Kapitel 17
Harry POV
Mein Herz raste, als ich auf das Chaos sah, dass einmal mein Garten gewesen war.
Überall im kompletten Garten waren kleinere und größere Stück vom Rasen weggegraben worden. Mal tiefer, mal weniger tief. Louis der neben mir stand hüpfte fröhlich von der Terrasse zu dem größten Loch und deutete darauf hin.
"Hier. Loch perfekt. Da, da, da nicht. Hier gut.", seine Rute wedelte wild und die Ohren wackelten.
Mein Blick ging über den vollkommen zerstörten Rasen, den ich über die Jahre so schön gepflegt hatte und für den ich regelmässig Komplimente bekam. Jetzt sah er aus wie der Rasen im Wembleystadion, nach einer Fußballweltmeisterschaft.
Mit Tränen in den Augen ging ich Louis hinterher, sah auf das vielleicht 1 x 2 Meter große und 20 Zentimeter tiefe Loch, was er scheinbar, wie auch die anderen, mit seinen Händen gegraben hatte, denn eine Schaufel oder einen Spaten konnte ich nirgends entdecken.
"Gerührt? Harry freut sich?", fragte er mich, deutete die Tränen des Frustes, der Wut und der Enttäuschung falsch. Das waren keine Freudentränen, denn eigentlich brauchte ich kein Loch für den Pool. Der Pool war einfach zum Aufstellen und nicht...
Ich kämpfte innerlich mit mir. Wollte ihm meinen Ärger nicht zeigen, denn eigentlich hatte er es doch wirklich gut gemeint. Meine Zähne bissen aufeinander, dachten an meine Mutter, die früher Katzen hatte, die regelmässig tote Mäuse nach Hause geschleppt hatten. Auch da musste man sie loben, für das "tolle" Geschenk, dass sie einem machten, auch wenn man es eigentlich widerlich fand.
"Lou, also...", ich atmete tief durch, fuhr durch meine Haare. "Du hättest dir doch nicht so viel Arbeit machen brauchen. Wir stellen den Pool doch einfach auf den Rasen.", erklärte ich und die Augen des Hybriden verengten sich.
"Pool im Loch. Immer im Loch. Gesehen im Fernsehen.", er deutete zurück zum Wohnzimmer und ich seufzte.
"Ja, einen festen Pool, gemauert, Louis. Aber wir haben nur einen kleinen Pool. Pass auf. Du versuchst die anderen Löcher im Garten wieder ein wenig zu zu machen, sodass da wieder neuer Rasen wachsen kann, während ich den Pool anfange aufzubauen. In Ordnung?", die blauen Augen musterten mich einen Moment, ehe er auf mich zusprang, seine Arme um mich legte.
"Harry traurig, wegen Pool. Lou will nicht, dass du traurig bist.", der dreckige Kerl drückte mich an sich, leckte mir über die Wange, bevor er seinen Kopf kurz an mir rieb.
"Lou wird mit Harry spielen. Dann wieder glücklich.", verkündete er und sprintete los, um einen Ball zu holen und ihn mir zu bringen.
XXX
Nach dem ich die Poolsachen aus dem Auto geräumt hatte, war ich innerlich schon wieder ruhiger. Mit einem Hybriden musste man sich einfach damit abfinden, dass nicht mehr alles so ruhig und glatt verlief und man mit Kollateralschaden rechnen musste.
"Wie helfen?", Lou hüpfte wie wild um die Kartons herum und ich kratzte mir am Kopf. Eigentlich konnte ich ihn nun wirklich nicht dabei gebrauchen. Vermutlich würde er auch hier mehr Schaden anrichten, als Hilfe sein.
"Ich rufe Niall an, der kann mit dir spielen und Liam kommt sowieso gleich, der hilft mir beim Aufbau.", für einen Moment wirkten die blauen Augen enttäuscht, dass er nicht helfen durfte, aber als er realisierte, dass sein Lieblingsspielgefährte kommen würde, sprang er schon wieder los, holte mein Handy vom Tisch und hielt es mir strahlend hin.
"Niall, toll. Schnell soll hier.", ich grinste, wählte die Nummer des Blonden und der sagte natürlich sofort zu. Aber nur unter der Bedingung, dass er nachher mit uns Anbaden dürfte.
Liam erschien ein paar Minuten, nachdem ich bereits alle Teile auf dem Rasen ausgebreitet hatte und Louis ständig ermahnen musste, nichts wegzutragen, oder damit herumzuspielen.
"Lass es liegen.", schimpfte ich gerade wieder, als er die Pumpe gerade hoch und runter drehte, die Knöpfte drückte.
"Na ihr Zwei!", Liam war durch den Seiteneingang direkt in den Garten gekommen, grinste als er uns auf dem Rasen sah.
"Ich weiß gar nicht, wofür du mich noch brauchst. Mit Louis hast du doch einen perfekten Helfer.", er deutete schadenfroh auf die Löcher überall im Rasen. "Vermutlich wollte er dir gleich noch einen 18 Loch Golfplatz anlegen.", ich schnaubte, musste aber dann doch lachen.
"Mach dich nicht lustig.", ich schlug ihm leicht gegen die Schulter und sah zu Louis, der scheinbar gerade die Reinigungstabletten gefunden hatte und eine am Auspacken war.
"Stop!" schrie ich panisch, als seine Zunge bereits herausschnellte um daran zu lecken.
"Das ist giftig!", Louis Kopf glitt zu mir und während er die Worte aufnahm, ließ er sofort die Tablette panisch auf den Boden fallen, sprang nach hinten und sah sie an, wie Gemma immer die Hauswinkelspinnen angeschaut hatte, die ins Haus kamen.
"Alles gut. Lass sie einfach liegen, ich räume sie dann weg.", ich schüttelte schmunzelnd den Kopf, sah zu Liam, der sich bereits daran machte, den Pool auseinander zu ziehen.
"5x5 Meter ist gar nicht schlecht, Harry.", sagte Liam anerkennend, während er versuchte den Boden glatt zu ziehen.
"Ja, ich denke mal, dass braucht es auch, wenn unser Wildfang darin toben will.", ich deutete auf Louis, der gerade einem Vogel hinterher jagte.
XXX
Niall war kurze Zeit später gekommen und kümmerte sich wie immer hervorragend um Louis, sodass Liam und ich schnell voran kamen und nach nicht mal zwei Stunden entspannt auf der Terrasse saßen, ein Bier in der Hand und dabei zusahen, wie das Wasser aus dem Gartenschlauch in den Pool strömte.
Niall hatte sich uns angeschlossen, während Louis neben dem Pool hockte und vollkommen fasziniert dem Wasserstrahl zu sah.
"Und wie war das Gespräch mit diesem Journalisten?", wurde Liam irgendwann ernst und sah mich fragend an.
"Ich fand es sehr gut. Er hat auch Louis kennengelernt und er will sich in Kürze melden. Er meinte sogar, wir könnten ja eine Serie machen, statt nur eine Dokumentation, aber da war ich dagegen. Ich will nicht das Privatleben Preis geben und wer weiß, was Louis nachher aus Versehen ausplaudert.", ich fuhr mir durch die Haare, dachte an unsere amourösen Aktionen, die im Bett passiert waren.
"Vermutlich hast du Recht. Wichtig ist, dass erreicht wird, dass Louis raus kann, ohne Gefahr zu laufen, dass ihn die bösen Männer wieder schnappen und zurück ins Labor schleppen.", fasste Niall zusammen. "Alles andere ist nur ein Zusatz. Ich hoffe echt, dass das kurzfristig klappt. Louis möchte doch bestimmt die Welt erkunden, oder?", der Blonde grinste, als der Hybrid seinen Ball geholt und diesen ins Wasser geschmissen hatte. Durch das laufende Wasser wurde der aber von ihm weggetrieben, sodass er um den Pool hetzte und irgendwie versuchte wieder an das gelbe Ding heran zu kommen.
"Das geht doch nie gut.", grinste Liam, deutete auf das weite Überlehnen und einknicken des Poolrands.
"Pass auf Lou, du fällst sonst gleich...", sagte ich noch und in dem Moment verlor er bereits den Halt und klatschte mit einem Platschen auf dem bereits etwa 50 cm hohem Wasser auf.
"Kalt!", fiepte er, strampelte mit Armen und Beinen und war schneller aus dem Pool, als unser bloßes Auge es sehen hatte können.
"Harry.", die blauen Augen sahen mich panisch an, als er an sich herunter sah. Die Klamotten komplett durchnässt, die Haare hingen ihm in Tränen ins Gesicht, während er auffällig mit den Zähnen klapperte.
"Also vom Labrador stammst du schon mal nicht ab.", brachte es Niall trocken auf den Punkt und ich kicherte.
"Ich geh mal rein und hole mal ein Handtuch für deine kleinen verfrorenen Kerl.", Liam zwinkerte mir zu, lief nach drinnen, während ich Lou davon versuchte abzuhalten bei mir auf dem Schoß nach Wärme zu suchen.
XXX
Der Nachmittag war schon weit fortgeschritten, der Pool inzwischen vollgelaufen, doch der, für den der Pool eigentlich gedacht war, stand daneben und sah uns alle an, als hätten wir einen an der Schüssel.
"Komm schon rein.", Niall warf den Ball auf und ab, den er mit rein genommen hatte, sah zu Liam.
"Kalt.", sagte er nur, schüttelte den Kopf, umfasste seinen Körper mit den Armen. Noch immer war von der Sturzaktion nachhaltig beeindruckt und weigerte sich nun partout mit uns baden zu gehen.
"Nun stell dich nicht an. Es ist nicht so kalt. Wir haben doch zum Schluß sogar noch ein bisschen warmes Wasser aufgefüllt. Los, sei keine Memme.", motivierte ihn Liam und überlegte kurz.
"Harry ist bestimmt ganz traurig, wenn er sich all die Arbeit gemacht hat, extra für dich und du ihn jetzt so enttäuscht."
Ich sah Liam geschockt an. Das war fies, richtig fies, Louis über diesen Weg bewegen zu wollen. Emotionale Erpressung nannte man sowas und ich hasste Menschen die das taten.
Als ich gerade etwas dazu sagen wollte, platschte es auf einmal neben mir und die blauen Augen, sahen mich weinaufgerissen an, als die Kälte den Hybriden an diesem Tag zum zweiten Mal heimsuchte.
"Kalt.", fiepte er, wie vorher schon und ich zog ihn auf meinen Schoß, umschloss ihn mit meinen Armen.
"So schlimm ist es nicht. Du musst dich nicht nur ein bisschen bewegen, komm wir spielen mit dem Ball."
Das das der Startschuss für eine Wasserschlacht werden würde, hatte ich auch nicht gedacht, aber durch das Spiel vergaß er das kalte Wasser und kurze Zeit später jauchzten Niall und Louis so laut, dass ich Angst hatte, dass die Nachbarn uns gleich die Polizei auf den Hals hetzten würden.
XXX
Wir waren gerade alle wieder abgetrocknet und ich hatte für uns eine Pizza in den Ofen geschoben, als mein Handy klingelte.
"Guckst du mal, wer das ist, bitte?", fragte ich Liam, der gerade den Küchentisch deckte.
"Roman!", sagte er, reichte mir das Telefon rüber und ich nahm mit einem Lächeln das Gespräch entgegen.
"Hey. Was gibt es Neues?", fragte ich direkt und der Journalist seufzte.
"Ich habe Neuigkeiten, ja. Aber die werden dir nicht gefallen.", hörte ich ihn sagen. Seine Stimme klang belegt und nicht so fröhlich, wie ich ihn hier kennengelernt hatte.
"Die Versuche, die mit den Hybriden gemacht wurden, die waren nicht auf privater Basis, Harry. Das Ganze ist viel größer, als ich vermutet habe. Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt und so wie es aussieht, ist die Regierung involviert. Das heißt, wenn wir es tatsächlich aufdecken wollen, legen wir uns mit der Obrigkeit an. Was das bedeutet, muss ich dir sicher nicht erzählen, oder?", fragte er und ich schluckte hart, fuhr mir durch die Haare.
"Und jetzt?", ich biss mir auf die Lippe, sah zu Louis, der vor der Ofentür hockte und der Pizza beim Backen zusah.
"Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Es ist riskant, es öffentlich zu machen. Andererseits können sie dir eigentlich nichts, wenn du bereits offen aufgetreten bist. Sollten sie uns aber vorher zu packen kriegen... Du weißt, dass unbequeme Menschen manchmal einfach verschwinden? Es wäre nicht das erste Mal..."
"Oh man. Ich weiß nicht... aber wir können ihn auch nicht ewig verstecken. Kannst du kommen? Meine besten Freunde sind gerade hier. Vielleicht finden wir zusammen eine Lösung."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro