2.
11 Jahre zuvor
Ich renne aus dem Haus und in den Keller, aus dem ich mein Fahrrad hole. Mom war so gnädig und hat mir erlaubt, da ich heute viel im Haushalt mitgeholfen habe, draußen etwas spielen zu gehen. Ich liebe es, mit meine Freunden auf den Straßen, Spiele zuspielen, zu erzählen oder Touren mit unseren Fahrrädern zu machen. Ein Freund von mir hat mal erzählt, dass sein Dad gesagt hat, dass wir froh sein können, in dieser Siedlung zu leben, da es den Leute außerhalb der Mauer nichts so gut gehen würde. Dort hätten die Kinder keine Fahrräder und können nicht spielen. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, dass es so etwas geben soll, deswegen haben Newt und dich beschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen. Wir wollen einen Blick außerhalb der Mauer werfen, obwohl wir wissen, dass das strengstens verboten ist, wir halten es vor Neugierde nur kaum aus. Vielleicht wollen die Kinder dort auch mit uns spielen. Ich schiebe mein Fahrrad auf der Straße zu Newts Wohnung und klingele drei mal. Das ist unser Zeichen, dass wir wissen, wer vorbei kommt. In den letzten Jahren sind wir beide zu echt guten Freunden geworden, wobei meine Eltern nichts davon wissen, dass wir uns besuchen. Eines Tages, nachdem ich Newt auf dem Spielplatz getroffen habe, hat meine Mutter gemeint, dass die Familie verrückt sei, was wohl an Newts Dad liegt, der vor einigen Monaten von irgendjemandem abgeholt wurde. Seitdem ist Newt sehr traurig und ich versuche ihn immer abzulenken. Newt tritt aus der Haustür, ebenfalls mit seinem Fahrrad. Er nickt mir betrübt zu. Heute scheint wohl wieder ein Tag zu sein, an dem er seinen Dad besonders vermisst. Obwohl ich nicht weiß, wie er sich fühlt, tut er mir so leid. Dies ist auch ein Grund, warum ich mich trotz des Verbotes meiner Mutter mit ihm treffe. „Ist heute der Tag?", fragt er interessiert und ich kann trotz seiner ganzen Trauer Neugierde in seinem Blick erkennen. Ich bin froh, dass er es wirklich wie ich durchziehen will. „Ja, du versprichst mir doch, dass du es niemandem erzählst, oder? Newt, das darf niemand erfahren, noch nicht einmal deine Mom, verstanden?", frage ich ihn ernst. Er nickt mir zu und ich erkenne, dass er mir die Wahrheit sagt. „Dann mal los." Newt schwingt sich auf sein Fahrrad und radelt los in Richtung Stadtmauer. Ich atme einmal tief durch und folge ihm. Mir ist etwas mulmig zu Mute, doch ich freue mich, endlich mal Klarheit zu bekommen. Nach wenigen Minuten haben wir den Rand der Stadt erreicht, vor uns erstreckt sich der Zaun, an dem wir beide schon seit einer ziemlich langen Zeit immer wieder, ein kleines Stück an unserem Loch weiterarbeiten, damit wir heute da durchpassen. Ich schmeiße mein Fahrrad bei Seite und folge ihm durch das Loch, durch das wir wirklich passen. Da hat sich unsere Arbeit zum Glück gelohnt. „Bist du bereit?", flüstere ich ihm zu, als wir den ersten Bereich des Gebiets außerhalb der Mauer erreicht haben. Im Moment bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das wirklich so eine gute Idee war, denn der Geruch hier ist nicht gerade einladend auf mich. Es riecht eklig, widerlich und nach Verwesung, als würden hier Menschen leben, die sich nie waschen würden. Vielleicht ist es ja sogar so, ich weiß es ja schließlich nicht. Newt nickt mir zu und greift nach meiner Hand, er zieht mich ein paar Meter weiter vorwärts, so biegen wir in eine kleine, dunkle Gasse ein. Es ist gruselig hier, dunkel, wie der Tod und ich habe Angst. Was ist das hier für ein merkwürdiger Ort? Wie können hier Menschen leben? Alles ist total heruntergekommen, schmuddelig und zerstört. Die Häuser sehen aus, als würden sie in der nächsten Sekunde zusammenbrechen, wenn man sie auch nur anfassen würde. Kaum ein Mensch ist auf der Straße und die Atmosphäre ist total angespannt. Nicht so wie bei uns, da man von seinen Nachbarn freundlich begrüßt wird. Langsam habe ich echt keine Lust mehr hier zu sein. Newt hält meine Hand ganz fest. Was ist denn auf einmal los? Da merke ich es auch. Ein paar Menschen, eher Gestalten haben sich um uns versammelt. Unter ihnen ist auch ein Kind. Sie haben dreckige Kleidung, fettige Haare und stinken nach Erbrochenem. „Na, wer seid ihr Süßen denn? Seid ihr hier zum Spielen?" Ein Mann legt mir seine Hand auf die Schulter und ich zucke vor Ekel zusammen. Wir müssen hier weg! Hilfe! Seine Hand ist von Adern überzogen, die pulsieren, wie als würden sie gleich platzen. „Bleibt doch ein bisschen bei uns. Wir tun euch nichts!", eine Frau fängt hysterisch an zu lachen und legt ihren Arm um Newt, der mich mit schreckensgeweiteten Augen und einem käsebleichen Gesicht betrachtet. „Lassen Sie ihn los!", brülle ich und ziehe ihn zu mir, was sie nur noch mehr lachen lässt. Bitte, ich will hier weg! Warum haben wer das nur getan? Wir hätten auf die anderen hören müssen! Was haben sie den Menschen hier nur angetan, dass sie so komisch sind? Mein Magen schnürt sich vor Angst zusammen, als mir einfällt, dass ich Newts Dad auch mal so gesehen habe. Die Leute hier haben das Gleich wie er. Wie schlimm muss es dann für Newt erst sein? „Ganz ruhig, Kleine! Es ist alles in bester Ordnung! Wir wollen doch nur ein bisschen feiern mit euch! Kommt doch mit, um die Ecke befindet sich eine Disko, da können wir den ganzen Tag bis in die Nacht feiern! Panisch greife ich nach Newts Hand und blicke um mich. Hier muss es doch irgendwo einen Fluchtweg geben? Da! Zwischen den Beinen zweier Personen ist eine winzig kleine Lücke, doch wenn wir uns ducken und schnell sind, könnten wir es schaffen! Ich tippe Newt auf die Schulter und deute heimlich zwischen dien Beine! Auf Drei, forme ich stumm mit meinen Lippen und er nickt mir ängstlich zu. „Eins. Zwei. Drei!", flüstere ich und dann stürmen wir los, zurück zur Mauer, ohne uns noch einmal umzublicken. Wenn sie uns jetzt einholen, sind wir verloren. Doch wir schaffen es, uns zurück durch den Zaun zu kämpfen. Erleichtert und voller Schweiß sinken wir auf dem Boden zusammen. Was ist nur mit der Welt los? Was haben die Leute?
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