal darüber."
Mit diesen Worten zog sie mich in den nächstbesten Zug.

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