Neues Schuljahr
Nach den sechs Wochen Sommerferien, war es ein seltsames Gefühl, wieder in der Schule zu sein. Es war laut und voll. Die meisten Schüler liefen aufgeregt im Foyer hin und her, um ihre Freunde zu suchen und mit ihnen über die Sommerferien zu reden.
Außerdem drängelten sich viele Schüler um den Vertretungs- und Lehrerplan, um zu sehen, welche neuen Lehrer es gab und ob es schon Informationen zu den Stunden gab.
Auch ich war auf der Suche nach meinen Freunden. Während die meisten meiner Freunde in den Ferien im Urlaub oder auf Jugendfreizeiten gewesen waren, hatte ich fast die kompletten Ferien zu Hause verbracht.
Dass wir Tante Jasmin und Onkel Carlos in den Bergen besucht hatten war unser Ferien Highlight gewesen, da meine Eltern auch in den Ferien arbeiten mussten.
Also hatten mein Bruder René und ich viel Zeit am See oder zu Hause verbracht, René war auf die eine oder andere Party gegangen und ich hatte mich meiner Kunst gewidmet.
"Hey Rose...", hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme hinter mir.
Josephine! Sie war in den Ferien in Spanien gewesen und ich hatte sie das letzte Mal am letzten Schultag getroffen, weshalb ich mich umso mehr freute, sie jetzt wieder zu sehen.
"Hey Josie...", sagte ich und fiel meiner besten Freundin stürmisch um den Hals.
Die große Masse im Foyer wurde nach und nach kleiner, da sich die Schüler auf den Weg zu ihren Klassenzimmern machten. Auch Josie und ich liefen aus dem Gebäude, um zu unserem neuen Klassenraum im anderen Gebäude zu gehen.
Josie erzählte mir von ihren Ferien. Sie waren in Barcelona gewesen und am Strand von Spanien. Sie hatte dort in der Umgebung Verwandtschaft, weshalb sie und ihre Eltern meist die kompletten Sommerferien dort verbrachten. Während Josie noch erzählte, kamen wir an unserem neuen Klassenraum an, an dem unsere Klassenkameraden schon auf unsere neue Klassenlehrerin warteten, die unser alter Lehrer uns im letzten Jahr angekündigt hatte.
Bella stand auch schon an unserem Klassenraum und kam aufgeregt auf Josie und mich zu. Ich kannte Bella schon seit ich hierhergezogen war. Also inzwischen seit fast 4 Jahren. Davor war ich auf einer größeren Schule in der Stadt gewesen, doch nach dem Tod meines Opas waren meine Eltern mit mir und meinem Bruder in sein altes Haus eingezogen.
Bella hatte zwei Wochen der Ferien in einem Feriencamp verbracht, war zwei Wochen bei ihrem Vater in der Schweiz gewesen und die anderen zwei Wochen mit ihrer Mutter und ihren zwei kleinen Geschwistern in Italien.
Ihr wurde sicherlich nie langweilig in den Ferien. Aber dafür sah sie immer nur einen ihrer Elternteile. Ich konnte mir das gar nicht vorstellen. Meine Eltern waren zwar oft am Streiten, aber dass sie sich scheiden lassen könnten, war mir nie in den Sinn gekommen.
Bella zeigte uns gerade die Fotos vom italienischen Strand, als es um uns herum plötzlich leise wurde, da unsere Klassenkameraden gespannt auf die Treppe schauten, auf der unsere neue Lehrerin hochkam.
Bella, Josie und ich drehten uns ebenfalls zur Treppe und runzelten verwirrt die Stirn als ein älterer Herr mit langen grauen Haaren die Treppe hochkam, neben sich einen jungen Kerl.
War das ein neuer Schüler? Wobei er definitiv älter als 16 Jahre aussah. Vielleicht schon 18-20 Jahre. War er sitzen geblieben?
Den umstehenden Schülern stand allen diese Frage aufs Gesicht geschrieben, doch keiner gab einen Laut von sich, während der Lehrer die Türe aufschloss und zum Pult lief, den jungen Mann an seiner Seite.
Als sich alle auf ihren Platz gesetzt hatten, räusperte sich der Lehrer.
"Wie Sie alle sehen, bin ich nicht Frau Lehmiger, die ihre Klasse eigentlich unterrichten sollte. Frau Lehmiger ist aktuell im Mutterschutz und somit musste ein Ersatz gesucht werden. Wie Sie ja sehen, bin ich nicht mehr der Jüngste, deswegen, bin ich froh, Ihnen meinen neuen Kollegen vorzustellen, der dieses Jahr als Aushilfe an der Schule mithilft, während er im Lehramtsstudium ist. Herr Keller wird Sie teilweise unterrichten und ich werde ihn als Mentor unterstützen. Mich kennen Sie vielleicht schon aus den vorherigen Jahren. Mein Name ist Herr Sieler."
Alles war ruhig, auch Constantin wagte es nicht etwas zu sagen, obwohl er sonst immer seinen Kommentar zu allem abgeben musste.
Herr Keller, der immer noch neben seinem Mentor stand, blickte jeden von uns Schülern an, als wollte er sich jedes Gesicht merken.
Er hatte braune Haare, war relativ groß und hatte eine schlanke, aber durchtrainierte Figur. Seine dunkelbraunen Augen wirkten freundlich.
Als er mich ansah, schaute ich verunsichert zurück.
Sein Blick schien etwas zu suchen, in den Gesichtern der Schüler und als er schließlich jeden einzelnen angesehen hatte, klatschte er in die Hände.
"Vielen Dank Herr Sieler. Euch allen ein herzliches Willkommen in der 10. Klasse. Ich bin Liam Keller. Ich bin 19 Jahre alt und deshalb nicht wirklich viel älter als ihr, weshalb ihr mich gerne duzen könnt.", sagte er. Herr Sieler setze sich hinter das Lehrerpult und ließ Liam sein Ding machen.
Kira meldete sich.
"Ja, gibt es Fragen?", fragte Liam und sah sie an.
Kira nahm ihre Hand herunter und klimperte mit ihren langen geschwungenen Wimpern. Sie holte Luft und strich sich noch eine lange blonde Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie ihre Frage stellte.
"Wie kann es sein, dass Sie... Entschuldigung... du... schon so früh eine Aushilfe in der Schule machst? Machen die meisten das nicht nach dem Studium?"
"Nach dem Studium macht man sein Referendariat, das stimmt, aber da ich sowieso Praktika machen muss und ich weiter weg wohne, habe ich mit der Hochschule vereinbart, dass ich meine Praktika am Stück mache, damit ich nicht immer mal wieder pendeln muss, sondern gleich für das Jahr hier wohnen kann. Da ich allerdings noch nicht richtig unterrichten darf, mache ich nur eine Aushilfe. Gibt es noch andere Fragen zu mir?"
Bella hob die Hand und Liam nickte ihr zu: "In welchen Fächern wirst du alles aushelfen?"
"Ich werde hauptsächlich in eure Klasse dabei sein, in Deutsch, Geschichte und Sport. Ich werde aber auch in den 5. Klassen Sport aushelfen und vermutlich einige Vertretungsstunden machen.", sagte Liam.
Kira und Samira stupsten sich kichernd an, als er Sport sagte und tuschelten miteinander. Vermutlich stellten sie ihn sich direkt oben ohne vor.
Samira und Kira waren die geborenen Klassenzicken. Immer hinter den heißen Jungs her, immer in Drama verwickelt und immer mindestens ein Kilogramm Schminke im Gesicht.
"Nun gut, wenn das alle Fragen sind, hätte ich nun ein paar Fragen an euch. Ich werde gleich die Klassenliste durchgehen, um eure Namen kennenzulernen. Ihr dürft mir dazu noch sagen, wie alt ihr seid und was ihr gerne in eurer Freizeit macht. Wenn wir mit der Liste durch sind, bekommt ihr von mir euren diesjährigen Stundenplan.", sagte Liam.
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