Kapitel 1
Es war dunkel. Nein, komplett finster. Aber selbst das schien noch nicht der rechte Ausdruck zu sein für meine missliche Situation. Ich meine, konnte es in einem selbst nicht auch komplett finster sein, oder in meinem Fall voller tiefhängendem Nebel? Finster und vernebelt, weil ich nicht weiter wusste. Sich die blinde Panik durch meinen Geist anbahnte. Nein, nicht das, wenn du ganz genau weißt, dass du absolut rein GAAAARR-nichts in einem von diesen ominösen Mathetests wusstest und schon deine Eltern Zuhause toben siehst. Ich meine, wenn du einfach vollkommen ratlos bist. Weil du deine Erinnerungen nicht mehr unter Kontrolle zu haben scheinst. Weil du jetzt nicht in deinem mollig warmen Bett aufgewacht bist, sondern irgendwo im Nirgendwo. Und allmählich schleicht sich so ein unheimliches Gefühl durch deine panikreichen, wirren Gedankenströme, als wie man sie bezeichnen würde. Obgleich es für dich nur zusammengeworfene Wortfetzen oder einzelne Bilder sind, die einfach so auftauchen. Und anstatt, dass dir jetzt dieser rätselhafte Gedankenblitz erscheint, in dem du erfährst, was geschehen ist, stehst du immernoch geschockt da. Das machte es noch so viel schlimmer. Dieser Augenblick. Hier an diesem verlassenen Ort kommt dir nämlich nichts bekannt vor. Und du hast nicht die blasseste Ahnung, was gestern war. Obwohl du noch nie einen Tropfen Alkohol oder Sonstiges angerührt hast. Nein, niemals. Wirklich.
Wenn das jetzt schon alles gewesen wäre. Denn zu deinem ganz persönlichen Vergnügen tut dein Kopf so bestialisch weh, als hätte deine Uroma Hilde ihren hiesigen Rollator auf ihn niedersausen lassen. Versehentlich, wohlgemerkt.
Ich schloss die Augen. Öffnete sie wieder. Blinzelte und atmete einmal zitternd ein und wieder aus. Das konnte nicht sein.
Das ist nicht real.
Und wenn doch?, erschallte da auch schon die beängstigende Antwort in meinem Kopf. Ja, was wäre, wenn eben doch? Bei diesem Gedanken musste ich schlucken. Aber wie konnte das überhaupt sein? Langsam drehte ich mich einmal um meine eigene Achse. Aber wenn das einer dieser lebhaften Träume war, die bei mir jeder in der Familie zu haben schien, warum fühlte sich das alles hier dann so verdammt real an. Nein, DAS war kein Traum, ausgeschlossen, ich konnte jedes einzelne Detail um mich herum ausmachen. Sondern wohl eher bittere Realität und als mir das klar wurde, jagte es mir einen eiskalter Schauder den Rücken hinab und panisch riss ich die hölzerne Tür der kleinen Hütte auf, in der ich vor kurzem zum ersten Mal benommen die Augen aufgeschlagen hatte und fand mich inmitten von einem unendlich großen Meer aus meterhohen Bäumen wieder.
Allein.
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