Gedanken und Gefühle
Gewidmet an M.
Siehst du mich?
Denn ich sehe dich. Ich sehe dich ständig aber sehne mich danach, dich noch öfter, dich immer zu sehen. Überall wo ich bin, halte ich Ausschau nach dir, obwohl mir eigentlich völlig klar ist, dass du nicht an diesen Orten bist. Ich bin enttäuscht, weiß nichts mit mir anzufangen und kann an nichts anderes als an dich denken. Ich vermisse dich, weißt du das?
Nein, natürlich nicht.
Ich frage mich eigentlich, ob du es weißt oder zumindest ahnst. Eigentlich kann es nicht sein. Ich würde behaupten, dass ich mich recht unauffällig verhalte, jedenfalls meistens. Zugegeben, vielleicht starre ich etwas viel, aber dich anzuschauen ist doch das Einzige, was ich darf, oder nicht?
Sie schauen dich doch alle an.
Andererseits bist du intelligent. Vielleicht hast du es bemerkt, vielleicht auch nicht. Aber was spielt das überhaupt für eine Rolle?
Das Problem bin immer noch ich.
Meine Schüchternheit, mein Aussehen, mein mangelndes Selbstbewusstsein, meine Ausdrucksweise. Ich würde immer gerne genau das sagen, was gerade in meinem Kopf herumschwirrt aber das geht nicht, Diese Gedanken sind zu privat, zu abstrus, zu schmutzig, zu lächerlich.
Ich will wissen, was du von mir denkst.
Findest du mich hübsch?
Findest du mich klug?
Falle ich dir überhaupt auf?
Denkst du an mich, auch wenn du eigentlich an einem ganz anderen Ort bist und mit ganz anderen Dingen beschäftigt bist?
Denn so geht es mir. Ich denke immer öfter an dich und dann fühle ich mich lächerlich. Wer bin ich eigentlich, dass ich das Recht habe, über dich nachzudenken, überhaupt an dich zu denken. Das ist doch krank, oder nicht?
Ich möchte so gerne mehr über dich wissen. Dein Lieblingsessen, deine Lieblingsfarbe, wer deine Freunde sind, wie du zu deiner Familie stehst, wie du wohnst, ob du Haustiere hast, was du machst, wenn du ganz alleine bist, wer du bist, wenn du ganz alleine bist?
Ich könnte dich so viele Dinge fragen.
Ich könnte einfach zu dir gehen und dir all diese Fragen stellen, aber ich weiß, dass ich das nie könnte. Es würde einfach zu offensichtlich wirken. Ich weiß ja nicht einmal, ob ich das eigentlich könnte.
Hast du eine Freundin?
Irgendwie kommt es mir so vor, als hättest du keine, aber andererseits siehst du so gut aus, dass du in deinem Alter eigentlich nicht mehr single sein kannst. Ach, warum ist das alles so verdammt kompliziert?
Und dann ist da noch sie.
Sie, die da bei dir steht.
Sie, die so hübsch ist.
Viel hübscher als ich, viel gebildeter und ungefähr in deinem Alter.
Sie, die den selben Namen trägt wie ich. Ich kann sie nicht leiden.
Einmal habe ich mir vorgestellt, dass ihr beide etwas miteinander habt. Du flüsterst meinen Namen, stöhnst ihn vielleicht, aber meinst damit nicht mich, sondern sie. Das bricht mir das Herz.
Ich bin verrückt, völlig verrückt und steigere mich da in etwas hinein. Sag es mir einfach.
Wenn ich wüsste, dass du keine Freundin hast, würde ich mir Hoffnungen machen. Hoffnungen, die frühestens nächsten Sommer erfüllt werden könnten. Und dann?
Angenommen, ich würde dir nächsten Sommer von meinen Gefühlen erzählen.
Jetzt geht es noch nicht. Ich würde bestimmt alles kaputt machen. Du würdest mich hassen für all die Probleme, die ich dadurch anrichten würde. Du hast so viel zu verlieren, während ich gar nichts habe, was ich verlieren könnte. Ich will kein Chaos anrichten, bitte verstehe mich nicht falsch.
Jedenfalls könnte ich dir frühestens nächsten Sommer davon erzählen. Aber dann, was kommt dann? Natürlich würdest du meine Gefühle nicht erwidern.
Warum solltest du das auch?
Würdest du mich abweisen oder mir doch eine Chance geben?
Würden wir dann miteinander ausgehen?
Über was würden wir sprechen?
Über deinen Beruf?
Über unsere Hobbys?
Über das Reisen?
Würdest du mich überhaupt verstehen?
Würde ich dich überhaupt verstehen?
Würdest du mich überhaupt ernst nehmen?
Nächsten Sommer bin ich siebzehn, du siebenundzwanzig oder achtundzwanzig. Ich weiß nicht einmal, wann du Geburtstag hast. Es ist wirklich schrecklich. Ich bin schrecklich. Kann das überhaupt funktionieren? Ich wünsche mir, dass es tun würde. Ich wünsche mir, mit dir zusammen zu sein aber andererseits fürchte ich mich auch davor. Würdest du meine Art aushalten? Meine Launen, ständigen Meinungswechsel, meine Unsicherheit?
Würden wir uns überhaupt verstehen?
Wie bist du? Wärst du liebevoll, warmherzig oder kühl und besitzergreifend? Verurteilst du mich für meine Gefühle? Würdest du mich nervig finden?
Und wie würden meine Eltern reagieren?
Mein Vater kennt dich nicht. Sicherlich wäre er sehr skeptisch. Meine Mutter mag dich, glaube ich, aber natürlich nicht in dem Kontext.
Würde deine Familie mich akzeptieren, mich mögen?
Bestimmt würden viele diesen Altersunterschied ganz furchtbar finden. Du viel zu alt, ich viel zu jung. Aber ich bin reif für mein Alter. Bitte, seht das doch. Sieh das doch.
Meine Verwandten würden mich belächeln, mir sagen, dass ich doch nichts vom Leben verstehe und mir jemanden in meinem Alter suchen soll. Wahrscheinlich hätten sie sogar recht. Ich sehe aus wie ein Kind, wahrscheinlich bin ich das auch noch und weiß so gut wie nichts über diese Welt und vom Leben. Wenn du wüsstest, wie wenig ich von denen Dingen weiß, auf die es wirklich ankommt...
Was wäre ich für dich?
Eine Freundin, eine Geliebte, ein netter Zeitvertreib, etwas mit dem du angeben könntest oder würdest du dich meiner schämen?
Würdest du meine Hand halten, wenn wir bei deinen Freunden sind oder würdest du sie, die im Gegensatz zu deiner so winzig aussieht, weggeschlagen, wenn ich sie dir hinhalten würde?
Ich stelle mir vor, wie wir zusammen in den Urlaub fahren. Vielleicht nach Kroatien. Ich liebe Kroatien und du hast dort Familie, oder? Es würde so verdammt schön werden.
Das sind alles nur meine albernen Vorstellungen, ein lächerlicher Versuch, meine Gefühle zu verarbeiten und irgendwie zu verstehen. Bitte vergiss das nicht.
Ich weiß nicht einmal richtig, was ich für dich empfinde. Es ist noch keine Liebe, oder? Ich würde spüren, wenn ich dich richtig lieben würde, oder nicht?
Es ist ein starkes Gefühl, welches mir in der Brust schmerzt, wenn mir wieder einfällt, wer du bist und wer ich bin.
Warum muss eigentlich alles so kompliziert sein?
Ich vermisse dich und wollte dir bloß sagen, wo auch immer du gerade bist, dass ich dich sehr mag.
Zu sehr.
(1038 Wörter)
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