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10-Ria

Als ich um 12 Uhr in meinem Zimmer saß und wartete, kam ich mir schon ein bisschen bescheuerten vor. Hatte Liah es vergessen? Wie konnte sie so etwas vergessen? Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Sie war schon eine Viertelstunde zu spät und mit jeder Minute wurde das Zeitfenster für unsere Flucht kleiner. Ich zog mein Handy aus meiner Jacke, die ich vorsorglich bereits angezogen hatte und schrieb Liah eine Nachricht.

🌕Wo bist du?! Du bist zu spät!!!! Nicht mehr lange, dann können wir die ganze Sache vergessen! Mach mal schneller!

Unglaublich! Es war eine so wichtige Sache und sie kam nicht pünktlich. Hatte sie vielleicht kalte Füße bekommen und saß in ihrem Zimmer? Wartete sie absichtlich bis sich das Zeitfenster geschlossen hatte, weil sie es hier doch ganz gemütlich fand?
Doch das traute ich ihr nicht zu. Sie war mutig und abenteuerlustig und sie kam nur zu spät, wenn etwas passiert war. Sie hatte immer noch nicht auf meine Nachricht geantwortet. So langsam machte ich mir Sorgen um sie. Noch einmal schrieb ich ihr.

🌕Liah!!!! Wo bist du??!!

Aber sie antwortete wieder nicht.
„Scheiße!", fluchte ich. Ich fürchtete mich schon vor dem Gedanken, den ich jetzt hatte. Denn ich würde wohl selbst abhauen müssen, wenn Liah nicht kam.
Noch einmal sah ich auf die Uhr. 12:10Uhr. Ich musste jetzt los!
Meine Hände verkrampften sich, als ich sie um den Stuhl schloss und ihn hochhob. Immer höher, bis er schließlich über meinen Kopf war. Und dann, ohne weiter darüber nachzudenken, schleuderte ich den Stuhl mit voller Kraft gegen die Scheibe.
Glas splitterte und flog durch die Luft. Eine kleine Scherbe traf mich hart ins Gesicht und Blut lief meine Wange hinunter. Gedankenlos wischte ich es zur Seite und betrachtete das Blut, das meine ganze Hand bedeckte und sie rot färbte. Aber es war mir egal. Mein Instinkt schrie, ich solle losrennen, doch meine Beine waren wie festgewachsen und erlaubten mir keine Bewegung. Ich kämpfte gegen die Starre an, doch sie ließ mich nicht los. Stumm rannen Tränen über mein Gesicht und vermischten sich mit dem Blut auf meiner Wange. Platschend vielen die Tropfen zu Boden. Sie sanken in den Teppichboden ein und bildeten ein rotes Muster auf dem hellen Grund. An der Tür nahm ich eine Bewegung wahr und ich hob meinen Kopf. Gleich würde die Gräfin mich schnappen, mich hier fortbringen und irgendwo anders einsperren. Doch es war nicht die Gräfin, es war Liah. Entsetzt starrte sie auf mein Gesicht, das von Blut überzogen war. Sie blickte mir in die Augen und ich sah ihre Angst. Aber ich hatte keine Schmerzen. Es war nur eine kleine Wunde. Hätte ich sie nicht verwischt, wäre sie nicht weiter aufgefallen. „Alles gut", murmelte ich und bemerkte, dass ich mich wieder bewegen konnte. Mein Blick wanderte zu ihren Händen. Sie hielt zwei Boxen fest in einer Hand, von ihrem Rucksack war weit und breit nichts zu sehen. Sie streckte mir ihre freie Hand hin und ich atmete tief durch. Dann nahm ich sie und spürte, wie die Kraft durch mich hindurchströmte. Sie sah mir in die Augen und ich ihr. Entsetzen spiegelte sich in diesen Augen. Aber es waren nicht die Augen meiner Schwester. Nicht meine Augen. Sie waren fremd. Alles an ihr war fremd. Ihre Haare waren schwarz, ihre Augen braun und ihre Kleidung war eindeutig nicht die ihre. Als ich an mir hinuntersah, bemerkte ich, dass ich genauso aussah. Erschrocken ließ ich ihre Hand los und augenblicklich war sie wieder sie selbst.
„Was war das?", flüsterte sie benommen. Ich wusste es nicht. Ich konnte nur mit den Schultern zucken.

„Egal. Wir müssen los. Wo ist dein Rucksack?", meine Stimme klang fester als ich es vermutet hatte und sie nickte.
„In meinem Zimmer", sagte sie immer noch verstört und lief los. Ich folgte ihr durch die unzähligen Gänge. Sie sahen alle gleich aus und ich wunderte mich darüber, dass sie sich hier zurechtfand. Die Luft roch nach alten Büchern und Staub und ich hatte das Gefühl, dieses Haus wäre endlos groß. Liah lief unbeirrt weiter. Der Weg hatte sich in ihren Kopf eingebrannt und ich hatte keine andere Möglichkeit als ihr blind zu vertrauen. Schließlich kamen wir an ihrem Zimmer an. Ich staunte, als wir eintraten, denn es war voll von Fotos und so unglaublich bunt. Noch mehr aber staunte ich darüber, dass sie fast die gleichen Möbel wie ich hatte. Den gleichen Schreibtisch und den gleichen Stuhl. Diesen wunderschönen blauen Stuhl, mit dem ich vorher die Scheibe eingeschlagen hatte. Da stand sein Doppelgänger ganz friedlich an einem Schreibtisch, den man mit meinem hätte verwechseln können.
Liah packte den Rucksack, der auf dem Boden lag und stopfte die Box hinein. Dann reichte sie mir meine. Dabei berührten sich unsere Finger und eine Energiewelle durchströmte uns. Sie zog ihre Hand schnell zurück, doch ich war mir sicher, dass sie es auch wahrgenommen hatte. Ich zog meinen Rucksack aus und stopfte die Box auch hinein, dann schulterte ich ihn wieder und sah Liah erwartungsvoll an.
„Warum hast du so lange gebraucht? Ich musste die Scheibe kaputtschlagen!!!", fragte ich und spürte, wie sich meine Stimme hob. Sie sah mich bittend an und antwortete dann: „Ich wollte die Boxen füllen, aber die Küche war abgeschlossen, da musste ich den Schlüssel suchen. Als ich ihn dann hatte und die Boxen voll waren kam Henriette und hat mich gefragt, wofür ich das Zeug brauche. Ich habe ihr erzählt, es wäre für eine Freundin und ich würde nachher einen Ausflug machen. Dann hat sie mir erzählt, dass sie das Essen, das sie vorgekocht hat noch warmmachen muss. Dann gab es essen und ich musste mitessen. Du hast ja auch was bekommen, oder? Jedenfalls wollte ich danach abzischen, aber ich musste Henriette ja noch ablenken, also hab ich ihr erzählt, dass ich Ratten in der Küche gesehen habe. Sie ist richtig ausgeflippt. Erst dann konnte ich weg, aber ich hatte ja nur eine Viertelstunde zum Essen und dann dachte ich, wenn ich doch schonmal da bin kann ich sie auch direkt schon ablenken. Aber das hat auch Zeit gebraucht und ich hab wirklich die Zeit vergessen. Aber immerhin hab ich den Plan verkürzt."
Sie lächelte ängstlich. Ich hatte kein Wort von dem verstanden, was sie da gesagt hatte, aber ich nickte.
„Das heißt also, wir hauen jetzt sofort ab, weil die anderen Punkte schon erledigt sind?", fragte ich und hoffte, dass ich richtig interpretiert hatte. Daraufhin nickte sie und sagte:„Komm. Jetzt oder nie."

Wir liefen weiter und kamen zu einem Treppenhaus. Die Stufen wirkten alt und obwohl sie aus Stein waren hatte ich Angst, sie könnten einfach auseinanderbrechen. Ich hastete sie hinunter so schnell es ging und Liah kam mir kaum hinterher. Unten angekommen murmelte sie mir zu, dass ich ab jetzt sehr leise sein solle. Dann schlichen wir durch einen Gang, der endlich mal keinen Teppichboden hatte. Wenn ich es richtig erkannte war es Mamor. Also war das wohl das Stockwerk, in dem der Ausgang war. Liah lächelte mir zu während ich mich bewundernd um die eigene Achse drehte um die ganze Pracht dieses großen Saals auf mich einwirken zu lassen.
„Okay, das reicht.", flüsterte Liah tadelnd, denn sonst wäre ich hier wohl noch eine Weile stehen geblieben. Wie rannten leise weiter bis wir zu einer großen Tür kamen. Sie sah nicht aus, wie eine Ein- oder Ausgangstür und sie befand sich links. Daneben stand eine hölzerne Statue und auf der anderen Seite der Tür war ein Türrahmen ohne Tür, der in einen weiteren Saal führte, in dem ein langer Tisch stand.
Ich sah Liah fragend an. „Hier essen wir normalerweise.", sagte sie und ich staunte wieder. Ich hatte ja gar nicht gewusst, in was für einer Traumvilla ich lebte. Doch ich wusste, wir mussten weiter. Und das würde wohl das schwierigste werden, denn im Speisesaal befand sich eine Gestalt. Sie war mittelgroß, pummelig und trug eine Schürze. „Oh mein Gott. Ist das Henriette?!", fragte ich Liah. Diese sah mich mahnend an, denn ich hatte sehr laut gesprochen. Sie nickte und ich fuhr fort. „Ich kenne ja nur ihre Stimme von der Sprechanlage beim Speiseaufzug." Das war ja sowas von cool. Ich wollte hier gar nicht mehr weg. Oder doch, aber eben nicht schon sofort. Liah sah das wohl in meinem Blick, denn sie schüttelte den Kopf. „Nein. Wenn wir hier bleiben wars das. Sie werden dich nicht frei rumlaufen lassen!" Das sah ich ein, doch es wäre schon schön gewesen, diesen Teil meines Lebens auch richtig gelebt zu haben.
„Hör zu. Ich zähle bis drei, dann renne ich los. Du wartest vorerst hier. Es ist zu auffällig wenn wir beide gleichzeitig gehen. Henriette darf uns nicht sehen!", flüsterte mir Liah zu und mein Herzschlag würde schneller. Von diesem Moment hatte ich geträumt. Und es war kein schöner Traum gewesen. Erschrocken sah ich mich um, doch die Gräfin war nirgends zu sehen. Zögerlich legte Liah mir einen Arm auf die Schulter um mir Mut zu machen und dieses Mal passierte nichts. Doch es war trotzdem unglaublich hilfreich, denn ich wusste, dass sie bei mir war und mir half. Ich nickte ihr zu und sie hob die Hand. Drei, zwei, eins...zählte sie an den Fingern ab, dann rannte sie los und ließ mich alleine. Auf der anderen Seite winkte sie mir zu und zählte wieder. Ich spannte mich an und als ich losrannte rechnete ich damit, dass sich eine Hand auf meine Schulter legen würde, aber es geschah nichts. Verwundert drehte ich mich auf der Hälfte des Weges um. Da passierte es. Mit einem lauten Klatschen schlug ich auf dem Boden auf und schlitterte ein kleines Stück nach vorne. Und... landete direkt vor der offenen Türe des Speisesaals.
Liah, die schon fast bei einer großen Eichentür angekommen war, sog hörbar die Luft ein. Da passierte das, womit ich eigentlich fast schon gerechnet hatte. Henriette drehte sich um und sah mich. Sie ging auf mich zu und stand nun direkt vor mir. Mein Herz schlug mir bis zum Hals während Liah hinter einer Säule verschwand, um nicht entdeckt zu werden.
Verwundert zog Henriette eine Augenbraue nach oben und fragte:„Liah, was machst du denn da auf dem Boden? Geht es dir nicht gut? Ach du meine Güte, was hast du da im Gesicht? Ist das Blut?!"
Ich konnte es nicht fassen. Sie hielt mich doch tatsächlich für Liah! Erleichtert atmete ich aus und antwortete stotternd:„Es war mir zu warm und der Boden ist so schön kühl. Und Ähm... ich habe ganz starken Sonnenbrand." Was war das denn bitteschön für eine Antwort? Ich hätte mich ohrfeigen können. Doch etwas anderes war mir eben auf die Schnelle nicht eingefallen. Henriette lächelte mich an.
„Ach so. Warte mal, ich hole meine Brille. Ich kann dich ja gar nicht genau sehen. Hast du was anderes an?", fragte sie und wieder bekam ich ein kleines bisschen Panik.
„Nein, nein", antwortete ich, „Ich muss sowieso weiter. Ich hab ja noch eine Verabredung. Du weißt ja, deshalb der Rucksack."
„Na dann. Mach's gut und grüß deine Freundin von mir.", rief sie, während ich aufstand und davonstolperte.
Als sie wieder zurück in den Saal ging hörte ich Liah erleichtert aufatmen.
„Das war knapp. Wir sollten jetzt gehen, bevor noch etwas schief geht.", flüsterte sie, obwohl ich mir sicher war, dass Henriette uns nicht mehr hörte. Zusammen liefen wir das letzte Stück zur Eichentür und Liah griff nach der Klinke. „Bereit?", fragte sie und sah mich prüfend an.
Ich nickte. „Bereit!"
Da drückte sie auch schon die Klinke runter und öffnete die Tür.
Das grelle Licht der Sonne flutete die Eingangshalle und streichelte meine Haut. Ich atmete tief ein und roch das unglaubliche Aroma der Natur. Und der Freiheit. Ja! Jetzt war ich frei! Welt, nimm dich in Acht. Ich komme!

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