Wenn mein Gehirn Langeweile hat...
Die Jägerin ließ ihren Blick durch den von Schatten durchzogenen Wald schweifen. Ein Flirren lag in der Luft und es war totenstill, als würde selbst der Wald die Luft anhalten und auf etwas warten.
Da, plötzlich ein Lichtreflex am äußersten Rande ihres Sichtfelds, so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Die junge Frau fuhr herum und jagte zwischen den uralten Stämmen hindurch, immer dem Blitzen hinterher, welches mal hier, mal da zwischen den Sträuchern auftauchte. Oft dachte sie, sie hätte es verloren, doch dann erschien es weit vor ihr im dunklen Dickicht.
Bald wurde das Glitzern langsamer und Hoffnung durchfuhr die Jägerin, wie ein Blitz. Endlich, die wochenlange Suche, die Torturen und Opfer, all dies würde nicht umsonst gewesen sein. Urplötzlich jedoch verschwand das Blitzen und war auch in den nächsten Minuten, die die Jägerin mit angehaltenem Atem und offenen Augen verbrachte, nicht mehr zu entdecken.
Erschöpft lies die junge Frau sich auf dem weichen Moospolster nieder, stützte de Kopf auf die Knie und schloss die Augen. Eine leise Träne hinterließ eine feuchte Spur auf ihrer Wange und tropfte auf die ausgebleichte, von Löchern durchzogene Tunika. Alles war umsonst. Tausende Tote, die auf den Feldern des Blutes in den letzten Monaten für ihr Land gestorben waren, all die hitzigen Debatten der Elfenfürsten und all die Angst im Volk. Alles war umsonst. Sie hätten schon vor Monaten fliehen können, aber sie hatte ihren Vater überredet auszuharren, weiterzukämpfen, zu bleiben, zu hoffen. Zu hoffen auf das scheinbar Unmögliche, zu hoffen auf Rettung. Doch nun war selbst ihr letzter Hoffnungsschimmer verpufft, für immer verloren, zusammen mit dem Licht im Wald.
Die Hoffnung hatte ihr die Kraft gegeben weiterzukämpfen. Doch nun brachen der ganze Druck, die Angst und die Trauer über sie herein, begruben sie unter einer Decke aus Gefühlen und erstickten die fast. Verzweifelt schnappte sie nach Luft, doch es kam nicht genügend Sauerstoff in ihre Lungen. Der Wald begann vor ihren Augen zu verschwimmen, wurde dunkler und dunkler, bis sie schließlich in eine schwarze Taubheit sank.
Plötzlich war da wieder Licht. Ein sanftes goldenes Schimmern, begleitet von einer feinen Stimme, brachte die erstickende Dunkelheit langsam zum schmelzen. Die Stimme sang, in einer Sprache, die so uralt war, das selbst die Ältesten sie nicht verstehen könnten. Und doch wusste die Jägerin genau, worum es in dem Lied ging. Es war kein fröhliches Lied. Aber es sprach von Stärke, Kraft und einem Neuanfang.
Langsam öffnete die junge Frau die Augen. Ein sanftes Flimmern lag in der Luft, vertrieb die Schatten und tauchte die Lichtung in eine. Feinen goldenen Glanz. Erst dann bemerkte sie das kleine Mädchen, welches an ihrer Seite saß und sie mit großen, klargrünen Augen anblickte. Sie trug ein silbernes Kleid, welches in der selben unirdischen Farbe leuchtete, wie das lange Haar des Mädchen. Auf ihrer Schulter saß ein kleiner silberner Drache, mit goldenen Hörnern und Augen in demselben klaren grün, wie die des Mädchens.
„Wer bist du?", fragte die Jägerin leise.
„Das ist unwichtig. Wichtig ist, wer du bist. Und was du hier machst.", antwortet das Mädchen mit einer Stimme, gleich dem Gesang eines Vogels.
„Ich bin...", wollte die Jägerin erklären, doch das Kind unterbrach sie.
„Ich weiß, wer du bist. Du bist Elowyn, wahre Erbin des Elfenreiches. Und du brauchst meine Hilfe."
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