Kapitel 5
Liam POV
Ich hatte es echt nicht glauben wollen, als Harry uns das mit dem Hundehybriden vor seiner Tür verkündet hatte. Nun aber musste ich es glauben. Es war tatsächlich Realität und nicht nur ein abgedrehter Traum oder ein Prank von einem meiner Freunde.
Niall war inzwischen zu Louis ins Wohnzimmer gegangen, während Harry und Zayn weiterhin mit mir am Tisch saßen und darüber nachdachten, was man tun konnte.
Das Harry ihn nicht wieder an die Forscher übergeben würde war mir in dem Moment klar, als er mit ihm in die Küche gekommen war. Selten hatte ich Harry so fürsorglich, so liebevoll und so sanft mit jemanden gesehen, wie mit Louis.
Sicher war er schon immer ein lieber Kerl, jemand der anderen half und viel Wert auf Freundlichkeit legte. Was aber meist fehlte war die Verbindlichkeit dahinter.
"Und wenn wir ihn einfach auf ewig verstecken?", wurde ich von Harrys Frage aus den Gedanken gerissen.
"Das ist ja wohl schlecht möglich. Louis kann nicht für immer eingesperrt bleiben. Das wäre ja dann nichts anderes, als im Labor. Nur das er sich frei bewegen dürfte und nicht misshandelt wird.", Zayn schüttelte den Kopf, schob seinen Teller, der noch immer vor ihm stand, zur Seite.
"Aber wenn er raus geht besteht die Gefahr, dass er erkannt wird. Ich weiß nicht, wie er auf Dauer seine Rute und die Ohren so verstecken kann, dass niemand das sieht. Na und von den aktuellen Suchanzeigen mal ganz abgesehen.", Harry raufte sich die Haare, seufzte und ließ sich nach hinten gegen die Lehne sinken.
"Und wenn du ihn erstmal zu deiner Mutter aufs Land gibst? Da würde vermutlich niemand nach ihm suchen, der nächste Nachbar ist 2 km entfernt. Da könnte er sich draußen austoben, ohne das ihn jemand zu Gesicht bekommt.", schlug ich vor und sofort stand absoluter Widerstand in seinen Augen geschrieben. Er wollte sich partout nicht wieder von diesem Hundehybriden trennen, koste es, was es wolle.
"Nein! Dann, dann will sie ihn behalten. Nein! Ich, er soll bei mir bleiben!", kam es auch sogleich schon fast mit kindlicher Trotzstimme.
"Schon gut.", ich lehnte mich zurück, rieb mir über das Gesicht.
"Als allererstes müssen wir erst einmal in Erfahrung bringen, wer genau Louis sucht. So wie es klang, suchten sie über das Fernsehen ja eher einen Verbrecher. Als Abschreckung an die Leute. Wie wäre es, wenn wir einen Hinweis an diese Nummer geben, sagen, wir hätten ihn gesehen, um erstmal mit diesen Typen in Kontakt zu kommen?", schlug Zayn vor und ich nickte.
Die Idee war nicht dumm. Man sollte seinen Feind gut kennen, um sinnvoll agieren zu können.
"Aber wir sagen nicht wo. Schon gar nicht hier in der Nähe. Sonst suchen sie doch nach ihm und finden ihn.", Harry wurde leicht blass.
"Für wie dumm hältst du mich?", der Schwarzhaarige schüttelte genervt den Kopf.
"Ich rufe die an. Sage, ich bin der Meinung ich hätte diesen Typen aus dem Fernsehen in Bradfort gesehen, als ich meine Eltern besucht habe. Das ist weit genug weg, oder?", er sah Harry an und der nickte zufrieden.
"Ja, ja das hört sich ganz gut an.", stimmte er zu und ich sah, wie Zayn doch wieder leicht zu lächeln begann.
"Wann soll ich denn anrufen? Jetzt gleich, morgen?", er holte sein Handy raus und ich riss das Wort an mich.
"Mach es jetzt. Direkt, damit wir einen Schritt voran kommen. Es hinauszuzögern macht keinen Sinn. Wir müssen zusehen, dass wir Erfolge sehen. Am besten sagst du, du willst dich mit ihnen persönlich treffen, um deine Informationen preis zu geben. Halt wie ein richtiger Informant.", ich grinste, fühlte mich plötzlich wie in einem der Krimis, die ich so gern im Fernsehen sah.
"Gut. Dann, dann schaue ich jetzt erstmal nach, dass alle Nachverfolgungsmöglichkeiten von meinem Handy ausgeschaltet sind und dann bestellen ich sie am besten... ja was meint ihr, wohin?", er hob die Augenbraue und wir zuckten zusammen, als Niall laut rief.
"Nandos. Trefft euch bei Nandos."
XXX
Harry POV
Zayn war gerade oben um nun tatsächlich die Nummer anzurufen, die sie eingeblendet hatten und Niall war zurück in die Küche gekommen, weil Louis wohl einfach auf dem Teppich eingeschlafen war.
"Harry, er ist echt total süß.", der Ire strahlte über das ganze Gesicht und ich seufzte.
"Ich weiß und das ist auch ein echtes Problem.", ich fuhr mir durchs Gesicht. Er dürfte all das nicht sein. Weißt du, er ist hübsch und süß und einfach nur..."
"Anziehend?", half mir Liam aus und ich nickte
"Aber man darf doch nicht so empfinden, er ist doch kein richtiger Mensch. Er ist ein...", ich schluckte und meine Freunde stöhnten.
"Harry, sagst nicht sonst immer du, dass es eigentlich egal ist, was man ist, wenn man sich nur liebt? Hältst du uns nicht immer Predigten darüber, kriegst aber selbst nichts auf die Reihe", Liam sah mich leicht belustigt an.
"Wenn der Herr halt mit einem Hybriden glücklich werden würde, dann ist es halt so. Meine Güte, Die Welt ist heute offen. Schwul, lesbisch, bi, Pan... ich kann gar nicht alles aufzählen.", er grinste mich an und ich zuckte mit den Schultern.
"Aber.. aber.. Louis weiß vermutlich nicht mal, was das bedeutet und ich kenne ihn ja nicht wirklich. Sicher ist da diese Anziehung, gerade auch optisch, aber das heißt ja nicht, dass da mehr ist.", versuchte ich mich ein wenig rauszureden und Niall lachte.
"Na wenn es denn so ist, dann nehme ich Louis übers Wochenende mit zu mir. Er wird bestimmt ne Menge Spaß haben und nichts dagegen haben.", er schmunzelte, als ich sofort wild den Kopf schüttelte.
"Keinesfalls.", ich betonte meinen Ausspruch mit einer entsprechenden Handbewegung und nun lachte auch Liam.
"Schon klar, Harry. Keine Gefühle, schon klar.", sie zwinkerten mir zu und ich merkte, wie ich in mich hinein grummelte.
So ein Blödsinn. Ich hatte mich Jahre nicht verliebt, verknallt oder so und dann in einen Hybriden, der nicht mal richtig reden konnte, keine Marnieren hatte und den ich gerade mal zwei Tage kannte. Alles einfach nur absoluter Blödsinn.
XXX
"Nachher, 14 Uhr bei Nandos.", Zayn kam grinsend die Treppe herunter, wedelte sein Handy hin und her. "Sie wollten sich erst nicht treffen, wollten einfach nur die Information. Aber dann habe ich gesagt, dass das nicht geht, weil ich nur Vis-A-Vis Informationen weitergebe. Na und dann haben sie sich drauf eingelassen."
"Wer ist denn die? Wie haben sie sich gemeldet?", ich sah ihn gespannt an und er runzelte die Stirn.
"Nichts, nicht irgendwie mit Polizeistation, Labor oder Krankenhaus sowieso. Es hat sich einfach nur ein Typ mit dem Namen Smitter gemeldet. Als ich dann fragte, für welche Organisation er tätig wäre, sagte er es tut nichts zur Sache.", er sah in der Runde herum. "Und er meinte, dass wenn mein Hinweis zum Erfolg führen würde, eine Prämie von 5000 Pfund auf mich warten würde."
"Wow, denen ist Louis aber echt wichtig.", Niall stand der Mund offen, den Liam kurz danach von unten zudrückte.
"Na überleg doch mal. Einen Hybriden, den es eigentlich nicht gibt, lässt man sicher nicht gern auf der Straße frei herum laufen. Menschenversuche sind verboten und das ist ja nun einer, ohne jegliche Frage. Die werden alles tun, um die Menschen, die davon wissen zum Schweigen zu bringen, oder aber Dinge zu vertuschen.", erklärte Liam.
"Tuschen?", Louis stand plötzlich in der Tür. Die Ohren hingen noch verschlafen herunter und er hatte seinen Schwanz im Arm, rieb damit unter der Nase herum.
"Nein, nicht tuschen. Weißt du überhaupt was das ist?", fragte Liam.
"Nö.", Louis schüttelte den Kopf, drehte sich einmal im Kreis, ließ seine Rute los und begann dann irgendwie hinterher zu jagen.
"Wie Scooby.", Liam schüttelte grinsend den Kopf, ehe Niall sich gegen jenen schlug.
"Hey, das machen doch nur dumme Tiere!", rief er Louis zu, der sofort stoppte und die Zähne in Nialls Richtung fletschte.
"Louis nicht dumm!", knurrte er, bevor er ihn fixierte und nun langsam auf ihn zu lief.
"Louis. Nicht.", ich sprang auf, wollte ihn packen, doch er war irgendwie schneller, entwischte mir und stürzte sich auf Niall.
Dieser fiel mit einem Quietschen mit samt dem Stuhl nach hinten, als Louis auf ihn sprang.
"Ich hab ihn!", Liam hatte zum Glück schneller als ich reagiert, hatte Louis am Shirt gepackt und hielt ihn nun ein paar Zentimeter von dem Blonden entfernt fest.
"Vielleicht ist er ja doch gefährlicher, als wir denken.", Zayn runzelte die Stirn, sah zu, wie Liam Louis ein Stück wegzog, dieser sich aber zum Glück auch nicht mehr wehrte.
"Nicht doof. Nicht dumm!", brummte dieser weiter, bevor er sich langsam wieder zu beruhigen schien.
"Nein, so meinte ich das doch auch gar nicht.", Niall war noch immer ziemlich geschockt, sein Gesicht war blass und sein Atem ging hektisch. "Du bist doch nicht dumm. Auf keinen Fall!", versuchte er gerade seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und dann handelte ich, griff Louis mit einer Hand im Nacken, so wie ich es auch in den Tierdokus gesehen hatte, zog ihn mit zu mir und löste ihn so aus Liam Griff.
"Es gibt hier ein paar Regeln, mein Lieber.", sagte ich nun ernst und sein Kopf fuhr zu mir herum, soweit es meine Hand zuließ. "Es wird hier niemand angeknurrt oder gebissen, egal was er sagt. Ich bin hier der Herr im Haus. Ich entscheide, wer etwas sagen darf oder auch nicht. Du, hast gar nichts zu sagen.", ich schüttelte ihn noch einmal kräftig, ehe ich ihn losließ.
Louis war zu Boden gesackt, seine blauen Augen waren weit aufgerissen und mit Schrecken erkannte ich, dass ich wohl mit meiner Erziehungsmaßnahme zu weit gegangen war.
Bevor ich überhaupt noch hatte reagieren können, war er schon aufgesprungen und die Treppe nach oben gerast.
"Das war wohl ein bisschen übertrieben.", Zayn schüttelte den Kopf, sah die Treppe hinauf, über die Louis verschwunden war.
"Ich denke auch, Erziehung gut und schön, aber er hat mir ja nichts getan. Und... und das mit dem Schütteln. Ich weiß, es machen Hundeeltern mit ihren Welpen. Aber Louis ist weder ein Welpe, noch ein richtiger Hund.", Niall sah etwas zerknirscht zu mir hinüber. "Ich denke du solltest hoch gehen, mit ihm reden. Wir kümmern uns in der Zeit um Mittagessen."
"Er hat Recht, Harry. Du hast zwar grundsätzlich Recht gehabt, ihn zu maßregeln, aber die Art und Weise... Er hat erst Vertrauen aufgebaut, es kann sein, dass du das gerade wieder verspielt hast.", ich hasste Liams rationale Denkweise, aber ich musste auch zugeben, dass er vermutlich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
Ich hatte Louis in gewissem Maße die gleiche Gewalt angetan, die er im Labor erlebt hatte...
"Ich gehe mit ihm reden. Ja, bestellt was zu essen. Ich hoffe, es ist nicht zu viel kaputt gegangen."
XXX
Mein Herz raste, als ich die oberste Stufe überwand und auf mein Schlafzimmer zusteuerte. Wenn ich wetten könnte, würde ich wetten, dass Louis unter dem Bett lag und natürlich hätte ich diese gewonnen.
Als ich ins Schlafzimmer kam, hörte ich ein verzweifeltes Fiepen.
"Louis?", fragte ich in den Raum, bückte mich erstmal nicht herunter, um ihn nicht noch mehr Druck auszusetzen. "Hör zu, es tut mir leid. Ich habe überreagiert. Weißt du, ich habe im Fernsehen gesehen, wie Hundemütter ihre Welpen erziehen und da ist das Schütteln etwas Normales. Ich wollte nur, dass du lernst, dass du dich so nicht verhalten darfst.", versuchte ich ihm zu erklären. "Bitte, komm raus."
Leider hörte das Fiepen nicht auf und als ich unter das Bett sah, zerriss es mir förmlich das Herz.
Louis lag eingerollt unter dem Bett, er weinte und fiepte kläglich und schien komplett in seiner eigenen Welt versunken. Verdammt, wahrscheinlich hatte ich ihn gerade massiv retraumatisiert.
"Louis, bitte. Komm schon. Ich nehme dich in den Arm. Dann wird alles wieder gut.", ich setzte mich nun im Schneidersitz vor das Bett, sah auf das Bündel, was immer noch bebte, jedoch nicht die Anstalt machte, sich mir zuzuwenden.
Es war schon gut eine Stunde vergangen, als Liam den Kopf ins Schlafzimmer steckte. Seine braunen Augen sahen mich traurig an, als er bemerkte, dass Louis noch immer unter dem Bett lag.
"Er beruhigt sich nicht.", sagte ich, hörte meine eigene Traurigkeit deutlich heraus.
"Lass mich mal. Geh du mal runter zu den Anderen. Die Pizza ist schon da.", er lächelte mich warm an und auch wenn ich den Hybriden ungern allein lassen wollte, wusste ich, dass wenn einer vernünftig mit ihm reden konnte, Liam war.
"Gut. Bitte, bitte sei sanft.", sprach ich noch die Bitte aus, bevor ich das Zimmer verließ.
"Sowieso, Harry.", hörte ich noch als Antwort, als ich bereits die Treppe nach unten ging.
XXX
"Und?", Niall sah mich hoffnungsvoll an, doch ich schüttelte nur den Kopf, ließ diesen dabei hängen.
"Er ist nicht herausgekommen. Hat nur geweint und gefiept. Er hasst mich jetzt bestimmt und vertrauen wird er mir auch nicht mehr.", ich ließ mich aufs Sofa sinken, bevor ich mein Gesicht in meinen Händen versteckte.
"Liam macht das schon.", Zayn klopfte mir kumpelhaft auf den Rücken. "Du wolltest nur sein und unser Bestes. Manchmal macht man einfach Fehler, aber man lernt daraus. So und nun iss was, sonst wird es kalt."
Ich aß mit langen Zähnen eine Ecke der Pizza, als wir Schritte auf der Treppe hörten. Sofort riss ich meinen Kopf herum und mir traten die Tränen in die Augen, als ich begriff, was meine Augen meinem Gehirn gerade zeigten.
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