„Egal was du tust, schau ihm nicht in die Augen", beharre ich und hoffe, dass Jamira dieses eine Mal auf mich hört. Doch sie verdreht nur die Augen und brummt etwas Unverständliches. „Ich meine es ernst, Jamira!"

„Reg dich ab, großer Bruder. Ich bin nicht dumm, keine Sorge." Auf meinen skeptischen Blick hin seufzt sie gedehnt. „Ich habe alles im Griff, Melo."

Doch ich weiß es besser: Sie macht nur gute Miene zum bösen Spiel. Dabei vergisst Jamira, dass ich sie schon ihr Leben lang kenne. Ich durchschaue ihre Lügen.

Sie bemerkt meine Bedenken und umarmt mich kurz. „Er ist nicht der Teufel – auch wenn er so aussieht", will sie mich beruhigen.

Aber das weiß ich ebenfalls besser. Messalon ist der Teufel. Und das nicht nur, weil er Hörner, Hufe und einen Schwanz mit giftiger Spitze hat. Er ist der Warlord dieses Planeten und hat mir bei unserer letzten Begegnung fast das Leben ausgesaugt – aus reiner Bosheit und mit einem einzigen Blick. Erst im letzten Moment ließ er mich gehen. Doch wenn wir ihm heute Nacht nicht das Geld bringen, wird er mich töten. Und Jamira noch dazu ...

Dummerweise konnten wir nur einen Teil der Summe auftreiben. Was das bedeutet, ist uns beiden klar.

„Gehen wir noch einmal den Plan durch?", fragt meine Schwester und ich nicke zustimmend. Wir müssen Messalon irgendwie besänftigen.

Also beginne ich: „Er hat mir schon einmal angeboten, für ihn zu arbeiten. Ich werde darauf zurückkommen und ihn bitten, mir noch eine Chance zu geben."

„Hoffentlich ist er nicht so nachtragend, wie alle sagen", murmelt Jamira.

Da muss ich sie leider enttäuschen. Dieses Alien wird seinem Ruf in allen Punkten gerecht. Leider. Ich kann nur hoffen, dass ihn mein Wissen noch immer reizt.

Damals habe ich abgelehnt, weil ich auf keinen Fall seine Schreckensherrschaft unterstützen wollte. Was er tut, ist einfach falsch! Aber Messalon akzeptiert kein Nein. Er hat Jamira durch miese Tricks in eine Falle gelockt und nun schulden wir ihm knapp eine Million Zylon. Dabei weiß er genau, dass es in dieser Galaxie unmöglich ist, ohne krumme Geschäfte so viel Geld zu verdienen.

„Du hältst dich im Hintergrund und sagst kein Wort", fahre ich fort. „Und wage es nicht, ihm in die Augen zu sehen! Er will dich sowieso nur dabeihaben, um mich unter Druck zu setzen." Ich halte Jamiras Blick gefangen und sage eindringlich: „Was auch geschieht, spiel nicht die Heldin. Wenn er dir etwas antut, könnte ich mir das niemals verzeihen. Also verschwinde von dort, sobald es brenzlich wird."

Jamira will protestieren, aber ich bringe sie mit einer entschiedenen Handbewegung zum Schweigen. „Versprich es mir, Jamira! Ich muss wissen, dass du dich in Sicherheit bringst, wenn etwas schiefgeht."

Meine kleine Schwester schluckt schwer. Ich kann sehen, wie gerne sie widersprechen und notfalls sogar gegen das Alien kämpfen würde. Aber ich will, dass sie überlebt – selbst, wenn ich dafür sterben muss. Denn das ist Plan B: Im Notfall opfere ich mich für Jamiras Freiheit. Das wird Messalon als Rache genügen.