Der Aushilfslehrer
Liam ging die Klassenliste alphabetisch durch, weshalb er meinen Namen zuletzt aufrief: "Rosalie Zano"
Liam sah mich interessiert an. Ich strich mir meine langen glatten roten Haare aus dem Gesicht und beantwortete seine Fragen.
"Ich bin 16 Jahre alt und in meiner Freizeit male und tanze ich gerne."
Liam lächelte zufrieden und schlug das Klassenbuch zu.
"Nun gut, das waren alle. Dann zeige ich euch jetzt euren Stundenplan."
Er teilte uns jeweils einen Stundenplan aus, auf denen die Fächer, Lehrer und Räume draufstanden.
"Wie ihr seht, werden wir uns außer Freitag an jedem Wochentag sehen. Es wird euch also nie langweilig.", meinte Liam spaßig.
"Ich versuche bis nächste Woche alle eure Namen zu können, bis dahin könnt ihr eure Namensschilder aufstellen.", fügte er noch hinzu.
"Das wäre es jetzt erstmal für jetzt. Wir machen eine kurze Pause. Zwei, drei Leute dürften mir mit den Büchern helfen, die bekommt ihr dann noch von mir."
Natürlich meldete sich Kira freiwillig, mit Samira, um Liam zu helfen. Auch Leon erklärte sich dazu bereit die Bücher mitzutragen.
Als Liam und seine Helfer den Raum verlassen hatten, zusammen mit Herrn Sieler, fing das Getuschel an.
"Er sieht halt schon echt gut aus!", meinte Mirina zu ihrer Freundin Petra.
"Der Typ ist wenigstens mal etwas verständnisvoller, nicht so, wie die alten Lehrer", meinte Niklas.
"Oh man, Kira wird dieses Jahr noch anstrengender!", stöhnte Bella auf.
Ich nickte: "Die kann doch kein Typ ernst nehmen. Ich weiß nicht, wie sie generell immer an die ganzen Jungs rankommt, die mit ihr auf den Partys rummachen!", sagte Josie.
Die beiden sahen mich an, wie um zu fragen, was ich denn dazu zu sagen hatte. Ich hatte aber nicht viel dazu zu sagen.
"Ich muss kurz aufs Klo. So lange könnt ihr mal Wetten abschließen, wie lange es dauern wird, dass Kira ihren Minirock anzieht beim Sport.", war mein einziger Kommentar dazu.
Ich ging also aufs Klo, bis die nächste Stunde begann.
Als ich aus der Türe wieder rausging, lief mir gerade Liam über den Weg.
Er lief etwas langsamer, als er mich sah.
"Oh. Rosalie, richtig? Könntest du mir vielleicht kurz mit den letzten Büchern helfen? Die beiden Mädels konnten leider nicht alle Stapel tragen", meinte er und ich nickte. Kira und Samira hatten sich vermutlich ihre tollen Gel Nägel nicht abbrechen wollen und hatten nur das nötigste gemacht und ihn dabei noch zugetextet.
Er lächelte dankbar und zeigte auf einen der letzten Bücherstapel im Abstellraum. Ich nahm den einen davon entgegen, den anderen trug Liam selber Richtung Klassenraum.
"Und... Bist du zufrieden mit dem Stundenplan und den Lehrern?", fragte er mich während dem Laufen.
"Ja. Ich denke, das Schuljahr wird... nun ja, mindestens erträglich...", meinte ich lachend. Die meisten Lehrer gingen klar. Nur in Französisch würde ich mich wieder mit Herrn Waldmann rumschlagen müssen. Dieses Jahr zum Glück zum letzten Mal.
"Schön. Ich hoffe, es ist nicht komisch, von jemandem mit unterrichtet zu werden, der noch so jung ist?", fragte er weiter.
"Nein. Ich denke, dass es besser ist, denn immerhin weißt du ja noch selber, wie es in der Schule war und was man sich von seinen Lehrern eigentlich so wünscht."
"Ja. Ich hoffe, ich kann auf diese Wünsche auch eingehen. Aber ganz ehrlich gesagt, fühle ich mich überhaupt nicht wie ein Lehrer. Ich hoffe, dass ich vielleicht auch ein paar Leute hier kennenlernen kann.", meinte er.
Inzwischen hatten wir den Klassenraum erreicht und ich stellte meinen Bücherstapel auf dem Pult ab. Er bedankte sich noch kurz bei mir, bevor ich mich unter den prüfenden Blicken von Kira und Samira wieder auf meinen Platz setzte.
Nachdem wir die Bücher ausgeteilt hatten und die Deutsch Stunde rum war, gingen wir in die Pause.
"Jetzt mal ehrlich Rose. Wie findest du ihn?", fragte Bella in der Pause nochmal genauer nach.
"Nun, wie soll ich ihn schon finden. Er wirkt auf mich sehr freundlich und motiviert.", sagte ich darauf hin.
"Kira und Samira waren vorhin vielleicht angepisst, als Liam mit dir alleine ins Klassenzimmer kam.", sagte Josie.
"Im Ernst?", fragte ich.
"Ja na klar. Sie wollen den armen Kerl klarmachen. Vor allem Kira. Die hat mit Samira darum gewettet, dass Liam bis zum Halbjahr ganz ihr gehört."
"Das ist doch krank. Wie kann man nur so einen Wettbewerb aus so einen Scheiß machen!", regte ich mich auf.
"Aber echt. Wobei ich schon zugeben muss, dass ich bei ihm nicht ganz abgeneigt wäre. Wenn man mal davon absehen würde, dass ich schon vergeben und er quasi unser Lehrer ist. Wäre das überhaupt legal?", fragte Josie.
"Er ist ja kein Beamter der Schule. Er darf uns auch nicht benoten. Und er unterrichtet uns ja auch nicht wirklich. So von dem her wäre das also schon legal. Aber davon mal abgesehen, sollte man ja jemanden nicht nur wegen dem Aussehen aussuchen.", meinte ich darauf.
"Aber wenn es nur um das Aussehen gehen würde?", hakte Bella nach.
"Dann, und bitte zitiert mich nirgends und stellt jetzt nichts falsch dar, würde ich mich nicht mit Händen und Füßen wehren."
Bella und Josie lachten.
Sie fragten mich sowas ständig, bei jedem Jungen, der nur annährend gut aussah. Insgeheim wollten sie mich schon lange verkuppeln. Spätestens seit letztem Jahr, in dem Josie mit Jasper zusammengekommen war, nachdem Bella schon eine Weile mit Ben zusammen gewesen war.
Gott sei Dank war damit die Fragerunde aber beendet, da die nächste Stunde gleich begann und ich noch zum nächsten Raum laufen musste.
"Wir sehen und nach Reli. Viel Spaß dir mit Herrn Walter Josie."
Josie stöhnte auf, während Bella und ich und auf den Weg zu Religion bei Frau Arndt aufmachten.
Nachdem Frau Arndt ganz kreativerweise auf die Idee kam, dass wir nach verschiedenen Bibelstellen suchen sollten und nachdem sie uns den Lehrplan für das Jahr vorgestellt hatte, ging es auch schon in die nächste Pause.
Da wir in der 10. Klasse aber Musik und Kunst in der örtlichen Grundschule hatten, da unser Gebäude zu klein für alle Klassen war, ging die Pause dafür drauf, zur Grundschule zu laufen.
Kunst und Musik gingen wie immer zu schnell rum.
Danach war dann auch schon der erste Schultag geschafft.
"Wir sehen uns dann morgen in Englisch.", meinte Josie.
"Jaja, geh schon zu Jasper.", rief ich ihr noch hinterher, während Josie schon davonrannte.
"Und Ben?", fragte ich zu Bella.
"Der hatte heute früher aus und ist schon nach Hause gefahren. Ich fahre mit dem späteren Bus jetzt zu ihm." erläuterte sie.
"Na dann gute Fahrt.", wünschte ich ihr.
Da alle meine Freunde nun also heimwärts fuhren, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Da ich mit meinen Eltern in die Gegend gezogen war, lag die Schule nur ein paar Gehminuten von der Schule entfernt.
Die Sonne schien hell und warm auf den Asphalt und ich lief den schmalen Weg entlang, als plötzlich eine vertraute Person neben mir auftauchte.
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