3 Jahre zuvor

Maria POV

Ich klammere mich fast wie ein kleines Kind an Newt, doch diese Umarmung brauche ich einfach. Es tut so gut, ihn in den Arm schließen zu können, ohne Angst zu haben, dass man gewaltsam von ihm weggerissen wird oder man eine Strafe bekommt. Das ganze Essen über war es eine reine Folter für mich, dass er mir gegenüber saß, mich allerdings nicht angeblickt hat. Ich habe schon gedacht, dass er mich jetzt endgültig hasst, doch zu wissen, dass es nicht so ist, ist fast das Beste überhaupt. „Wir müssen uns einen Plan zurechtlegen, wie wir uns sehen können, Maria. Ich muss dich sehen, es geht einfach nicht anders. All die Jahre waren so grausam, wir müssen etwas tun, dass unsere Freundschaft wieder stärker wird", sagt er und das sind die schönsten Worte, die ich in den letzen Jahren gehört habe. Ich löse mich mit rasendem Herzen aus der Umarmung und setze mich neben ihn auf die Bettkante. Sein Kopf ragt weit über meinen hinaus, so viel ist er also gewachsen. Ich habe all das nicht mitbekommen, wie er sich weiterentwickelt hat, woher weiß ich denn, ob er nicht eine Freundin hat? Scott ist schließlich auch mit Lilli zusammen, wer sagt also, dass Newt nicht auch jemanden hat? Der Gedanke daran ist wie ein Messerstich in ein Herz, rasende Eifersucht überkommt mich. Ich will ihn mit niemandem teilen. Doch jetzt darf ich daran keinen Gedanken verschwenden, ich muss erst einmal einen Plan haben, wie ich Newt sehen kann, ohne von den Schöpfern von A.N.G.S.T. erwischt zu werden. Ich bin nun auf der letzten Stufe, was bedeutet, ich darf Zeit mit den Testpersonen verbringen, das ist schon einmal ein enormer Vorteil. „Newt, du hast ja bisher ein Einzelzimmer. Ich muss es irgendwie versuchen, dass ich zum Beispiel das Essen für die Testpersonen servieren darf. Dann vereinbaren wir ein Klopfzeichen, dass du mir hier aufmachst. Ich könnte dich jeden Tag besuchen, allerdings nur wenige Minuten, Janson ist ziemlich aufmerksam und er merkt es, wenn ich zu lange wegbleibe. Für den Anfang ist das aber doch besser als nichts oder?", frage ich ihn und sehe ihn an. Newt legt seine Stirn kurz in Falten, anscheinend überlegt er gerade, was er von meinem Plan halten soll. „Das ist eine sehr gute Idee. Ich werde es so machen, dass wenn die anderen gehen, um Pause zu machen, dass ich dann noch etwas länger bleiben werde, um die Pause später beenden zu können. So wird es keiner mitbekommen, dass ich auf mein Zimmer verschwinde und dort auch Essen werde, da die anderen bis dahin schon mit ihrem Essen fertig sind." Ich nicke ihm zu, das hört sich doch ganz in Ordnung, natürlich können wir den Plan noch verbessern, doch nun ist es überhaupt erst einmal wichtig, dass wir überhaupt einen Plan haben. Ich lehne mich ein Stück zurück, an Newts Wand und lasse meinen Blick durch sein Zimmer schweifen. „Schön hast du es hier", sage ich und ich meine es auch so. Diese Zimmer ist besser als das, was er zu Hause hatte. Es befindet sich nicht viel in ihm. Lediglich dieses Bett, ein Stuhl und ein Tisch, doch er kann sich hier zurückziehen, das ist wichtig. „Ich vermisse früher", platzt Newt völlig unvermittelt dazwischen. Wie kommt er jetzt auf einmal auf das Thema? Ich lehne mich vor und drehe mich in seine Richtung. Seine braunen Augen sind auf meine fixiert. „Wir konnten uns vertrauen. Ich muss gerade an unseren Besuch im Museum denken, als du im Rollstuhl saßt. Wir hatten so viel Spaß zusammen gehabt und waren uns an diesem Tag so nahe. An diesen Tag muss ich ständig denken. Ich liege abends völlig ausgelaugt in meinem Bett, fühle mich einsam, da niemand für mich da ist und muss daran denken und dass du nicht hier bei mir bist. Dass du dich auf die andere Seite geschlagen hast. Wir beide als Team waren überzeugt gegen A.N.G.S.T. doch du bist nun für sie." Seine Worte lösen eine solch große Regung der Gefühle in mir aus. Ich habe meine Einstellung A.N.G.S.T. gegenüber geändert, sie sind zwar noch immer meine Familie, doch ich teile nicht immer dieselben Ansichten wie sie. Das, was sie mit den Testpersonen unternehmen, ist zu viel für sie. Früher oder später wird das Labyrinth fertig sein und die Testpersonen werden da reingeschickt werden. Bis es noch nicht fertig ist, brauche ich mir keine Sorgen zu machen, aber wenn sie Newt da reinschicken werden, werde ich ihn wieder verlieren. Das kann ich nicht zulassen. Mir laufen Tränen die Wange hinunter, während ich Newt in seine haselnussbraunen Augen sehe. Ich habe ihn so lieb, er ist der wichtigste Mensch auf dieser Welt. „Newt, A.N.G.S.T. macht Fehler, doch ich muss bei ihnen bleiben, wenn ich sie verrate, werden sie mich umbringen. Wir müssen das beste aus der Situation machen. Doch eins will ich, dass du es immer weißt: Ich werde immer für dich da sein. Ich habe dich lieb und du bist mein bester Freund." Newt blickt mich erst eine Sekunde ungläubig an, doch dann breitet er seine Arme aus und schließt mich in sie. Er umarmt mich so fest, dass ich fast erdrückt werde, doch seine Nähe tut mir so gut, dass ich nie wieder will, dass er mich loslässt. „Ich habe dich auch lieb, Maria." Wir lehnen uns nach hinten, noch immer eng umschlungen und halten uns einfach nur fest. Es ist das, was meine kaputte Seele braucht, das, was ich mir seit fünf Jahren wünsche. Ich bin mir sicher, dass niemand glücklicher sein könnte, egal ob man einen besten oder festen Freund hatte, selbst, wenn Newt eine feste Freundin hat, weiß ich, dass ich seine beste Freundin bleiben werde, und wenn er jemand anderen liebt, dann muss ich das akzeptieren, egal wie schwer mir das fallen wird. Wir haben einander und können uns nun auch sehen. Das ist weitaus mehr, als ich mir jemals hätte Träumen lassen können.